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Langsam weiß ich nicht mehr weiter
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Marc1983NRW
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Anmeldungsdatum: 24.08.2008
Beiträge: 4

BeitragVerfasst am: 24.08.08, 18:12    Titel: Langsam weiß ich nicht mehr weiter Antworten mit Zitat

Hallo,

an jenem Tag ging er bei "grün" über die Straße, ich war im Kiosk und dann kam so einer mit dem Auto angerast und hat ihn voll erwischt... Ich bin direkt blind auf die Straße gerannt und hab alles mögliche getan was ich konnte, auch versucht die Blutung am Kopf zu stoppen wobei dann meine hände voller Blut waren was mir auch egal war. Der Notarzt meinte das ich sein Leben gerettet hätte und im Krhs war auch eine Besserung in Sicht. Ich war, so oft ich konnte im Krankenhaus, auch über Nacht an seinem Bett, habe ihn morgens gewaschen und hatte immer gehofft das er aus dem Koma wacht aber an jenem Sonntag Abend bzw. nacht zu Montag kam der Anruf vom Krhs das er um 3.25 Uhr... In der ersten Woche wurde ich permanent um 3.15 Uhr wach. Mir geht die Szene so oft durch den Kopf wie im einem Film, wenn ich am Grab bin kommen mir jedesmal die Tränen und schlaflose Nächte... Das personal im Krhs hat mich damal gefragt woher ich die Kraft nehme nach dem Arbeiten und in der Nacht nach dem Anruf muss ich wohl auf der Station zusammengebrochen sein... Ich komme da einfach nicht drüber hinweg das mein bester Freund gegangen ist und dieses A**** könnte ich in die Luft zerreißen...

Zum anderen ist meine Mutter (fast 52 Jahre alt) schwer krank. Irgendwie mekre ich, das es langsam zu Ende geht. 1998, da war ich 15, hat sie ein Herz transplantiert bekommen, Lungenkrebs (halbe Lunge entfernt), Hirninfarkt, Schlaganfall vor 1 Woche Herzstillstand hat sie alles überwunden. Morgen oder Dienstag steht ein Herzschrittmacher auf dem OP-Plan. Nach außen hin mache ich einen normalen Eindruck aber den Sachen kommr mir immer wieder alles hoch(vor allem meinverlorener bester Freund). Auf der Arbeit merke ich es an meiner dann schwachen Leistung... Ich weiß nicht was ich tun soll...

Marc
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nail
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Anmeldungsdatum: 26.05.2008
Beiträge: 151

BeitragVerfasst am: 25.08.08, 14:52    Titel: bester Freund Antworten mit Zitat

Hallo Marc1983,
das ist eine sehr traurige und schmerzliche erfahrung, die du mit deinem besten freund machen mußtest. Bei solch schweren verletzungen, vorallem schädel-hirnverletzungen, sind die ersten wochen am kritischsten, d.h. auch wenn es nach einer besserung aussieht muß man jederzeit noch mit einer plötzlichen, möglicherweise tödlichen verschlechterung rechnen. das ist zwar im moment kein trost für dich, lediglich einetatsache, dass, obwohl alles notwendige getan wurde, das schlimmste nicht abzuwenden war.
am ausgang mancher ereignisse können wir aber, egal was wir machen, nichts ändern.

es ist gut, dass du an seinem grab weinen kannst, deiner trauer ihren platz geben kannst. ebenso wichtig ist für dich aber auch ein freund, eine person, der du vertraust, mit dem du über dieses ereignis reden kannst, um es verarbeiten zu können, bevor es dich beginnt krank zu machen.

du hast alles in deiner macht stehende für deinen freund getan und das war gut so.

LG nail
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Anmeldungsdatum: 27.12.2006
Beiträge: 939

BeitragVerfasst am: 26.08.08, 17:10    Titel: Antworten mit Zitat

Ich kenne eine ähnlich traumatische Situation, erlebt mit fünfzehn Jahren vor über fünfundzwanzig Jahren, wo ein Schulkamerad hinter meinem Rücken grausam zu Tode kam und ich den entsetzlich verstümmelten Oberkörper und Kopf so sehen musste.

Leider war danach wegen Überforderung bei Erwachsenen, von gleichaltrigen hätte ich ohnehin nichts erwartet, niemand für mich da, nur Schweigen, und so musste ich ganz allein damit fertig werden.
Heute wäre wohl so etwas kaum vorstellbar, wenn ich immer sehe, wie gleich ganze Scharen von psychologischen Helfern und Seelsorgern sich auf frisch traumatisierte m.E. viel zu früh stürzen, aber wenigstens kümmert sich jemand heute.

Als ich nach mehreren Tagen mit Albträumen, hatte mein Zimmer kaum verlassen, es kam ja auch niemand, einfach wieder in die Schule ging, der eine Platz leer war, mich alle nur schweigend ansahen, niemand es wagte mich anzusprechen, wurde ich einfach nur lustig, habe bis heute selbst in schlimmsten Situationen einfach nur Humor, meine Überlebensstrategie eben.

