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Langsam weiß ich nicht mehr weiter
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nail
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Anmeldungsdatum: 26.05.2008
Beiträge: 151

BeitragVerfasst am: 29.08.08, 19:15    Titel: verstehen Antworten mit Zitat

hallo,
@beitragszahler verstehen heißt für mich nicht nur rein rational, sondern genau das, was hier allen gemeinsam ist, auch emotional nachempfinden/verstehen können. es ist sicher richtig, dass man, dem anderen nicht folgen kann, solange man noch zu sehr mit und in seinem eigenen *trauma* gefangen ist. die damit verbundene *selbstisolierung*, der innere rückzug und die dann oft verletzende zurückweisung anderer, auch hilfe anbietender, welche man in dem moment weder annehmen, ja oft noch nicht einmal wahrnehmen kann, ist eigentlich eine *normale* phase in der verarbeitung des traumas. kann ich diese phase nicht überwinden, vlt aus angst vor weiteren verletzungen, endet dies in der isolierung, der *einsamkeit*, die ich auch dann noch schmerzlich empfinde, wenn ich nicht alleine bin!
wenn in dieser zeit ein guter freund/-in /therapeut da ist, einem *die hand reicht* und damit sagt *ich bin bei dir, damit du in dieser schweren zeit nicht untergehst* dann erleichtert das ungemein, weil man sich dann auch mal fallen lassen kann, wenns nicht mehr geht, und man weiss, dass jemand da ist, der einen wieder auffängt. trotzdem ist man natürlich *allein* auf sich gestellt, um das erlebte zu verarbeiten. wer, außer mir selbst, könnte auch diese arbeit für mich übernehmen?
hier ist, wie es Sybille schon beschrieben hat, das aufschreiben aller gemeinsamen erlebnisse, also nicht nur des traumatisierenden ereignisses, sehr hilfreich, weil man es dann, wie ein abbild des verlorenen freundes/kindes vor sich hat, nicht mehr ständig in sich trägt, es aber trotzdem jederzeit greifbar ist.
sicher ist es richtig, dass man sich ein stück weit durch das offene, ehrliche erzählen der eigenen geschichte ausliefert, da es aber alle beteiligten hier in ähnlicher weise selbst betrifft, sollte das eigentlich kein problem sein, weil keiner dem anderen beweisen muß, wie sehr er leidet, wie sehr er traumatisiert wurde. alle hier haben doch das selbe schmerzliche gefühl in sich und sind damit in der lage, ohne weitere erklärungen, den anderen zu verstehen.

so lang, wie es allen beteiligten gut tut, können wir ruhig im öffentlichen bereich weiterschreiben, wer sich sonst noch davon angesprochen/betroffen fühlt, wird sich dann dazu gesellen. sollte es für einen von uns unangenehm werden, kann er immer noch in PN oder einer privaten e-mail mit den anderen weiterposten.

LG nail
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Beitragszahler
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Anmeldungsdatum: 27.12.2006
Beiträge: 939

BeitragVerfasst am: 30.08.08, 10:27    Titel: Re: verstehen Antworten mit Zitat

nail hat folgendes geschrieben::
...endet dies in der isolierung, der *einsamkeit*, die ich auch dann noch schmerzlich empfinde, wenn ich nicht alleine bin!...
Dies ist wohl der ewige Kern, um den sich alles zu drehen scheint.
Es ist ein Paradoxon, das sich auf andere Gefühle so ausdehnt und ich damit auch immer wieder auffällig bin, für mich selbst dann auch, nur dann ist die Situation ja schon wieder vorbei.
Die Suche nach Lob und Anerkennung, bekomme ich diese Dinge, lehne ich sie ab, manchmal sogar schroff und verletzend dem anderen gegenüber.
Die Suche nach Gesellschaft, komme ich dahin, lebe ich diese zwar normal, doch möchte ich diese dann gar nicht mehr.
Die Suche nach Bekanntschaften und Freundschaften, ergeben sich diese, so beende ich diese auch immer wieder sang- und klanglos, unbegründbar und verständnislos für den anderen, für mich ohnehin eher ein erleichternder Zustand zu weichen, auch wenn es immer wieder mal so von vorn beginnt...

In keiner Lebensphase war ich so, wie in der davor, etwa alle sieben Jahre, ich auch immer lernbereit war, mich nie interessierte, was ich vorher und nachher weggeworfen hatte.
Nur diese wohl schrecklichen Dinge der Kindheit und Jugend kann ich nicht abschütteln, auf meiner Flucht, meine Frau deshalb manchmal sagte, ich würde mich wie ein gehetztes Tier verhalten? Heute, zur Zeit, nicht mehr so.

