Navigationspfad: Home
medizin-forum.de :: Thema anzeigen - Unendliche Geschichte?
Deutsches Medizin Forum
Foren-Archiv von www.medizin-forum.de
Achtung: Keine Schreibmöglichkeiten! Zu den aktiven Foren wählen Sie oben im Menü "Foren aus!
 
 SuchenSuchen 

Unendliche Geschichte?

 
Neuen Beitrag schreiben   Auf Beitrag antworten    medizin-forum.de Foren-Übersicht -> Prostatitis
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Gast






BeitragVerfasst am: 11.07.05, 01:12    Titel: Unendliche Geschichte? Antworten mit Zitat

Ich habe vor etwa einem Dreivierteljahr zum ersten Mal ein leichtes Brennen im Penis gespürt. Der Arzt hat, nachdem er mt seinem Finger in meinem Hintzern war, eine "leichte" Entzündung der Prostata festgestellt und mir Antibiotika verschrieben. Anschließend wurden sie Beschwerden viel schlimmer und ich hatte sogar Schmerzen beim Wasserlassen, die ich vorher nicht gehabt hatte.

Nach Ende der Behandlung waren die Symptome verschwunden - aber nur, um kurze Zeit spoäter wieder aufzutauchen. Ich hatte gelesen, dass Antibiotika das Immunsystem schwächen und dass das einer Prostatitis eigentlich nur in die Karten spielt. Also habe ich mir mit viel Zwiebeln, Broccoli und Lapacho-Tee selbst geholfen, die Syptome waren weg. Aber immer wenn ich etwas unvorsichtig bin, z.B. nach dem Sport zu lange mit nassen Socken/Unterwäsche rumlaufe oder etwas sehr kaltes trinke, taucht dieses leichte aber seht lästige Brennen wieder auf. Von Zeit zu Zeit habe ich auch einen (stärkeren)und sehr plötzlichen Schmerz in der Analgegend, der völlig unvermittelt und selten (meistens beim Gehen) auftaucht. Abert ich habe nie Probleme mit dem Wasserlassen oder verstärkten Harndrang oder Becken- oder Rückenschmerzen.

Meine Frage an euch: Was für Auswirkungen hat so eine Prostatitis eigentlich? Was, wenn man sie nicht professionell behandelt (also antibiotiotisch) ? Denn für mich für das mit den Antibiotika zu einem Teufelskreis, ein geschwächtes Immunsytem (das Antibiotika nun einmal nach sich zieht) schreit förmlich nach einer Prostatitis. Zur Not könnte ich micvh damit abfinden, abends Lapacho-Tee zu trinken und die Füße warm zu halten, wenn ich wüsste, dass ich keine schlimmen Spätfolgen befürchten muss.
Nach oben
Olaf Urban
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 24.11.2004
Beiträge: 1191
Wohnort: HH

BeitragVerfasst am: 12.07.05, 13:52    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo ...,
anbei ein paar Anmerkungen zu deinen Fragen.

Zitat:
Was für Auswirkungen hat so eine Prostatitis eigentlich?

Der Verlauf dieser Krankheit ist individuell verschieden und zu wenig erforscht um eine Prognose für den Einzelfall abgeben zu können. Expertenschätzungen gehen davon aus, dass bis zu 50% aller Männer Symptome chronischer Prostatitis/ chron. Beckenschmerzsyndrom (CP/CPPS) entwickeln. Der Anteil derer, die langfristig von stärkeren Schmerzen betroffen sind, wird aber auf nur ca. 3% geschätzt.
Körperlich lebensbedrohliche Folgen von CP/CPPS werden nach meinem Wissen nicht berichtet. Ungünstige Folgen sind langfristige starke Schmerzen und daraus resultierende depressive Lebenseinstellungen (mit u.U. massiven Beeinträchtigungen in Beruf und Familienleben, erhöhte Suizidrate).

Zitat:
Was, wenn man sie nicht professionell behandelt (also antibiotiotisch)?

Die Rolle von Antibiotika wird oft überschätzt. Die Forschungsergebnisse der letzten Dekade haben gezeigt, daß Bakterien keine oder nur selten eine wesentliche Rolle bei der Enstehung von CP/CPPS spielen. In der Mehrheit der Fälle bedeutet eine professionelle CP/CPPS- Behandlung daher eher kein bzw. nur begrenzt ABX einzusetzen (z.B. bei akuter Prostatitis http://www.medizin-forum.de/prostatitis/acuteprostatitis-d.html bzw. bei Keimen mit gesicherter Pathogenität).

