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PM Ärzteschaft zu Schwangerschaftsabbrüchen

 
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jaeckel
Administrator


Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 4711
Wohnort: Bad Nauheim

BeitragVerfasst am: 25.04.08, 15:33    Titel: PM Ärzteschaft zu Schwangerschaftsabbrüchen Antworten mit Zitat

Gemeinsame Pressemitteilung der Bundesärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.

Ärzteschaft begrüßt neuen Vorstoß zur Vermeidung von
Schwangerschaftsabbrüchen aus medizinischer Indikation


(Berlin/München, 25.04.2008) Die Ärzteschaft hofft auf eine einvernehmliche Lösung zur
Behebung gesetzlicher Defizite im Schwangerschaftsabbruchrecht aus medizinischer
Indikation. Nach einem gemeinsamen Gespräch von Vertretern der Bundesärztekammer und
der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe mit der Spitze der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
scheint eine Lösung in Aussicht, die Forderungen der Ärzteschaft
berücksichtigt und zukünftig besser zur Vermeidung von sogenannten Spätabbrüchen beiträgt.
Ziel der Gesetzesergänzung sollte es sein, Frauen in Konfliktsituationen zu helfen, adäquate
Entscheidungen zu finden. Die dazu notwendige Abwägung soll das Lebensrecht des Kindes
insbesondere auch bei fortgeschrittener Schwangerschaft schützen und gleichermaßen das
Bedürfnis der Schwangeren nach einer ausgewogenen Entscheidung für ihr Leben und ihre
Gesundheit berücksichtigen. „Wir würden es sehr begrüßen, wenn nun endlich im
Schwangerschaftskonfliktgesetz die unbestrittenen Defizite im gegenwärtigen Recht behoben
werden könnten. Jetzt gibt es erstmals seit Jahren die Möglichkeit, Einigkeit über eine
Gesetzesergänzung zu erzielen, die sich eng an die konzeptionelle Grundentscheidung der
Reform aus dem Jahre 1995 anlehnt und den seinerzeit gefundenen Kompromiss unangetastet
lässt“, sagte Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe.
Etwa 120.000 Schwangerschaftsabbrüche werden pro Jahr in Deutschland vorgenommen,
davon drei Prozent nach medizinischer Indikation. Während bei der sogenannten Fristen-regelung
innerhalb der ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft eine obligatorische Beratung
und auch eine dreitägige Bedenkzeit zwischen erfolgter Beratung und Durchführung des
Schwangerschaftsabbruchs gesetzlich geregelt ist, sieht dies bisher beim späten Schwanger-schaftsabbruch
aus medizinischer Indikation vollkommen anders aus, obwohl hier die Konfliktlage wesentlich schwieriger ist. „Es kann sich bei pränataldiagnostischen Untersuchungen eine
Veränderung des Kindes herausstellen, die die betroffenen Frauen vor schier unlösbare
seelische Probleme stellt. Es gibt auch Fälle, in denen sich eine Frau aufgrund ihrer schweren
psychiatrischen Erkrankung nicht in der Lage sieht, das Kind auszutragen. In dieser Konflikt-situation
konnte bisher eine medizinische Indikation gestellt werden, ohne dass eine
ausführliche Beratung stattfinden musste“, kritisierte Prof. Dr. Heribert Kentenich, Chefarzt der
Frauenklinik der DRK-Kliniken Berlin-Westend, die gegenwärtige Rechtslage.
„Gerade im späten Stadium einer Schwangerschaft, in der das Kind außerhalb des Mutter-leibes
überlebensfähig wäre, bedarf es einer gleichermaßen kompetenten wie einfühlsamen
Beratung, in der die Frauen auf vertiefende psychosoziale Beratungsmöglichkeiten
hingewiesen werden. Wie gehe ich mit möglichen Behinderungen des Kindes um? Wer kann
mir Hilfe geben? Das sind Fragen, auf die Ärzte in einer solchen Konfliktsituation Antworten
geben müssen“, betonte Prof. Dr. Walter Jonat, Präsident der Deutschen Gesellschaft für
Gynäkologie und Geburtshilfe.
Die Bundesärztekammer und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
hatten bereits im Dezember 2006 einen Vorschlag zur Ergänzung des Schwangerschafts-abbruchrechts
aus medizinischer Indikation unterbreitet. Der Vorschlag der Ärzteschaft sieht
eine ärztliche Beratung bei Abbruch aus medizinischer Indikation vor. Der Arzt muss die
Schwangere auf die Hilfen einer psychosozialen Beratung hinweisen. Nach der Beratung durch
den Arzt muss eine Bedenkzeit von mindestens drei Tagen eingehalten werden. Auch die
statistische Erfassung des Schwangerschaftsabbruchs aus medizinischer Indikation ist zu
verbessern, um bestehende Lücken zu beseitigen. Bisher wurden der Fetozid in der
Frühschwangerschaft, z. B. zur „Reduktion“ von Drillingsschwangerschaften auf Zwillings-schwangerschaften,
oder das Töten des Ungeborenen mit einer Spritze vor dem Schwanger-schaftsabbruch
statistisch nicht eindeutig erfasst.

