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Absetzung von SSRI
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I-user
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Anmeldungsdatum: 29.04.2005
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BeitragVerfasst am: 13.03.08, 12:54    Titel: Absetzung von SSRI Antworten mit Zitat

Guten Morgen zusammen. Es wird m.W. empfohlen, die SSRI allmählich abzusetzen und nicht abrupt. Ich meine, wenn man sie überhaupt absetzen will. Aber warum? Nur weil für 1-2 Wochen Absetzungserscheinungen auftreten können oder gibt es sonstige Gründe. Meine Frage betrifft diesmal Patienten, welche das Medikament in üblicher oder etwas geringerer Dosierung nur wenige (3-4) Monate genommen haben und dann versuchen wollen, es wieder abzusetzen.
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Kasi
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Anmeldungsdatum: 21.10.2006
Beiträge: 367

BeitragVerfasst am: 13.03.08, 20:59    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo i-user,
es ist nur der Versuch die Absetzerscheinungen so gering wie möglich zuhalten.
VG Kasi
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Stefan4242
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Anmeldungsdatum: 13.01.2007
Beiträge: 337

BeitragVerfasst am: 14.03.08, 12:01    Titel: Re: Absetzung von SSRI Antworten mit Zitat

Hallo,

I-user hat folgendes geschrieben::
Es wird m.W. empfohlen, die SSRI allmählich abzusetzen und nicht abrupt. Ich meine, wenn man sie überhaupt absetzen will. Aber warum? Nur weil für 1-2 Wochen Absetzungserscheinungen auftreten können

Genau das ist der Grund. Allerdings können "nur" Absetzerscheinungen recht heftig sein. Deswegen sollten Psychopharmaka über einen längeren Zeitraum per allmählicher Dosisminderung "ausageschlichen" werden. Und auch das bitte nur unter fachärztlicher Kontrolle!

Viele Grüße,
Stefan
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Ich glaube nicht (an einen persönlichen Gott), aber ich kenne eine persönliche Kraft, deren Wirkung kein Widerstand entgegengesetzt werden kann. Ich nenne sie Gott. (C.G.Jung)
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I-user
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Anmeldungsdatum: 29.04.2005
Beiträge: 1985
Wohnort: Dortmund

BeitragVerfasst am: 14.03.08, 12:20    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für die Antworten Smilie.
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AlexOrange
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Anmeldungsdatum: 25.02.2006
Beiträge: 73

BeitragVerfasst am: 16.03.08, 01:56    Titel: Antworten mit Zitat

Heisst das jetzt, dass diese AD - oder generell AD - genauso oder ähnlich süchtig / abhängig machen wie z.B. Benzodiazepine, oder wie muss ich mir das vorstellen?


Gruss


Alexander
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Kasi
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Anmeldungsdatum: 21.10.2006
Beiträge: 367

BeitragVerfasst am: 16.03.08, 11:42    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Alexander,
Zitat:
Heisst das jetzt, dass diese AD - oder generell AD - genauso oder ähnlich süchtig / abhängig machen wie z.B. Benzodiazepine, oder wie muss ich mir das vorstellen?

Nein. Absetzerscheinungen sind von einer Abhängigkeit klar zu unterscheiden. Abhängigkeit ist immer mit einer Erwartungshaltung eine positive Wirkung zu erzielen verbunden. Das reicht von einem angehmen Wohlbefinden bis hin zu einem Kick, dabei ist ein schnelles Anfluten im Gehirn mit einem stärkeren Abhängigkeitspotential dieser Substanz verbunden. Zusätzlich kommt bei der Enstehung von Abhängigkeit neben der Substanz und dem Einsatzgebiet auch die Person deren Umfeld eine entscheidende Rolle zu - auch die Gewöhnung und Dosissteigerung gehören dazu.
Absetzerscheinungen hingegen sind einfach nur Symptome, die aus einer körperlichen Anpassung an eine veränderte Dosierung resultieren. Absetzerscheinungen können eine Abhängigkeit befördern, aber alleinig können sie keine Abhängigkeit verursachen.
Daher zählen Antidepressiva zu Recht nicht zu den abhängig machenden Substanzen. Benzos hingegen haben ein deutliches Potential Abhängigkeit zu erzeugen auch schon in niedriger Dosierung, dh ungewöhnlicherweise ohne Dosissteigerung.
VG Kasi
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AlexOrange
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Anmeldungsdatum: 25.02.2006
Beiträge: 73

