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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
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Wohnort: Lörrach

BeitragVerfasst am: 10.10.07, 12:25    Titel: Demontage Antworten mit Zitat

Bereits heute fehlen im Land hunderte niedergelassene Hausärzte, dasselbe droht in Kürze bei den Fachärzten. Gut dreißigtausend hier ausgebildete Ärzte ziehen vor, im Ausland zu arbeiten, davon die Hälfte in der Patientenversorgung. Über vierzigtausend Ärzte gehen in den nächsten fünf Jahren in Rente, aber zwei Fünftel der fertig Ausgebildeten sucht sich seine Berufstätigkeit außerhalb der Patientenversorgung. Jede dritte Klinik landesweit besetzt frei werdende Arztstellen nicht nach, im Osten jede zweite. Allein im hiesigen Landkreis werden in Kürze etliche Ärzte ihre Kassenzulassung zurückgeben. Die Behauptung der Staatssekretärin im BMG, der Verlust werde durch (überwiegend aus osteuropäischen Ländern) Zugezogene überkompensiert, ist aus dem Ärmel geschüttelt und bislang schlicht unwahr.

Deutschland gehen die Ärzte aus. Der Exodus ist nicht zufällig, sondern politisch gewollte Demontage. Bewerkstelligt durch eine weitestgehend undurchsichtige, verfassungsrechtlich zum Teil äußerst bedenkliche Gesetzgebung. Herbeigeführt von einer verschworenen Clique von Politikern und selbsternannten Gesundheitsexperten. Ihre Beschlüsse demokratisch legitimiert und transparent zu kontrollieren ist offenbar niemand im Land mehr willens oder imstande, wie Bundestagsprotokolle beweisen (man suche „Elke Ferner“ im Internet).

Die Methoden dazu wären eines Propagandaministeriums würdig. Auch neutrale Beobachter im In- und Ausland empfinden die periodisch geführten Medienkampagnen als „gleichgeschaltet“. Das System wird von ganz oben her gestürzt.

Politiker-Sprüche aus naher Vergangenheit lauteten: „es ist genug Geld im System, nur unzureichend gleichverteilt“, „das demographische Problem ist nichts als eine böswillige Unterstellung geldgieriger Ärzte“, „eine Fortschrittsfalle existiert nicht“.
Was gesundheitspolitisch heute läuft, beweist demgegenüber klar: das war schon immer gelogen, und die diese Sprüche taten, wussten das. Vor den Folgen stehen wir heute. Die Ressourcenlücke im Gesundheitswesen ist angesichts der Alterspyramide und des immer weiteren Auseinanderklaffens zwischen dem medizinisch Möglichen und dem Bezahlbaren immens geworden. Ohne massiven Zufluss an Kapital und Manpower geht in Deutschland bald nichts mehr.

Wird dann wenigstens heute weniger gelogen ?
Nein, mehr. „Hier sollen wohl mit skandinavischer Lyrik US-amerikanische Verhältnisse herbeiregiert werden“, sagte dazu ein junger Pfiffikus anlässlich einer gesundheitspolitischen Tagung der Friedrich Ebert Stiftung. Niemand im Saal hat dem widersprochen.

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Marcus
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Anmeldungsdatum: 14.02.2005
Beiträge: 2556
Wohnort: USA

BeitragVerfasst am: 10.10.07, 16:33    Titel: Antworten mit Zitat

Soll jeder alles Bekommen?
Man sollte doch eigendlich ab einem bestimmten alter oder gesundheitszustand abstriche machen duerfen, aber dies gibt es in deutschland nicht.

Wenn jemand sich selber krank macht, dann zeigt die versicherung den vogel und zahlt nicht mehr.
In Deutschland wird fuer alles gezahlt, warum soll dies denn weiter unterstuetzt werden?

Das Problem ist doch, das in der vergangenheit einfach zuviel gemacht wurde und nun alle dafuer bestraft werden. Aber ist das nicht immer so?

Leider kann das Deutsche Politische Szstem nicht die Schwarzen schafe herausgreifen, es muss alle bestrafen oder keinen und das ist das problem.

Das Deutsche Gesundheitssystem wurde zu lange ueberstrapaziert und nun bekommt der eine oder andere was er verdient oder auch nicht.