Bundesärztekammer
Pressestelle der dt. Ärzteschaft
Herbert-Lewin-Platz 1
10623 Berlin
Tel. (030) 400456-700
E-Mail: presse@baek.de

Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.
Vorstandsreferat
Heilmannstr. 25 h
81479 München
Tel. (089) 791 51 60
E-Mail: presse@dggg.de
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H.S.
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Anmeldungsdatum: 11.02.2008
Beiträge: 152

BeitragVerfasst am: 25.04.08, 20:07    Titel: Re: PM Ärzteschaft zu Schwangerschaftsabbrüchen Antworten mit Zitat

Zitat:
Es kann sich bei pränataldiagnostischen Untersuchungen eine
Veränderung des Kindes herausstellen, die die betroffenen Frauen vor schier unlösbare
seelische Probleme stellt.


Leider ist es so, dass hierfür in erster Linie diejenigen profitorientierten Frauenärzte verantwortlich sind, die den Schwangeren allerlei überflüssige pränataldiagnostische Maßnahmen andrehen oder gar aufdrängen. Hier müsste einmal angesetzt werden!
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jaeckel
Administrator


Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 4711
Wohnort: Bad Nauheim

BeitragVerfasst am: 26.04.08, 08:23    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe H.S.,

für die Existenz von

Zitat:
profitorientierten Frauenärzten [...], die den Schwangeren allerlei überflüssige pränataldiagnostische Maßnahmen andrehen oder gar aufdrängen


haben Sie außer pauschaler Unterstellungen natürlich Belege.
Mit den Augen rollen Frage
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Ihr Achim Jäckel
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
Beiträge: 2794
Wohnort: Lörrach

BeitragVerfasst am: 26.04.08, 20:33    Titel: Immer wenn Antworten mit Zitat

ich was geschrieben hab, worauf ein paar merkwürdig multiple Persönlichkeiten hier nichts Gescheites zu antworten haben, dann gehts denen halt anschließend um die die profitorientierten Frauenärzte...

Was passieren kann, wenn ein Arzt sich um die Pränataldiagnostik gar nicht kümmert, hatte ich ja in einem Endlosthread hier geschrieben (es war da grad um den Kollegengenossen Wolfgang Wodarg gegangen).

Was auch passieren kann, ist, dass ein Arzt lebenslang den gesamten Lebensunterhalt eines schwerstkranken Kindes zu bezahlen hat, das er nicht nur nicht selber gezeugt, sondern einfach nicht totgeschlagen hat. Denn noch immer gibt es in Deutschland Richter, die aus gültigen deutschen Gesetzen herauslesen, dass ein Arzt ein Kind sach- und fachgerecht totschlagen muss, wenn sich dessen Eltern das unter dem Behandlungsvertrag so vorgestellt haben.


D a ran, allerwertester H.S., dürfte vielleicht auch mal angesetzt werden.

Dumme Sprüche helfen dabei allerdings wenig.

