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Verfasst am: 22.11.08, 01:58 Titel: Wie sieht ein Toter nach einer Woche aus?
Hallo!
Leider konnte ich meine Frage keinem eindeutigen Unterforum zuordnen, deshalb versuche ich es einfach mal hier.
Ich schreibe zur Zeit eine Hausarbeit über chemischer Kampfstoffe (Saringas im Krieg usw.). Dabei bin ich auf Berichte gestoßen, in denen stand, wie Opfer tagelang tot in der Landschaft rum lagen, ohne dass sie jemand 'abgeholt' hat. Jetzt habe ich mir die Frage gestellt, wie man sich so etwas vorstellen kann. Stinkt das nicht total nach den verwesten Leichen? Können sich da andere Menschen überhaupt in der Nähe aufhalten? Wie sehen die Toten nach einer Woche oder so aus?
Vielleicht kann mir jemand da helfen. Ich überlege, ob man solche Informationen mit in die Arbeit einbinden kann.
Verfasst am: 22.11.08, 15:10 Titel: Wie sieht ein Toter nach einer Woche aus?
Das ist ein heikles Thema, so wüßte ich gern, wann ein Verstorbener verwest ist, wird der Verstorbene schwarz, so behaupten es Bekannte und wann und woher kommen die Würmer? Ich kenne niemanden, der mir Antworten darauf geben könnte. Ich muss mich in der Patientenverfügung entscheiden, ob ich mich mal verbrennen lasse oder ganz normal begraben werden will, aber die Würmer.....!!!
Ich meine einmal gelesen zu haben, dass die eigentliche Verwesung direkt nach dem Tod einsetzt, aber die äußerlich sichtbaren Anzeichen (außer Totenflecken, Leichenstarre und Venen die heraustreten) erst einige Tage später kommen. Was einige Tage später heißt, ist dann sehr davon abhängig wo sich der Tote befindet. An Orten mit viel Sauerstoff (an der frischen Luft) geht es am schnellsten, unter der Erde dauert es etwa doppelt so lange und im Wasser etwa vier mal so so lange. Also ein Toter in einer nicht sonderlich sauberen Wohnung, dürfte nach 4 oder 5 Tagen nicht mehr so gut aussehen, draußen an der Luft bei trockenem Wetter würde ich so auf 7 bis 8 Tage tippen. Aber ich bin halt kein Fachmann...
wobei es eher ein Thema für die Anatomie/Pathologie als für die Innere ist, welche sich im Allgemeinen eher mit dem noch lebenden Menschen beschäftigt .
Wie eine Leiche, die irgendwo in der Botanik herumliegt, aussieht, hängt von unterschiedlichsten Faktoren ab. Das wären zum Beispiel (an externen Einflußfaktoren) Außentemperatur, Luftfeuchtigkeit, Bodenbeschaffenheit, Bakteriendichte, umgebende Flora und Fauna, und natürlich die Liegezeit. An internen Faktoren hätten wir zum Beispiel den Ernährungszustand, den Fettgehalt im Gewebe, die Situation im Verdauungstrakt u.v.m.
Daher kann es gut sein, dass eine Leiche einerseits schon nach wenigen Tagen nahezu vollständig zersetzt ist, andererseits auch über Jahrhunderte in mehr oder weniger gutem Erhaltungszustand bleiben kann. Insbesondere Sauerstoffentzug (Bedeckung mit bestimmten Materialien, Verschüttung, beabsichtigte oder unbeabsichtigte Konservierung) kann den Zersetzungszustand hinauszögern oder modifizieren, man denke nur an die häufigen Fälle von sog. Wachsleichen oder an den berühmten Ötzi. Manche Leichen werden auch sofort von Wildtieren gefressen, prominentes Beispiel dürfte Steve Fossett sein.
Die "normale" Verwesung beinhaltet in der Tat auch eine schwärzliche Verfärbung, die natürlich -aus Erfahrungen von Exhumierungen- auch im Sarg auftritt. Die vollständige Zersetzung bis zum Skelett dauert üblicherweise einige Monate bis Jahre, wobei die Zersetzung eher durch Mikroorganismen als durch Würmer o.ä. eingeleitet wird. Parallel beginnt eine organische Zersetzung auch von innen, nicht zuletzt durch aggressive Substanzen wie Magensäure oder Galle, da die Schleimhautbarriere ausfällt.