Alle werden fuer den Bloedsinn von ein paar wenigen bestraft.

So ist das Szstem und das kann man auch nicht aendern.

Das selbe passiert ja auch im sozial system.

Alle werden fuer die paar wenigen bestraft, die es betrogen haben.

PP wuerde ich da sagen.

Und hier in den USA ist es nicht so schlimm wie alle sagen.
Man muss nunmal auch ein wenig auf seine Gesundheit aufpassen denn wer sie selber kaputt macht, sollte diese nicht immer wieder vom staat und der allgemeinheit bezahlt bekommen.

Irgendwann muss auch mal schluss sein.

Das Soziale Netz ist leider viel zu gross geworden.
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Susanne.Reuter
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Anmeldungsdatum: 21.05.2005
Beiträge: 3513

BeitragVerfasst am: 10.10.07, 20:58    Titel: Antworten mit Zitat

Wer

entscheidet denn, welcher Kranke seine Gesundheit selber kaputt gemacht hat und welcher Kranke nichts dafür kann?

Wenn z. B. jemand gesundheitsbewusst lebt und täglich Sport macht und sich dann beim Sport verletzt - ist das einer von den guten oder einer von den schlechten Kranken?

Wenn z. B. jemand nicht besonders gesundheitsbewusst lebt aber eine Krankheit bekommt, die einen "einfach trifft" (vielleicht durch erbliche Voraussetzungen oder so) ist das dann ein guter oder ein schlechter Kranker?

Das kann man wohl nicht so einfach pauschal sagen, oder?

Susanne
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Marcus
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Anmeldungsdatum: 14.02.2005
Beiträge: 2556
Wohnort: USA

BeitragVerfasst am: 10.10.07, 22:16    Titel: Antworten mit Zitat

Susanne.Reuter hat folgendes geschrieben::

entscheidet denn, welcher Kranke seine Gesundheit selber kaputt gemacht hat und welcher Kranke nichts dafür kann?

Das kann man wohl nicht so einfach pauschal sagen, oder?


Nun ich wuerde mal sagen, das jemand der 150 kg ueber seinem Idealgewicht liegt es wohl selber verschuldet hat. Aber das wird man wohl nicht pauschal sagen koennen, oder?

Oder was ist mit jemanden der seine Leber selber geschaedigt hat und ein Transplantat bekommt, wenn er auch seine neue Leber schaedigt, naja dann wuerde ich sagen, ist er ein schlechter Patient.

Was ist mit dem 85 jaehrigen, der noch mal eine neue Huefte haben moechte, in einigen Laendern muss er die selber bezahlen, da es dort eine alterbegrezung gibt.

Was ist wirklich mit dem Gesund lebenden, der beim joggen einen Unfall hat. Was sagst du dazu, ist das ein schlechter Patient?
Nun ich wuerde ihn als guten hinstellen, denn er hat versucht gesund zu bleiben und dieser versuch ist was zaehlt.

Es gibt extrem viele leute, die lassen sich lieber Massagen und KG verschreiben anstatt an dem wirklichen Problem zu arbeiten und sich selber zu bewegen. Massagen sind ja soviel besser.

Oder gab es das nicht in der vergangenheit das die Sozialhilfe genausoviel bezahlt hat wie die privaten? Wofuer bitte? Die die arbeiten gehen, haben da fuer die anderen mitbezahlt.

Ich glaube die allgemeinheit moechte garnicht fuer irgendjemanden mitbezahlen, der sich selber nicht helfen moechte und auf dem sozialensystem rumliegt.

Aber wenn hier mal ausreichend schreiben das sie gerne fuer andere Arbeiten gehen, kann ich meine meinung ja noch aendern.

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Kalli
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Anmeldungsdatum: 15.01.2007
Beiträge: 218
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 10.10.07, 22:31    Titel: Antworten mit Zitat

Lieber PR!