Um beurteilen zu können, ob der Einsatz von ABX angemessen ist, sind u.a. Laboruntersuchungen erforderlich. Wurden diese bei dir schon vorgenommen z.B. mikrobiologisch Unterschung des Ejakulats?

Der Begriff chronischer Beckenschmerz schließt alle schmerzhaften Symptome an Geschlechtsorganen und sonstigen Muskeln, Bindegeweben im Beckenbereich ein.
Gruß
O. Urban
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
f-l-o-r-i-a-n
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 11.10.2004
Beiträge: 44
Wohnort: Passau

BeitragVerfasst am: 13.07.05, 17:46    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Der Verlauf dieser Krankheit ist individuell verschieden und zu wenig erforscht um eine Prognose für den Einzelfall abgeben zu können. Expertenschätzungen gehen davon aus, dass bis zu 50% aller Männer Symptome chronischer Prostatitis/ chron. Beckenschmerzsyndrom (CP/CPPS) entwickeln. Der Anteil derer, die langfristig von stärkeren Schmerzen betroffen sind, wird aber auf nur ca. 3% geschätzt.
Körperlich lebensbedrohliche Folgen von CP/CPPS werden nach meinem Wissen nicht berichtet. Ungünstige Folgen sind langfristige starke Schmerzen und daraus resultierende depressive Lebenseinstellungen (mit u.U. massiven Beeinträchtigungen in Beruf und Familienleben, erhöhte Suizidrate).


Hallo Olaf!
Könntest du mir bitte sagen, woher du diese Informationen beziehst? ... ich meine: hast du einen Link oder einen direkten Literaturverweise. Es wäre sehr wichtig für mich.

f-l-o-r-i-a-n
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Olaf Urban
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 24.11.2004
Beiträge: 1191
Wohnort: HH

BeitragVerfasst am: 13.07.05, 19:44    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo florian,
werde versuchen am WE ein paar Quellen zusammenzustellen. Meine "Wissen" basiert allerdings auch auf Informationen aus alten Diskussionen bei sci.med.prostate.prostatitis und www.chronicprostatitis.com, für die keine Links mehr verfügbar sind und deren Wahrheitsgehalt unklar ist.
Wieso wären diese Informationen so wichtig für dich?
Gruß Olaf
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
f-l-o-r-i-a-n
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 11.10.2004
Beiträge: 44
Wohnort: Passau

BeitragVerfasst am: 15.07.05, 17:33    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Olaf!

Zum einen wäre es gut, wenn ich bei einem Arzt mal darauf hinweisen könnte,
Zitat:
dass bis zu 50% aller Männer Symptome chronischer Prostatitis/ chron. Beckenschmerzsyndrom (CP/CPPS) entwickeln und der Anteil derer, die langfristig von stärkeren Schmerzen betroffen sind, auf ca. 3% geschätzt wird.


Denn bisher wurde jedesmal in Abrede gestellt, dass meine ursprüngliche Prostata-, Nebenhoden- und Samenstrangentzündung irgendetwas mit meinen derzeitigen Beschwerden zu tun hätte. Mein jetztigen Schmerzen hätten sich parallel oder erst nach diesen Entzündungen entwickelt. ... das ist aber völliger Schwachsinn, wenn man sich nur ein klein wenig mit CPPS beschäftigt.

Zum anderen wäre es nicht schlecht mal meiner Familie soetwas vorlegen zu könnten, da ich seit nunmehr 3 Jahren immer noch auf großes Unverständnis stoße. Es würde halt meine Glaubwürdigkeit untermauern, wenn man zeigen könnte, dass ich zu den 3% gehören, die anscheinend längerfristige Schmerzen entwickeln.


