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Anmeldungsdatum: 15.09.2004 Beiträge: 4711 Wohnort: Bad Nauheim
Verfasst am: 27.06.08, 13:21 Titel: Stiftung Warentest: Apothekentest: Falsch beraten in Berlin
"Apotheker gelten als kompetent. Aber sie sind es nicht immer. Die Stiftung Warentest hat 20 Apotheken in Berlin untersucht und dabei zum Teil Erschreckendes erlebt..."
Quelle: www.test.de
Ich überlege, ob die Großstadtlage eine Rolle spielen kann. Ich wohne in einer Kleinstadt (knapp unter 10.000 Einwohner) und obwohl wir relativ viele Apotheken haben, wird man in jeder sehr gut beraten - ich bin jedenfalls voll und ganz zufrieden.
Ich mag es nicht so gerne, wenn man alle(s) über einen Kamm schert.
Zu "meinem" Apotheker habe ich Vertrauen. Ich denke, dass er mich kompetent berät und er hat auch schon auf Wechselwirkungen hingewiesen, die dem Arzt (ich nenn es mal) nicht aufgefallen sind. Auch - das hat mir zwar nicht so gefallen - verwies er mich (leidenschaftliche Selbstbehandlerin) auch schon sehr an einen Arzt.
Ich würde nicht sagen, dass ihm Medizin fremd ist. ; -)
Verfasst am: 30.06.08, 22:01 Titel: Das ist ein gewissenhafter Pharmazeut, der
seine Arzneimittel und die Grenzen seines Fachs ausgezeichnet kennt.
Gratuliere ! Solche kenn ich wirklich auch.
Menschenmedizin ist noch was Anderes. Da menschelts, mal entzückend und mal fürchterlich, dass mans sehen, hören, fühlen und riechen kann. Das hält nicht jeder aus, damit kann n icht jeder umgehen, der damit nicht ausschließlich umgeht.
Lassen Sie sich mal testweise in einer Apotheke über so schauderhaft verfängliche Dinge wie Kondome oder Viagra beraten. Die allermeisten kriegen dann eine rote Birne, beginnen unzusammenhängend zu reden und müssen dringend ans Telefon.
Macht ja garnix, die haben ja was ganz Anderes gelernt, und zwar ganz ausgezeichnet.
Was ich sagen will, ist, dass, wo verkauft wird, nicht gleichzeitig besonders gut individualmedizinisch beraten werden kann.
Was ohne Weiteres auch für Ärzte gilt.
PR _________________ Von Fremdinteressen freie an Patienteninteresse orientierte eigene Meinung.
auf den ersten Blick ist das schockierend, aber wenn man sich den Test mal genauer anschaut, dann erklärt sich das Ergebnis und relativiert die Schlagzeilen erheblich:
1. ist Berlin natürlich schon ein besonderes Pflaster, das ist schon seit langem bekannt und trägt nicht gerade zu einem besonders guten Bild bei den Berliner Repräsentanten bei. Bei den Ärzten sieht das im übrigen nicht viel anders aus.
2. Hier wurde eine ganz spezielle Gruppe von Apotheken getestet: Easy, DocMorris und Center-Apotheken. Eine Center-Apotheke zeichnet sich durch exorbitant hohe Mieten aus, was man idR durch Einsparungen beim Personal zu kompensieren versucht. In meinem 11köpfigen Team arbeiten 8 studierte Pharmazeuten, in einer Center-Apotheke sind es selten mehr als 3 Apotheker. Insofern kann man hier ablesen, was uns in Zukunft in den Apotheken erwarten wird, wenn man den Einsparungszwang weiter erhöht.
"Das kann passieren, wenn Sie Ihren Apotheker fragen" schreibt die Stiftung - ich gehe davon aus, dass es selten Apotheker waren, oftmals PTAs und das ein oder andere Mal sicherlich illegalerweise PKAs, die zwar schön günstig sind, aber keinerlei pharmazeutische Ausbildung besitzen.
Nur am Rande, ich komme auch aus Berlin und weiß, wovon ich spreche.
Nun zum test selbst:
Wechselwirkungen
zwischen Alendronsäure und Calcium nicht zu kennen ist unterirdisch, das einzige, was mich an diesem test wirklich schockiert hat. Das lässt sich eigentlich mit dem oben aufgeführten erklären. Ich kenne keine PTA und erst Recht keinen Apotheker, der das nicht weiß- bei dem Test wurde angeblich sogar nachgefragt!!
zwischen 25mg Diclofenac und einem ACE-Hemmer/blutdrucksenkern ist die häufigste Wechselwirkung, die wir haben. Hier zeigt sich, das die Tester offenbar nicht aus der Praxis kommen und auch fachlich ein Defizit haben. Eine minimale Blutdrucksteigerung von in der Regel 3-5 mmHg zu kommunizieren ist kontraproduktiv. Schon allein durch die Information würde ich bei jedem dritten Hochdruckpatienten eine zusätzliche Blutdrucksteigerung verursachen. So etwas endet in Szenen, wo der Patient zum Arzt geht: "Der Apotheker hat gesagt, dass sich das Schmerzmittel nicht mit meinen Medikamenten verträgt."
Bei hohen NSAR Dosierungen 150mg Diclo/d und 2400mg Ibu/d ist das etwas anderes, hier erfolgt idR ein dezenter Hinweis, aber individuell passend.
zwischen Marcumar und Johanniskraut wurde in jeder 5. Apotheke nicht erkannt, das ist nicht gut, aber warum gibt es Johanniskraut bei Aldi?