BeitragVerfasst am: 16.03.08, 22:21    Titel: Antworten mit Zitat

Kasi hat folgendes geschrieben::
Hallo Alexander,
Zitat:
Heisst das jetzt, dass diese AD - oder generell AD - genauso oder ähnlich süchtig / abhängig machen wie z.B. Benzodiazepine, oder wie muss ich mir das vorstellen?

Nein. Absetzerscheinungen sind von einer Abhängigkeit klar zu unterscheiden. Abhängigkeit ist immer mit einer Erwartungshaltung eine positive Wirkung zu erzielen verbunden. Das reicht von einem angehmen Wohlbefinden bis hin zu einem Kick, dabei ist ein schnelles Anfluten im Gehirn mit einem stärkeren Abhängigkeitspotential dieser Substanz verbunden. Zusätzlich kommt bei der Enstehung von Abhängigkeit neben der Substanz und dem Einsatzgebiet auch die Person deren Umfeld eine entscheidende Rolle zu - auch die Gewöhnung und Dosissteigerung gehören dazu.
Absetzerscheinungen hingegen sind einfach nur Symptome, die aus einer körperlichen Anpassung an eine veränderte Dosierung resultieren. Absetzerscheinungen können eine Abhängigkeit befördern, aber alleinig können sie keine Abhängigkeit verursachen.
Daher zählen Antidepressiva zu Recht nicht zu den abhängig machenden Substanzen. Benzos hingegen haben ein deutliches Potential Abhängigkeit zu erzeugen auch schon in niedriger Dosierung, dh ungewöhnlicherweise ohne Dosissteigerung.
VG Kasi


Ich meinte nicht den Unterschied zw. Abhängigkeit und Absetzerscheinung.

Meine Frage war: machen AD letztlich genauso Abhängig wie z.B. Benzodiazepine, die, richtig angewendet ja auch ausgeschlichen werden müssen wenn sie länger genommen werden müssen, oder Opioide / Opiate in der Schmerztherapie, dort ist eine körperliche Abhängigkeit bei Einnahme über einen längeren Zeitraum ja quasie obligatorisch und trotzdem können diese Medikamente, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, von den Patienten - auch wenn es sicherlich länger dauert - problemlos ausschleichend abgesetzt werden. Nur die allerwenigsten Patienten werden quasie "süchtig" wobei Morphin - sofern nicht retadiert - genauso schnell anflutet wie z.B. Diazepam?

Haben also AD genau solch ein Abhängigkeitspotential wie die genannten Substanzen? Denn ob ich jetzt Benzodiazepine, Opiate / Opioide oder AD absetze, dürften die Absetzerscheinungen doch genauso unangenehm sein, würde man sie sofort absetzen?

Noch anders gefragt: Machen AD nicht dann auch genauso Abhängig wie o.g. Substanzen?
Eine Erwartungshaltung habe ich ja auch bei der Einnahme von AD.

Noch anders gefragt: Ist eine physische Abhängigkeit nicht etwas anderes als eine psychische Abhängigkeit?

Wo liegen die Unterschiede genau?