Sie haben ja so recht, den Ärzten geht es immer schlechter in Deutschland.
Sie wollen und brauchen mehr vom Kuchen.
Die Lokomotivführer haben ja so recht, auch sie wollen und brauchen mehr vom Kuchen.
Die Hartz IV Bezieher .....
Die Rentner .... usw. usw.
Sie habe natürlich einen Grund zur Klage, wie wäre es, wenn Sie einfach mal ein paar faire Lösungsvorschläge unterbreiten würden? Mag sein, Ihre gehasste Ulla würde sich über kostenneutrale Vorschläge freuen?
Gute Nacht, Kalli
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Gast H
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BeitragVerfasst am: 10.10.07, 22:34    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Marcus,

Ihre Argumentation mag zwar ökonomisch nicht falsch sein, ist jedoch in einer gesunden Demokratie meines Erachtens ein Tritt in die Magengrube des Volkes. Wenn Sie selbst viele Lebensjahre lang in ein Versicherungssystem eingezahlt haben, würden Sie es dann nicht ein wenig (milde ausgedrückt) verwunderlich finden, als älterer Mensch dann Leistungen verweigert zu bekommen? Würden Sie diesen aberwitzigen Standpunkt immer noch vertreten, wenn es Sie oder Ihre Eltern betreffen würde? Wollen Sie behaupten, alle Leberkranken sind Alkoholiker oder alle Krankengymnastik-Patienten sind unbewegliche Faulenzer?
Und letztlich, auch wenn es kranke Alkoholiker oder Sozialhilfeempfänger wären, wollen Sie diese wirklich von jeglicher Medizinleistung ausschließen? Haben Sie schon einmal etwas von Solidarsystem gehört Frage. Den echten Wert einer Gesellschaft erkennt man regelmäßig daran, wie sie mit ihren Schwachen umgeht. In einer Gesellschaft, wie Sie sie gern hätten, würde ich jedenfalls definitiv nicht leben wollen. Vielleicht leben Sie bloß im "falschen" Land, oder sind in einem noch nicht ausreichenden Reifezustand, um solche Sachen realistisch bewerten zu können. Auch könnte man meinen, Ihre Vorstellungen gehen in eine Politikrichtung, die wir hier in Deutschland leider schon mal hatten und nicht wirklich wieder gebrauchen können. Nehmen Sie es mir übel oder auch nicht, ich finde Ihre Ansichten zum Erbrechen!

T. Horlbeck
-DMF-Moderator-
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Marcus
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Anmeldungsdatum: 14.02.2005
Beiträge: 2556
Wohnort: USA

BeitragVerfasst am: 11.10.07, 18:02    Titel: Antworten mit Zitat

Torsten Horlbeck hat folgendes geschrieben::
Hallo Marcus,

Ihre Argumentation mag zwar ökonomisch nicht falsch sein, ist jedoch in einer gesunden Demokratie meines Erachtens ein Tritt in die Magengrube des Volkes. Wenn Sie selbst viele Lebensjahre lang in ein Versicherungssystem eingezahlt haben, würden Sie es dann nicht ein wenig (milde ausgedrückt) verwunderlich finden, als älterer Mensch dann Leistungen verweigert zu bekommen? Würden Sie diesen aberwitzigen Standpunkt immer noch vertreten, wenn es Sie oder Ihre Eltern betreffen würde? Wollen Sie behaupten, alle Leberkranken sind Alkoholiker oder alle Krankengymnastik-Patienten sind unbewegliche Faulenzer?

Habe ich behauptet das alle so sind?
Dies behauptung der Verallgemeinerung wird leider immer sehr oft als Killphrase genutzt.

Kann man in einer Demokratie auf den einzelnen ruecksicht nehmen, wenn damit die allgemeinheit bestraft wird?

Es gibt doch immer diese schoene Frage:
Was waere wenn du deinen Bruder ertrinken sehen wuerdest, und daneben das Heilmittel fuer Krebs/Aids. Wuerdest du deinen Bruder retten oder das Heilmittel?

Wenn man den Bruder rettet, kann der immer noch erkranken man selber auch. Wenn man das Mittel rettet, stirbt der eigene Bruder. Was wuerden sie tun?


Zitat:
Und letztlich, auch wenn es kranke Alkoholiker oder Sozialhilfeempfänger wären, wollen Sie diese wirklich von jeglicher Medizinleistung ausschließen?