Mir sagte schon meine Frau, dass ich irgendwie Dinge anders mache, denke, als andere.
Später in den besseren und ruhigen Zeiten erst vor ein paar Jahren nach einer endlich umfassenderen und von mir aber wieder abgebrochenen Diagnostik, wurde mir unabhängig zweimal gesagt, dass allein die Art der Gehirnfehlbildung gewisse, auch solche eher paradoxen Merkmale begünstigen könnten.
Ich selbst bin von solchen Theorien abgerückt und begründe es nur noch auf meine psycho-soziale Vergangenheit, die ich lebenslang immer mal wieder aufzuarbeiten habe, dieser Weg und bisherige Methoden aber nun endlich bekannt sind.

nail hat folgendes geschrieben::
...wenn in dieser zeit ein guter freund/-in /therapeut da ist, einem *die hand reicht* und damit sagt *ich bin bei dir, damit du in dieser schweren zeit nicht untergehst* dann erleichtert das ungemein, weil man sich dann auch mal fallen lassen kann...
Darauf hatte ich mich zuletzt vor zwei Jahren von mir aus eingelassen, wie immer sehe ich es als Experiment, im Rahmen einer Reha.
Leider war es durch Unsensibilität einer Vertretung nicht möglich, sich nach meiner Selbstkonfrontation fallen zu lassen, es gut war, dass ich es ja gewohnt war im Stich gelassen, abgelehnt zu werden, sich deshalb auch niemand Sorgen machen musste, weil ich dann dafür aber meinen Mechanismus der bewussten Einsamkeitssuche einen Tag abseits der Örtlichkeiten dort durchleben wollte und musste.

nail hat folgendes geschrieben::
...hier ist, wie es Sybille schon beschrieben hat, das aufschreiben aller gemeinsamen erlebnisse, also nicht nur des traumatisierenden ereignisses, sehr hilfreich, weil man es dann, wie ein abbild des verlorenen freundes/kindes vor sich hat, nicht mehr ständig in sich trägt, es aber trotzdem jederzeit greifbar ist...
Da habe ich aber andere Erfahrungen gemacht, wie schon ganz am Anfang ich das Schreiben erstmals erwähnte, natürlich Erfahrungen von anderen Menschen, von mir für diese Menschen akzeptiert werden.

Vor ein paar Jahren hatte ich, wie heute einen Zweitwohnsitz am fernen Arbeitsort, nur in einem anderen Ort wegen Arbeitsplatzwechsel.
Dort hatte ich eine Wohnung im Haus eines älteren Ehepaares.
Wir hatten ein sehr gutes und vertrauensvolles, humorvolles Verhältnis.
So kommt man auch mal auf solche Geschichten der schrecklichen Ereignisse im Leben.
Als ich so anfing zu erzählen, bemerkte ich schon die Unruhe und die Emotionen, hörte auch wieder auf.
Aber es war die Unruhe, weil die beiden endlich mal wieder von ihrem Sohn erzählen wollten und konnten, der kurz nach der Wende in seinem neuen Auto den Tod bei einem Unfall fand.

Die Mutter von dem Sohn wollte mir dann immer wieder mal Bilder von ihm zeigen, der Vater war aber nicht dafür, ihm war es sichtlich sehr unangenehm.
Als ich dort auszog erzählte mir die Mutter, dass sie die Bilder doch nicht mehr herausgeholt und angesehen hätten.
Ich fand das so in Ordnung, denn es war ihnen viel wichtiger zu erzählen, sich den Gedanken zuzuwenden, die Phantasie und Glück erlauben.

Bilder, Fotos sind oftmals zu real, rücken nach meinem Gefühl das Geschehene selbst wieder zu sehr in den Vordergrund, eine Realität, die so ja ohnehin nicht mehr greifbar ist, nicht mehr so wieder kommen wird, damit doch auch dort gelassen werden sollte, wo diese nur sein kann, in der Vergangenheit, damit auf einen Punkt im Zeitstrahl des Lebens, der ohnehin nie wieder überschritten werden kann, alle Punkte in der Zukunft sehr wohl, die Richtung des Denkens und Fühlens dadurch bestimmt sein sollte, bis zum Ende des Strahls.

nail hat folgendes geschrieben::
...sollte es für einen von uns unangenehm werden...
Für mich ist nur das unangenehm, über das ich nicht sprechen könnte und dürfte.