Alexander
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I-user
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Anmeldungsdatum: 29.04.2005
Beiträge: 1985
Wohnort: Dortmund

BeitragVerfasst am: 16.03.08, 23:43    Titel: Antworten mit Zitat

AlexOrange hat folgendes geschrieben::
Denn ob ich jetzt Benzodiazepine, Opiate / Opioide oder AD absetze, dürften die Absetzerscheinungen doch genauso unangenehm sein, würde man sie sofort absetzen?
Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Es gibt auch Patienten, die ihre SSRI von heute auf morgen abgesetzt haben, aber die Absetzungserscheinungen eher schwach merken konnten.
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AlexOrange
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Anmeldungsdatum: 25.02.2006
Beiträge: 73

BeitragVerfasst am: 17.03.08, 00:42    Titel: Antworten mit Zitat

I-user hat folgendes geschrieben::
AlexOrange hat folgendes geschrieben::
Denn ob ich jetzt Benzodiazepine, Opiate / Opioide oder AD absetze, dürften die Absetzerscheinungen doch genauso unangenehm sein, würde man sie sofort absetzen?
Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Es gibt auch Patienten, die ihre SSRI von heute auf morgen abgesetzt haben, aber die Absetzungserscheinungen eher schwach merken konnten.



Aber zumindestens waren die Absetzerscheinungen vorhanden, die Intensität solcher Phänomene werden auch von Patienten, die mit Benzodiazepine und Opiate / Opioide behandelt wurden, unterschiedlich wahrgenommen, wenn es auch eher selten der Fall ist, der Entzug von Benzodiazepinen dürfte mit einer der schwierigsten sein.

Leider auch nur bedingt eine Antwort auf meine Frage, trotzdem danke.

Alexander
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Kasi
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Anmeldungsdatum: 21.10.2006
Beiträge: 367

BeitragVerfasst am: 17.03.08, 08:17    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

Morphin und Diazepam haben eine andere Hauptwirkung und damit verbunden eine andere Anwendung. Es macht einen Unterschied, ob ich eine Substanz zur Schmerzlinderung nehme oder ob ich damit einen beruhigenden angstlösenden wohlbefinden erzeugenden Effekt erziwlwn möchte. Opioide wirken auch sedierend und teilweise sogar euphorisierend (,das ist für die Wirkung auch wichtig), aber die Zielrichtung der Anwendung ist für die Entwicklung der psychischen Abhängigkeit entscheidend. Daher wird auch die eigenständige Entscheidung über die Einnahme als kritisches Moment betrachtet, denn es könnte sein, dass der Patient dazu übergeht das Opioid nicht wegen der Schmerzlinderung, sondern wegen der positiven Nebeneffekte einzunehmen.
Speziell Morphin flutet meines Wissens nicht so schnell an, da es im Blut hauptsächlich als nicht lipophiles Salz vorliegt, aber das müsste ich noch einmal nachschlagen.

Zitat:
Noch anders gefragt: Ist eine physische Abhängigkeit nicht etwas anderes als eine psychische Abhängigkeit?

Ja, sicherlich. Alle 3 Substanzklassen erzeugen eine physische Abhängigkeit, dh es treten bei abruptem Substanzentzug Entzugssymptome auf. Bei Antidepressiva sind diese Entzugssymptome etwas anderer Natur, dh es ist weniger im Bereich des psychischen Wohlbefindens als das es tatsächlich körperliche Entzugssymptome sind. Bei Antidepressiva verwendet man daher den Begriff Absetzsymptome statt physischer Abhängigkeit.
Die gesteigerte Erregbarkeit, Unruhe, Ängstlichkeit, die fehlende Möglichkeit sich zu entspannen bei Benzos sind eine ganz andere Klasse von Absetzsymptomen und darin liegt auch ein kleiner Unterschied zu vielen Opioiden. Bei Opioiden ist der körperliche Enzug oft sogar schwieriger, da es fast automatisch zu einer Toleranzentwicklung kommt und der Körper beim Absetzen eine viel stärkere Anpassungsleistung vollbringen muss. Bei Benzos ist dies bei der eher selteneren Hochdosisabhängigkeit um ein Vielfaches schwieriger.