Habe ich behauptet sie von jeder Leistung ausschliessen zu wollen.
Aber muss man nicht Abstriche machen, wenn man nicht in das Sozialsystem einsahlt sondern davon lebt?

ökonomisch gesehen macht es wohl mehr sinn wenn ein Steuerzahler schnell wieder gesund wird, oder?

Zitat:

Haben Sie schon einmal etwas von Solidarsystem gehört

Sollten wir das nicht mal die Fragen, die noch nie eingezahlt haben aber davon leben?

Zitat:

Den echten Wert einer Gesellschaft erkennt man regelmäßig daran, wie sie mit ihren Schwachen umgeht.

Was ist mit denen, die diese Gesellschaft missbrauchen, um eben von der Gesellschaft zu leben?
Was ist mit der Gesellschaft selber? Muss sie jeden unterstuetzen?


Zitat:

In einer Gesellschaft, wie Sie sie gern hätten, würde ich jedenfalls definitiv nicht leben wollen. Vielleicht leben Sie bloß im "falschen" Land, oder sind in einem noch nicht ausreichenden Reifezustand, um solche Sachen realistisch bewerten zu können.

In welchem Land lebe ich denn?
Im uebrigen wuerde ich gerne eine Gesellschaft haben, die eine Medizinische Grundversorgung fuer jeden hat, wie es in einigen Noerdlichen Laendern und ich glaube in Kanada ueblich ist. Nur gibt es dann zuviele, die dahin gehen wuerden, um sich und ihre Familie mal wieder auf vordermann bringen zu lassen, wie man an verschieden berichten sehen kann, wo Krankenkassenkarten einfach an Familienmitglieder weiter gegeben wurde, die mal eben zu besuch waren.
Zitat:

Auch könnte man meinen, Ihre Vorstellungen gehen in eine Politikrichtung, die wir hier in Deutschland leider schon mal hatten und nicht wirklich wieder gebrauchen können. Nehmen Sie es mir übel oder auch nicht, ich finde Ihre Ansichten zum Erbrechen!


Zurzeit kann ich nur zwischen Republicaner und Democrat entscheiden, mehr gibt es in diesem Land hier nicht.
Und die Reps, hier haben sicherlich wenig mit denen in Deuschtland zutun.

Es gibt leider nicht viele Laender in denen es ein gerechtes Sozialsystem gibt, in dem der Missbrauch einfach ausgeschlossen ist. Denn in jedem System gibt es einen Schwachpunkt.
Man nennt ihn Mensch.

Im uebrigen ich muss hier fuer meine eigene Krankenversicherung zahlen, und bekomme nichts vom Staat geschenk. Vielleicht ist das System hier nicht unbedingt das Optimale, aber Deutschland ist auch nicht besser.

Jedes dieser beiden Systeme haben eindeutige Schwachpunkte und ich hoffe das man sie in beiden Systemen hoffendlich irgendwann begleichen kann, damit sie besser funktionieren.
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
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BeitragVerfasst am: 11.10.07, 22:12    Titel: Gute Nacht, Antworten mit Zitat

liebe/r Kalli,
trifft die Sache ziemlich gut.

Faire Lösungsvorschläge für Politiker ? Gern, immer.
Zu lügen aufhören.
Die Geiselnahme beenden.
Das System wieder nachhaltig machen.
Für die dann offene Rationierung im Solidarsystem den Politikerkopf selbst hinhalten.

Genügt Ihnen das ?
Vermutlich nicht.

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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
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BeitragVerfasst am: 11.10.07, 22:51    Titel: Vom Solidarsystem Antworten mit Zitat

hab ich durchaus schon gehört, lieber Torsten Horlbeck.

Seinen Grundstein hatte ein Herr Bismarck gelegt in der kurzfristigen Absicht, seinen Gegnern den politischen Wind aus den Segeln zu nehmen und das lohnabhängige knappe Viertel des Volks vom Revolutionieren abzuhalten. So ist mit einem vielleicht miesen Motiv eine vielleicht ehrenwerte langfristige Sache geworden.