Ich fing aber selbst an zunächst nur zitternd, fast ohne Sprache darüber zu erzählen, dann ging es immer besser und heute rede ich es so, als wenn ich es selbst nicht erlebt hätte.

Damals als ich versuchte darüber zu sprechen, als ich damit anfing, erzählte ich es einfach, ohne gefragt zu werden.
Es war doch auch egal, weil hörte doch ohnehin wegen Überforderung keiner richtig hin, aber ich war es mal wieder los und so brauchte ich für das Sprechen auch keine vertrauten Menschen, weil die gab es doch ohnehin nicht, zumindest wusste ich das nach dieser Situation endlich ganz genau.

Darum widerspreche ich hier ein wenig, dass man unbedingt einen guten Freund braucht, denn nur das eigene Sprechen, das Hinauslassen ist von Bedeutung, nicht der es empfängt, einfach meine harte Erfahrung.

Ich bin damals nie zum Grab gegangen, erst viele Jahre später mit meiner heutigen Frau, trauern konnte ich nie und kann es bis heute nicht, konnte ich wohl wegen der anderen Erlebnisse davor ohnehin nicht so richtig, obwohl ich generell wieder Tränen finden kann.

Erst vor ein paar Jahren habe ich im Rahmen einer anderen lebenslang begleitenden Erkrankung von diesem Trauma und anderen traumatischen Erlebnissen Fachleuten erzählt, ich hatte es erstmals niedergeschrieben.
Das Schreiben brachte es wieder so richtig zum Vorschein, aber nicht nur davon, sondern von allem und es war wie eine Reinigung, ja auch schon irgendwo eine Abrechnung, ein Schlußstrich, ich einiges davon vor etwas mehr als zwei Jahren so in der Intensität auf die Erlebnisse bezogen, wiederholte.

Na ja, und so weiter...

Jedenfalls hätte ich vorher nicht gedacht, dass mir mal Menschen mit Gehör, Gespür und Verstand begegnen würde und denke viel Glück gehabt zu haben, aber auch, dass ich es wohl schon lange brauchte, dies alles mal so gezielt losgeworden zu sein, und das Gefühl gehabt zu haben, jemanden damit mal nicht überfordert zu haben.

Ein Beitragszahler
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nail
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Anmeldungsdatum: 26.05.2008
Beiträge: 151

BeitragVerfasst am: 26.08.08, 22:33    Titel: überfordert Antworten mit Zitat

Hallo,
@beitragszahler
ich glaub aber doch, dass man zum verarbeiten solcher erlebnisse einen guten freund oder zuhörer gebrauchen kann. Hättest du damals jemanden gehabt, der dir zugehört, dich in den arm genommen hätte, wäre dir vieles leichter gefallen.
Die trauer um den verlorenen freund kann man sicher noch einigermaßen unbeschadet alleine verarbeiten. Schwieriger wird es für Marc aber sicher bei der überwindung von wut und hassgefühlen gegenüber dem unfallverursacher. hier ist es doch einfacher, wenn man ein gegenüber zum "kommunikativen Holzhacken" hat, als wenn man das in selbstgesprächen mit sich alleine ausmachen muß.
Für dich hast du ja selbst erlebt, wie lange es gedauert hat, bis du einigermaßen damit klar kamst.
Schreiben ist aber auch ne gute variante, wenn man wirklich niemanden hat.
LG nail
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Anmeldungsdatum: 27.12.2006
Beiträge: 939

BeitragVerfasst am: 26.08.08, 23:54    Titel: Re: überfordert Antworten mit Zitat

nail hat folgendes geschrieben::
...Hättest du damals jemanden gehabt, der dir zugehört, dich in den arm genommen hätte, wäre dir vieles leichter gefallen...
Ja ist schon richtig, das konnte ich aber erst vor ein paar Jahren so feststellen, als es mal Menschen gab, denen und/oder mir es gelungen ist, mich wenigstens mental in die Arme genommen zu haben.
Ich bin ohnehin nicht so der kuschelige Typ, war ich nach Erzählungen schon als Kleinkind nicht, war wohl dann auch mein Glück, auch wenn es makaber klingen mag.

nail hat folgendes geschrieben::
...Schwieriger wird es aber sicher bei der überwindung von wut und hassgefühlen gegenüber dem unfallverursacher...
Hm, ist es nicht wesentlich schwieriger, wenn dort niemand ist auf den man wütend sein kann?
Sollte ich damals auf meinen Kameraden wütend gewesen sein, weil er einen Fehler gemacht hatte mit seinem Experiment?
Sollte ich mich hassen, weil ich nur neugieriger Zuschauer war und nur aus Spaß mich kurze Zeit vorher von dem Ort des Unglücks entfernte, ich somit überlebte?
Erst vor ein paar Monaten erzählte mir ein Freund, den ich nach zwanzig Jahren durch Zufall wiedersah, und er da auch anwesend war, dass ich ihn dort vom Unglücksort mitgenommen hatte, ich ihn mit einem Gag auf andere interessante Dinge verwies, er sich noch weiter entfernen konnte, er das auch nicht mehr so sehen musste, ich nun auch durch seine Aussage erkennen musste, wie gesagt erst recht kürzlich so erfahren, ihm das Leben gerettet zu haben, ich das total verdrängt hatte, ich nur die anderen Bilder im Kopf habe.
Es hatte mich allerdings wieder ein paar Tage beschäftigt.
Ich war mal wütend auf die Menschen, die dort nur standen in meinem Leben, die es wussten, nichts machten, nicht mit mir redeten, und auch diese Wut schon seit Jahren komplett durch keinerlei Ersatz verblichen ist.