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H.S.
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Anmeldungsdatum: 11.02.2008
Beiträge: 152

BeitragVerfasst am: 27.04.08, 11:21    Titel: Antworten mit Zitat

jaeckel hat folgendes geschrieben::
Liebe H.S.,

für die Existenz von

Zitat:
profitorientierten Frauenärzten [...], die den Schwangeren allerlei überflüssige pränataldiagnostische Maßnahmen andrehen oder gar aufdrängen


haben Sie außer pauschaler Unterstellungen natürlich Belege.
Mit den Augen rollen Frage


Hallo Herr Jaeckel,

normalerweise weiß man das aus eigener Erfahrung, aber für Sie habe ich gern ein paar Belege zusammengestellt:

„uns haben die Ärzte in der Pränataldiagnostik damals auch zu einer FU drängen wollen. Angeblich konnten sie eine Trisomie 18 nicht ausschließen. Und das, obwohl sie keinerlei anzeichen finden konnten. Wir haben uns trotzdem dagegen entschieden und nach dem ersten Gespräch mit unserer MKG-Ärztin machten wir uns auch keine Gedanken mehr, sondern freuten uns auf unser Kind. … Bei uns war es damals so, dass man uns auch bei der Feindiagnostik dazu gedrängt hat und ich die FU hab machen lassen. Die Untersuchung hat nichts ergeben. Heute würde ich mich nicht mehr von den Ärzten verrückt machen lassen. Leider war ich vor einem Jahr in diesem Bereich noch zu unerfahren.“

http://www.lkgs.net/archive/index.php/t-4764.html

„Unsere Untersuchungen ergaben, dass Frauen mit positivem Triple-Test-Ergebnis sich signifikant häufiger als andere Schwangere von ihrem Arzt gedrängt fühlten, die PD in Anspruch zu nehmen obwohl sie diese eigentlich nicht wollten. Die vorzeitige Einführung ohne klinische Erprobungsphase und die exzessive Ausweitung dieses Tests in der medizinischen Praxis ist eindeutig nicht auf ein Nachfrageverhalten der Schwangeren zurückzuführen. Sie beruhte primär auf einer rein anbieterinduzierten Nachfrage, die durch den Umstand begünstigt wurde, dass für den Test nur eine einfache Blutentnahme erforderlich ist und die Kosten des Tests häufig von den GKV auf dem Kulanzweg übernommen wurden. … Der relativ hohe Grad an professioneller Autonomie unterstützt dabei den ad-hoc-Einsatz neuer Verfahren und deren unkontrollierte Ausbreitung. Hinzu kommen marktähnliche Anwendungs- und Nutzungsinteressen.“

http://www.freitag.de/2001/02/01021101.htm

„Ich habe die NFM etc. nicht machen lassen, obwohl ich 36 bin und mich mein Arzt sehr gedrängt hat (habe dafür den Arzt gewechselt, da mich das sehr gestört hat).“

http://www.parents.at/forum/archive/index.php/t-259086.html

„Schwangere über 30 werden von Gynäkologen oft zur Pränataldiagnostik gedrängt – mit dem Hinweis, mögliche Behinderungen ausschließen zu wollen. Vielfach sind die Frauen nicht gut auf die seelischen Belastungen vorbereitet. Deshalb sollten sie vor der Diagnostik ausreichend aufgeklärt werden.“

http://www.babyundfamilie.de/Praenatale-Diagnostik-Chance-oder-Vorsorgestress-
Schwangerschaft-A070619FLG0Q051436.html

„Vor kurzem hatte ich einen dramatischen Beratungsfall. Da kam eine 41-jährige Frau zu mir mit der Frage: Kann ich auch “Nein” sagen zur invasiven Pränataldiagnostik. Die hat sich sehnlichst dieses Kind gewünscht und wollte auf keinen Fall diese invasiven Untersuchungen, weil sie das Kind so nehmen wollte, wie es kommt. So eine Entscheidung muss man akzeptieren. Aber die Frau hat sich von ihrem Arzt durch eine Überweisung stark in Richtung Pränataldiagnostik gedrängt gefühlt.“

http://fudder.de/artikel/2006/04/25/ist-mein-kind-gesund/

„Vernünftige Richtlinien der Bundesärztekammer existieren bis heute. Doch viele Mediziner halten sich nicht daran. … Aus einer Spezialuntersuchung für wenige Risikopatientinnen ist ein Routinecheck geworden: … Einkommensinteressen von Ärzten, durch die Angst der Eltern vor einem behinderten Kind - und den Druck der Gesellschaft, alles medizinisch Machbare zu machen, um zu vermeiden, was nicht sein muss. … Schon bei der Diagnostik, so die Sozialarbeiterin, fühlen sich Frauen von ihrem Arzt in eine Richtung gedrängt. Kürzlich sei wieder eine Frau in ihre Sprechstunde gekommen, deren Gynäkologe eine Fruchtwasseruntersuchung mit den Worten durchgeführt habe, ab 35 Jahre müsse jede Frau das machen. Die Chance zu wählen habe sie nicht gehabt. … Viele Gynäkologen drängen ihren Patientinnen den Test bis heute förmlich auf, kritisiert Margot von Renesse. In ihrer eigenen Familie erlebt die Politikerin die ungefragte ärztliche Fürsorge. Erst auf mehrmaliges Nachfragen wurde ihrer Tochter mitgeteilt, wozu die Blutentnahme dienen soll.“