Rezeptur
eine auf Rezept verordnete Rezeptur abzulehnen ist eine Frechheit, aber Teil der Strategie oder des Kostendrucks dieser besonderen Apotheken. An solchen Rezepturen verdient man nichts bzw man macht Minus, aber man ist nun mal der Arzneimittelversorgung verpflichtet - wer das missachtet, verhält sich meiner Ansicht nach unwürdig. Dennoch frage ich mich warum man eine derart ungewöhnlich Rezeptur ausgewählt hat und warum man nicht eine ganz alltägliche Rezeptur testet.
Blutdruck
Zweifelhaft Kriterien wurden angelegt. Ruhezeit braucht man nur, wenn der Patient nicht ruhig ist. Eine Zweitmessung mache ich auch bei erhöhten Werten nur, wenn ich das Gefühl habe, dass die Bedingungen nicht korrekt waren. Manche zitierten Äußerungen während des Tests lassen wieder mal vermuten, dass es sich hier nicht um pharmazeutisches Personal gehandelt hat.
Insgesamt ist auffällig, dass man sich bei diesem Test wenig um die Kernkompetenzen einer Apotheke bemüht hat, sondern eher Randthemen bemüht wurden und das in Center-Apotheken, die durch hohe Kundenfrequenz geprägt sind. Sonnenschutzmittel und Nahrungsergänzungsmittel für ein konzentrationsschwaches Kind vervollständigen diesen Eindruck. Die Ursachenforschung als einzige Problemlösung lässt sich in diesem Fall auch diskutieren.
Auch die Stiftung Warentest ist ähnlich wie eine BILD-Zeitung darauf angewiesen, die Verkaufszahlen durch Negativschlagzeilen zu erhöhen. Auch wenn man finanziell bei dieser Stiftung vielleicht unabhängig ist, so lässt zumindest eine Nähe zu einer politischen Richtung erkennen, die auf Teufel komm raus eine Liberalisierung bis hin zur Etablierung von Apothekenketten durch Kapitalgesellschaften anstrebt.
"Der Test wirft ein Schlaglicht auf die Qualität inhabergeführter Apotheken."
Aha, danke für die Einblicke.
Warum nicht mal einen fairen und sinnvollen Test in ganz normalen Apotheken? Das würde sich nicht verkaufen. Natürlich gibt es auch schlechte Apotheken, aber hier hat man bewußt Apotheken ausgesucht, die mit meist mehr als 400-500 Kunden und geringer Stammkundschaft eine Sonderstellung einnehmen.
Naja, die Details interessieren idR nur die wenigsten.
LG Kasi
Es gibt etwa 21500 Apotheken, davon nur ein paar hundert Center-Apotheken, von diesen hat man sich nun knappe 20 rausgefischt. Das ist sicherlich nicht repräsentativ. Ob man nun 20 oder 200 testet ist dabei weniger wichtig, aber man sollte schon auch normale Apotheken testen bevor man sie verurteilt und man sollte einen Test konzipieren, der ehrlich und relevant ist.
Da haben die Internet-Apotheken sicherlich bessere Chancen gehabt, denn diese wurden einzeln getestet, das war sozusagen kostenlose Werbung.
Lassen Sie sich mal testweise in einer Apotheke über so schauderhaft verfängliche Dinge wie Kondome oder Viagra beraten. Die allermeisten kriegen dann eine rote Birne, beginnen unzusammenhängend zu reden und müssen dringend ans Telefon.
Naklar, wir unterhalten uns tagtäglich über Harn- und Stuhlinkontinenz und machen uns ins Höschen wegen ein paar Kondomen oder fehlender Standhaftigkeit.
Zitat:
Was ich sagen will, ist, dass, wo verkauft wird, nicht gleichzeitig besonders gut individualmedizinisch beraten werden kann.
Das geht hervorragend. Nicht jeder kann es, es gibt auch nicht nur superduper Ärzte. Selbstmedikation lässt sich nun mal nicht anders gestalten.
Verfasst am: 11.07.08, 19:45 Titel: Hab ja echt nix gegen Apos.
Mit einem bin ich jahrelang im Landkreis rum gerollschuht. Die Verwandtschaft kenn ich bestens. Der andre hat meinen Umzug um 1,5 km verkürzt. Auch die Verwandtschaft kenn ich bestens. Beide machen lokal und kommunal und weit überregional verdienstvolle Freizeitarbeit. Verdienstvoll weiß ich nicht, aber ich auch. Keiner von beiden legt mich jemals mit Rezepten rein. Ich sie auch nicht. Beide arbeiten hauptsächlich am Tresen, aber haben für wenns wirklich mal nötig ist für Patienten ein Séparée. Ich arbeite hauptsächlich im Séparée und wenns garnicht anders geht auch schon mal am Tresen.
Vive la (petite) différence.
PR _________________ Von Fremdinteressen freie an Patienteninteresse orientierte eigene Meinung.
Danke für ihre praxisnahen Erläuterungen, diese bestätigen meinen Eindruck den ich von Stiftung Warentest schon länger habe (bei Themen in denen ich mich auskenne ).
Ich gehe trotz Mehrkosten (die sind leider Realität) weiterhin zu meiner niedergelassenen Apotheke. Es ist einfach ein riesiger Vorteil wenn man die Leute über die Jahre kennt. Die anderen können gerne bei DocMorris kaufen
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