nail hat folgendes geschrieben::
...Für dich hast du ja selbst erlebt, wie lange es gedauert hat, bis du einigermaßen damit klar kamst...
Als ich am Anfang das verzweifelte Gefühl hatte mit so etwas allein klar kommen zu müssen, gab es eben nur Verdrängung, so wie ich es mit anderen Dingen als Kind auch schon machen musste, ein bewährtes Konzept finde ich.
Als Erwachsener dies alles dann aus einer sicheren Position heraus zu bearbeiten war dann die beste Lösung aus heutiger Sicht.
Was hätte ich vielleicht alles verpasst, was hätte ich nicht schaffen können, gerade am Anfang des Lebens, wenn es mich zerfressen hätte?

nail hat folgendes geschrieben::
...Schreiben ist aber auch ne gute variante, wenn man wirklich niemanden hat...
Das war schon immer mein Steckenpferd und andere darunter manchmal leiden müssen, ich dafür bekannt bin, ich mich aber auch da immer wieder mal erden muss.

Ein Beitragszahler
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nail
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Anmeldungsdatum: 26.05.2008
Beiträge: 151

BeitragVerfasst am: 27.08.08, 13:14    Titel: trauer & wut Antworten mit Zitat

hallo beitragszahler,
ja, wenn niemand da ist, auf den man nach so einem ereignis wütend sein könnte, wäre es sicher nicht einfacher. aber da es immer etwas oder jemanden geben wird, auf den man diese wut projezieren kann, im zweifelsfall man selber, weil man dies oder das in der situation so und nicht anders gemacht hat, ist dern unterschied in der realität nicht so groß. man hat höchstens ein weiteres problem, das schuldgefühl denen gegenüber, die man glaubt im stich gelassen zu haben, die bei dem unglück umgekommen sind, welches man selbst, wie durch zufall, überlebt hat. richtig schlimm wird es sicher erst dann, wenn sich die wut nun auch noch gegen das selbst richtet. da braucht man dann wirklich jemanden, der einem weiterhilft und halt gibt.
wie kommst du damit zurecht?
LG nail
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Anmeldungsdatum: 27.12.2006
Beiträge: 939

BeitragVerfasst am: 27.08.08, 15:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo nail,

Vorab ergänzend erklärend:
Gestern hatte ich schon daran gedacht, ob meine eigenen Schilderungen hier nicht zu weit und breit gehen, den anfragenden Marc übergehen.
Allerdings hatte ich dies nur deshalb gemacht, weil ich selbst und durch andere erfahren hatte, dass das einfache Zuhören mal so gebrachter Erzählungen anderer Menschen mit ähnlichen Verläufen, einen zeitverzögert positiven Effekt haben kann.
Es ist somit natürlich nicht nur für mich gut, immer wieder mal zu berichten, sondern es soll auch anderen dienen können, vielleicht.
Und ist es als Laie nicht die beste Möglichkeit so, als nur aus verständlicher Betroffenheit, irgendwo ja auch aus gut gemeinter aber Hilflosigkeit, einfach nur Ratschläge zu geben?
Das sieht für Fachleute anders aus, ich hätte das ja früher auch nie glauben wollen, war doch der Psychoverweigerer schlechthin, und dabei sagte meine übrigens auch überforderte Frau schon nicht nur einmal damals, dass ich mal eine Therapie machen sollte.
Nun gut, die Gelegenheit bot sich, eigentlich aus anderen, schwerwiegenderen körperlichen Gründen.
Und so hatte sich dennoch auch dafür ein Kreis über diese alten vergrabenen Dinge schließen können.

Nun zu deiner Antwort:
Hm tja, hatte ich wirklich Schuld gesucht?
Lange Zeit redete ich mir ein, dies nicht zu tun, dabei erzählte ich immer von den so vielen Schaulustigen, die da plötzlich standen, natürlich mit räumlichen Abstand, aber es war so unerträglich, ich war so wütend, trotz Schockzustand, unwirklich nahm ich alles war.
In Wirklichkeit schämte ich mich lange Jahre wegen dieses Ereignisses, denn es sprach ja niemand mit mir, und hatte vielleicht deshalb immer gedacht, dass mir Schuld von anderen gegeben wurde? Ich weiß es nicht, nur ist es heute hoffentlich überwunden.
Meine angeborenen körperlichen Probleme, schon immer auch mit Schmerzen und schlechten Gefühlslagen einhergehend, hatten mir vielleicht eine gegen mich gerichtete Wut schon gegeben?
Jedenfalls hatte ich schon von Kindheit an meinen Körper gehasst, was mir aber auch erst durch meine Frau und mit zunehmenden Erwachsenenalter entsprechend bewusster wurde.
Heute wende ich dieses Blatt, so oft es mir möglich ist, mir klar ist, dass es immer ein bewusster Vorgang bleiben wird, so wie ich auch mein Gehen schon immer so koordinieren muss, ohne das es anderen und selbst mir nicht mehr immer auffällt, dies aber auch von guter Seelenlage abhängig ist.

