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Verfasst am: 05.07.07, 11:15 Titel: wann und zu welchem Zweck BZ-Selbstkontrolle?
Moinmoin,
in den Finger pieken und BZ ablesen ist für viele von uns so normale Alltagsverrichtung, dass wir uns kaum vorstellen können, wie noch bis vor nicht mal 20 Jahren die meisten Insuliner ohne ausgekommen sind. Noch um 1990 wurde in höchsten Fachkreisen heftigst gestritten, ob denn Typ1 mit ICT (zu der Zeit war ICT für Typ2 generell noch nicht mal angeträumt) ihren BZ selbst messen dürfen sollten. Bis dahin war die morgentliche Nüchternkontrolle alle paar Wochen bis Monate Standard.
Der durchschnittliche Insuliner HBA1c mit über 8 entspricht nach allen verfügbaren Infos dem Durchschnitt, der auch schon vor dem Selbermessen erreicht wurde. Deswegen werden die Teststreifen ja auch vom IQWiG kritisch hinterfragt (noch nicht abgelehnt!). Vor dem Hintergrund ist vielleicht interessant mal zusammen zu tragen, zu welchem Zweck wir pro Tag wie viele Löcher bohren und wie viele davon wir warum für unter allen Umständen notwendig halten?
die Blutglukoseselbstkontrolle stellt einen Eckpfeiler der modernen Diabetestherapie dar, obwohl sie nur einen unvollständigen Eindruck des Glukoseverlaufs liefern kann. Sie ist jedoch zu einem unverzichtbaren Bestandteil im Alltag vieler Diabetiker geworden.
Kritiker sagen zwar immer noch: Wer viel misst, misst Mist, aber Studien belegen, dass die Blutglukoseselbstkontrolle nicht nur zu besseren Langzeitergebnissen führt oder akute Komplikationen verhindert, sondern auch Folgekomplikationen mindern und das Leben verlängern kann.
Für mich als Insulinpumpenträger sind Tests morgens, vor den Mahlzeiten bzw. den Bolusgaben und abends vor dem Schlafengehen unabdingbar. Zusätzliche Messungen sind nötig bei Änderungen oder Austesten der Basalrate , nach ungewohnten Speisen oder beim geringsten Verdacht einer Hyper- oder Hypoglykämie. _________________ Mit freundlichen Grüßen
Hans Reuter
Hans hat das traditionelle Messschema dargestellt, an das sich wahrscheinlich die meisten von uns halten.
Daran wird von den Einsparbefürwortern kritisiert, dass die weit überwiegende Mehrzahl der Messungen nur kontrollierende Funktion hätten und zu keinerlei Konsequenzen führten. Dafür würden aber Stichproben mit einigen Messungen pro Woche völlig ausreichen.
Mehr Messungen wären nur dann gerechtfertigt, wenn sie direkt zu Konsequenzen führten, also dazu, dass man den BZ wenn zu hoch direkt senkt und wenn zu niedrig direkt erhöht. Da aber die normale Therapie solche Konsequenzen ohne Rücksprache mit dem Arzt nicht vorsehe, seien die Messungen bis auf die zur jeweiligen Rücksprache und Neuanpassung mit dem Arzt überflüssig.
Wenn Ihr nur die Messungen am Tag nehmt, nach denen Ihr direkt handelt)*, wenn sie zu hoch ausfallen, also etwa bei Ziel 100-120 dann gemessene 150, wie viele von wie vielen würden das sein?
)* z.B. mehr spritzen oder den BE-Faktor erhöhen oder das Mal weniger BZ-Treibendes essen, eine Runde auf dem Stepper oder ähnliche zusätzliche Bewegung, weiter genau beobachten und bei nach 3 Tagen immer noch so hoch mit dem Arzt sprechen.
Wenn ich > 2 h pp 150 mg/dl teste,
grobe Messfehler weitgehend ausschließen kann,
korrigiere ich mit Bolus ( 1 IE kurzwirksames Analogon),
wenn zuviel gegessen oder zuwenig Insulin abgegeben,
merke ich mir das für’s nächste Mal, versuche es besser zu machen
und teste wiederum unter ähnlichen Bedingungen.
…meine allgemeine Meinung aus Erfahrung:
die Mehrzahl der Diabetiker wird einen Wert von 150 mg/dl) tolerieren,
ein kleiner Teil wird Konsequenzen für die künftige Therapie ziehen. _________________ Mit freundlichen Grüßen
Hans Reuter
wenn Prof. Sawicki vom IQWiG einen Blick auf diesen Thread würfe, würde er sich voll bestätigt fühlen: gerade mal einer von über 200 Klickern schreibt, dass er zumindest aus einem Teil seiner Messungen Konsequenzen für sein weiteres Verhalten ableitet. Was könnte den Professor, nach dessen Institutsexpertisen sich Gesundheitsministerium und Krankenkassen via Gemeinsamer Bundesausschuss zu richten pflegen, deutlicher in seiner Ansicht bestätigen, dass BZ-Selbstmessungen größtenteils völlig überflüssig sind?
Ob der Leiter des IQWiG aus mehr oder weniger guten Diabetiker-Forenbeiträgen im Netz
Schlüsse für seinen Bericht bzgl. des Zusatznutzens für 6-8 Millionen Typ2-Diabetiker zieht , wage ich zu bezweifeln.
Nochmals, die BGSK ist in der Diabetesbehandlung ernsthaft nicht mehr wegzudenken.
Ob in jedem Fall Tests und in welchem Umfang nötig, ist je nach Sichtweise unterschiedlich.