http://www.geburtskanal.de/index.html?mainFrame=http://www.geburtskanal.de/
Wissen/Vorgeburtliche_Diagnostik/PraenatalDiagnostik.php&topFrame=
http://www.geburtskanal.de/header.html

„In dem Beitrag zum Thema Pränataldiagnostik (PDI) geht es um eine schwangere 37-Jährige (erwartet ihr zweites Kind), die von ihrer Frauenärztin zur PDI gedrängt wird, obwohl sie immer wieder eindeutig zu verstehen gibt, dass sie das gar nicht will und auch ein behindertes Kind annehmen würde.“

http://www.rehakids.de/phpBB2/ftopic219.html

„Selbst Frauen in jüngeren Jahren fühlen sich zur Durchführung pränataldiagnostischer Maßnahmen gedrängt.“

http://www.stewens.de/pdfs/praenatal.doc

„Mit ihrer letzten Hoffnung erscheinen immer mehr Schwangere bei Aktion Leben Salzburg – Grund dafür sei auch die mangelnde Aufklärung über die vorgeburtliche Untersuchung und die fehlende Zeit sich über deren Für und Wider klar zu werden. „Es kommen Frauen zu uns, die sich zu einer pränatalen Diagnostik gedrängt fühlen“, spricht Schöffmann aus der Praxis. „Außerdem beklagen manche Mütter, dass sie die Existenz ihres Kindes mit Behinderung rechtfertigen müssten – frei nach dem Motto: das ist ja heutzutage nicht mehr notwendig.““

http://rupertusblatt.kirchen.net/rupertusblatt/Default.asp?sec=23&menuopt=archiv&apid=97

„Spiel mit dem schlechten Gewissen - Lebensschutz: Schwangere werden häufiger als nötig zur pränatalen Diagnostik gedrängt / Krankenkassen übernehmen die Kosten“

http://www.jf-archiv.de/archiv07/200739092113.htm
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jaeckel
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Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 4711
Wohnort: Bad Nauheim

BeitragVerfasst am: 27.04.08, 13:41    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe H.S.,

danke für die Mühe.

Aber wie das halt bei Pauschalanschuldigungen so ist, kann man sie mit so etwas nicht belegen.

Sie belegen, dass einzelne Patientinnen aussagen, dass sie sich gedrängt fühlten. Sie belegen nicht, dass das
a) wirklich so war und
b) die Diagnostik wirklich überflüssig war und/oder
c) das eine überflüssige Diagnostik aus reiner Profitorientierung motiviert war.

Das ist aber das, was Sie mit

Zitat:
profitorientierten Frauenärzten [...], die den Schwangeren allerlei überflüssige pränataldiagnostische Maßnahmen andrehen oder gar aufdrängen


behaupten.
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Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
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H.S.
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Anmeldungsdatum: 11.02.2008
Beiträge: 152

BeitragVerfasst am: 27.04.08, 14:13    Titel: Antworten mit Zitat

jaeckel hat folgendes geschrieben::
Sie belegen, dass einzelne Patientinnen aussagen, dass sie sich gedrängt fühlten. Sie belegen nicht, dass das
a) wirklich so war und
b) die Diagnostik wirklich überflüssig war und/oder
c) das eine überflüssige Diagnostik aus reiner Profitorientierung motiviert war.


Hallo Herr Jaeckel,

demnächst verlangen Sie von mir wohl noch Belege dafür, dass 1 + 1 = 2.

Aus meiner Erfahrung (also nicht belegt) kann ich sagen, es ist absolut typisch für Mediziner, wenn etwas für sie ungünstig ist, alles zu bestreiten, selbst wenn die Kausalkette bis zum letzten Axiom geführt wird, denn dann wird auch das Axiom noch bestritten.