Zitat:
Haben also AD genau solch ein Abhängigkeitspotential wie die genannten Substanzen?Noch anders gefragt: Machen AD nicht dann auch genauso Abhängig wie o.g. Substanzen?
Eine Erwartungshaltung habe ich ja auch bei der Einnahme von AD.

Erstens haben AD´s nur ein physisches Abhängigkeitspotential, das noch dazu anderer Natur ist und zweitens fehlt die psychische Abhängigkeit. Es gibt abgesehen von manchen tri/tetrazyklischen keinen besonders stark sedierenden Effekt, insbesondere ist er dadurch das er über die Histaminrezeptoren abläuft wiederum einer anderen Natur als der von Benzos (hier: GABA ). Wir haben kein zentrales Anfluten, kein Kick, keine Stimulation des dopaminergen Belohnungssystems, was ja für die Entwicklung der psychischen Abhängigkeit (Verlangen, Kontrollverlust, Einengen auf das Suchtmittel, Reinforcement (Verstärken des Verhaltens)) eine entscheinde Rolle spielt.
Bei Opioiden haben wir das, aber es steht nicht im Vordergrund (wie oben schon ausgeführt).

Zitat:
Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Es gibt auch Patienten, die ihre SSRI von heute auf morgen abgesetzt haben, aber die Absetzungserscheinungen eher schwach merken konnten.

Zitat:
Aber zumindestens waren die Absetzerscheinungen vorhanden, die Intensität solcher Phänomene werden auch von Patienten, die mit Benzodiazepine und Opiate / Opioide behandelt wurden, unterschiedlich wahrgenommen, wenn es auch eher selten der Fall ist, der Entzug von Benzodiazepinen dürfte mit einer der schwierigsten sein.

Bei allen drei Substanzklassen ist das Individuum entscheidend. Bei AD´s ist ein starker(!) körperliche Entzug eher selten und zumeist auf eine vorhergehende Langzeiteinnahme kombiniert mit individuellen Besonderheiten verbunden. Bei Benzos ist der Entzug generell problematisch, wobei es auch Hochdosisabhängige gibt, die erstaunlich schnell und problemlos die Dosis runterschrauben und Absetzen können, selten aber das gibt´s - es ist abgesehen von der genetischen Ausstattung eine Frage, wie stark die Einengung des Lebens auf das Suchtmittel fortgeschritten ist, dabei spielt auch ein gesundes soziales stabilisierendes Umfeld eine Rolle.

VG Kasi
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AlexOrange
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Anmeldungsdatum: 25.02.2006
Beiträge: 73

BeitragVerfasst am: 17.03.08, 19:07    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für Deine ausführliche Antwort.

Zitat:
Wir haben kein zentrales Anfluten, kein Kick, keine Stimulation des dopaminergen Belohnungssystems, was ja für die Entwicklung der psychischen Abhängigkeit (Verlangen, Kontrollverlust, Einengen auf das Suchtmittel, Reinforcement (Verstärken des Verhaltens)) eine entscheinde Rolle spielt.



Stimmt, dass ist das grösste Problem bei Substanzen wie Benzodiazepine und Narkoanalgetika.

AD brauchen wesentlich länger bis eine Stimmungsaufhellenden (also eine positive) Wirkung eintritt, oft muss das Medikament gewechselt werden, weil auch nach längerer Einnahme kein Erfolg zu verzeichnen ist, die Patienten aber mit den zum Teil sehr unangenehmen NW sofort konfrontiert werden, auch wenn diese - mehr oder weniger - im laufe der Therapie verschwinden, was eine psychische Abhängigkeit nicht unbedingt fördert, auch bei einer erfolgreichen Anwendung der Ad können NW wie die Gewichtszunahme, welche oft erheblich ist, nicht unbedingt eine Suchtausbildung fördern.