Erschöpfend mit dem Thema, vor allem mit der so genannten forensichen Entomologie, hat sich z.B. der Biologe Marc Benecke befaßt. Auf dessen Wiki finden die, die es interessiert, umfangreiches Informationsmaterial. _________________ Grüßle,
zackbohne
Danke für die Infos! Ich habe mir soeben das Wiki von Mark Benecke mal angeschaut, hab allerdings nicht unbedingt Antworten auf meine Fragen gefunden. (Vielleicht hab ich aber auch nur nicht richtig geguckt... ) Deshalb nochmal eine letzte Frage hier:
Was würde man erwarten, wie stark ein Toter nach einer Woche riecht, wenn er in der freien Natur liegt (aber nicht von Tieren angefressen bzw. zerfressen wurde)? Kann man da halbwegs eine Antwort geben? z.B. gar nicht, weil er ja an der 'frischen Luft' liegt?
Vielen Dank nochmal!
Grüße,
King
PS: Vielleicht kann ein Admin dieses Thema ja in das richtige Forum verschieben?
das Geruchsempfinden ist natürlich sehr subjektiv und der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier . Allerdings riecht ein verwesender, größerer Körper (am Beispiel von verendeten Weidetieren) -gelinde ausgedrückt- doch sehr intensiv, und ist auch in der freien Natur oft weithin wahrzunehmen. Aus Berichten von Kriegsüberlebenden und eigenen "Geruchserfahrungen" in der Pathologie ist dies, unter entsprechend ungekühlten Bedingungen innerhalb weniger Tage, auch auf menschliche Leichen zu übertragen. _________________ Grüßle,
zackbohne
Also Danke erstmal für die Antwort, zackbohne!!! Wenn Du in der Pathologie arbeitest, kannst du ja sicherlich auch sagen, wie so ein Toter riecht. Ich hab mal gehört, dass der Geruch unangenehm süßlich ist. Klingt irgendwie komisch, stimmt das denn?
dann will ich erst einmal das Mißverständnis ausräumen, daß ich in der Pathologie arbeite. Dem ist nicht so, viele Berufsgruppen (Heilberufe, Kriminalistik, Biologie ...) müssen im Rahmen ihrer Ausbildung dort vorbeischauen .
Dann ist es auch nicht so, dass Pathologie gleich "Leichenschau" ist. Sehr viele Stunden verbringt z.B. der angehende Mediziner mit dem Studium der allgemeinen und speziellen Pathologie, wobei die Praxis allenfalls aus dem Mikroskopieren von histologischen Kurspräparaten besteht, wenn es gut kommt noch ein paar Makropräparate. Wenn er denn überhaupt in den "Genuß" des echten Sektionssaales kommt, wird sich die Untersuchung üblicherweise auf einzelne Organe oder Körperteile beschränken, die weniger nach Leiche, sondern eher nach Formaldehyd riechen (weil dort konserviert).
Und, um das Thema des Geruchs abzuschließen: Wie gesagt hängt das vom Zustand der Leiche und der subjektivem Wahrnehmung ab. Da im Sektionsraum viel desinfiziert wird und Sektionen mit rein medizinischen Hintergrund oft an Körpern durchgeführt werden, die nach dem Tod sofort gekühlt wurden, ist der Geruch, wenigstens vor Eröffnung der Körperhöhlen und Organe, erträglich. Wenn hingegen ein einige Tage in der Sonne gelegener Leichnam z.B. kriminalbiologisch untersucht wird, wird man es mit Fäulnis- und Verwesungsgerüchen, Madenbefall und Austritt von Körperflüssigkeiten zu tun haben, die alle für sich einen so unangenehmen Geruch haben, daß man es eigentlich gar nicht mehr beschreiben kann. _________________ Grüßle,
zackbohne
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