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Besten Dank, Herr Dr. Flaccus, für Ihren guten und fundierten Beitrag.
Ich selbst habe mich zuletzt sehr gewundert, als ich den Zahnarzt wechselte (ohne ungewöhnliche Zahnprobleme), und dieser mir gleich sagte: Machen wir doch erst mal eine Röntgenaufnahme.
PR, um "Hysterie" geht es gar nicht, den Begriff haben Sie hier eingeführt. Im Übrigen tun Sie gerade so, als würden Sie von der Politik gezwungen, bei allen Ihren Patientinnen >50<70 eine Mammographie zu machen. Das aber ist genau so wenig der Fall, wie Ihre Patientinnen gezwungen wären, etwas zu tun, was Sie ihnen empfehlen.
Verfasst am: 18.02.08, 22:36 Titel: Ich mache keine Mammographien,
werde jedoch täglich vielfach gefragt, was von einer von staatswegen eingeführten Screeningmammographie zu halten sei, die ohne Arztkontakt und klinische Untersuchung erfolgt, unter Umständen meherer Anreisen erfordert, und strafbewehrt sei im Falle der Brustkrebserkrankung ohne vorgängig nachgewiesene Inanspruchnahme.
Dann sag ich das hier Geschriebene.
PR _________________ Von Fremdinteressen freie an Patienteninteresse orientierte eigene Meinung.
Verfasst am: 18.02.08, 23:40 Titel: zunehmende Etablierung von Leitlinien und Standards
fordern, wenn sie gut sind,
"die Routineaufnahme" ober Vergleichbares eben n i c h t.
Vielmehr beschreiben sie
- Korridore, innerhalb derer
- bei einer überschaubaren Vielzahl von konkreten und exemplarischen Fällen
- nach aktuell bestem Wissen vorgegangen werden soll.
Am besten überschaubar finde ich ihre Darstellung als Entscheidungsbäume oder Stufenpläne. Für meine eigene tägliche Arbeit hab ich die längst entwickelt.
Obwohl an Kollektiven entwickelt lassen sie jederzeit die Chance, sie dem individuellen Fall anzupassen.
Sie verbieten eigenes Nachdenken nicht und entmündigen niemanden.
Das Beste: sie verleihen dem, der sie adoptiert, die wirkliche Autorität der gesamten Fachgruppe.
Welch ein Unterschied zu den "QM-Handbüchern", die ich so gesehen hab !
PR _________________ Von Fremdinteressen freie an Patienteninteresse orientierte eigene Meinung.
ihre Kritik an QM-Handbücher vermag ich - obwohl ich selbst QM-Verantwortlicher meiner Abteilung bin - sehr wohl nachzuvollziehen.
Zitat:
Am besten überschaubar finde ich ihre Darstellung als Entscheidungsbäume oder Stufenpläne. Für meine eigene tägliche Arbeit hab ich die längst entwickelt.
Das ist ein guter Ansatz. In "kleinen" Betrieben mag das funktionieren. In einem Krankenhaus mit über 500 Mitarbeitern klappt das in der regel nicht so gut.
Das hat nicht zuletzt mit der "Flut" von Arbeitsanweisungen zu tun, die im Rahmen jahrelanger QM-Arbeit so erstellt werden.
Man kann halt nicht alle kennen - das höre ich auch immer wieder, wenn ich auf deren Nicht-Beachtung hinweise...
Das führt uns zu folgenden Sätzen:
PR hat folgendes geschrieben::
Das primäre Ziel
"...unnötige Untersuchungen zu vermeiden"
unterschreib ich sofort und aus vielerlei Gründen.
Unmittelbar handhabbar ist es jedoch nicht.
Sind wir uns einig, das Ihr letzter Satz - es ist nicht handhabbar - eine der wesentlichen Ursachen für die Ausgangs-Feststellung dieses Threads ist: Es wird zuviel geröntgt ?
Dann sollten diesen Ansatz für die weitere Diskussion nutzen.
Gruß
Dr. A. Flaccus _________________ Dr. A. Flaccus
Facharzt für Anästhesie
- Notfallmedizin -
DMF-Moderator
Verfasst am: 19.02.08, 18:23 Titel: Na, Sie leiten die Diskussion ja auch ganz schön ...
aber dazu sind Sie schließlich da.
Die Antwort weiß ich nicht und tät mich im Leben n i c h t trauen sie zu schreiben, bevor ich nicht a l l e Leitlinien, die es zum Röntgen gibt, mit den tatsächlich durchgeführten Untersuchungen abgeglichen hab.
Eine weitere halbstaatliche Institution läßt übrigens fast immer röntgen: es sind die Berufsgenossenschaften. Der D-Arzt, der's nicht vorschriftsgemaß macht, verliert seine Zulassung als solcher.
Leitlinien:
großer und kleiner Betrieb macht natürlich einen großen Unterschied.
Meine Arbeitsanweisungen haben meine Mitarbeiterinnen und ich bei jeder Patientin vor der Nase, weil wir grundsätzlich "an ihnen entlang" arbeiten. Die Anweisungen sind nach Diagnosengruppen bzw. diagnostischen Arbeitshypothesen sortiert und dementsprechend aufgebaut. Hab vierzig und ein paar davon. Wenn die Arbeitshypothese klar ist ("warum kommt die Patientin", z.B Schwangerschaftsfeststellung, Schwangerschaft soundsovielte Woche, postpartal, Empfängnisregelung, Fluor, Nachsorge Mamma etc.etc.), wird die in die Kiste getiptt, und dann steht da eine Tagesseite Karteikarte mit ausformulierter Anamnese, körperlichem Befund, Laborbefund, Technikbefund, MEMO (was darf nicht vergessen werden), Beratungsinhalt Patientin, Kollegenrat, Diagnosen mit ICD. An den Stellen der einzufügenden (vorgefundenen) Parameter ist eine Sprungmarke, die frei oder per Textmakro mit dem erhobenen Befund gefüllt wird.