Ein Beitragszahler
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nail
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Anmeldungsdatum: 26.05.2008
Beiträge: 151

BeitragVerfasst am: 30.08.08, 15:40    Titel: einsamkeit Antworten mit Zitat

Hallo Beitragszahler,
noch kurz was zum aufschreiben. hat man die *geimeinsame geschichte* fertig vor sich, trägt die erinnerung nicht mehr ständig schmerzlich mit sich herum, kann man sie jederzeit, wenn man es möchte, es braucht, wieder herbeiholen. genauso kann man sie aber an einem *gebührenden platz* auch zurücklassen und dem fortgang des eigenen lebens folgen. durch dieses schriftliche ablegen des traumatischen ereignisses kann man dann die nötige distanz bekommen, um, nicht nur als schatten seiner selbst, weiterleben zu können, in der realität bestehen zu können.
LG nail
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Beitragszahler
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Anmeldungsdatum: 27.12.2006
Beiträge: 939

BeitragVerfasst am: 30.08.08, 17:20    Titel: Re: einsamkeit Antworten mit Zitat

nail hat folgendes geschrieben::
...hat man die *geimeinsame geschichte* fertig vor sich, trägt die erinnerung nicht mehr ständig schmerzlich mit sich herum, kann man sie jederzeit, wenn man es möchte, es braucht, wieder herbeiholen...
Stimmt, hätte ich sogar Online an einem geheimen Platz, kann ich von überall hineinblicken, aber keine Suchmaschine wird diese jemals finden.
Nach der Begegnung mit meinem alten Kameraden vor ein paar Monaten, muss diese Geschichte jetzt etwas korrigiert werden, was ich aber jetzt noch nicht machen werde.

nail hat folgendes geschrieben::
...genauso kann man sie aber an einem *gebührenden platz* auch zurücklassen und dem fortgang des eigenen lebens folgen...

Dieser Satz hat mich stark an die erste Etappe zurück auf den richtigen Weg für meine Seele erinnert, während mein Körper wieder so weit gesund wurde.
Vielen Dank dafür, und dann ergänze ich durch eine etwas anders formulierte Sicht, die mir mit auf den Weg gegeben wurde.

Das Leben verläuft parallel auf mehreren Bahnen.
Da kann ruhig schon mal auf eine der Bahnen angehalten und zurückgeblickt werden, während auf den anderen alles normal weiterläuft.
Und so kann dann ja immer wieder mal zurückgeblickt werden.

nail hat folgendes geschrieben::
...durch dieses schriftliche ablegen des traumatischen ereignisses kann man dann die nötige distanz bekommen, um, nicht nur als schatten seiner selbst, weiterleben zu können, in der realität bestehen zu können...

Ich muss ehrlich zugestehen, dass dies die beste Lösung für mich war, die ich später noch einmal unter Begleitung intensiviert hatte.
Besonders schwer, mit für mich ja ungewohnten Tränen war nur das alleinige Schreiben über das, was meine Kindheit und Familie angeht, ich über diese Wirkung mehr als irritiert war.
Das habe ich übrigens alles noch nicht richtig verdaut, aber es behindert mich in keine meiner Bewegungen, war es früher ja auch nie anders, nur hatte ich mich endlich befreit vor ein paar Jahren, kenne die Wunden.

Am Montag fahre ich wieder meine lange Strecke mit dem ICE.
Da komme ich dann auch wieder an dem Kurort vorbei, wo meine neue Sichtweise vor etwa sechs Jahren mit dieser lieben Unterstützung begann, damals noch mit innerem Widerstand.

Dort befinde ich mich dann auf eine der Hochgeschwindigkeitsstrecken und was besonders eigenartig ist, dass ausgerechnet dort die Tunnelführung unterbrochen ist und ich von dort oben in das nette Dorf weit hinunterblicken kann, fast alles wiedererkenne.

Hm, ob ich da mal einen Abstecher hin mache, denn ich bin immer noch nicht dazu gekommen mein mir zugesendetes Privatrezept einzulösen... Eine nette Runde mit Cappuccino...

Ein Beitragszahler
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nail
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Anmeldungsdatum: 26.05.2008
Beiträge: 151

BeitragVerfasst am: 30.08.08, 21:40    Titel: rezept einlösen Antworten mit Zitat

Hallo,
@beitragszahler, auch wenn wir uns jetzt etwas von Marc entfenen, wenn dir danach ist, warum solltest du dein *rezept* nicht einlösen? machs doch einfach! wenn diejenigen, die dir damals geholfen haben noch dort sind, werden sie sich sicher auch über deinen besuch freuen. wird bestimmt n schönes wiedersehn.
LG nail
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Beitragszahler
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Anmeldungsdatum: 27.12.2006
Beiträge: 939

BeitragVerfasst am: 01.09.08, 11:27    Titel: Re: rezept einlösen Antworten mit Zitat

nail hat folgendes geschrieben::
...warum solltest du dein *rezept* nicht einlösen?... wird bestimmt n schönes wiedersehn...

Ach ja, stimmt schon, mal sehen wann ich Zeit und Zugang finde.
Wollte es schon vor Jahren mal gemacht haben.
Na, mal sehen und nochmals vielen Dank für das Zuhören und die kompetent-nette Moderation.

Ein Beitragszahler
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