Solange das Solidarsystem „Sozialversicherung“ funktionierte, wurde ihm nie mehr entnommen als hineinkam. Es war nachhaltig konstruiert und im Lot, solange Volkswirtschaften abgrenzbare Gebilde waren, stetiges wirtschaftliches Binnenwachstum herrschte und sich Demographien als Pyramiden darstellen ließen. Diese Prämissen sind jedoch längst Geschichte.

Einige Politiker sind dann dazu übergegangen, die beiden Solidartöpfe „Steuer“ und „Sozialversicherung“ samt deren Untertöpfen in unkontrollierbarer Weise miteinander zu vermengen und daraus nahezu beliebig Wahlgeschenke zu verteilen. Zuletzt wurde gar die Wiedervereinnahmung eines ganzen halben Staatsgebildes substanziell aus dem Solidartopf „Sozialversicherung“ finanziert, anstatt aus dem Topf „Steuer“, um dem Volk besser weismachen zu können, die Wiedervereinnahmung sei eine kostenlose Sache. Das hat notwendiger Weise zur Zerstörung jeglicher Nachhaltigkeit innerhalb des Topfs „Sozialversicherung“ geführt. Dies ist der heutige Zustand des Solidarsystems.

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BeitragVerfasst am: 12.10.07, 11:55    Titel: Antworten mit Zitat

Lieber PR,

wir werden es im Nachhinein nicht restlos klären können, ob der alte Bismarck mit der Sozialversicherung tatsächlich nur sozialdemokratische Ausschreitungen verhindern wollte oder ehrenwerte Motive verfolgte. Fakt ist doch, dass es solche Konstruktionen nicht nur in Deutschland gab, sondern so ziemlich alle Staaten der Welt, außer natürlich den USA, sowas seit vielen Jahrzehnten in mehr oder weniger modifizierter Form haben.
Das immer ein stückweit "Revolutionsverhinderung" und Wahlkampfstrategie dabei ist, ist ohne Zweifel korrekt, aber das ist bei weitem nicht das einzigste Motiv.

Das ein stützendes Sozialsystem natürlich irgendwie finanziert werden muß und bei falscher "Bedienung" über die Zeit ausblutet, ist auch unumstritten. Das (Gesundheits-)Politiker gelegentlich fachlichen Unsinn von sich geben, wird auch nicht bestritten. Was man aktuell dagegen tun kann, habe ich mangels gesundheitsökonomischer Detailkenntnisse keine Ahnung. Konkrete Hinweise vermisse ich, trotz Ihrer Kurzinfo für Kalli, allerdings auch bei Ihnen.

Sind Sie für die komplette Aufgabe des gesundheitlichen Sozialsystems (die dann allerdings auch das gesamte politische System, mit weitreichenden Folgen, infrage stellen würde)? Oder eher für eine differenzierte Mitbeteiligung des Einzelnen an den Kosten, dann wie? Sie wollen die Vermengung Steuereinnahmen und Versicherungseinnahmen entwirren, ist das eine nicht systembedingt eine Untermenge des anderen? Würde eine Entsteuerung pharmazeutischer Produkte und eine Zerschlagung des Pharma-Oligopols etwas bringen? Sind die Verdienst-/Gewinnvorstellung einiger Ihrer ärztlicher Kollegen möglicherweise auch manchmal etwas überzogen?

Alles Fragen, über die es bisher noch keine ausreichende Positionierung gab. Vielleicht kommt das ja noch Winken.

Liebe Grüße,
Ihr
Torsten Horlbeck
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Kalli
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Anmeldungsdatum: 15.01.2007
Beiträge: 218
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BeitragVerfasst am: 12.10.07, 21:07    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo, PR!

Torsten Horlbeck hat schon so ziemlich in meinem Sinne geantwortet.
Das Kind ist nun schon mal leider im Brunnen. Wenn Ihre Vorschläge in die Tat umgesetzt werden würden, wären wir wieder bei Bismarck und der Revolution.
Sie mögen zwar rein theoretisch recht haben, aber so bekommen Sie das Kind nicht wieder heraus.

