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Krankenhaus, Psychiatrie und Alkoholsucht

 
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C. Bischoff
Interessierter


Anmeldungsdatum: 10.04.2005
Beiträge: 14

BeitragVerfasst am: 03.06.05, 08:00    Titel: Krankenhaus, Psychiatrie und Alkoholsucht Antworten mit Zitat

Krankenhaus bietet letzte Ausfahrt beim Weg auf die schiefe Bahn

Trinken gegen den Frust /
Alkohol und Drogen haben Zukunft im Westen der Pfalz

von Cornelius Bischoff


Höhere Steuern haben die Lust auf Alcopops nicht gedämpft. Nach wie vor konsumieren vor allem junge Menschen die süßen Mischgetränke mit dem hohen Alkoholgehalt. Doch auch Wodka, Bier und Kräuterliköre liegen bei der Jugend im Trend. Mit verheerenden Folgen, denn während die Werbung ihrem vorwiegend jungen Publikum ein Bild von lässiger Lebensfreude dank Alkoholrausch vermittelt, kämpfen Sozialarbeiter und Fachärzte gegen die Folgen der Sucht. Einer von ihnen ist Dr. med. Stephan Rambach, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Städtischen Krankenhaus Pirmasens und immer wieder gefragt, wenn Rettungssanitäter auch schwer betrunkene Jugendlichen zur Entgiftung in die Notaufnahme des Städtische Krankenhauses bringen.

„Alcopops sind nach wie vor in aller Munde“, sagt Dr. Rambach. Mit viel Zucker und fruchtigen Aromen, die den Bittergeschmack von bis zu sechs Prozent Alkohol überdecken, bieten die Trendgetränke den idealen Einstieg in die Drogenkarriere. Zwar haben die meisten Patienten der Pirmasenser Regionalpsychiatrie das 18. Lebensjahr vollendet, die Erfahrungen seiner westpfälzer Kollegen aber bestätigt Dr. Michael Brünger. Der 50-Jährige ist Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie (Pfalzinstitut) in Klingenmünster. Dr. Brünger berichtet von einem „ausgeprägten Probierverhalten“ der jungen Generation. Gemeint ist, dass Jungen und Mädchen ab etwa dem 12. Lebensjahr damit beginnen, ihren Problemen in Schule und Elternhaus mit Alkohol- und Drogenkonsum aus dem Weg zu gehen.

Nach Auskunft Dr. Brüngers unterliegt das so genannte Einstiegesverhalten der jungen Menschen einem großen Einfluss durch den Freundeskreis. „Der Gruppendruck ist enorm“, erklärt der Facharzt. In vielen Fällen verleite die Clique zu einem frühen Alkoholkonsum. Als „besonders gefährdet“ bezeichnet der Chefarzt des Pfalzinstituts die Kinder von suchtkranken Eltern. Die Fachärzte der Kinder- und Jugendpsychiatrie finden bei diesen Patienten eine deutlich höhere Belastung mit psychiatrischen Erkrankungen. Vor allem diesen Kindern aber gaukle der Alkohol eine trügerische Entlastung von den Sorgen des Alltags vor.

Als einen „sinnvollen Ausweg“ aus diesem Teufelskreis bezeichnet Dr. Brünger verstärkte Angebote der Jugendhilfe, von Schulen und der Agentur für Arbeit. Ganztagsschulen, eine individuelle Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt und Lehrstellen, die Alternativen auch für durchschnittlich begabte Schüler bieten, würden helfen, die Jugendliche von der Straße und aus dem Einflussbereich der Droge Alkohol zu ziehen. Weil aber die Realität – zumal in Zeiten knapper Kassen – anders aussieht, bleibt auch in Zukunft das Krankenhaus die erste Anlaufstelle für viele jugendliche Alkohol-Opfer, um nach erfolgreichem „Komatrinken“, Kreislauf und Atmung zu stabilisieren.

