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Neue AOK Abrechnung mit Hausärzten ?

 
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Taiga
Interessierter


Anmeldungsdatum: 19.03.2008
Beiträge: 8

BeitragVerfasst am: 09.05.08, 08:40    Titel: Neue AOK Abrechnung mit Hausärzten ? Antworten mit Zitat

Hallo,

weiss nicht, ob ich mit dem Thema hier richtig bin. Aber was haltet ihr von der neuen Direkt-Abrechnungsform der AOK ? Ist das nur ein Versuchsballon ? Oder tatsächlich eine Verbesserung ? Werden die anderen Kassen nachziehen ? Und auf einmal geht es ohne kassenärztliche Vereinigung ? Bin ziemlich verunsichert... soll man jetzt mit wehenden Fahnen zur AOK wechseln, oder wie ??
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jaeckel
Administrator


Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 4711
Wohnort: Bad Nauheim

BeitragVerfasst am: 09.05.08, 17:49    Titel: Antworten mit Zitat

NEUE HAUSARZTVERSORGUNG IN BADEN-WÜRTTEMBERG:
Vertrag zwischen AOK und freien Ärzteverbänden unter Dach und Fach -
Start für Versicherte und Ärzte am 1. Juli

Berlin - Der Vertrag der AOK Baden-Württemberg mit Hausärzteverband
und MEDI ist unterzeichnet. Damit wird ein neues Kapitel in der
Hausarztversorgung in Baden-Württemberg aufgeschlagen. Der Vertrag
schafft eine völlig neuartige, qualitätsgesicherte Hausarztversorgung.
"Mit diesem Vorgehen modernisieren wir gemeinsam mit den Partnern die
hausärztliche Versorgung in unserem Bundesland. Qualitätsvolle,
zielgenaue Versorgung unserer Versicherten bei besserer Vergütung für
die Ärzte waren die Leitgedanken. Am Ende profitiert gerade der
Patient davon, weil wir das ganze System von unnötiger Bürokratie
befreien", so Dr. Rolf Hoberg, Vorstandsvorsitzender der AOK
Baden-Württemberg, am Donnerstag (08.05.2008) in Berlin.

Die AOK setze nach Ausschreibung und Monaten intensiver Verhandlungen
als erste Krankenkasse in Deutschland die Möglichkeiten des
GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes umfassend um, direkt
mit Ärzteverbänden Umfang, Inhalte und Vergütung der hausärztlichen
Versorgung zu vereinbaren. Hoberg: "Stethoskop statt Stift lautet
unser Motto, was heißen soll, dass der Hausarzt in Baden-Württemberg
jetzt seine Zeit nicht mit Formularen, sondern mit dem Patienten
verbringen kann."

Der neue Vertrag soll neben der Versorgungsqualität der
AOK-Versicherten in Baden-Württemberg auch die Wirtschaftlichkeit
verbessern helfen. Hausärzte, die sich in das neue
AOK-Hausarztprogramm einschreiben, müssten ihre Rolle als Lotse auch
tatsächlich wahrnehmen: "Er muss die Behandlungsabläufe immer wieder
prüfen und wenn notwendig verbessern, das reduziert den zeitlichen und
finanziellen Aufwand. Außerdem sind künftig mehr Service-Leistungen
wie Abendsprechstunden bis 20 Uhr für Berufstätige vorgesehen", so
Hoberg weiter.

"Wir haben die Abrechnungsmodalitäten so einfach konstruiert, dass sie
auch auf einen Bierdeckel passen würden", so Dr. Christopher Hermann,
Vorstandsvize der AOK Baden-Württemberg. Für den Arzt beginnt auch
beim Honorar eine neue Zeitrechnung mit festen Eurobeträgen und
wenigen übersichtlichen Regelungen: Behandlungspauschalen,
Qualifikationszuschläge und ergebnisabhängige Vergütungsbestandteile,
etwa für das Erreichen einer bestimmten Impf- oder Check-up-Quote.
Hermann: "Damit können Hausärzte einen durchschnittlichen
Behandlungsfallwert von bis zu 80,00 Euro im Quartal erreichen.
Gegenüber den heute in Baden-Württemberg üblichen Werten eine
deutliche Steigerung."