Also sind pragmatische Lösungen gefragt, ob die bei der Verhärtung der Parteien möglich ist??? (Erinnert mich an Mehdorn und Schell, bloß kein bisschen nachgeben)

Netten Abend, die Winken Kalli
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
Beiträge: 2794
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BeitragVerfasst am: 13.10.07, 12:02    Titel: Von 1990 bis zum 1. Mai 2005 Antworten mit Zitat

= bis zu dem Zeitpunkt, an dem in der SPD ernsthaft erwogen wurde, die Rücklagen privater, insbesondere berufsständischer Rentenversicherungen zu sozialisieren (ein grundgesetzwidriges Unterfangen, das bis heute nicht vom Tisch ist)
= bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich definitiv aufhörte, mir den gesundheits- und sozialpolitischen Kopf dieser Partei zu zerbrechen,

hab ich unter teils erbitterter Anfeindung seitens höherer Kassenvertreter bis hin zur Klageandrohung sowie mancher SPD-Gesundheitspolitiker folgende Positionen vertreten:

1.Wir brauchen zur Finanzierung des Gesundheitswesens eine gesunde Mischung aus USA und DDR
a.= nachhaltige Kapital- (Versicherungen) plus solidarische Umlagedeckung (Kassen)
b.= planwirtschaftliche Grundversorgung (Kassen) plus marktorientierte Besserversorgung (Versicherungen und Eigenleistung)
c.also zwei gleichwertige und gleichberechtigte Säulen

2. Dafür muss der Staat den Kopf hinhalten für eine klare und transparente Definition der Grundversorgung, also auch für Rationierung - und sonst niemand
3. Die bestehende Infrastruktur medizinischer Versorgung
a. die traditionell kleinteilig
b. und privatwirtschaftlich finanziert ist
muss und kann ohne Verluste und Brüche in ein sich allmählich wandelndes System mitgenommen werden.
4. Der Teil Grundversorgung braucht endlich eine Gesundheitsberichterstattung, die diesen Namen verdient. Die Daten dazu sind da abzuholen, wo sie anfallen, also in der versorgenden Peripherie
5. Unter dem Rubrum „Kosten der solidarischen Gesundheitsfürsorge“ wird nur summiert = aus dem Topf Kassenbeiträge wird ausschließlich entnommen, was genuine und unmittelbare Gesundheitsfürsorgeleistung ist. Dieses Budget wird gleichberechtigt und offen ausgehandelt, für seine Einhaltung Budgets haftet die große Gruppe der im Gesundheitswesen Tätigen.
6. Jegliche Transferleistung wird davon vollständig abgetrennt und über Steuern finanziert.
7. Es k a n n eine allmähliche Konvergenz der beiden Säulen der Finanzierung stattfinden.

In der Ärzten eigenen unpolitischen Naivität glaubte ich, der allmähliche Wandel könne herbeigeführt werden im Konsens zwischen Politik, Kassen und Ärzten. Und werde permanent eines Schlechteren belehrt.

1. Der kapitalbasiert-nachhaltigen Säule droht die Vernichtung per Gesetz. Dies im Widerspruch nicht nur zu geltendem Versicherungsaufsichtsrecht, sondern in weiten Teilen zum Grundgesetz.
2. Gegen die Definition einer Grundversorgung wehrt sich die SPD noch immer. Für Rationierungen hält man stattdessen den Gesunden und Kranken im Land den Kopf derer hin, die im System die Arbeit machen. Man macht aus „Leistungserbringern“ „Leistungs-Vorenthalter“
und treibt einen Keil nach dem anderen zwischen Ärzte und Patienten. Mit voller Absicht, behaupte ich, denn nichts halten Gesundheitspolitiker für hinderlicher und gefährlicher als eine große Koalition aus Patienten und Ärzten.
3. Wer bisher mit dem gesamten eigenen Vermögen einschließlich großer Teile des Rentenanspruchs für Errichtung und Betrieb der medizinischen Infrastruktur gehaftet hat (das Gros der freiberuflich niedergelassenen Ärzte), dem winkt die ersatzlose Enteignung spätestens zu dem Zeitpunkt, an dem die Bedarfszulassung abgeschafft (ab 2009) und Investoren beliebiger Größe aus aller Welt (bereits heute) der unbegrenzte Zutritt zum „Markt“ Gesundheitsfürsorge geöffnet wird. Dieses Unterfangen straft im Übrigen sämtliche Behauptungen Lügen, es sei schon und noch immer genügend Geld im System.
4. Die Planungsgrundlage Gesundheitsberichterstattung braucht keine personenbezogenen Daten. Dennoch planen und unternehmen die verschiedenen Telematik-Projekte einschließlich E-Card und Data-Mining der Kassen nichts weniger als die Erschleichung sämtlicher und noch der intimsten Gesundheitsdaten eines jeden Deutschen. Datenschutz und Patientengeheimis (nicht Arztgeheimnis !!!) werden liquidiert. Die Beteuerungen, kein Unberechtigter könne dies alles lesen, sind pure Lüge, man schaue sich die Liste der Berechtigten an.
5. Die Kosten für Gesundheitsleistung und Sozialtransfers werden nach wie vor in völlig intransparenter Weise vermengt, die Verschiebebahnhöfe nehmen kein Ende, eine nach der anderen genuinen Transferleistung wird dem bestehenden unscharfen Katalog hinzugefügt. Nur so summieren sich die die Kosten zum „dritt-teuersten Gesundheitswesen der Welt“ und die Gruppe der „Leistungserbringer“ wird für Dinge in Haftung genommen, die sie nicht zu verantworten hat. Rechnete man allen Transfer heraus, wie sich das gehörte, erwiese sich die Gesundheitsfürsorge in Deutschland als eine der billigsten in der entwickelten Welt.

