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Verfasst am: 15.12.04, 17:24 Titel: Berufliche Begegnungen mit dem Tod - Hilfe gesucht
Hallo,
ich hoffe, ich habe das hier in das richtige Forum geschrieben.
Ich arbeite in einer Klinik als Ernährungsberaterin und betreue dort hauptsächlich onkologische Patienten. Dabei habe ich oft Begegnungen mit dem Tod. Dadurch, dass ich täglich Kontakt zu allen Patienten der Station habe, bekomme ich die Todesfälle direkt mit. Es sind auch schon Patienten während meiner Anwesenheit gestorben.
Damit komme ich schwer zurecht.
Im Gegensatz zu medizinischem Pflegepersonal wurde ich darauf nie vorbereitet. Eine Supervision gibt es in unserem Hause nicht und die Seelsorge wird von Nonnen durchgeführt, die ich aus Glaubensgründen aber nicht konsultieren will.
Spreche ich meinen Vorgesetzten darauf an, dann heißt es, ich solle das nicht mit nach Hause nehmen. Er kann mir ansonsten nicht weiterhelfen, da er persönlich keinen Patientenkontakt hat und an sich recht "grob geschnitzt" ist.
Normalerweise berüht es mich nicht mehr so, wenn jemand geht. Meistens ist es ja auch so, dass es für die Patienten besser ist, wenn sie diese Welt verlassen, weil sie schwer krank sind und sehr leiden.
Heute wurde ich aber das erste Mal mit einem Fall konfrontiert, bei dem ich selbst weinen musste. Es ging um eine relativ junge Patientin, bei der man seit ein paar Tagen wusste, dass sie gehen würde. Damit wäre ich klar gekommen, doch als ich dann heute ihre weinenden Kinder (11 & 17) gesehen habe, musste auch ich weinen. Da konnte ich nicht mehr.
Nun suche ich nach einer Möglichkeit, mich auszusprechen.
Wie machen das andere Leute, die oft mit dem Tod zu tun haben?
Gibt es vielleicht Internetforen, in denen man sich austauschen kann?
Oder vielleicht findet sich hier ja jemand, der mir ein paar Ratschläge geben kann?
Du bist sicher nicht alleine mit Diesem Problem. Dem einen fällt es sicher leichter mit dem Problem umzugehen, dem anderen schwerer. Zu sagen das gibt sich mit der Zeit hilft sicher nicht viel. Was zunächst helfen könnte wenn Du das Gespräch mit Kollegen oder anderen Betroffenen suchst, Dein Vorgesetzter kann scheinbar nicht viel helfen. Schließlich müssen das Pflegepersonal und auch die Ärzte mit der selben Situation umgehen. Manch einer hat vielleicht ähnliche Probleme zeigt sie nur nicht. Im übrigen ist es auch nicht schlimm wenn eine Situation mal im wahrsten Sinne des Wortes zum heulen ist. Informationen und Gesprächspartner im Internet zu suchen sind sicher auch ne Möglichkeit, wenn Du aber beispielsweise auch im Gesundheitswesen tätige Freunde hast würde ich mich diesen zuerst anvertrauen.
Ich persönlich kann solche Sachen glücklicherweise meist ( auch nicht immer ) ganz gut in der Klinik lassen, gelernt haben wir hierzu im Studium ( Arzt ) aber auch nichts.
Ergänend muss man natürlich sagen das das Problem in onkologischen Abteilungen sicher größer ist als wo anders, solltest Du also überhaupt nicht mehr klarkommen müsstest Du Dir leider auch Gedanken über einen Wechsel machen.
Ich würde nicht sagen, dass ich damit gar nicht klarkomme. Ich nehme es auch nicht so sehr mit nach Hause, da ich ja mittlerweile gelernt habe, dass es für manche Menschen eben besser ist, wenn sie gehen dürfen. Dadurch, dass ich den Krankheitsverlauf der Patienten mitbekomme und sie mir teilweise selbst auch sagen, dass die den Tag XY nicht mehr erleben werden, ist es nicht so schockierend.