Der Drang (Zwang) z.b. bei Doxepin auf Gund der sedierenden Komponente bei Abnahme dieser Wirkung, immer mehr (Tabletten) einzunehmen unterliegt wohl dann der (gleichen) Erfahrung, dass trotz steigendem Benzodiazepin - Konsums die sedierende / hypnotische Komponente von z.B. Flunitrazepam i.d.R. eher abnimmt und somit Dosissteigerungen dem Patienten nötig erscheinen lässt, ist dann wohl auch Folge einer schon ausgebildeten Benzodiazepinsucht.

Ich denke, damit habe ich verständlich gemacht, weshalb ich bei diesem Thema nachgefragt habe, denn Patienten, die 500 (+) mg Doxepin / Tag konsumierten, sind mir schon öfters begegnet.


Alexander
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Kasi
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Anmeldungsdatum: 21.10.2006
Beiträge: 367

BeitragVerfasst am: 17.03.08, 20:20    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
Zitat:
Der Drang (Zwang) z.b. bei Doxepin auf Gund der sedierenden Komponente bei Abnahme dieser Wirkung, immer mehr (Tabletten) einzunehmen unterliegt wohl dann der (gleichen) Erfahrung....einer schon ausgebildeten Benzodiazepinsucht.

Ich würde das nicht vergleichen. Beidesmal ist es der Gewöhnungseffekt (Toleranz), der eine Dosissteigerung notwendig macht. Aber eine Toleranz kann auf unterschiedlichen Wegen zustande kommen: die Rezeptoren können weniger werden oder unempfindlicher oder es gibt noch etwas kompliziertere Wege wie beim GABA-Rezeptor mit einer Reihe Kofaktoren, die die Toleranz entwickeln lassen, insofern ist schon dieser Schritt nicht wirklich vergleichbar.
Der nächste unterscheidungswürdige Punkt ist, dass bei Benzos eine Dosisreduktion sich direkt durch den GABA-Mangel bemerkbar macht, bei Doxepin ist es nicht der Histaminmangel, sondern sind es die cholinergen Nebenwirkungen, die die Absetzsymptome erzeugen. Also Neurotransmitter, die mit der Sedierung gar nichts zu tun hatten.

Zitat:
Ich denke, damit habe ich verständlich gemacht, weshalb ich bei diesem Thema nachgefragt habe, denn Patienten, die 500 (+) mg Doxepin / Tag konsumierten, sind mir schon öfters begegnet.

Doxepin besitzt zweifellos ein Missbrauchspotential, insbesondere bei Personen, die schon Abhängigkeiten entwickelt haben. Missbrauch sollte man dennoch mit einem substanzspezifischen Abhängigkeitspotential in einen Topf werfen. Bei 500mg Doxepin/Tag ist einiges schief gelaufen und das ist auch alles andere als ungefährlich!! Toxikologen warnen nicht ohne Grund vor der geringen Spannbreite des Doxepins. Die empfohlene Dosis für Schlafstörungen liegt weit unter der zur antidepressiven Therapie und das sollte bei den Verordnungen auch beachtet werden. Es gibt sogar gerade in dem niedrigen Dosisbereich einen Effekt, die Schlafstörung ursächlich anzupacken, wenn dieser nicht eintritt, dann sollte man bei zunehmender Wirkungslosigkeit nicht mit der Dosierung hinterhergehen. In so einem Fall handelt es sich klar um Missbrauch einer Substanz aus dem sich aber kein den Benzos vergleichbares Abhängigkeitspotential ableiten lässt.

VG Kasi
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AlexOrange
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Anmeldungsdatum: 25.02.2006
Beiträge: 73

BeitragVerfasst am: 17.03.08, 23:09    Titel: Antworten mit Zitat

Kasi hat folgendes geschrieben::
Hallo,
Zitat:
Der Drang (Zwang) z.b. bei Doxepin auf Gund der sedierenden Komponente bei Abnahme dieser Wirkung, immer mehr (Tabletten) einzunehmen unterliegt wohl dann der (gleichen) Erfahrung....einer schon ausgebildeten Benzodiazepinsucht.