Es gibt zur Wut und Schuld noch eine kleine Sache am Rande, die auf andere merkwürdig wirken wird, für mich aber schon schlimm war.
Da ich damals noch zur Schule ging, ich aus einem im Verhältnis armen Haushalt kam, gab es ausgerechnet in diesen Tagen, wo die Beerdigung anstand, wieder einmal wenig Geld.
So brauchte ich eine dunkle Hose, hatte aber keine, und meine Eltern wollten und konnten kein Geld ausgeben.
Und so bin ich mit einer im Vergleich sehr hellen Hose zur Beerdigung gegangen und natürlich aufgefallen.
Es war mir peinlich und so egal gleichzeitig, völlig orientierungslos innerlich auf der Flucht, äußerlich auf der Flucht vor den Eltern des getöteten Kameraden, die mit mir reden wollten, mir Sachen geben wollten, ich es nicht ertragen konnte.
Erst viele Jahre später sollte es noch einmal eine schicksalshafte Begegnung geben...

Vielen Dank dennoch für die punktgenauen, relevanten, eben auch mal schmerzenden, wie doch mehr guttuenden Aspekte.

Ein Beitragszahler
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Marc1983NRW
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Anmeldungsdatum: 24.08.2008
Beiträge: 4

BeitragVerfasst am: 27.08.08, 21:44    Titel: Antworten mit Zitat

Manchmal frage ich mich schon, warum wir nicht zusammen über die Straße gegangen sind. Da hätte ich ihn retten können und mir wäre ein gebrochenes Bein lieber als sein Tod.
So eine Freundschaft fehlt mir toal. Wir waren wie Brüder zueinander, haben uns nie gestritten, kein einziges Geheimnis voneinander, waren immer füreinander da,w ie ich für ihn im Krankenhaus, auch wenn es 3 Monate vor der Abschlussprüfung der Ausbildung war, die ich im übrigen gerade noch bestanden habe. Lag es wohl daran?
Ich habe ein halbes Jahr gebraucht um einigermaßen wieder auf dem Boden zu stehen, meinem 20. Geburtstag, die einige Freunde organisiert haben, habe ich ausfallen lassen. Die haben es auch verstanden und ein Stuhl der gegenüber von mir leer ist, wollte ich nicht haben...
Über die ganze Zeit hat mich ein guter Freund begleitet, auch über die Beerdigung, als er mich im richtigen Moment festhielt und sich alles im meinem Kopf gedreht hat. Die Umgebung habe ich nicht wirklich realisirt, do fsd wohl mit mir hätte was passieren können ohne ihn.
Am Tag nach der Beerdigung ist mein Opa verstorben, was mich nicht gerührt hat, da ich eh schon tief unten war und bei ihn war es ja abzusehen und realisiert habe ich es auch erst nach paar Tagen und bei seiner Beerdigung war ich auch um einiges standfester auf dem Boden wobei mir die Erinnerungen zuvor wieder hoch kamen im Vergleich Freund - Opa.

Den Unfallverursache möchte ich im ganzen Leben nicht begegnen. Schlimm genug das es passiert ist, wo er ja unter Alkohol- und Drogeneinfluss stand und über rot gerast ist.
Vielleicht war ich zu dumm, wohl eehr unter Schock als der Notarzt mich gefragt hat ob ich ihn kenn und alles ok mit mir sei bzw. ob ich Hilfe benötige.und ich sagte das es mein bester Freund ist und das mir gut gehe und alleine zurecht käme.

Sorry das ich etwas durcheinander geschrieben habe, wusste selber nicht mehr so genau...

Marc
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Sybille
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Anmeldungsdatum: 23.09.2004
Beiträge: 1427
Wohnort: Nördliches Ruhrgebiet

BeitragVerfasst am: 27.08.08, 22:08    Titel: Antworten mit Zitat

Lieber Marc,

ja, so eine ähnliche Situation habe ich 1976 erlebt (das eigene Kind und vor meinen Augen vom Auto erfasst).
Ich will jetzt nicht mehr auf Einzelheiten eingehen, möchte dir aber als "Erste Hilfe" anbieten, dass vielleicht das Niederschreiben der Geschehnisse eine Hilfe sein kann.