Doch die Politik behauptet weiterhin etwas ganz Anderes. Wahrscheinlich wider besseres Wissen. Das frustet.

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Kalli
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Anmeldungsdatum: 15.01.2007
Beiträge: 218
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 13.10.07, 22:08    Titel: Antworten mit Zitat

Mir war klar, was Sie denken, aber mir fehlt da was. Finden Sie es normal, das fast ausschließlich die gesetzlich Versicherten für die Gesundheitskosten zahlen? Solidargemeinschaft ist ja wohl was anderes. Das alte und hässliche Spiel Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren spielt auch da eine große Rolle. Womit wir nun auch bei CDU und FDP gelandet wären.
Und zu Grundversorgung und privater Zusatzversorgung können Sie bei der relativ neuen Zahnzusatzversorgung aufschlussreich nachschauen. Wo man bis vor ein paar Jahren noch bis zu 90% ersetzt bekam, sind das heute noch zusammen ca 75%!
Ich könnte mir vorstellen, wenn die allgemeine Grundversorgung von jedem mit einem noch zu berechnenden prozentualen Obulus bezahlt werden würde, wäre das fairer und jeder, der kann und will mag sich dann zusatzversichern.

Noch was. Nach einem Zahnarztbesuch war ich angewidert von dem schamlosen aufdrängen von IGEL-Leistungen. Und beim Frauenarzt kam ich mir im Wartezimmer vor wie im arabischen Basar. Per Power Point Präsentation wurde dort auf die mannigfaltigen
privaten Leistungen hingewiesen, alle mehr oder weniger überflüssig. Ich finde nicht, das sich unsere Politiker schlechter benehmen. Der Vertrauensvorschuss, den die Ärzte hier im Allgemeinen genießen, wird da ganz schnell zunichte gemacht.
So, jetzt war ich mal wieder etwas unfair, denn nicht jeder Arzt macht so etwas, aber ich denke auch Sie sind nicht immer fair.
Gute Nacht, Kalli
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GS
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Anmeldungsdatum: 24.04.2006
Beiträge: 32

BeitragVerfasst am: 14.10.07, 11:03    Titel: Gesundheitskosten fast ausschließlich ... Antworten mit Zitat

gesetzlich Versicherte finanziert?

Liebe Kalli,
wie kommen Sie zu dieser Erkenntnis?

Die Ärzte m/w, die ich kenne, beklagen sich jedenfalls nicht über die Selbstzahler oder Privtpatienten, die ihnen die Zeit stehlen – im Gegenteil. Sie „müssen“ sie nicht behandeln, warum tun sie es trotzdem, obwohl das Wartezimmer voll ist? Ich will hier niemanden mit Statistik langweilen, aber schätzungsweise jeder dritte oder vierte Arbeitsplatz in Allgemein- oder Facharztpraxen wird durch die Behandlung einer Patientengruppe gegenfinanziert, die eher unter als über 10 % liegt.