So ist durch standardisierte Dokumentation sichergestellt, dass durchweg standardisiert gearbeitet wird. Wenn die Konsultation fertig ist, ist auch die Karteikarte und damit der Brief fertig (der nichts als eine automatisierte Kopie der Karteikarte ist. D e n K o l l e g e n Briefempfängern gegenüber lass ich also grundsätzlich und jedesmal die Hosen vollständig runter. Was mir den Kassen gegenüber , Stichwort eCard, durchaus schwer fallen würde, auch wenn der Herr Lauterbach das angeblich nur von schlechten Ärzten erwartet).
Ändert sich was in irgendwelchen Leit- oder Richtlinien, wird das sofort bis ins Detail der Konsultation ausformuliert und steht von Stund an täglich zur Verfügung.
So geht nach meiner Überzeugung "lebendes" QM (in der überschaubaren Arbeit einer Fachpraxis).
Natürlich gibts dann noch den ganzen Hygienekrimskrams und Nebenarbeiten, die im separaten Handbuch geregelt sind. Das ist tatsächlich so aufgebaut wie üblich und es steht im Prinzip nichts weiter drin als was eine gute Assistentin (ich hab nur solche) sowieso im Urin hat. Damit mach ich mir also nur ganz wenig Arbeit.
Wenn Sie das in concreto interessiert, schick ich Ihnen mal ne Disk (mit dem Stand von vor etwa eineinhalb Jahren, ist zum Mailen zu groß).
PR _________________ Von Fremdinteressen freie an Patienteninteresse orientierte eigene Meinung.
"Nachteilige Effekte
Dem Nutzen des Screenings stehen unvermeidliche nachteilige Effekte gegenüber:
- falschpositive Befunde
- Gewebeentnahmen bei gutartigen Läsionen
- Strahlenexposition
- Überdiagnose."
Es bleibt dabei: "Von 1000 Frauen, die während 10 Jahren fünfmal an der Reihenmammografie teilnehmen, werden 999 Frauen keinen Nutzen haben, da sie ohnehin nicht an Brustkrebs sterben (996 Frauen) oder weil sie trotzdem an Brustkrebs sterben (3 Frauen). Die absolute Risikoverminderung beträgt also nur 0.1 %"
http://de.wikipedia.org/wiki/Mammografie
"Graf Zahls großer Bruder: Statistiken täuschen. Tabellen lügen. Und die meisten Ärzte haben keine Ahnung"
Zurück geht das Programm auf einen Bundestagsbeschluss. Im Juni 2002 hat der Deutsche Bundestag einstimmig beschlossen, in Deutschland ein qualitätsgesichertes Mammographie-Screening-Programm einzuführen, und zwar auf der Grundlage der "Europäischen Leitlinien für die Qualitätssicherung des Mammographie-Screenings". Die umfangreichen Richtlinien zu Zielen, Inhalten und Struktur des deutschen Programmes sind im Januar 2004 in Kraft getreten. Diese Richtlinien sind die Krebsfrüherkennungs-Richtlinien (KFU-RL) und die Anlage 9.2 des Bundesmantelvertrags-Ärzte (BMV-Ä)/Bundesmantelvertrag-Ärzte/Ersatzkassen (EKV)
Ich kann den fachlichen Hintergrund selbst nicht wirklich überblicken, dazu stecke ich zu wenig im Thema "Mammografie", aber:
All die Lehrer, Beamten, Eurokraten, Ärzte im Bundestag, Minister, Staatssekretäre (die ja die Vorlagen vorbereitet haben) usw. - alle diese Leute haben "keine Ahnung" von dem, was da beschlossen wurde ?
Wer ist denn jetzt Schuld, an dieser "Überdiagnostik" ?
Und wer sollte das ganze stoppen ?
Gruß
Dr. A. Flaccus _________________ Dr. A. Flaccus
Facharzt für Anästhesie
- Notfallmedizin -
DMF-Moderator
Wer ist denn jetzt Schuld, an dieser "Überdiagnostik" ?
Und wer sollte das ganze stoppen ?
Ich kann mich nicht im Detail einmischen, aber nur mal von einem Menschen, den diese Thematik als Überbegriff der "Überdiagnostik" betreffen könnte und auch schon mal hatte, so würde ich nicht von Schuld sprechen wollen, ist es ja auch immer auch eine ethische Frage und IMHO ist besonders ein Patient dazu aufgefordert nicht alles mitmachen zu wollen, zu müssen, ihm Ängste zu nehmen, Bedeutungslosigkeiten bedeutungsvoll werden zu lassen, eben der einzige Indikator dafür, das es so ist, wie es hier diskutiert wurde.
Und wer hilft nun dem Patienten dabei das alles zu verstehen?
Zu verstehen im Notfall wohl gut versorgt zu werden, aber auch ohne Versprechen, vielleicht dort sogar noch besonders deutlich zu verstehen, aber sonst einfach das Gesundheitssystem Farbe zu bekennen hat, das von diesem eben nicht die ewig währende Gesundheit am Tropf zu erwarten ist.
Freuen wir uns doch alle über die wirklichen Errungenschaften, die uns schon allen ein sehr viel angenehmeres und längeres Leben bescheren, als jemals zuvor.
Was wollen wir also noch mehr und wo ist schon an den Schulen die Gesundheitsaufklärung?
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