Oft gehört es zu den ersten Akutmaßnahmen, den Magen auszupumpen, sagt Chefarzt Dr. Rambach. Die anschließende Entgiftung wird in der Pirmasenser Psychiatrie stationär durchgeführt. Dabei kommt es vor allem darauf an, die schlimmsten körperlichen Entzugssymptome zu lindern. Bei der Behandlung von Patienten, die schon mehrere Entgiftungen mit Standardmedikamenten (Distraneurin) erlebt haben, werden hochwirksame Medikamente eingesetzt, ein Umstand, der auf eine zunehmende Zahl von Jugendlichen unter den Patienten der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie zutrifft. „Rund ein Drittel unserer Patienten haben Suchtprobleme“, rechnet Dr. Rambach. Der Anteil junger Menschen in dieser Gruppe wachse stetig.

Von besonderem Wert ist dabei die Nähe zu den Fachärzten der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Städtischen Krankenhaus. „Unsere Klinik führt selbst keine Therapie zur Alkoholentwöhnung bei Jugendlichen durch“, sagt Dr. Rambach. Die Zusammenarbeit mit der Kinderklinik sei also nicht nur in Notfällen von besonderem Wert sondern verstärke auch die Funktion der Pirmasenser Regionalpsychiatrie als eine wichtige Anlaufstelle, um weitere Hilfsangebote zu vermitteln. Dazu gehören, neben Fachkliniken wie dem Pfalzinstitut, vor allem Selbsthilfegruppen wie die „Anonymen Alkoholiker“ (AA), das „Blaue Kreuz“ und der „Kreuzbund“. Das Städtische Krankenhaus Pirmasens stellt Räume zur Verfügung, in denen sich die Anonymen Alkoholiker jeden Montag um 20 Uhr treffen. Von diesen Hilfsangeboten machen aber gerade Jugendliche und junge Erwachsene nur wenig Gebrauch, so die Erfahrung der Selbsthilfegruppen. „Viele Jugendliche sind süchtig, wollen das aber nicht wahrhaben“, sagt Hannelore, eine Sprecherin der regionalen AA-Gruppe.

Ein Grund liegt darin, dass sich das Bild der Sucht im Laufe der Zeit gewandelt hat. „Heute ist die Mehrfach-Abhängigkeit eine Regel“, sagt Dr. Rambach. Neben dem Alkohol werde auch Marihuana und Haschisch konsumiert, Ecstasy und andere Tabletten kommen dazu. Der von Alt-Hippies gerne als „harmlos“ angesehene Hanf sei auch nicht mehr das Kraut aus den Sechzigern, sondern habe oft einen zehn- bis zwanzigfach höheren Gehalt an Wirkstoff, erklärt der Psychiater. Den Einstieg bieten in vielen Fällen Alkohol und Nikotin, die als legale Drogen leicht verfügbar und sozial akzeptiert sind. So ist, vor allem in Regionen, die durch hohe Arbeitslosigkeit und düsteren Zukunftsaussichten gekennzeichnet sind, der Griff zur Flasche ein häufiger Versuch, dieser Realität zu entfliehen. Genau da aber beginnt das Suchtproblem. „Wer bei Partys seinen Spaß hat und dabei einen über den Durst trinkt, ist wenig gefährdet. Wer aber die Party als einen Vorwand besucht, um Alkohol zu trinken, zeigt ein deutliches Suchtverhalten“, erklärt Dr. Rambach.

Betroffen von dieser Sucht ist dann auch immer das Umfeld des Trinkers: die Familie und der Arbeitsplatz. Kinder und Jugendliche aus Familien, die unter dem Einfluss eines Trinkers leiden, kommen zu so genannten Alateen-Treffen zusammen. Wer mehr wissen möchte bekommt weitere Informationen im Sekretariat der Klinik Psychaitrie und Psychotherapie am Städtischen Krankenhaus Pirmasens (www.kh-pirmasens.de) und unter der Telefon-Nummer 06331 / 714-1701
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