Frau Prof. Dr. Irmgard Nippert (Inhaberin der ersten deutschen Professur für Frauengesundheitsforschung an der Universität Münster), um dies noch einmal zu wiederholen, kommt jedenfalls zu dem Ergebnis:

"In den ersten beiden Jahren, in denen der Triple-Test "auf dem Markt" war, stieg die Nachfrage in den alten Bundesländern nach invasiver PD um mehr als 33 Prozent. Unsere Untersuchungen ergaben, dass Frauen mit positivem Triple-Test-Ergebnis sich signifikant häufiger als andere Schwangere von ihrem Arzt gedrängt fühlten, die PD in Anspruch zu nehmen obwohl sie diese eigentlich nicht wollten. Die vorzeitige Einführung ohne klinische Erprobungsphase und die exzessive Ausweitung dieses Tests in der medizinischen Praxis ist eindeutig nicht auf ein Nachfrageverhalten der Schwangeren zurückzuführen. Sie beruhte primär auf einer rein anbieterinduzierten Nachfrage, die durch den Umstand begünstigt wurde, dass für den Test nur eine einfache Blutentnahme erforderlich ist und die Kosten des Tests häufig von den GKV auf dem Kulanzweg übernommen wurden. Hinzu kommen marktähnliche Anwendungs- und Nutzungsinteressen."

(Achtung: Alles nicht belegt!)
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
Beiträge: 2794
Wohnort: Lörrach

BeitragVerfasst am: 27.04.08, 15:15    Titel: Triple Test: Antworten mit Zitat

keine Ahnung, wer den heut noch macht.

Mal abgesehen davon, dass etliche Ihrer Kasuistiken (sie wissen, was Ökonomen wie Lauterbach über die Beweiskraft von Kasuistiken sagen, sofern es sich nicht um seine eigenen handelt ?) gar nicht aus Deutschland sondern aus Österreich stammen.

Ich erklärs Ihnen trotzdem.
Was seit Jahren gemacht wird, ist eine Fortentwicklung des Triple Test, von Nikolaides in England (war da nicht eh alles besser ?) entwickelt, und, ein Novum, nicht etwa publiziert, wie das bis dahin in der Wissenschaft üblich war, sondern nach umfangreicher fachlicher Prüfung des Aspiranten mit Zertifikat verkauft. Nachdem in Deutschland der Nikolaides-Algorithmus (mit gar nicht so schlechten Resultaten) nachgebastelt worden ist, haben alle die das machten das Nikolaides-Zertifikat aberkannt bekommen.

Bei dieser Untersuchung handelt es sich nicht um eine Pränataldiagnostik im strengen Sinn, sondern um eine auf die aktuell bestehende Schwangerschaft bezogene Risikospezifizierung. Ihr Ergebnis soll die Frage klären, ob zu einer invasive Diagnostik (AC oder CVS) geraten werden soll oder nicht. Es besteht aus zwei Verhältniszahlen, die das (an riesigen Kollektiven erfasste ) reine Altersrisiko für alle Chromosomenanomalien sowie Trisomie 13, 18 und 21 dem bei der vorliegenden Schwangerschaft statistisch zu vermutenden Risiko gegenüberstellt. Der Vergleich der beiden Verhältniszahlen und seine Bewertung wird der Schwangeren überlassen.
Wiederhole:: der Test soll herausfinden, wem man die Amniozentese ersparen kann. Dies ist d i e genuine Fragestellung der Schwangeren. Nix anbieterinduziert.

Ein Resultat könnte so aussehen: Altersrisiko 1:400, spezifiziertes Risiko 1:2.400.
Daraus schließen die meisten Schwangeren: dann brauch ich ja keine invasive Diagnostik. Das kann man für kritisierbar halten, denn damit wird der Vergleich zweier Wahrscheinlichkeiten mit Sicherheit verwechselt. Die ist aber erst bei 1 : unendlich gegeben.

Der umgekehrte Fall: spezifiziertes Risiko höher als Altersrisiko ist in der Praxis enorm viel seltener und wird in der Regel zum Anlass genommen, zur invasiven Diagniostik zu raten.

Wenn man davon ausgeht, dass, wie es überall in den Zertifikatskursen gelehrt wird,
1. die erste und wichtigste Frage an die Schwangere lautet: wollen Sie's überhaupt wissen, hätte das Reslutat für Sie überhaupt eine praktische Relevanz, und
2. in dem Fall, dass ein bekanntes Resultat für die Schwangere in keinem Fall eine Relevanz besäße, n i c h t s gemacht wird,
dann gibt es an diesem Test überhaupt nichts auszusetzen, außer: er ist trotz aller Verfeinerung eben noch immer nicht wirklich dazu geeignet, mit ( m i r ! ) ausreichender Sicherheit diejenigen Schwangeren zu detektieren, bei denen eine invasive Pränataldiagnostik unterbleiben kann.