Ich selbst habe das getan und es war grausam schwer; viele viele Tränen sind geflossen, aber es hat letztendlich zu einer Verarbeitung geführt.
Es hat insgesamt 20 Jahre(!) gedauert, bis ich nicht mehr bei jeder Notarzt-Sirene zusammengezuckt bin. Und es hat genauso lange gedauert, bis der Tag und die Uhrzeit des Unfalls alljährlich nicht wie ein Dolchstich durchs Herz bohrte.

Man sagt ja immer, Trauer-"Arbeit" ist die schwerste Arbeit und das kann ich nur bestätigen.

Es ist völlig normal, dass du Gedanken hast, wie: "Warum sind wir nicht zusammen über die Straße gegangen?"
Auch deine Rachegelüste finde ich normal.

Das gehört einfach zum Trauerprozess dazu.

Setz dich hin und schreibe... fang einfach an. Nicht erst mit dem Unfall; nein, fang da an, wo du deinen Freund kennengelernt hast. Was ihr alles zusammen erlebt habt; schöne und nicht so schöne Sachen. Einfach alles.

In vielen vielen Jahren wirst du dankbar sein, so ein Erinnerungsbüchlein zu besitzen; gewidmet deinem besten und liebsten Freund.

Mit Absicht habe ich jetzt die Möglichkeit einer Psychotherapie nicht erwähnt.
Davon war 1976 keine Rede; ich hatte keine und heute brauche ich sie nicht mehr.

Ich wünsche dir von Herzen eine lebbare Zeit!

Liebe Grüße
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann
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Anmeldungsdatum: 27.12.2006
Beiträge: 939

BeitragVerfasst am: 27.08.08, 22:17    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Marc,

gerade als ich Deinen Beitrag las, hörte ich "Nothing Else Matters" und diese Kombination, erinnerte mich schon sehr an früher.

Wenn Du mit über die Strasse gegangen wärest, vergleichbar ich bei meinem Freund stehen geblieben zu sein, hätte auch dein Leben kosten können, sehr wahrscheinlich sogar.
Vielleicht wäre es aber genau anders herum gewesen?
Also er hätte dir helfen müssen, hätte die gleichen Krisen und Zweifel durchgemacht?

Es ist eine Entscheidung, heute hier schreiben zu können und auch zu wollen, oder seit Jahren eben nichts mehr da gewesen wäre, aber auch nichts mehr für die Menschen, denen du so wichtig bist.

Hm, das mit der Nachfrage zu angebotener Hilfe bei dir, so fragte wenigstens damals mich mal kurz auch ein Kripo-Mann, ob ich verletzt wäre, weil ich überhaupt keine Koordination mehr hatte, mein Bewusstesein war ja nun mit anderen Dingen beschäftigt und das brauche ich doch ständig zur Kontrolle, wegen einer Gehirnfehlbildung, was ich auch erst seit ein paar Jahren wissen konnte.
Ich hatte nur mit dem Kopf geschüttelt, nichts gesagt und die anderen hatte es ohnehin nicht interessiert.

Was ich sagen werde, soll nun keine Entschuldigung sein, aber der Verursacher des Unfalls wird selbst sehr leiden müssen, falls die Sucht diesen nicht schon total abgestumpft haben sollte, dieser vielleicht auch wegen schwerwiegender Probleme so geworden ist und nun mit seiner Flucht vor seiner schrecklichen Realität anderen genau so eine bereitet hat.

Es können sich sehr bizarre Situationen im Leben abzeichnen und es ist völlig normal, dass dabei nicht immer alles geordnet sein wird, kenne das nur all zu gut von mir, dies auch überhaupt nicht wichtig ist.

Oder mal nur kurz im Anriss eines von meinen bescheuerten Erlebnissen, wie es wohl einem Kind auf einer Isolierstation in einem KH über mehrere Wochen gehen mag, dass dort bei Erwachsenen untergebracht wurde und dann dieses Kind eben dort nicht immer allein war und dieses Kind nichts sagen konnte, aus Scham, aus Sprachlosigkeit ohnehin damals.

Na ja, jedenfalls komme ich auch aus NRW.

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Marc1983NRW
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Anmeldungsdatum: 24.08.2008
Beiträge: 4

BeitragVerfasst am: 27.08.08, 22:33    Titel: Antworten mit Zitat

An deinem Beitrag kommen mir Erinnerungen hoch, Sybille.
Außer das es nicht mein Kind war aber so eingefleischt wie wir waren...
Ich habe einige Fotos von ihn hier, auch welche wo wir beide drauf sind, ein Tagebuch hat er geführt, hat er mir mal gebeichtet aber das hat mich überhaupt nicht gestört. Da unsere Erlebnisse auch schön vertreten sind, habe ich es wie auch einige seiner Lieblingskleidungsstücke als wertvollste Erinnerung an mich genommen. Klingt vielleicht blöd aber so langsam hilft es etwas glaube ich zumindest.
Die Sirenen konnte ich auch eine Zeit lang nicht hören, heute ist es zum Glück eher selten.
An die Tage X vom Unfall, Tod und Beerdigung ist es heute noch ein Stich ins Herz und ich könnte meinen, das es in mir drin so aussieht, als hätte eine Bombe eingeschlagen.