Dafür übernehmen die Ärzte die Verantwortung für eine gleichermaßen
qualitätsvolle wie wirtschaftliche Versorgung der AOK-Versicherten.
Sie werden hierbei intensiv unterstützt, etwa durch IT-gesteuerte
Informationen über effiziente Verordnungsalternativen, insbesondere
bei Arzneimitteln sowie durch regelmäßigen Erfahrungsaustausch in
"strukturierten Qualitätszirkeln" mit besonders geschulten
Moderatoren, in denen ärztliche Leitlinien besprochen und die
individuelle Verordnungspraxis umfassend gemeinsam mit Arztkollegen
erörtert werden.

Die AOK erwartet laut Hermann, dass bis Ende 2009 mindestens eine
Million ihrer Versicherten und 5000 Hausärzte in Baden-Württemberg
dabei sind: "Mit einer Mindestlaufzeit des Vertrages von fünf Jahren
bieten wir unseren Versicherten und den Ärzten eine solide Perspektive
für eine sorglose hausärztliche Versorgungszukunft im Südwesten."

Ärzte und Versicherte können sich ab Juli einschreiben: "Die Teilnahme
am AOK-Hausarztprogramm ist natürlich freiwillig. Für Versicherte, die
sich einschreiben, beginnt das Programm dann vom folgenden Quartal an
zu laufen. Die Bindung an den gewählten Hausarzt soll auf jeden Fall
für zunächst zwölf Monate bestehen", bestätigt Hermann.

Wer sich für das AOK-Hausarztprogramm entschieden hat, kann im Notfall
jeden beliebigen Arzt oder Notdienst in Baden-Württemberg aufsuchen.
Gleiches gelte im Urlaub oder für die Notfallversorgung außerhalb
Baden-Württembergs. Für Ärzte und Patienten, die nicht am
AOK-Hausarztprogramm teilnehmen, läuft alles weiter wie bisher.

Dass die AOK Baden-Württemberg im weiteren auch auf die Zusammenarbeit
mit der KV setzt, bestätigt Vorstandschef Hoberg: "Der Notfalldienst
oder die Sicherstellung des sogenannten Fremdkassenzahlungsausgleichs
sind nur einige der weiterhin gemeinsamen Themen. Hier geht es um
Versorgungssicherheit, bei der alle Beteiligten an einem Strang ziehen
müssen."

Hinweis für die Redaktionen:
Weitergehende Informationen zum neuen AOK-Hausarztprogramm im Internet
unter www.aok-bw-presse.de

Die AOK Baden-Württemberg versichert 3,7 Millionen Menschen und zahlt
fast 9,8 Milliarden Euro pro Jahr an Leistungen in der Kranken- und
Pflegeversicherung.

Weitere Informationen zur AOK Baden-Württemberg im Internet
unter www.aok-bw.de

Kontakt:
Ansprechpartner: Herr Sascha Kirmess
E-Mail: Sascha.Kirmess@bw.aok.de
Telefon: 0711 / 2593 - 166
http://www.aok-bw.de
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
Beiträge: 2794
Wohnort: Lörrach

BeitragVerfasst am: 10.05.08, 08:35    Titel: Das Kassenmarketing funktioniert Antworten mit Zitat

Reduziert man jedoch Hermann’s / Hoberg’s Werbeaussagen auf Gesichertes, dann bleibt:

1. nicht die Hausart-Versorgung wird „modernisiert“, sondern deren „Honorierung“
2. diese wird weitestgehend pauschalisiert und dadurch in der Tat vereinfacht
3. Hausärzte bekommen erstmals „Bereitstellungshonorar“, das auch dann fließt, wenn ein Hausarzt seinen Patienten gar nicht sieht und nicht behandelt
4. damit wird der Hausarzt als scheinselbständiger Selektiv-Angestellter der Kasse AOK zementiert
5. der Bürokratie-Aufwand (außer für die Abrechnung) steigt immens, alle Dokumentation hat auf AOK-Formularen (in den meisten Fällen also doppelt) zu erfolgen
6. der EDV-technische und Kommunikationsaufwand steigt immens
7. der Personalaufwand steigt immens, spezielle Schulungen sind erforderlich
8. zwar soll das „Case-Management“ in der Praxis verbleiben, Eingriffe in Behandlungsabläufe von außen werden dennoch zu-, und die Kontinuität der Behandlungen wegen der geforderten permanenten externen Schulung der „Case-Manager“ abnehmen, mit dem Case-Manager hat die AOK in jeder Praxis ihren Agenten sitzen
9. die Pflicht zur Rabattarznei- und Generika-Verordnung wird verschärft, die Therapiefreiheit existiert nur noch prinzipiell, der bürokratische und zeitliche Aufwand im Fall einer Nicht-Rabatt-Verordnung wird größer
10. spätestens nach der EU-Klage gegen intransparente und nach EU-Recht wettbewerbswidrige Rabattverträge wird sich herausstellen, dass die angenommenen Einsparungen durch Generika-Verordnung nicht erzielt werden können
11. dann wird die AOK nicht nur einen Teil ihrer durch die HA-Verträge entstehenden Mehrkosten von der Gesamtvergütung für alle anderen Ärzte abziehen, sondern alles
12. damit spaltet und schwächt die AOK die Kassenärzteschaft gezielt und bewusst weiter

