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Umgang mit Opiatabhängigen

 
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strangedays
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 03.06.2005
Beiträge: 60

BeitragVerfasst am: 09.06.07, 14:52    Titel: Umgang mit Opiatabhängigen Antworten mit Zitat

Hallo,

erstmal zur Vorgeschichte meiner Frage

ich bin seit 7 Jahren Opiatabhängig und seit 2 Jahren in einem Substitutionsprogramm. Seit einem Jahr nehme ich daran erfolgreich Teil ohne Beikonsum (nichtmal Alkohol an Silvester!), und mit Beruf+Abendgymnasium.... mir ist nun zum ersten mal folgendes passiert:

Beim Öffnen meiner Tagesdosisflasche L-Polamidon ist mir die Flasche aus der Hand geglitten und der Inhalt hat sich quer über den Teppich ergossen. Das bisschen von dem Inhalt welches ich noch retten konnte war kaum mehr ein zehntel der Lösung. Deshalb habe ich eine Dosis für morgen eingenommen, da ich heute noch einige wichtige Dinge zu erledigen hatte.

Ich sehe mich nun vor ein Problem gestelt: Sollte ich morgen (Nacht) merken, dass ich eine starke Entzugssymptomatik bekomme, so getraue ich mich nicht wirklich zum Rettungsdienst zu gehen.

Dass ich kein Polamidon bekomme, ist mir klar (ich habe zwar einen Substitutionsausweis, aber hierzulande wird in solchen Fällen selbst Schmerzpatienten ihre Medikation verwehrt, obwohl diese aus der Sicht vieler Ärzte ja "bessere Menschen" sind), aber erhoffe ich mir doch wenigstens z.b. ein sedierendes Medikament ohne Missbrauchspotenzial, damit ich schlafen kann.

Ich habe Angst vor der Erniedrigung durch den Notarzt, die ehem. Bekannten auch schon zu Hauf widerfahren ist.

Ich selbst wurde auf kaltem Entzug im Krankenhaus 2 Tage behalten, als ich dort wegen Rippenbrüchen war, das war die reinste Höllle, ich werde nie das Gesicht dieses Arztes vergessen. Schon damals war ich in Substitution (hatte den Auswies noch nicht)

Meine Frage an die Ärzte/Bereitschaftsärzte/Rettungskräfte hier in dem Forum: Wie würdet ihr mit einem Opiatabhängigen mit Subst. Ausw. in meiner Situation umgehen ?

LG
SDZ


editPS:

Eine kleine Anmerkung zur "Selbstverschuldung" der Abhängigkeit, denn mit dieser Argumentation kommen viele... Die Abhängigkeit ist natürlich selbst verschuldet. Das sehe ich selbstverständlich ein. Doch deshalb schlechter behandelt zu werden als z.B. ein Diabetiker, der durch falsche Ernährung an seiner Krankheit schuld ist, als ein Bandscheibenpatient durch Übergewicht, ein Herzpatient durch Rauchen, schlechter behandelt zu werden als jene Leute, will ich nicht ! Gerade bei der Erkrankung der (Opiat)abhängigkeit gibt es interindividuell tausende verschiedene Möglichkeiten, wie sich eine solche Krankheit entwickelt haben könnte. Ich kenne Schmerzpatienten, die durch den Missbrauch der Opiate süchtig wurden, es gibt Kinder, denen man Kodein zur Beruhigung gibt, all solche Faktoren sind zu berücksichtigen, wenn es um "Selbstverschuldung" geht.
_________________
~set the controls for the heart of the sun~

-------

liebe grüße,
sDz
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strangedays
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 03.06.2005
Beiträge: 60

BeitragVerfasst am: 10.06.07, 00:02    Titel: Antworten mit Zitat

ps:

Es würde mich auch freuen, zu hören, wie ihr als Arzt o.Ä. in einer solchen Situation reagiertet
_________________
~set the controls for the heart of the sun~

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liebe grüße,
sDz
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strangedays
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 03.06.2005
Beiträge: 60

BeitragVerfasst am: 13.06.07, 15:19    Titel: Antworten mit Zitat

Gehe ich Recht in der Annahme, dass die hier lesenden med. Fachkräfte, einen oben geschilderten Umgang mit Opioidabhängigen befürworten ?
_________________
~set the controls for the heart of the sun~

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liebe grüße,
sDz
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Chandra
DMF-Mitglied
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 515
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 27.12.07, 11:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo strangedays,

ich habe bisher nicht geantwortet, weil ich nicht zu der Gruppe der Ärzte, Bereitschaftsärzte und des Rettungspersonals gehöre...