Heute ist auch ein anderer Patient gestorben, bei dem meine erste Reaktion ein "blos gut, dass er nicht mehr leiden muss" war. Er hatte Lymphdrüsenkrebs und der Arzt meinte gestern noch, dass es für ihn am Besten wäre, wenn er in den nächsten Stunden gehen darf, weil der Innendruck im Kopf rasend anstieg. Die genauen Worte des Arztes gebe ich hier mal nicht wieder, Mediziner werden es sich denken können...
Nur sind eben da immer wieder auch Menschen, bei denen ich eine Sinnkrise bekomme. Diese junge Frau hat zB Erinnerungen an die Krebserkrankung meiner Mutter wachgerufen, da meine Mutter in ihrem Alter war, als sie krank wurde. Und dann dieses weinende Mädchen, das war zu viel.
Dann habe ich einen anderen Patienten, der sich auf den letzten Weg vorbereitet - das wird sicher auch sehr, sehr hart, da er 6 Jahre jünger ist als ich (also 22). Und da ist es auch sehr schwer. Obwohl dieser Mensch sehr viel Lebensfreude ausstrahlt und mit der Situation besser klar kommt als wir anderen (also das Personal).
Ich tausche mich mit Schwestern aus. Und ich gehe nach meinem Dienst gerne auf die Entbindungsstation, um dort zu plaudern und dieses Glück, was dort herrscht, in mich "aufzusaugen". Tut wahnsinnig gut, wirklich.
Mein Freund steht mir auch bei. Er hört mir einfach zu, wenn ich rede. Mehr brauchts auch nicht.
Anscheinend bin ich wohl ganz normal. Bin wohl heute nur zu deprimiert. *seufz*
Anmeldungsdatum: 17.09.2004 Beiträge: 1766 Wohnort: Schleswig-Holstein
Verfasst am: 16.12.04, 08:54 Titel:
Hallo Flöckchen !
Ich empfinde Ihre Reaktion auf das Erlebte auch als völlig normal und verständlich. Immer wenn ein Mensch stirbt, gehört auch eine gewisse Form der Trauer dazu. Und wenn dieser Mensch nun auch noch sehr jung ist und der Tod hier als etwas Unfaßbares begriffen wird, muß die Trauer eben auch deutlicher zum Ausdruck gebracht werden. Da helfen häufig die aufgebauten Mauern im Kopf nicht mehr und die Tränen laufen schon aus Verzweiflung und Wut, die eigene Unsterblichkeit vor Augen und die zurückgelassenen Angehörigen in völliger Hilflosigkeit zu sehen. Trauer, Schmerz und Tränen, den Angehörigen auch rund in den Arm nehmen zu können, spricht für eine vernünftige und menschliche Reaktion und darf hier auch nicht als unprofessionell oder Schwäche interpretiert werden.
Ich entnehme Ihren Worten einen sehr vernünftigen Umgang mit diesem Thema und würde mir viel häufiger eine solche Reaktion von Betroffenen aber dennoch Außenstehenden wünschen. Signalisiert es doch eine intensive Auseinandersetzung und auch die menschliche Seite unserer Tätigkeit im Umgang mit Sterbenden und Trauernden.
Der Weg zur Entbindungsstation, das Gespräch mit Kollegen und auch die Aufarbeitung in der eigenen Familie sind hier Ihre Verarbeitungsmöglichkeiten und helfen auch über dieses Erlebnis hinweg. Dieser Weg ist mit Sicherheit der bessere, als stupide weiter seiner gewohnten Arbeit nach zu gehen und alles bloß schnell verdrängen zu wollen. Ich habe ähnliche Strategien für mich entwickelt und arbeite auch diese Erlebnisse für mich konstruktiv auf, bevor Verdrängungsmechanismen mich abstumpfen lassen und meine Seele Schaden davon nimmt.