Das schlimme ist ja noch das ich die Gefahr aus dem Schaufesnter kommen gesehen und ihn noch gerufen habe. Vielleicht wäre es anders herum gekommen oder aber auch wir beide hätten das KH lebend verlassen. Das weiß man nicht aber für meinem besten Freund tue ich alles um ihn zu helfen.
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Anmeldungsdatum: 27.12.2006
Beiträge: 939

BeitragVerfasst am: 28.08.08, 11:17    Titel: Antworten mit Zitat

Marc1983NRW hat folgendes geschrieben::
...Die haben es auch verstanden und ein Stuhl der gegenüber von mir leer ist, wollte ich nicht haben...

Dass der Stuhl der damals in der Klasse von meinem getöteten Kumpel leer blieb, war gut so, denn er hätte ja wieder kommen können, obwohl ich ihn ja tot gesehen hatte, ich bei ihm aber in kein Gesicht mehr blicken konnte, dennoch...
Es war damals eine Vorstellung von den Lehrern und Schülern, es so zu belassen.
Ich wurde dann auch mal gefragt, ob der Platz so leer bleiben sollte.
Es blieb so bis zum Ende des Schuljahres.

Wenigstens kam mal mein Mathematiklehrer zu uns nach Hause und der sagte zu meinen Eltern, dass mir geholfen werden sollte, er schon Menschen durch seine anderen sozialen Tätigkeiten kannte, die sich noch nach mehr als zwanzig Jahren das Leben genommen hatten, weil es plötzlich wieder alles hoch kam, in schwierigen Lebenssituationen.

Wie recht sollte er behalten, es zwar nie darum ging, dass ich mir etwas angetan hätte, doch in schwierigen Situationen war ich oft und nach diesem Trauma hatte ich diese immer schlechter im Griff.
Mein fehlgebildeter Körper mit sensiblen Schwachstellen, der schon immer früh seine Warnsignale sendete, heute ist das für mich als Glück zu betrachten, meldete sich immer intensiver.
Verstanden hatte ich es lange Zeit dennoch nicht richtig.

Bis zu meiner größten gesundheitlichen Krise vor einigen Jahren, die mir als Lektion auch einen bleibenden Schaden hinterlassen hatte, bekam ich die Chance es mal richtig aufzuarbeiten.
Ich hatte mich so erbittert geweigert, die vielen langen Jahre, ich bin doch immer stark, stehe mit beiden Beinen im Leben, habe trotz vielfacher Erkrankungen meine Ausbildungen, bis heute meine immer eigenverantwortlichen Jobs gemacht.
Und nun sollte ich mich anderen Menschen anvertrauen?
Wie sollten die das leisten, was sollte es denn bringen, so etwas brauchte ich nie und werde es nicht brauchen?

Heute weiß ich aus den gemachten Erfahrungen heraus, dass es falsch war zu denken, dass ich es nicht brauchen würde und auch nur mit so einer bewussten Einlassung solche Erfahrungen gemacht werden können.

So hatte ich Gelegenheit mehrere Menschen mit ähnlichen traumatischen Erlebnissen kennen zu lernen, ob nun Kriegsopferhinterbliebene aus Bosnien, Unfallopferhinterbliebene, etc.
Diese Menschen waren eigentlich mit schweren neurologischen Erkrankungen dort.
Fast niemand dort von den Patienten wollte aber mehr in Abrede stellen, dass die Erkrankung sehr direkt etwas mit den traumatischen Erlebnissen zu tun hätte.
Mir hatten sogar zwei davon mal gesagt, wie ärgerlich die auf sich selbst wären, dies nicht eher erkannt zu haben.

Diese Menschen hatten allerdings, so wie ich, auch schon die Erfahrung gemacht, dass eine auch schwere Körperliche Erkrankung sich mit einer psychologischen Begleitung bessert, zumindest mal etwas langsamer verläuft und wie gesagt, einige sogar so weit gingen zu sagen, dass es mit einer gesunden Seele erst gar nicht so weit gekommen wäre.

Zurück zu kommen auf das Trauma, so haben alle mit diesen Unfalltraumen etwas anderes erlebt.
Dennoch haben alle das gleiche erlebt, denn allen ist unter schrecklichen Bedingungen ein nahe stehender Mensch förmlich unter den Händen weggestorben.

Ich war auch lange Jahre durch mein Erzählen auf der Suche, was mir dann auch mal klar wurde.
Es musste doch mal jemand zuhören, der etwas identisches erlebt hatte?
So etwas gibt es nicht und wird es auch nie geben, selbst wenn es tatsächlich exakt nachgebildet werden könnte.

Ich habe aber diese oben beschriebenen Gemeinsamkeiten gefunden, auf die es eben nur ankommt.
Es spielt keine Rolle, ob jemand in der Nähe durch die Waffe Auto, durch die Waffe Granate im Krieg, durch die Waffe Sprengstofffundexperiment, wie in meinem erlebten Falle, getötet wurde...