Jedoch habe ich in somatisch stationären Einrichtungen auch gelegentlich mit abhängigen Patienten/ Patientinnen zu tun und festgestellt, dass diese vom Behandlungsteam ganz unterschiedlich behandelt werden, je nachdem, ob sie von legalen oder illegalen"Drogen" abhängig waren und welchen Gesamteindruck sie vermittelten.

Eine ältere Dame, die aufgrund von Darmblutungen zu uns kam, hatte über Jahre hinweg NSAR missbraucht. Das stand in ihrer Akte, aber ansonsten schien sie allen wie jede andere Frau in dem Alter auch. Es wurde entsprechend vollkommen "normal" mit ihr umgegangen.

Auf einer anderen Station begegnete ich einer anderen Patientin, 19 Jahre alt, die heroinabhängig war und ins Methadon-Programm geführt werden sollte. Das Zimmer wurde meistens gemieden und wenn überhaupt, mit kompletter Isolationskleidung (Handschuhe, Mundschutz, Schutzkittel, Haarnetz) betreten. Nun gut, jetzt ist es auch einfach entsprechend häufig der Fall, dass sich heroinabhängige Patienten durch die vielen (z.T. unsauberen) Spritzen mit Hep. C oder HIV infiziert haben und daher ist vielleicht eine gewisse Vorsicht nur gesund gewesen. Aber der gesamte Umgang mit dieser Patientin war absolut unmenschlich: Die Methadongabe wurde gerne um einige Stunden herausgezögert, die Pat. war ihren Zustand ja "selber Schuld" und solle "sich nicht so anstellen". Menschlich wurde sie behandelt, wie ein Stück Dreck... angeschrien, bis die psychisch ohnehin schon vollkommen fertige Patientin sich (auch vor Schmerzen)nur noch auf dem Boden wand und heulte... Sehr böse

Insofern kann ich Deine Befürchtungen teilweise verstehen, auch, wenn es sicher viele Ärzte und Rettungskräfte gibt, die abhängigen Menschen gegenüber eine wesentlich humanere Einstellung haben. Aber woher kommt dieses Unverständnis?

In meiner Ausbildung nehme ich regelmäßg an sogenannten Reflexionstagen teil, in denen über solche Situationen diskutiert wird. Es heisst, die Helfermotivation der meisten Menschen sei so gestrickt, dass sie nur demjenigen helfen wollen, der ihre Hilfe auch gerne annimmt. Bei den meisten abhängigen Patienten dauert es aber sehr lange, bis eine Verbesserung zu erkennen ist und oftmals werden sie auch, wenn sie meinen sie haben es geschafft, wieder rückfällig - all das zehrt an dem Ego des Behandlungsteams, das sich eben nur über den Erfolg und die geerntete Dankbarkeit für ihr Bemühen definiert... und gerade in der Anfangsphase haben abhängige Menschen einfach nicht die Kraft und teilweise auch noch nicht die Eisnicht, um auch noch Dankbarkeit für die Therapie zu zeigen...

Und übrigens, zu Deiner Anmerkung:
Zitat:
Doch deshalb schlechter behandelt zu werden als z.B. ein Diabetiker, der durch falsche Ernährung an seiner Krankheit schuld ist, als ein Bandscheibenpatient durch Übergewicht, ein Herzpatient durch Rauchen, schlechter behandelt zu werden als jene Leute, will ich nicht


Auch bei vielen Diabetikern oder adipösen Menschen, die nicht direkt zu tiefst dankbar das volle Maß an Compliance zeigten, habe ich ähnliche Reaktionsweisen beobachten können - wenn auch zugegeben nicht so ausgeprägt wie bei abhängigen Menschen...

In der Hoffnung, dass da irgenwann vielen Menschen mal ein Licht aufgeht
liebe Grüße
Chandra
_________________
To know how to do something well is to enjoy it.
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prudence
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Anmeldungsdatum: 11.01.2008
Beiträge: 11
Wohnort: Köln

BeitragVerfasst am: 11.01.08, 12:59    Titel: Re-bound! Antworten mit Zitat

Ciao!
Welches Programm ersetzt ihnen die Würde, die Sie selber fürchten zu verlieren, wenn Sie
auf einen Notarzt + Wagen angewiesen sind?
Hallso, wer betreut Sie so das Angst als dialektisches Antigon zu der Droge auftaucht?
Kalter Enzug tut sicherlich weh, rein physisch, allerdings ist nach 14 Tagen das Schlimmste überstanden.
Ich meine, Sie so zu verstehen, das Sie schon ihre Un-abhängigkeit zurückerlangen wollen.
Ersatzstoffe ?! Angst vor wem oder was?!
Heisst doch Human-medizin, also welche körperlichen Symptome werden durch was
verursacht?!
Angst heisst Enge!
Das Maas des Menschen wäre angebracht; also was brauchen Sie gegen Schmerz und Angst?!
Nicht Falsches verstärken....

