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Verfasst am: 06.05.08, 17:05 Titel: Solidarität International
In unserer Gegend passiert derzeit Furchtbares.
Unsere Gegend ist dadurch ausgezeichnet, dass sie im Grenzdreieck D-CH-F liegt. So wo gibt’s immer viele Grenzgänger, die in der einen Ecke wohnen, in der anderen arbeiten, und manchmal in der dritten zum Arzt gehen. Das Nette daran ist, dass sie sich mittlerweile selber überlegen dürfen, in welche Ecke sie ihre solidarischen Kassenbeiträge zahlen, und jetzt kommt das Furchtbare.
Es gibt nämlich derzeit welche, die sich über die stetig steigenden Beiträge zur solidarischsten aller Kassen in der einen Ecke ein bisschen ärgern und drum in die der anderen Ecke wechseln. Mit erstaunlichen Resultaten. Eins davon ist, dass sie zwar jährlich einen bescheidenen Selbstbehalt zu liefern haben, damit aber zu Privatpatienten mutieren und GOÄ-Liquidationen kriegen.
Das finde ich ganz und gar erfreulich. Nix Budget, nix Deckel, nix minutenlanges Suchen nach dem zur Kasse besser als zur Diagnosenliste passenden Rabattrezept, nix Regress, nix Papierkrieg, nix Kassenschnickschnack hie und Kassenmodellchen da. Nix Fehlinformation. Es herrscht Wahrheit, Klarheit und Transparenz, und: jawoll, Krebsfrüherkennung einmal im Kalenderjahr.
Bei so viel Glück - und einer Patientin, mit der unsereiner früher mal ein paar Jährchen stressig aber gut zusammengearbeitet hat - lässt sich unsereiner dann schon auch mal auf den GOÄ-Standardtarif ein.
Und fragt sich, wie es wohl möglich ist, dass eine Solidarkasse bloß deswegen in der Lage ist, meine Arbeit auf einmal halbwegs vernünftig zu honorieren, weil sie ihren Sitz auf der anderen Rheinseite hat. Und wem ihre Solidarität eigentlich gehört. Und wieso Solidarität jenseits des Rheins so viel billiger zu haben ist. Und und und.
Oder fragt sich: was in Dreiteufelsnamen treiben die Kassen diesseits des Rheins mit den 87 % ihrer Beitragseinnahmen, die nicht bei den niedergelassenen Ärzten landen ?
PR _________________ Von Fremdinteressen freie an Patienteninteresse orientierte eigene Meinung.
Anmeldungsdatum: 01.11.2007 Beiträge: 297 Wohnort: Berlin
Verfasst am: 07.05.08, 08:34 Titel: Re: Solidarität International
PR hat folgendes geschrieben::
Iund: jawoll, Krebsfrüherkennung einmal im Kalenderjahr.
Wenn Sie erstmal lesen würden, bevor Sie wieder Un- und Halbwahrheiten verbreiten:
Und zwar in Art. 12e der Schweizer Verordnung über Leistungen in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung vom 29. September 1995, Stand am 1. Januar 2008:
"Die Versicherung übernimmt die Kosten für folgende Massnahmen zur frühzeitigen Erkennung in der allgemeinen Bevölkerung unter folgenden Voraussetzungen: ... Gynäkologische Vorsorgeuntersuchung inklusive Krebsabstrich - Die ersten beiden Untersuchungen inklusive Krebsabstrich im Jahresintervall und danach alle drei Jahre. Dies gilt bei normalen Befunden; sonst Untersuchungsintervall nach klinischem Ermessen."
Der Schweizer Verordnungsgeber ist dabei in Übereinstimmung mit Gesundheitsbehörden in USA und Kanada zu Recht davon ausgegangen, dass häufigere Untersuchungen im Normalfall keinen wissenschaftlich erwiesenen Nutzen haben.
Wer mehr möchte (oder von seinem Gynäkologen aufgedrängt kriegt), muss selbst zahlen oder eine Zusatzversicherung abschließen.
Anmeldungsdatum: 15.09.2004 Beiträge: 4711 Wohnort: Bad Nauheim
Verfasst am: 07.05.08, 09:02 Titel:
Zitat:
Es gibt nämlich derzeit welche, die sich über die stetig steigenden Beiträge zur solidarischsten aller Kassen in der einen Ecke ein bisschen ärgern und drum in die der anderen Ecke wechseln.
Ohne (Schutz-) Mauern funktionieren manche Systeme halt nicht. _________________ Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
www.medizin-forum.de
und die formal richtig und notwendig, aber sachlich unzureichend.
Wahrscheinlich läuft da halt auch alles ganz furchtbar illegal, war schon früher an dieser Stelle meine mögliche Erklärung. Die alternative Erklärung lautet: das Honorar a u c h für die Früherkennung steckt im Selbstbehalt, den die Schweizer Kassenverträge sowieso alle enthalten. Ich kenne jedenfalls keine Ausnahmen und nehms zum Anlass, die GOÄ-Vorschrift "nach billigem Ermessen" wörtlich zu nehmen. (nicht gleichbedeutend mit "nach Belieben billig", wie das bei deutschen Kassen korrekt heissen müsste).
Gleich ein bißchen Lokalkolorit und das dritte Reizthema.