Ich würde das nicht vergleichen. Beidesmal ist es der Gewöhnungseffekt (Toleranz), der eine Dosissteigerung notwendig macht. Aber eine Toleranz kann auf unterschiedlichen Wegen zustande kommen: die Rezeptoren können weniger werden oder unempfindlicher oder es gibt noch etwas kompliziertere Wege wie beim GABA-Rezeptor mit einer Reihe Kofaktoren, die die Toleranz entwickeln lassen, insofern ist schon dieser Schritt nicht wirklich vergleichbar.
Der nächste unterscheidungswürdige Punkt ist, dass bei Benzos eine Dosisreduktion sich direkt durch den GABA-Mangel bemerkbar macht, bei Doxepin ist es nicht der Histaminmangel, sondern sind es die cholinergen Nebenwirkungen, die die Absetzsymptome erzeugen. Also Neurotransmitter, die mit der Sedierung gar nichts zu tun hatten.

Zitat:
Ich denke, damit habe ich verständlich gemacht, weshalb ich bei diesem Thema nachgefragt habe, denn Patienten, die 500 (+) mg Doxepin / Tag konsumierten, sind mir schon öfters begegnet.

Doxepin besitzt zweifellos ein Missbrauchspotential, insbesondere bei Personen, die schon Abhängigkeiten entwickelt haben. Missbrauch sollte man dennoch mit einem substanzspezifischen Abhängigkeitspotential in einen Topf werfen. Bei 500mg Doxepin/Tag ist einiges schief gelaufen und das ist auch alles andere als ungefährlich!! Toxikologen warnen nicht ohne Grund vor der geringen Spannbreite des Doxepins. Die empfohlene Dosis für Schlafstörungen liegt weit unter der zur antidepressiven Therapie und das sollte bei den Verordnungen auch beachtet werden. Es gibt sogar gerade in dem niedrigen Dosisbereich einen Effekt, die Schlafstörung ursächlich anzupacken, wenn dieser nicht eintritt, dann sollte man bei zunehmender Wirkungslosigkeit nicht mit der Dosierung hinterhergehen. In so einem Fall handelt es sich klar um Missbrauch einer Substanz aus dem sich aber kein den Benzos vergleichbares Abhängigkeitspotential ableiten lässt.

VG Kasi


Klar, durch die Toleranzentwicklung benötigt der Körper mehr von diesen Medikamenten. Der Patient realisiert jedoch nur, dass die ursprüngliche Dosis nicht mehr reicht und somit mehr nimmt, es kommt zum Kontrollverlust, die eingenommene Dosis wird unkontroliert erhöht.

Evtl. ähnlich wie bei'm Alkoholmissbrauch.

Ich denke, aus der Wirkungslosigkeit der ursprünglichen Dosis heraus nimmt der Patient mehr und mehr um den erwünschten Effekt wieder zu erreichen, durch die Toleranzsteigerung und die damit einhergehende Wirkungslosigkeit der ursprünglichen Dosis kommt es erst zur Steigerung der Dosis und danach zum Kontrollverlust also zur Sucht.

Würde solch ein Patient rational handeln, würde er die ursprüngliche Dosis weiter einnehmen und den Arzt fragen, was er Alternativ noch verschreiben kann.

Kommt es zur eigenmächtigen Dosissteigerung ist der Weg zum Kontrollverlust und somit zur Sucht nicht weit. Letztlich spielt das Medikament dann keine Rolle mehr, er würde irgendwann alles im Hochdosisbereichen konsumieren, alleine weil er die Erwartung hat, dass nach einer Zeit x die ursprüngliche Dosis nicht mehr ausreicht.

Dies ist dann keine Frage der Rezeptoren - wovon der Patient i.d.R. keine Ahnung hat - sondern zweigleisig: Zum einen die Angst vor den Entzugserscheinungen / Absetzerscheinungen zum anderen eine psychische Komponente, die s.g. psychische Abhängigkeit.