Der DDB hat hierzu seine Meinung je nach Therapieart kundgetan, die KVn haben Meinungen und manche Patienten auch.
Tests sind jedoch nur dann medizinisch sinnvoll und die Verordnung wirtschaftlich zu Lasten der GKV vertretbar, wenn vom Patienten Konsequenzen aus den Ergebnissen gezogen werden und ein Zusatznutzen, z.B. Verhinderung akuter oder chronischer Komplikationen, entsteht. _________________ Mit freundlichen Grüßen
Hans Reuter
Hallo,
mit Sicherheit gehöre ich zu der Sorte, die ganz aus der Reihe fallen, aber ich messe pro Tag inzwischen zwischen 10 und 16 Mal!!!
Mir ist natürlich bewusst, dass das unnormal ist. Am liebsten möchte ich auch mit fünf Messungen pro Tag auskommen, aber irgendwie klappt das nicht.
Alles hat vor wenigen Jahren angefangen, dass ich begann sehr diszipliniert zu leben und sehr auf meine BZ-werte achtete.
Nun, ich habe Diabetes seit 20 Jahren, bin 29 Jahre alt und möchte auch noch die nächsten 40 Jahre (mindestens) ohne Beschwerden leben. Meine Gedanken gehen eher in die Richtung, was ist, wenn ich heirate, evtl. Vater werde.... Ich achte sehr stark darauf, Werte außerhalb des Tolleranzbereichs zu vermeiden.
Was mich ärgert ist, dass von Ärzten nur 500 Streifen pro Quartal verschrieben werden. Ich wünschte ich würde einen Arzt im Raum Wiesbaden finden, der das mit den Messungen genau so sieht wie ich. Ich habe mir aber vorgenommen, wieder auf etwa 8 Messungen pro Tag runter zu kommen.
wenn zur normnahen Blutzuckerführung diese Anzahl von Tests eben erforderlich sind,
sollten sie auch vom Arzt verordnet werden. Ein Patient mit deiner Erfahrung weiß sicherlich am Besten, wieviel Teststreifen er dafür benötigt. Es ist wohl kaum ein gegenteiliger Beweis zu erbringen. Deiner Motivation gebührt unbedingt Hochachtung.
Ich benötige zu einer guten Stoffwechselführung mit Insulinpumpe ca. 500 Teststreifen im Quartal, die ich auch von meiner PKV anstandslos erstattet bekomme.
Die Limitierung für GKV fußt auf Vorgaben der Kassenärztlichen Vereinigungen, die doch nur grobe Anhaltswerte sein können. Im Einzelfall, z.B.beim Brittle, können doch
deutlich mehr Tests erforderlich sein, nur um akute Komplikationen zu vermeiden, als
beim Durchschnittsdiabetiker. Ärzte stehen offenbar systembedingt unter einem unsäglichen Zwang, zumal die Krankenversicherungen in aller Regel behaupten, Diabetiker bekommen selbstverständlich soviele Teststreifen bezahlt, wie der Arzt verordnet. _________________ Mit freundlichen Grüßen
Hans Reuter
Ja, das ist richtig. Das hat meine KV auch gesagt. Als ich meinen Arzt zur Rede stellte, hieß es (was ich auch vorbehaltlos glaube), das Budget sei begrenzt. Natürlich könne er mir mehr Streifen verschreiben, aber er müsse eben auch haushalten.
Im Übrigen schließe ich mich Herrn Reuter zu seinem ersten Posting an, wo er erklärt (ganz unten), aus welchen Gründen er BZ misst.
Theoretisch sollten 5 Messungen pro Tag reichen (vor jeder Mahlzeit): morgens, mittags, abends, spät und ein Joker. Jedoch in der Praxis sieht es anders aus: Menschen sind keine Maschinen.
Obwohl: Als Jugendlicher war ich in einem Internat, in dem auch Diabetiker betreut werden können. Da ging das seltsamerweise mit 6 mal Testen am Tag. Einmal im Monat kam der Arzt. Dann wurde an der Einstellung geschraubt. Aber eben auch damals "ging man manchmal davon aus, dass Kids Maschinen sind". (Von der enormen Verantwortung der Betreuenden abgesehen)
Guten Morgen,
ich bin im Dezember umgezogen und bekomme jetzt zum ersten Mal in meinem Diabetikerleben (23 Jahre) nicht mehr so viele Teststreifen, wie ich brauche. Der Arzt, der mich vorher sehr lange betreute, verschrieb immer das, was ich brauchte - also mal mehr und mal weniger. Die jetzige Ärztin hält sich an die KK-Vorgaben, d.h. 600 im Quartal bei ICT.
Mir persönlich macht das richtig Stress. Da ich noch andere Krankheiten habe, intensiv Ausdauersport betreibe, zur Arbeit lange Strecken Auto fahren muss und es auch sonst nicht schaffe gleichmäßig mein Leben zu gestalten, brauche ich mehr Teststreifen.
Ich bin zwar auch jemand, der bei 150 noch nicht gegenreguliert, bei höheren oder niedrigeren Werten aber schon.
Die neue Ärztin hat jetzt ein Schreiben an die KK geschickt, indem sie die Bewilligung von mehr Teststreifen bei mir beantragt, ich bin gespannt.
"Leider" kann ich als Begründung keinen schlechten HbA1c-Wert oder sonstige Entgleisungen bieten, das will ich aber auch gar nicht - sonst würde ich ja nicht messen.
Liebe Grüße,
Heike _________________ ... und sie tanzt und tanzt und fürchtet sich nicht im Wald ...
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