Wenn man die großformatigen Einlassungen des neuen Uniklikikverwalters und des Herrn Kantönligesundheitsminister Conti richtig liest, bekommt man durchaus den Eindruck, die südbadische Krankenhauspolitik werde - mit freundlicher Unterstützung aus Berlin und dem Markgräflerland - derzeit in Basel gemacht. Man wolle dort keinesfalls die Uniklinik in Konkurrenz setzen zur Basisversorgung der südbadischen Kliniken, egal unter welcher Trägerschaft, hieß es, Gott bewahre.
Dies bedeutet im Klartext fünf Dinge:
1. Es entsteht keine Konkurrenz, s o f e r n sich die südbadischen Kliniken auf eine (wie auch immer definierte) "Basisversorgung" herunterdezimieren lassen
2. Die (Überkapazitäten der) vielen Basler Nicht-Unikliniken (auch in privater Trägerschaft) sind nicht Verhandlungsgegenstand, vielmehr dürfen die problemlos weiter am Verdrängungswettbewerb teilnehmen.
3. Dann braucht es aber z.B. im Landkreis Lörrach fast gar nichts mehr. Es braucht keine Professoren, es braucht keine Kinderklinik und keine Neonatologie, es braucht keine Gynäkologie über die Abrasio hinaus, es braucht keine Geburtshilfe über den Notkaiserschnitt hinaus, es braucht keine große Knochenchirurgie, es braucht keine Gastroenterologie, es braucht keine Viszeralchirurgie über die Appendektomie hinaus, es braucht keinen interventionellen Herzkathetermessplatz, es braucht keine Onkologie, es braucht keine Angiologie, es braucht keine MR, und die eine kardiovaskuläre Chirurgie in Krozingen reicht auch. Es reicht, wenn es im Landkreis noch ein paar kleine Zulieferbetriebe gibt, die die Kranken hübsch zurecht machen für den einzig aufblühenden Taxidienst über die Grenze, sie nach der Großen Basler Medizin wieder in Empfang nehmen und je nach individueller Besonderheit fertig gesund kuren oder zu Tode pflegen.
4. Fast alle bestehende Infrastruktur ist staatliche und private Fehlinvestition gewesen.
5. So. Dann braucht aber auch niemand auf der Welt tröstlich leere Worte sprechen, wenn nach Jahrzehnten Dauerschlaf die Gewerkschaften im Landkreis aufwachen und für die Kliniken höhere Löhne fordern. Denn Basel plus nochwer haben ja längst ausgehandelt, dass es da eh bloß noch ein paar wenige Arbeitsplätze in Niedrigstlohnbereich geben soll.
Die einzige Frage, die meine Patientinnen und ich nach dem Kahlschlag dann noch hätten, wäre die nach der Verlässlichkeit der Vertragspartner drüben in den Fällen, wo da mal Not am Klinikbett wäre.
Und bin da nach dreissig Jahren fintenreicher Verhandlungen zB über eine Zollfreistrasse, zehn Jahren trickreicher Verhandlungen über einen Fluglärm, einigen Jahren folgenloser Verhandlungen über einen Eisenbahnausbau usw. usw. usw. usw. eher der Überzeugung, dass für die Hiesigen exzellente Aussichten bestehen, auch im Bereich Krankenhäuser über den Tisch gezogen worden zu sein.
Wenig elegant und nicht zuletzt von den eigenen Leuten.
PR _________________ Von Fremdinteressen freie an Patienteninteresse orientierte eigene Meinung.
Zuletzt bearbeitet von PR am 07.05.08, 18:14, insgesamt 1-mal bearbeitet
werd ich arbeitstäglich so an die dreißig-, vierzigmal gefragt: wann muss ich denn wiederkommen ?
Meine Antwort lautet dann:
Müssen müssen Sie garnix.
Dürfen dürfen Sie in einem Jahr wiederkommen, und wenn Sie's nicht tun, muss ich Sie nach geltender Rechtslage bei Ihrer Kasse verpfeifen, wenn Sie mals was kriegen, was ich hätte früher erkennen können, und dann zwei statt ein Prozent Ihres Jahreseinkommens Strafe an Ihre Kasse zahlen.
Aber es gibt hier in der Nähe Leute, die das ändern wollen. Dann dürfen Sie nur noch alle drei Jahre wiederkommen.
Was ich darauf so an Antworten kriege, entzieht sich dem wörtlichen Zitat in der Regel.
PR _________________ Von Fremdinteressen freie an Patienteninteresse orientierte eigene Meinung.
Verfasst am: 07.05.08, 15:44 Titel: So, und jetzt fehlt mir noch
die Antwort zu meiner wichtigsten Frage in diesem Thread:
was in Dreiteufelsnamen treiben die Kassen diesseits des Rheins mit den 87 % ihrer Beitragseinnahmen, die nicht bei den niedergelassenen Ärzten landen ?
Und warum gilt dieseits des Rheins noch immer:
nix Klarheit und Wahrheit, kein einziges Stückchen Transparenz,
sondern Täuschen, Tricksen, Tarnen
und das Gewäsch von irgendeiner Kwalität derjenigen Nichtbeteiligten,
die nicht einmal imstande sind, diese in Andeutungen näher oder gar richtig zu beschreiben.
PR _________________ Von Fremdinteressen freie an Patienteninteresse orientierte eigene Meinung.
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