Herzliche Grüße _________________ Gunnar Piltz
DMF-Moderator
recht bewegt habe ich Dein Posting gelesen. Es zeigt offen, das immer noch große Defizite im deutschen Gesundheitswesen herrschen, wenn es darum geht medizinisches Personal auch psychisch zu betreuen.
Viele unserer Kollegen (erschreckende Dunkelziffern) rutschen somit unbemerkt in echte Krankheitsbilder wie das Burn-Out-Syndrom hinein, ohne es zu merken. Dabei ist längst nachgewiesen, dass wenn rechtzeitig interveniert es in den meisten Fällen zu verhindern gewesen wäre.
Kollegen, die Gefühle zeigen und sich anderen gegenüber offenbaren, werden oft als leidlich und wenig belastbar dargestellt und manchmal sogar ausgegrenzt.
Gespräcvhe innerhalb der eigenen Familie sind oft wenig fruchtbar, nicht weil der Partner nicht wollte, sondern weil zum Teil einfach das (Medizinische) Verständnis für die Arbeit des Anderen fehlt.
Nach dem schrecklichen Unglück von Eschede, unter dem auch heute noch zahlreiche Rettungskräfte furchtbar leiden, ist Deutschland wachgerüttelt worden, was die Betreuung seiner Einsatzkräfte angeht. (mir persönlich sind allein aus den Folgen von Eschede DREI Suizide bekannt !!!)
Vielerorts bildeten sich neben Kriseninterventionsteams auch spezielle Teams für die SBE (Stressbearbeitung nach belastenden Einsätzen). Durch die sehr engagierte Arbeit konnte schon vielen meiner Kollegen geholfen werden.
Liebes Flöckchen,
wenn Du möchtest, schreibe mir eine PN mit deinem Wohnort und wie du zu erreichen bist und ich versuche den Konatkt zu einem SBE-Team für dich herzustellen. _________________ Erik Eichhorn
Lehrrettungsassistent
Rett-Med
DMF-Moderator im Forum Rettungsdienst und präklinische Notfallmedizin
es ist immer schwer, jemanden gehen zu sehen. Ich erlebe das auch immer wieder, aber im Gegensatz zu Dir bin ich feste Mitarbeiterin des Teams, das "unsere" Leute rund um die Uhr betreut. Dadurch habe ich die Möglichkeit, mich wenigstens über ein paar Tage auf den Abschied "einzustellen", wenn das überhaupt möglich ist. Ich kann mich auch mit Kollegen austauschen und fühle mich trotz aller Härte, die manche auf den ersten Blick an den Tag legen, sehr verstanden und finde immer wieder Trost und Unterstützung auch von unerwarteter Seite.
Vielleicht wäre es nicht falsch, Dich doch einmal auf die Nonnen einzulassen. Ich habe trotz meiner Ungläubigkeit immer wieder festgestellt dass manche von ihnen (oder auch Pfarrer) ungeachtet irgendwelcher Religiosität sehr offen und verständnisvoll über das Leben, den Tod und alles was damit zusammenhängt sprechen können. Vielleicht findest Du so ein Goldstück auch unter "Deinen" Nonnen. Und egal an was Du glaubst oder nicht glaubst, ich denke die Wichtigkeit von Spiritualität wird leider unterschätzt. Sie könnte Dir helfen, den Abschied anzunehmen und zu verarbeiten, Dich letztendlich auch von Deiner Mutter zu verabschieden.
In drei Tagen werde ich auf eine Beerdigung eines Patienten gehen, von der ich glaubte dass ich sie nicht verkraften könnte. Mit der Hilfe einer Kollegin, die selbst sehr gläubig ist und mich in ihr persönliches Ritual "mitgenommen" hat, freue ich mich darauf, ihn dieses letzte Mal zu begleiten. Ihm wird es wahrscheinlich / möglicherweise egal sein, aber für mich ist es wichtig diesen Abschied auch zu feiern.
Verfasst am: 20.01.05, 18:12 Titel: buddistisches Buch
Ich kann Dir das Buch "Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben " von Sogyal Rinpoche empfehlen.Es zeigt einem ,daß man auch eine andere Sicht auf das Sterben haben kann.