Idee
_________________
klar oder clean
welches mittel heiligt den zweck!
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Chirop
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Anmeldungsdatum: 16.10.2007
Beiträge: 19

BeitragVerfasst am: 06.02.08, 07:19    Titel: Sie werden da nicht nur beleidigend, sondern inkompetent !!! Antworten mit Zitat

Sie werden da jetzt nun nicht nur beleidigend, sondern demonstrieren auch Ihre eigene Inkompetenz!!! - Im Fach Psychologie/Neuropsychiatrie denn wirklich nie aufgepasst?!? *LOL*
Warum diffamieren Sie sich selbst als etwas skrupellosen - weil etwas harten - Menschen??? - Sie bizarrer Theorie-Philosoph!!!


P.S.: Ihr Name demonstriert wirklich sehr deutliches Selbstbewußtsein!


Weiter so!
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Piper
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 08.10.2007
Beiträge: 88

BeitragVerfasst am: 14.02.08, 12:50    Titel: Re: Re-bound! Antworten mit Zitat

prudence hat folgendes geschrieben::

Kalter Enzug tut sicherlich weh, rein physisch, allerdings ist nach 14 Tagen das Schlimmste überstanden.
I

Ein kalter entzug ist wesentlich mehr als physische schmerzen. Manche meinungen sind soagar dahin gehend, dass ein solcher entzug psychisch traumatisierend werden kann.
Die Depressionen während des entzuges sind nur ein beispiel, diese bleiben aber gerne auch länger als 14 tage bestehen.
Wer noch keinen opiatentzug hinter ich hat oder es bei anderen hautnah miterlebt hat, kann sich die tragweite oft nicht vorstellen.
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Chirop
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Anmeldungsdatum: 16.10.2007
Beiträge: 19

BeitragVerfasst am: 07.05.08, 21:28    Titel: Muss ich unterstreichen! - Ist leider so. Antworten mit Zitat

Entzug funktioniert sowieso nur dann, wenn es der Betroffene selbst wirklich will. - Ohne Druck.
Ansonsten kann man diesen Entzug zwar mit Gewalt schon auch hinkriegen - aber der/die Patient(in) ist danach nicht mehr der Alte.

Übrigens: Es dauert meist länger als 14Tage. - Es sei denn, der Patient ist nervlich stabil.
Auch kann sich die Entzugssymptomatik chronifizieren. Oder mit der Nervenerkrankung verschmelzen zu etwas noch Bösartigerem.

Also keine Opiate gegen Schmerzen? - Klares Doch!
Denn auch die Schmerzsymptomatik kann sich chronifizieren ohne Schmerzmittel.
Und Stufe1 - auch Novaminsulfon, Diclofenac, Flupirtin - wirkt leider oft nur auf Placebo-Niveau.
Und hat/hätte schon auch üppig Nebenwirkungen. Sofern es also dann doch wirkt.
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Piper
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 08.10.2007
Beiträge: 88

BeitragVerfasst am: 17.05.08, 22:57    Titel: Antworten mit Zitat

Das interessante ist ja, dass manche Schmerzpatienten nach absetzen von WHO stufe3 Medikamenten wohl nicht mal einen wirklichen entzug spüren. Das selbe ist wohl auch unter Benzodiazepinen schon vorgekommen.
(natürlich nur, wenn die medis exakt nach ärztlicher Vorschrift eingenommen wurden und keine Abhängigkeit davor vorlag)
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Chirop
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Anmeldungsdatum: 16.10.2007
Beiträge: 19

BeitragVerfasst am: 20.05.08, 06:50    Titel: Zufrieden, Unzufrieden - Schmerzreizdämpfung, Beruhigung Antworten mit Zitat

Das kann ich mir gut vorstellen. Wer ein glücklicher Mensch ist, zufrieden mit dem Leben. - Warum sollte der das bisschen Rezeptor-Schwächung überhaupt noch wahrnehmen?!?

Wer aber am Boden liegt und nur mit 300mg Diazepam und 3000mg Tramadol die Unerträglichkeit seines/ihres Lebens noch aushält, der/die wird schon Probleme haben davon loszukommen.

Wir brauchen unbedingt ein Medikament, dass die GABA-Rezeptoren bzw. die Opioid-Rezeptoren wieder "wachsen" lässt. (Mag sein, dass das utopistisch ist.)
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