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Ihr Arzt, der Staatssklave ?

 
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PR
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
Beiträge: 2794
Wohnort: Lörrach

BeitragVerfasst am: 30.11.07, 17:10    Titel: Ihr Arzt, der Staatssklave ? Antworten mit Zitat

Den Beiträgen von „Lerner“ im Nachbarthread gibt es nichts hinzuzufügen, was den nicht gerade geräuschlosen Auf- und Abtritt oder die rhetorischen Bluffs von „gesundbrunnen“ anbetrifft.

Darüber hinaus bedenkenswert ist das merkwürdig gespaltene Verhältnis unserer Politiker zu den Ärzten des Landes.

Wie kann man zu jeder Wahl wieder neue Wohltaten unters Volk bringen, dann aber, wenn sie auch Geld kosten, diejenigen dafür in Haftung nehmen, die aus den Versprechungen Realität gemacht haben ?

Warum wird heute „unnötig“ und „eigennützig“ gescholten, was noch gestern als Errungenschaft galt ? Haben wir Medizin nach Kassenlage, sind Ärzte und ihre Arbeit bloß Spielball der Willkür von Politikern und, schlimmer, der Opportunität von Parteien ?

Was bewegt den Stand der Berufspolitiker, einerseits die Vorstellungen vom gesunden sozialen Wohlfahrtsstaat gutteils erfolgreich mit Hilfe des freien Berufsstandes der Ärzte zu realisieren, diese andererseits gleichzeitig negativ zu diskriminieren, nach Kräften zu diffamieren, in der am Patientenwohl orientierten freien Berufsausübung zu behindern, sie zunehmend zu gängeln und drangsalieren ?

Ärzte sind näher am Volk, dies dürfte die banale Erklärung sein.
„Die Basis riecht den Angstschweiß der Führung“.
Der Spruch gilt wohl nicht nur auf grünen Parteitagen.

PR
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Von Fremdinteressen freie an Patienteninteresse orientierte eigene Meinung.
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Alba
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Anmeldungsdatum: 23.02.2005
Beiträge: 84

BeitragVerfasst am: 03.12.07, 08:20    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo PR,

Sie schreiben: Haben wir Medizin nach Kassenlage?
Aber ja und nicht erst seit gestern.
Davon zeugt nicht zuletzt Ihre beeindruckende Beispielsammlung aus einem anderen Thread hier. Ich erlaube mir, sie hier nochmal reinzukopieren, weil sie drüben irgendwie sang- und klanglos untergegangen ist:

Sie berichteten von Gesprächen
[Zitat] Mit der Mittsiebzigerin, die seit der Krebsoperation vor zwanzig Jahren von den Zehen bis übern Po voller Wasser steckt und mit ihrer Gesundheitskasse jedes Jahr länger rummachen muß, bevor sie die stationäre Drainagetherapie genehmigt kriegt, oder mit dem Hausarzt streitet, weil der das Antragsformularsbeanttragungsformular für die Kur noch nicht fertig hat.

Mit der Inkontinenten, die hört, das Verordnungsbudget sei aufgebraucht, die teuren Tabletten gäbs erst im nächsten Jahr wieder, und von den Vorlagen nur die billigsten.

Mit der zur Früherkennung Angemeldeten mit Beschwerden, die hört, im Januar sei schon eine Früherkennung gemacht worden, ich könne mich im November bloß um die aktuellen Beschwerden kümmern, nach Dezember dürfe sie das Gerät dann nochmal für die Früherkennung besteigen.

Mit der Mammapatientin und dem Lymphoedem, die hört, nach dem Wiederholungsrezept für Lymphdrainage sei der Regelfall abgeschlossen, die Heilmittelverordnungsrichtlinie sehe jetzt ein Vierteljahr Pause vor, zehn Behandlungen gingen eh nicht, nur sechs.

Mit der dürren blonden Endsechzigerin, der die Osteoporose längst anzusehen ist, die hört, ohne vorangegangene Fraktur sei sowohl die Dexa-Densitometrie als auch das Bisphosphonat Privatvergnügen.

Mit der Siebzigjährigen und den zwei Schwestern mit Mammakarzinom, die hört, die Screeningmammographie gäbs nur bis Ende neunundsechzig.

Und so weiter.
[Zitatende]

Effizient ist was anderes, von human nicht zu reden oder? Meine eigenen Ärzte suchen in solchen Fällen nach einem Dreh, das ist bei ein wenig Mut ja möglich. Aber warum ist das überhaupt nötig?