Could you read me ?

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jaeckel
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Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 4711
Wohnort: Bad Nauheim

BeitragVerfasst am: 27.04.08, 15:30    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe H.S.,

nun dann gehn wir mal an die Mißverständnisse und an die Analyse der Aussagen von Frau Prof. Nippert.

Sie sagt, dass bei Damen mit positivem Triple-Test-Ergebnis von Ihrem Arzt signifikant öfter zur Pränataldiagnostik geraten wurde. Die Ärzte wollten verantwortlich handeln, könnte man unterstellen.

Eine anbieterinduzierte Nachfrage (Anbieter = Industrie) zum Test überhaupt kann man nicht - schon garnicht allein - der von Ihnen unterstellten Profitgier der Ärzteschaft ankreiden sondern diese ist bei allen Innovationen üblich. Die Industrie finanziert Forschung + Fortschritt, informiert Ärzte und forciert zusätzlich Nachfrage bei Patienten durch Direktmarketing. Was es gibt, das soll/muss gemacht werden. Das ist heutiges Sicherheits- und Anspruchsdenken.
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
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BeitragVerfasst am: 27.04.08, 15:36    Titel: Ansonsten Antworten mit Zitat

kann ich aus Ihrer Einlassung nur herauslesen,

dass Sie den Vorstoss der BÄK / DGGG entweder nicht verstanden oder absichtlich missverstanden haben, denn sie fordert mehr, nicht weniger Beratung v o r den allseits gefürchteten s p ä t e n Schwangerschaftsabbrüchen.

Was die angeht, sind deutsche Richter offenbar bis heute heillos überfordert. Das liegt aber nicht an der besonders guten, sondern an der besonders miesen Rechtslage bei diesem Thema.

PR
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Interessierte987
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BeitragVerfasst am: 27.04.08, 22:37    Titel: Antworten mit Zitat

was ist ein später abbruch? ist es auch noch möglich z.b. im 8.monat eine abtreibung zu machen?
um welche fälle geht es hier überhaupt?
also wenn durch diagnostik feststeht, dass es eine schwere behinderung ist?
und dann wozu soviel beraten, also ich meine geht es darum dass durch die diagnostik nur ein risiko angegeben werden kann, man aber nicht weiß wie stark die behinderung wirklich ist?
über beispiele wäre ich sehr dankbar.
chromosomale veränderungen kann man doch schon recht früh erkennen, also müsste es doch zu gar keiner "späten abtreibung" kommen oder sind das dann nicht-chromosomal bedingte (mögliche?)behinderungen.

die frage ob so eine "späte" abtreibung noch durchgeführt werden soll, ergibt sich doch nur aus der tatsache, dass es nach der geburt als mord gilt das kind zu töten. und es vor der geburt aber noch als med. indizierte abtreibung zählen könnte, wenn verdacht besteht.
also meine hauptfrage ist, wie groß ist tatsächlich das risiko, dass es eine behinderung ist, wenn der verdacht auf behinderung gestellt wird.
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Interessierte987
Gast





BeitragVerfasst am: 27.04.08, 22:42    Titel: Re: PM Ärzteschaft zu Schwangerschaftsabbrüchen Antworten mit Zitat

"Bisher wurden der Fetozid in der
Frühschwangerschaft, z. B. zur „Reduktion“ von Drillingsschwangerschaften auf Zwillings-schwangerschaften,
oder das Töten des Ungeborenen mit einer Spritze vor dem Schwanger-schaftsabbruch
statistisch nicht eindeutig erfasst."

ich dachte, das wäre verboten?
denn ich habe hier mal gelesen, dass es verboten ist, einen zwilling im bauch abzutöten.
gilt das bei drillingen und mehrlingen nicht?! Geschockt
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dora
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DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 27.12.2006
Beiträge: 1319

BeitragVerfasst am: 27.04.08, 22:54    Titel: Antworten mit Zitat

@Interessierte

einen Teil deiner Fragen wird hier beantwortet.

http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/239428.phtml

http://www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/015-058.htm
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