Meine Zeilen hier sind somit auch nicht als Anleitung oder Hilfe jetzt und sofort zu verstehen, ich führte es ja bereits in den ersten Beiträgen aus, sondern ich berichte einfach, weil ich relativ spät in meinem Leben erkannte, dass frühe Stimmen, anfängliche Worte gut waren, ich mich auch daran wieder erinnerte, das gebe ich hiermit weiter...
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nail
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Anmeldungsdatum: 26.05.2008
Beiträge: 151

BeitragVerfasst am: 28.08.08, 15:45    Titel: trauer & wut Antworten mit Zitat

Hallo,
Qbeitragszahler ich glaub deine sorge, Marc könnte durch deine geschichte und die antworten darauf etwas benachteiligt werden, ist jetzt nich mehr begründet. denn genau das, was jetzt hier geschieht ist doch wichtig, zum einen, weil dann alle beteiligten wissen, dass sie nicht alleine sind und jeder auf seine weise versucht hat, das erlebte in der für ihn erträglichsten weise zu verarbeiten. jeder hat zwar ein etwas anderes schwer-traumatisches erlebnis gehabt, aber bei allen ist ein sehr ähnliches gefühl zurückgeblieben, weil sich eben nicht nur auf organischer ebene, durch die materielle struktur, nur vorgegebene reaktionsmuster durch unterschiedliche einflüsse abrufen lassen, sondern genauso auf psychischer ebene.
gerade der austausch der erfahrungen ist es doch, was am anfang schon erleichtert hätte, aber infolge der unüberwindbaren hilflosigkeit im umfeld aller betroffenen/traumatisierten nie ausreichend stattgefunden hatte. bei dir nicht, bei marc und sybille auch nicht.
hier kann man das nun endlich nachholen, weil das gegenüber VERSTEHT!
also schreiben wir einfach weiter, solange es gut tut, wie in einer kleinen selbsthilfegruppe.

LG nail
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Sybille
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Anmeldungsdatum: 23.09.2004
Beiträge: 1427
Wohnort: Nördliches Ruhrgebiet

BeitragVerfasst am: 28.08.08, 23:30    Titel: Antworten mit Zitat

Lieber Marc,

vielleicht hilft es dir ja ein bisschen, wenn du weißt, dass du nicht alleine bist.?

Ich habe auch das Auto kommen sehen; im gleichen Moment auch den kleinen Cousin auf der anderen Straßenseite, der zu uns rüberwinkte und in dem Moment, als mein Kleiner loslief, rief ich noch:"bleib stehen!"
Da war es aber schon passiert.
Er flog etwa 10m durch die Luft und das Auto quietschend bremsend auf ihn zu. Traurig

Ich bin von der Polizei gefragt worden, warum ich ihn nicht an der Hand hatte, aber das war in dem Moment leider nicht möglich.
Auf dem linken Arm hatte ich einen 6-Monate alten Säugling und in der rechten Hand 2 schwere Einkaufstüten. Traurig
Und mein Sohn war gut geschult worden (durch mich und im Kindergarten), wie man sich im Straßenverkehr zu verhalten hat.
Genutzt hat das alles nichts. Traurig

Mein Sohn hatte bei meinem Eintreffen nur noch eine Schnappatmung und das linke Vorderrad des Autos stand auf seinen blonden langen Haaren.

Glaub mir, wenn jemand deine Situation verstehen kann, dann bin ich das. Traurig

Marc, dein Freund wird immer dein Freund bleiben. Er ist nicht mehr bei dir, aber überall, wo du bist, wird auch er sein.

Liebe Grüße
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann
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Anmeldungsdatum: 27.12.2006
Beiträge: 939

BeitragVerfasst am: 29.08.08, 03:55    Titel: Re: trauer & wut Antworten mit Zitat

Ich möchte ein paar offen auszusprechende Worte für eine Art Selbsthilfegruppe aussprechen, so wie es ähnlich dem quasi von jedem einzuhaltenden Ehrencodex in Gruppentherapien entsprechen könnte.

Irgendetwas muss mich ja auch dazu bewogen haben, hier schreiben zu wollen.
Irgendwie hätte ich es damals sehr schön und lieb gefunden, wenn es solche Möglichkeiten gegeben hätte und andererseits wäre ich sehr glücklich gewesen, wenn sich hier tatsächlich auch andere Menschen gemeldet hätten.