PR
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jaeckel
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Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 4711
Wohnort: Bad Nauheim

BeitragVerfasst am: 10.05.08, 09:04    Titel: Antworten mit Zitat

Lieber PR,

nicht immer stimme ich mit Ihren Analysen überein. Aber in diesem Fall "Hut ab" vor Ihrer glasklaren und absolut richtigen Analyse.

Wie nennt man das gleich, wenn man mit hintergründigen Interessen einen vermeintlichen Vorteil anpreist, der sich bei genauer Betrachtung oder zeitverzögert dann als Pferdefuß herausstellt?
_________________
Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
Beiträge: 2794
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BeitragVerfasst am: 10.05.08, 17:45    Titel: Es war mehr oder weniger abzusehen, Antworten mit Zitat

dass es so kommen würde. Hab schon meine Gründe, dass ich mich noch immer nicht zu Herrn Baumgärtner's Mannen zähle.
Noch sind übrigens nicht alle Vertragsdetails publik.

Die Gesundheitsministerin hat das Vorhaben begrüsst. Das ist eigentlich völlig unverständlich, gleichzeitig wird aber doch Manches klarer.
Solche Verträge dienen in erster Linie einigen wenigen Kassen.
Solche Verträge dienen in zweiter Linie der Zerschlagung der KVen. Schließlich hat sich ja herumgesprochen, dass ein paar Politiker am liebsten die gesamte "Selbstverwaltung" zerschlagen würden.

So. Diese Selbstverwaltung ist als öffentlich-rechtliche Körperschaft ein staatliches Organ. Per Gesetz geschaffen vom Staat, beaufsichtigt vom Staat, ausschließlich betrieben und finanziert von seinen Mitgliedern, nicht etwa mit Kassenbeiträgen, gell gesundbrunnen !?!.
Von einigen wenigen Politikern unter grober Verdrehung der Tatsachen als Lobbyverein der Ärzte gescholten.

So, und warum geht dann dieser Staat nicht einfach her und schafft dieses offenbar ungeliebte Instrument Selbstverwaltung offen und ehrlich mit einem Gesetz ab ?

Weil's dafür keine Mehrheiten gäbe, ist die Antwort.
So. Wenn wir jetzt einerseits eines der demokratischen Grundprinzipien vor Augen haben, das lautet: die Mehrheit hat Recht, muss Recht bekommen und Recht behalten,
und dann andererseits erleben, wie an der Mehrheit vorbei Dinge herbeiregiert werden,
dann lautet das Fazit: mit Demokratie hat das überhaupt nichts mehr zu tun (weshalb ich hier ja früher mal die Frage gestellt hatte, ob wir in Deutschland eigentlich in einer Entwicklungsdiktatur leben)

So, wenn wir jetzt noch immer erleben dürfen, wie da manche wieder die Hände zum Schwur erheben "Staatsmedizin - mit uns niemals !"
dann ist vollends klar: das ist Volksverdummung in reinster Form.

PR
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Miie
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Anmeldungsdatum: 01.04.2008
Beiträge: 294
Wohnort: Nürnberg

BeitragVerfasst am: 13.05.08, 13:30    Titel: Antworten mit Zitat

Klingt doch recht positiv was wir da zu hören bekommen.
Jeddoch wird es am Ende (und das ist jetzt schon sicher) wieder auf höhere Kosten herauslaufen....Was für eine Überaschung Winken .
Obwohl die AOK durch den Fonds bevorzugt wird ist Sie dank schlechter Kostenstruckturen eine der ersten Kassen, welche wahrscheinlich Zusatzbeiträge braucht.
Da helfen auch die 100 Millionen Rücklagen (AOK Bayern 2007/2008) nichts.
Grüße
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