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Verfasst am: 25.07.08, 04:49 Titel: Fragen zur Schilddrüse
Hallo zusammen,
habe einige Fragen zur Schilddrüse, die ich mir durch Nachlesen nicht hinreichend beantworten konnte.
1. Heißt das Vorhandensein eines hohen (2000-3000) Titers von TPO-AK automatisch, dass eine Hashimoto-Thyreoiditis (oder andere Autoimmunerkrankung der Schilddrüse) vorliegt?
2. Wenn beispielsweise vor der Schilddrüsenhormonbestimmung Nahrung aufgenommen wurde, verfälscht das die Ergebnisse? Und wenn ja, in welche Richtung?
3. Angenommen, es würde bei einem Patienten eine Therapie mit L-Thyroxin eingeleitet: Bildet sich dann die Schilddrüse systematisch zurück? Wenn ja, innerhalb welchen Zeitrahmens und reversibel oder nicht?
Krankheiten definieren sich (fast) nie durch einzelne Blutwerte, sondern sind immer das Ergebnis von Beschwerden des Betroffenen, Objektivierbaren Befunden und natürlich auch Laborergebnissen.
Frage 1)
Ein hoher Anti-TPO-Titer spricht für das Vorhandensein einer Hashimoto-Thyreoiditis, die Diagnose würde ich aber weiter abhängig machen auch von den Beschwerden, dem Ultraschallbefund der Schilddrüse usw.
Frage 2)
Üblicherweise wird durch eine Nahrungsaufnahme der Spiegel der SD-Hormone nicht beeinflusst
Frage 3)
Das hängt ein wenig von der zugrunde liegenden Erkrankung ab. Grundsätzlich beeinflusst die Gabe von SD-Hormon die Größe der SD nicht, insbesondere führt eine solche Gabe bei Hashimoto nicht zu einer Rückbildung der Schilddrüse. Bei einer Jodmangelstruma hingegen kann die kombinierte Gabe von Hormon und Jod unter bestimmten Voraussetzungen schon zu einer Verkleinerung der SD, in der Regel aber nur bis in den Normalbereich. Vermutlich dürfte dies aber mehr ein Effekt des Jod als des Hormons sein. _________________ Alles Gute
Ralf Tillenburg
Arzt für Allgemeinmedizin
www.praxis-tillenburg.de
zu 3)
Als direkte Reaktion auf die Hormonzuführung nicht. Aber über einen Rückkopplungsmechanismus schon. Wenn Hormon zugeführt wird, führt dies normalerweise zu einer Senkung des TSH. Niedrigeres TSH führt aber dazu, dass die Schilddrüse weniger Hormon produziert, sofern dieser Regelkreis funktioniert. _________________ Alles Gute
Ralf Tillenburg
Arzt für Allgemeinmedizin
www.praxis-tillenburg.de
im Prinzip ja. Problem ist, dass nur selten jemand aus einer manifesten Unterfunktion von allein wieder in eine Normalfunktion zurückkehrt, da Unterfunktionen der SD (ausgenommen bei Jodmangel) meist Dauererscheinungen sind.
Daher weß ich nicht, ob es Studien darüber gibt, wie schnell eine Schilddrüse wieder selbst komplett die Produktion aufnimmt. Entscheidende Einflussgröße dürfte hier auch der TSH und dessen Höhe sein.
Andererseits darf man nicht vergessen: Bei der Hormongabe bei Unterfunktion wird die Schilddrüse ja üblicherweise nicht komplett außer Funktion gesetzt. Ziel ist ja (von bestimmen Krebsarten abgesehen) lediglich die Unterstützung der Schilddrüse, in dem man die Hormone gibt, die die Schilddrüse (teilweise) nicht mehr selbst produzieren kann.
ich persönlich hätte hier also wenig bedenken.
Dies ist ein Unterschied zur Nebenniere, die ja bei einer Cortisonbehandlung meist komplett inaktiviert wird. _________________ Alles Gute
Ralf Tillenburg
Arzt für Allgemeinmedizin
www.praxis-tillenburg.de
Die Unterfunktion war nicht klinisch manifest. Die Lage war nur "grenzwertig euthyreot" (nach Nahrungsaufnahme, s.o.). Sono der SD war ohne Krankheitswert (hat der Doc zumindest vor Vorliegen der Laborergebnisse gesagt). Allerdings hat er wohl wegen der TPO-AK auf Hashimoto geschaltet und meinte, dass er in diesen Fällen generell versuche, TSH unter 1 einzustellen.
Nur stellen sich mir natürlich die Fragen, nachdem ich seiner Therapieempfehlung etliche Monate mit Dosissteigerung nachgekommen bin:
1. Laut dem, was ich im Netz über Hashimoto finden konnte, bricht das gar nicht zwangsläufig bei jedem aus.
2. Die Schilddrüse gilt ja als "Gemütsdrüse", und ich habe in letzter Zeit vermehrt den Eindruck, Stimmungsschwankungen zu unterliegen. Was, wenn eben nicht die vom Doc monierte Stoffwechsellage schlecht war, sondern die Stoffwechsellage mit TSH ~ 1 im Gegenteil mich von meinem ureigenen Wesen (bin eher der bedächtige Typ) entfernt? Wie seriös ist überhaupt das Bestreben, nach Lehrbuch einen Wert wie oben genannt einstellen zu wollen, während man nachlesen kann, dass die SD-Stoffwechsellage von Mensch zu Mensch extrem weit streut?
ich finde es ausgesprochen wohltuend, dass sich mal jemand wie Sie kritisch mit den im Internet zu findenden Aussagen über Hashimoto auseinander setzt.
Sie haben mit Ihrer Einschätzung völlig recht. Nur bei einem kleinen Teil der Hashimoto-Patienten kommt es zu gravierenden Beschwerden, während die Mehrheit nur wenig bis gar keine Beschwerden hat. Allerdings ist die aus meiner Scht kleinere Gruppe mit Beschwerden im Netz sehr lautstark vertreten. Zwar habe ich einerseits Verständnis dafür, dass jeder Mensch, der aus seiner Sicht unerklärliche Beschwerden hat, sich darum kümmert, diese abzuklären, um eine Besserung seines Befindens herbei zuführen. Völlig falsch halte ich jedoch die leider daraus entstandene überzogene Reaktion, zum einen das eigene Befinden und die eigene Erfahrungen als allgemeingültig hinzustellen und zum zweiten alle Ärzte, die einem nicht nach dem Mund reden, als unfähig darzustellen.
Leider ist das der Standard vieler Internetforen zum Thema Hashimoto.
Meine Meinung: Ich halte es für falsch, bei Hashimoto des TSH auf 1 zu drücken. Gängige Lehrmeinung an deutschen Universitäten zu diesem Thema ist, dass man lediglich eine Normalisierung des TSH anstreben sollte. Es gibt bisher keine saubere wissenschaftliche Studie, die einen Vorteil dieser strengen TSH-Einstellung nachweist. Erfahrungen einzelner, dass sie sich bei einem kleineren TSH besser fühlen, halte ich zwar für nachvollziehbar, dies berechtigt jedoch nicht zu einer Verallgemeinerung. Und ich kenne genügend Patienten, die sich bei einem TSH von z. B. 3 sehr gut fühlen und trotz Hashimoto keine Beschwerden haben. _________________ Alles Gute
Ralf Tillenburg
Arzt für Allgemeinmedizin
www.praxis-tillenburg.de
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