Was halten Sie von dieser These: Je weniger Selbstzahleranteil eine Arztpraxise hat, desto eher sehen sich die Ärzte gezwungen, ihre Kassenpatienten einzuIGELn, um den besagten „vierten“ Arbeitsplatz weiterhin anbieten zu können? Haben Sie Ihre Ärztin mal daraufhin angesprochen, oder haben Sie sich bloß geärgert?

Im Krankenhaus ist die Situation ähnlich, für die Patienten eher noch schlimmer. Und jetzt denken Sie sich mal den Deckungsbeitrag der Krankenhauswahlleistungen (also der Klinik-IGEL) weg. Patienten, Pflegekräfte und Ärzte kommen vom Wolkenbruch in den Wasserfall. Wem soll das nützen?

Zurück zur Ambulanz: Ich stimme Ihnen zu, dass IGEL „mehr oder weniger“ überflüssig sind. Die „mehr“ überflüssigen können wir eigentlich abhaken, aber was ist mit den „weniger“ überflüssigen Gesundheitsleistungen? Medizinisch sinnvolle oder den zugelassenen Methoden überlegene, weil schonendere oder schmerzfreie Behandlungsalternativen werden Kassenaptienten aus rein finanziellen Gründen vorenthalten. Das trifft vor allem diejenigen, die sich einen IGEL finanziell nicht leisten können. Und wer sich ihn leisten könnte, soll nichts darüber erfahren dürfen, dass es ihn gibt?

Noch ein Wort zu PR, dem Sie gelegentliche „Unfairness“ unterstellen. „Hart, aber fair“ trifft es eher. Allenfalls mal ein Revanche-Foul erlaubt er sich, dann aber immer mit Stil, etwa so wie Zidane gegen Materazzi im FIFA-Endspiel 2006.

Wer von beiden hat – nachdem Transparenz über diese spektakuläre Aktion hergestellt wurde – mehr Verständnis für seinen „Beitrag“ erhalten, selbst bei den geschädigten Franzosen, insbesondere den Französinnen?

Lassen Sie mal Transparenz in die Gesundheitspolitik einziehen, und das Pfeifkonzert für die Foul-Flüsterer aus dem Bundesgesundheitsministerium wird so schnell nicht enden – wetten?

Mit sonntäglichem Gruß
Gerhard
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Kalli
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Anmeldungsdatum: 15.01.2007
Beiträge: 218
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 14.10.07, 19:56    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo, GS!
Ich habe schon oft mit meinem Hausarzt darüber gesprochen, verstehe auch seinen Ärger über Deckelung usw. Ich schlug vor, das jeder einzahlt und das man mit Zusatzversicherungen eine Art Privatpatientenstatus dazukaufen kann. Denn mein Doktor verstand auch meine Milchmädchenrechnung. Ich als relativ kleine Angestellte des öffentlichen Dienstes habe im Monat ca. 500€ an die Kkasse bezahlt. In DM 1000 !!!
Selbst als chronisch kranke Patientin habe ich nur einen sehr kleinen Teil meines Beitrages benötigt. Ich finde das ok, bin also solidarisch mit den Menschen, denen es schlechter geht.
Nur hab ich überhaupt keine Lust, mich als dämliche Kassenpatientin abfertigen zu lassen, die ja nur kostet und sonst nichts und finde es schlimm, das deutlich besser verdienende Menschen sich ihrer Verantwortung den ärmeren Menschen gegenüber entziehen.
Wenn alle in das System einzahlen würden und man die elende Gier sowohl bei einigen Ärzten und Apothekern und der Pharmaindustrie als auch bei Patienten eindämmen könnte, wären wir schon etwas weiter.
Das reizt mich so bei PR, immer heftige Angriffe und nur seinen Weg als einzige Rettung.
In einigen Hartz-Foren findet man ähnlich angriffslustige Schreiber. Sorry, ich denke, es gibt immer mehrere Wege zum Ziel und man sollte sich auch die anderen Meinungen mal anhören.
So, ich hoffe, ich war etwas friedlicher und wünsche Ihnen einen ebensolchen Abend, Kalli
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