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Um es noch einmal kurz zusammen zu fassen: Meine Freundin (32) erlitt unter der Geburt ihres Sohnes eine massive Hirnblutung aufgrund eines geplatzten Blutschwamms und außerdem eine Gehirnquetschung. Ihre Überlebenschance betrug laut Ärzten 25%. Sie ist drei Tage nach der OP aus dem künstlichen Koma erwacht und konnte kurz darauf von der Intensivstation verlegt werden. Von der OP ist optisch ein ziemlich großes "Loch" / Delle an der rechten Kopfhälfte zurück geblieben...
Sie ist geistig sehr "eingeschränkt", erinnert sich weder an ihren Sohn (14 Tage alt), noch an ihre Hochzeit (6 Wochen her). Sie fängt Sätze an und hört dann plötzlich mittendrin auf. Sie redet häufig "Kauderwelsch", oder sagt Dinge, die nicht zur Situation passen. Sie spricht von sich aus, wenn überhaupt, nur in kurzen Sätzen, stellt keine Fragen und fragt nicht nach, wenn man ihr etwas erzählt. Dinge merken kann sie sich auch nicht länger als wenige Minuten etc.
Nun frage ich mich, wie man ihren Geisteszustand nach den erlittenen Verletzungen nennt und ob sich daran noch etwas positiv verändern kann? Ich frage mich, ob sie jetzt eine bleibende erworbene geistige Behinderung hat, oder "neurologische Ausfälle" oder sonstiges (keine Ahnung, wie man das noch nennen könnte?). Inwiefern kann sie in einer Reha geistige Fortschritte erreichen? Ich lese immer nur über körperliche Fortschritte, die die Betroffenen machen, aber was ist mit den geistigen Fähigkeiten? Lässt sich daran noch etwas verbessern, oder sind die Schäden diesbezüglich nach einer Gehirnblutung und Gehirnquetschung irreperabel? Hierzu finde ich, wie gesagt, im Netz leider keine Informationen. Dort geht es immer nur um Wesensveränderungen, Konzentrationsschwächen, Orientierungsstörungen etc. Aber nie um geistige Behinderungen, das irritiert mich doch sehr!?
Hallo Rubin,
für die Regeneration von gesitigen Fähigkeiten nach einer erworbenen Hirnschädigung gilt im Grunde dasselbe wie für körperliche Fähigkeiten: da ist eine ganze Menge möglich. Mit Training und Förderung.
Ihre Freundin wird sicherlich (hoffentlich) demnächst in eine Frühreha-Einrichtung kommen, wo man ganz genau schauen kann, welche Fähigkeiten wirklich pathologisch eingeschränkt sind. Es wird Gedächtnistraining geben und es werden nauch die anderen kognitiven Fähigkeiten trainiert werden.
Ob und wann das Ganze Erfolg hat, hängt von vielen Faktoren ab - auch davon, in welcher Konstellation die Störungen auftreten. Manchmal steht eine Störung der Behebung einer anderen direkt im Wege...
Aber es gibt im Moment noch keinen Grund anzunehmen, dass Ihre Freundin so bleibt, wie sie jetzt ist. Allerdings sprechen wir bei den Regenerations -oder auch Kompensationsprozessen eher von größeren Zeiträumen, also von Monaten und Jahren. Das Gehirn muss erst lernen, mit der neuen Situation umzugehen. Ihre Freundin braucht in dieser Zeit viel Unterstützung durch Menschen, denen sie vertraut!
Nach der FRühreha kommt die Reha und dann muss entscheiden werden, ob sie zu Hause weiter betreut werden kann oder ob sich eine Einrichtung der Langzeitrehabilitation finden lässt. In jedem Falle wird es sich um einen sehr langwierigen Prozess mit offenem Ende handeln.
Fragen Sie hier ruhig weiter, wenn Ihnen die Dinge "unheimlich" vorkommen oder wenn sich weitere Fragen ergeben.
(Vielleicht noch zur Erklärung: mein Freund hatte vor mehreren JAhren eine schwere Hinrblutung, Überlebenschance auch so, wie von Ihnen geschildert. Er war motorisch und sprachlich völlig intakt, "Nur" das Gedächtnis und seine Planungs-und Handlungsfähigkeiten waren sehr stark eingeschränkt...Heute geht es ihm wunderbar und er fällt kaum jemandem als irgendwie besonders auf)
Hallo Rubin,
ich nochmal...
Wie man das nennt?
Nun ja. Im Moment kann ein Teil der Ausfälle und der Verwirrung sicherlich noch unter "Durchgangssyndrom" gefasst werden. So nennt man neurologische Ausfälle vorübergehender Natur, die nach einem Koma oder auch nach einer Narkose aufreten können. Die sollten nach 6-12 Wochen abgeklungen sein.
Was dann bleibt und nicht "motorische, sprachliche oder Schwierigkeiten bei der optischen Wahrnehmung, sondern ausschließlich "Defizite im Denken bezeichnen soll, wird "hirnorganisches Psychosyndrom", kurz "HOPS" oder -ja nach Schwerpunkt - auch "amnestisches Psychosyndrom" genannt. Diese Bezeichnung hilft Ihnen aber wahrscheinlich nicht viel weiter, weil darunter alle schwer zu fassenden Ausfälle im Denken fallen. das gilt sowohl für Wesensveränderungen als auch für Konzentrations-, Merkfähigkeits-,Orientierungs,- und Planungs- bzw. Handlunsgprobleme...
Was da im Einzelnen im Argen liegt, wird anhand spezifischer Tests herausgefunden oder zeigt sich daran, wie der/die Betroffene sich in bestimmten Situationen verhält.
Auch hier gilt: die Neuropsychologen in der Klinik (das werden die sein, die die Tests machen) wissen sehr wenig über die Langzeitverläufe. Es wird Ihnen also niemand eine verlässliche Auskunft darüber geben können, was sich da in welchen Zeiträumen entwickelt. Wichtig für Sie ist, dass Sie den Kontakt zu den Neuropsychologen suchen und sich erklären lassen, was die rausgefunden haben und wie man damit umgeht. Je mehr Sie darüber wissen, umso besser können Sie die Reha durch Ihr eigenes Verhalten unterstützen. Schließlich verbringen Sie mehr Zeit mit der Betroffenen als die Therapeuten und Sie wissen besser über ihre Biografie und ihre Vorlieben bescheid. Häufig findet man dort geeignete Ansatzpunkte für die Therapie.
Fragen Sie, wann immer Ihnen etwas nicht einleuchten will! Hier oder bei den Ärzten und Therapeuten.
Herzliche Grüße,
Annett Löwe
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