Vielleicht ist ein Grund mich hier zubeteiligen, weil ich mich wegen einer akuten Erkrankung hier ohnehin jetzt vermehrt herumtreibe, sonst bin ich nur sporadisch in Phasen hier.
Andererseits nähert sich der Jahrestag zu diesem einen hier von mir beschriebenen Trauma, das am 15. September 1979 mein Leben noch mehr und einschneidend verändern sollte.

nail hat folgendes geschrieben::
...denn genau das, was jetzt hier geschieht ist doch wichtig, zum einen, weil dann alle beteiligten wissen, dass sie nicht alleine sind und jeder auf seine weise versucht hat, das erlebte in der für ihn erträglichsten weise zu verarbeiten... jeder hat zwar ein etwas anderes schwer-traumatisches erlebnis gehabt, aber bei allen ist ein sehr ähnliches gefühl zurückgeblieben, weil sich eben nicht nur auf organischer ebene, durch die materielle struktur, nur vorgegebene reaktionsmuster durch unterschiedliche einflüsse abrufen lassen, sondern genauso auf psychischer ebene...
Tja, das würde ich mir wohl für uns alle Menschen wünschen.
Leider habe ich nun schon lange und mehrfach die Erfahrung gemacht, dass vielleicht dann doch nicht so gegenseitig zugehört und verstanden werden möchte und kann, so mein Gefühl dazu.

Vielleicht der eine oder andere doch mehr in seiner traumatischen Erlebenswelt gefangen ist, wie es schon vorher mal von mir gesagt wurde, bis dahin jede andere Form eines Traumas, obwohl die Auswirkungen identisch sind, abzulehnen und damit auch die Menschen auszugrenzen und vielleicht auch gerade wegen dieses eigentlich immer gemeinsamen Traumathemas tief zu verletzen.

Es ist vielleicht ein eigenes Thema und doch nicht, auch das es sogar bis Hohn und Spott reicht, weil ist klar, durch die offen erzählten Geschichten ich mich ausliefere.
Genau solche Situationen hatten mich oft davon abgehalten zu erzählen, ich mich aber auch schon länger nicht mehr davon beeinflussen lasse.
Denn gerne werden solche schwachen Momente dann benutzt wenn ich in den Zeiten meiner starken Momente zu ganz anderen Themen mich entprechend in der harten und täglichen Realität äussere.
Es fällt eben vielen Menschen schwer zu trennen.
Das sage ich nun aber nicht als Vorwurf, sondern ist es doch ein starker Wunsch nach mehr gegenseitigem Blick auf die Gutwilligkeit, die doch gefälligst erst anzunehmen ist, als von Böswilligkeit auszugehen. Aber nun ja...

nail hat folgendes geschrieben::
...gerade der austausch der erfahrungen ist es doch, was am anfang schon erleichtert hätte, aber infolge der unüberwindbaren hilflosigkeit im umfeld aller betroffenen/traumatisierten nie ausreichend stattgefunden hatte. bei dir nicht, bei marc und sybille auch nicht...
Ja, das habe ich vom ersten Beitrag an auch so gesehen, obwohl ich da auch die Überzeugung von Marc wahrgenommen hatte, dass da gut geholfen wurde.

Durch die mehrfachen und langen Erfahrungen mit Traumatas unterschiedlicher Ausprägung mit dem eben ungünstigen Umstand faktisch immer allein damit gewesen zu sein, kann ich das bei aller Zuneigung der Umstehenden ganz ehrlich aus meinem inneren Gefühl zusätzlich heraus nicht so ganz erkennen.
Vielleicht würde ich mich auch fragen, wo denn jetzt diese Menschen sind, wo er doch so verzweifelt ist.
War es doch noch nicht alles, was er braucht um da besser mit klar zu kommen?

Ich habe über diese schon von Kindheit an erlebten Grausamkeiten des Lebens schnell lernen müssen, dass man immer allein ist.
Die Einsamkeit kommt immer, bei allerbester Begleitung und ich mich darum schon mehrmals gefragt hatte, ob es dann nicht sogar besser war, gleich einsam gewesen zu sein?

Als ich anfing dieses wohl schwere Trauma von Ende der 1970er-jahre aufzuschreiben, hatte ich mich erst nicht getraut mit dem Kern anzufangen, holte weit in die Vergangenheit aus, versuchte mich herumzumogeln, um jedes schreckliche Gefühl.
Schnell hatte ich aber alles wieder verworfen und mich mutig nur noch dem Tag des Traumas gewidmet und dies als Gedenken an meinen getöteten Kumpel ausgewiesen.

Das Ganze bekam schon gleich den zweiten Titel "Die Erkenntnis von der Einsamkeit"

nail hat folgendes geschrieben::
...hier kann man das nun endlich nachholen, weil das gegenüber VERSTEHT! also schreiben wir einfach weiter, solange es gut tut, wie in einer kleinen selbsthilfegruppe...

Das mit dem gegenseitigen Verstehen würde ich mir sehr wünschen.
Was Marc und Sybille da durchmachten und leider immer wieder mal durchmachen, muss ich aber nicht verstehen lernen, da brauche ich nur meine Erlebnisse durchleben.
Vielmehr sollten wir alle gegenseitig verstehen, dass wir alle nicht weniger und nicht mehr leiden mussten und müssen, als der andere, nicht gezwungen zu sein in eine Art des Wettkampfes zu geraten, um Leid dem anderen zu beweisen.
Ich brauche das von niemandem, ich spüre den hohen Leidensdruck auch so, selbst mit ein paar Worten die da ein anderer Mensch in ehrlicher Weise schreibt.
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