Hier ein kleiner Auszug aus dem Klappentext :
In diesem zeitgemäßen Buch zeigt Sogyal Rinpoche auf, wie wir Sinn in unserem Leben finden können, wie wir den Tod anzunehmen lernen und wie wir Sterbenden und bereits Verstorbenen helfen können.
Aus buddhistischer Sicht ist die Erfahrung des Todesmoments von großer Bedeutung, da der Zustand unseres Geistes zum Zeitpunkt des Todes die Qualität unserer nächsten Wiedergeburt beeinflussen kann. Gleichzeitig bringt der Todesmoment auch die tiefsten und heilsamsten inneren Erfahrungen zum Vorschein. Durch wiederholtes Vertrautwerden mit dem Todesprozeß in der Meditation kann ein erfahrener Praktizierender den eigenen Tod nutzen, um große spirituelle Verwirklichung zu erreichen.
Nicht weniger wichtig als die Vorbereitung auf den eigenen Tod ist es, anderen zu helfen, gut zu sterben. Es liegt an uns, Sterbende von Angst und Schmerz zu befreien und es ihnen zu ermöglichen, gefaßt zu sterben. Unser Hauptziel in der Unterstützung von Sterbenden muß es sein, ihnen Gelassenheit zu bringen, und hierzu gibt es viele Möglichkeiten.
Dieses Buch geht daher nicht nur theoretisch auf Fragen im Zusammenhang mit Tod und Sterben ein, sondert bietet dem Leser auch praktische Methoden zum Verständnis von Leben und Tod und für eine ruhige und inspirierende Vorbereitung auf den Tod - für sich und andere.
(aus dem Vorwort des Dalai Lama)
ich bin heilerziehungspflegerin und habe im letzten sommer einen heimbewohner tot aufgefunden ( war damals teils in der nachtwache , teils mim ´tagdienst- das ist in der nachhtwache passiert) im dezember ist dann ne bewohnerin von meiner tagdienstgruppe verstorben. beide recht unerwartet und plötzlich.
zum glück hatte ich jedoch kollegen , familie und freunde , mit denen ich die situation aufarbeiten konnte , eine professionelle hilfe wurde uns ( also aucmh meinen kollegen) jedoch von der einrichtungsleitung nicht angeboten , eventuell hätten wir diese jedoch fordern können.
von dager kann ich dich sehr gut verstehen.
im internet habe ich ein forum gefunden www.tod-und-trauer.de , darin geht es aber vorwiegend um trauerfälle im privaten und nicht im beruflichen umfeld , trotzdem kannst du dich dort hin wenden.
außerdem könntest du vielleicht versuchen , eine einzelsupervision zu bekommen??? wenn es keine gruppensupervisionen bei euch gibt , wär das vielleicht ne alternative??
ich bin heilerziehungspflegerin und habe im letzten sommer einen heimbewohner tot aufgefunden ( war damals teils in der nachtwache , teils mim ´tagdienst- das ist in der nachhtwache passiert) im dezember ist dann ne bewohnerin von meiner tagdienstgruppe verstorben. beide recht unerwartet und plötzlich.
zum glück hatte ich jedoch kollegen , familie und freunde , mit denen ich die situation aufarbeiten konnte , eine professionelle hilfe wurde uns ( also aucmh meinen kollegen) jedoch von der einrichtungsleitung nicht angeboten , eventuell hätten wir diese jedoch fordern können.
von dager kann ich dich sehr gut verstehen.
im internet habe ich ein forum gefunden www.tod-und-trauer.de , darin geht es aber vorwiegend um trauerfälle im privaten und nicht im beruflichen umfeld , trotzdem kannst du dich dort hin wenden.
außerdem könntest du vielleicht versuchen , eine einzelsupervision zu bekommen??? wenn es keine gruppensupervisionen bei euch gibt , wär das vielleicht ne alternative??
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