Die psychische Abhängigkeit aka Sucht ist dann natürlich die schlimmste Form, schwer zu behandeln.


Alexander
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Anmeldungsdatum: 21.10.2006
Beiträge: 367

BeitragVerfasst am: 18.03.08, 21:38    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
da hab ich mich nun ausführlich bemüht, die Begriffe abzugrenzen, um dann beim nächsten Posting den nächsten Vergleich vorgelegt zu bekommen, der mE nicht passt und um (indirekt) wiederum etwas über ein substanzspezifisches psychisches Abhängigkeitspotential von AD´s zu lesen.
Alkohol, der unter anderem wegen seines hohen Abhängigkeitspotentials in der Liste der gefährlichsten Drogen auf Platz 5 eingeordnet wurde, noch vor anderen Substanzen wie zB Cannabis, LSD, Ecstasy...lässt sich bzgl des Abhängigkeitspotential nicht mit AD´s vergleichen.
Das man grundsätzlich von allem -auch nicht stofflichen DIngen- abhängig werden kann, bedeutet nicht, dass man diesen Dingen dann das Erzeugen einer physische/psychische Abhängigkeit zuschreiben kann.
VG Kasi
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Anmeldungsdatum: 25.02.2006
Beiträge: 73

BeitragVerfasst am: 19.03.08, 02:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

ich denke, ich bin reichlich missverstanden worden.

Aus pharmakologischer Sicht ist das sicher richtig beschrieben worden, aber mir ging es hier nicht darum, "wieder"

Zitat:
etwas über ein substanzspezifisches psychisches Abhängigkeitspotential von AD´s zu lesen.


Auch ging es mir nicht darum, Alkohol mit AD zu vergleichen um eine analoge Abhängigkeit zu konstruieren.

Zitat:
Alkohol, der unter anderem wegen seines hohen Abhängigkeitspotentials in der Liste der gefährlichsten Drogen auf Platz 5 eingeordnet wurde, noch vor anderen Substanzen wie zB Cannabis, LSD, Ecstasy...lässt sich bzgl des Abhängigkeitspotential nicht mit AD´s vergleichen.


Ich kenne die Liste - sie wurde, neben einen Eintrag z.B. in der Wikipedia - auch in einer TV - Dokumentation von Fachärzten und Toxikologen beschrieben. Frei zietiert wurde dabei in etwa gesagt:
Zitat:
"Würde Alkohol heute eingeführt werden, würde er wohl niemals eine Zulassung erhalten

Auch das man von allen möglichen Substanzen, Dingen ... abhängig werden kann, ist mir bewusst.

Mir ging es letztlich um die Frage: Absetzerscheinungen bei AD, Vergleichbarkeit mit anderen Substanzen, die ein ausgeprägtes physisch / psychisches Abhängigkeitspotential - nicht nur bei Missbrauch - implizieren. Diese Frage wurde erschöpfend beantwortet.

Es ging um meine meinen Beobachtungen, dass es Menschen gibt, die, bei abnehmender Wirkung die Dosis in's Unermessliche steigern um eine - längst nicht mehr auftretende - Wirkung zu erzielen. Wobei es tatsächlich diese Menschen gibt, die alles was sie an Doxepin bekommen können, also bis weit über 500 mg, konsumieren.

Ausgehend von diesem Verhalten meine Frage nach dem Abhängigkeitspotential und dem möglicherweise gleichen o.ä. Absetzsymptomen oder auch Entzugserscheinungen der AD, insbesondere des Doxepins.

Eine Fragestellung, die - wie ich es wissen wollte - aus pharmazeutisch Sicht wohl nicht zu erklären ist, vielleicht habe ich mich zu misverständlich ausgedrückt.


Alexander


btw.
Zitat:
da hab ich mich nun ausführlich bemüht, die Begriffe abzugrenzen


we can be heros just for one day
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