Ich frage mich, wieso Ärzte, die doch über reichlich Standesvertreter und -vertretungen verfügen, sich keine wirksame Lobby aufbauen, um in der Regel fach- und sachfremden Politikern auf die Finger zu sehen?

Übrigens in Sachsen-Anhalt ist sogar der Ministerpräsident ehemaliger Gynäkologe (Chefarzt mit entsprechenden Allüren sagen böse Zungen). Ich höre aber nicht, daß da die Bedingungen irgendwie besser sind.

Freundliche Grüße von Alba
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PR
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
Beiträge: 2794
Wohnort: Lörrach

BeitragVerfasst am: 08.12.07, 07:31    Titel: Reichlich Standesvertreter... Antworten mit Zitat

Die KVen sind keine Standesvertretung sondern Körperschaften öffentlichen Rechts, also aus privatem Geld finanzierte Behörden zur Erledigung von Dingen, zu deren Erledigung der Staat zwar verpflichtet aber nicht imstande ist, aus welchem Grund auch immer. Das BMG kann in die KVen hineinregieren, wo immer es will. Dasselbe tut die Gerichtsbarkeit mit unschöner Regelmäßigkeit.

Die Ärztekammern sind Standesvertretungen. Mit Kassenbelangen haben sie aber nichts zu tun. Dinge, die die Ärztekammer sagt, werden von politischer Seite mit unschöner Regelmäßigkeit überhört.

Die Freiberuflichkeit der Ärzte ist immer dann erwünscht und wird extensiv genutzt, wenn die Ärzte Geld mitbringen, um eine der weltbesten Infratsrukturen zur Gesundheitsversorgung aufzubauen und zu unterhalten.
Sie ist jedoch dann unerwünscht und wird - auch bei gegenteilig lautenden Äußerungen aus dem BMG - bis aufs Messer bekämpft, hintertrieben, diffamiert, von den Zwängen innerhalb der Körperschaften überdeckelt und faktisch außer Kraft gesetzt, wo Ärzte nicht ausschließlich die jeweils gerade politisch gewünschten Ziele verfolgen.

Daneben wird der - wie auch immer beamten-artige - Status eines jeden Kassenarztes – „gesundbrunnen“ bevorzugt, dies als „Privileg“ zu bezeichnen - immer dann extensiv genutzt, wenn Politiker sich außerstande sehen - zu feige sind -, ihren Wählern unangenehme Dinge zu sagen. Egal ob es die Kassengebühr ist oder das Verordnungschaos in bald wöchentlich wechselnden Rabattverträgen, oder oder oder. Genutzt wird stets die kurze Befehlskette via KBV und KVen. Dieser steht jedoch keinerlei staatliche Treuepflicht gegenüber wie bei Beamten selbstverständlich.

Für den zum allzeit willigen Zwitter degradierten Kassenarzt gilt: Streikrecht ? Vorenthalten ! Versorgung ? Nicht vorhanden ! Arbeitsrecht ? Außer Kraft. Eigentumsschutz ? Fehlanzeige ! Kundenbindung ? Diffamiert ! Standesrecht ? Von Rechts wegen mißachtet ! Rechtssicherheit in kohärenter Gesetzgebung und Rechtsprechung ? Null.

Dies sind Zustände, die endlich auch einmal das Verfassungsgericht beschäftigen sollten.

Zwei Gleise befährt das BMG im Rahmen der Reformgesetzgebung:
1. Weiteres Entmachten und finanzielles Austrocknen der KVen durch "direkte" Versorgungsaufträge an den KVen vorbei ("Rest-KVen").
2. Auslegen vergoldeter Teppiche für in- und ausländische Großinvestoren, die anstelle der Freiberufler die medizinische Infrastruktur auf- und ausbauen, damit den fiskalischen Wert der bestehenden Infrastruktur anullieren, und deren bisherige Inhaber faktisch enteignen sollen. Die privatisierten Großbetriebe werden dann mit mut-, phantasie-, antriebs- und alternativlosen Angestellten betrieben, denen das Qualitätshandbuch dann auch noch den letzten Rest Arbeitnehmerrechte beschneidet.

Wer diese Dinge allzu laut sagt - auch wenn das dem Selbstverständnis z.B. von KVen enspricht - wird via Gerichte mundtot gemacht, wie gerade wieder gesehen.

Brave New World.

PR

PS: Merci an die Reda fürs Aufräumen
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