Olaf, da du ja Admin bist und du schon soviel Beiträge verfasst hast, tu ich mich ein bisschen schwer den Thread zu finden, in dem du deine eigenen Schmerzen beschreibst. Nur in kuzren Sätzen: welche Beschwerden hast du genau?
_________________
Streite nie mit einem Idioten, denn er zieht Dich auf sein Niveau herunter und schlägt Dich mit seiner Erfahrung.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Olaf Urban
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 24.11.2004
Beiträge: 1191
Wohnort: HH

BeitragVerfasst am: 16.07.05, 18:25    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Florian,
anbei ein paar Quellen mit epidemiologischen Daten zu CP/CPPS. Bei der Mehrheit dieser Daten handelt es sich um Schätzwerte, die nicht auf nachvollziehbaren statistischen Erhebungen beruhen. Da sie aber von anerkannten CP/CPPS- Forschern stammen, ist von einer überdurchschnittlichen Repräsentatitivität auszugehen. Die von mir angeführten 3% mit langfristig stärkeren Symptomen liegen in Rahmen dessen, was in diesen Quellen beschrieben wird. Eine entspr. eindeutige Angabe ist aber nicht vorhanden. Mir war dieser Wert aus einer länger zurückliegenden Diskussion bei chronicprostatitis erinnerlich.

http://www.medizin-forum.de/prostatitis/zusammenhang-d.html
http://www.medizin-forum.de/prostatitis/pquotes-d.html
http://www.prostatitis2000.org/eng/intro.htm
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=12521579&dopt=Abstract
http://www.ic-network.com/men/menmd.html


CP/CPPS ist eine Krankheit, die in der Öffentlichkeit praktisch unbekannt ist. Als CP/CPPS- Leidender glaubwürdig zu sein, ist aufgrund dieser allgm. Unwissenheit schwierig. Häufig stößt man auf Unverständnis und wird als Belastung empfunden. Den unterschwelligen Vorwurf ein Simulat zu sein, muß man oft sogar von Ärzten ertragen. In diesem Aufsatz http://www.geocities.com/cp_cpps/moldwin.pdf wird mit Bezug zu entspr. Studien eindrucksvoll beschrieben, welchen Beeinträchtigungen der Lebensqualität CPPS tatsächlich mit sich bringen kann. Hier ein kurzer Auszug (Übersetzung) der relavanten Passagen:

Code:
Robert M. Moldwin, MD, FACS
Bereich Urologie, Jüdisches Medizinisches Zentrum Long Island, 170-5 76th Avenue, New Hyde Park, New York 11040, USA. Email: rmoldwin@aol.com

Aus: Current Urology Reports 2002, 313- 318
Ähnlichkeiten zwischen Interstitieller Zystitis (IC) und chronischen Beckenbodenschmerzsysndrom bei Männern (MCPPS)

Epidemiologie

IC und MCPPS sind weit verbreitet in der Bevölkerung. Bisherige epidemiologische Studien deuten darauf hin, daß ca. 700000 Frauen in den USA an IC erkrankt sind. Unter Berücksichtigung von Männern erhöht sich diese Zahl auf ungefähr 1 Millionen [1**]. Begutachtungen im nationalen abulanten Gesundheitswesens haben gezeigt, daß bei fast 2 Millionen Arztbesuchen pro Jahr Prostatitis als Diagnose angegeben wurde, wobei die überwiegende Mehrheit der Fälle wahrscheinlich auf die Kategorie IIIA gemäß Klassifizierung des Nationalen Gesundheitsinstitutes (NIH) zurückzufühern ist. Prostatitis wurde als Diagnose bei 8% und 1% der urologischen bzw. der primären ärztlichen Untersuchungen angegeben [2**]. Darüber hinaus haben 16% von 31681 in die Begutachtungen einbezogenen im Gesundheitswesen beruflich tätigen Personen über Prostatitis in der eigenen Krankeitsgeschichte berichtet [3**].

Auswirkungen auf die Lebensqualität

Bedeutender als die weite Verbereitung von IC und MCPPS ist deren verheerende Auswirkung auf die Lebensqualität. Chronische Schmerzen und durch Enztündungen hervorgerufene Beschwerden beim Wasserlassen können eine tiefgreifende Auswirkung auf den Beschäftigungsstatus, die Sexualität sowie die Aktivitäten des täglichen Lebens haben. 1987 hat Held et al. [4] berichtet, daß an IC Erkrankte drei- bis viermal häufiger über Selbstmordgedanken berichten als die gesamte Bevölkerung. Darüber hinaus würden an IC Erkrankte fünfmal häufiger wegen psychischer Probleme behandelt. In entsprechenden Untersuchungen wurde die Lebensqualität von an IC Erkrankten niedriger bewertet als die von Patienten, welche im Endstadium von Nierenkrankheiten Blutdialyse erhalten. Gemäß einer Studie aus 1993 von Koziol et al. [5] empfanden es 93,4% der IC- Patienten schwierig oder unmöglich zu reisen. Freizeitbeschäftigungen, Schlaf und Arbeit wurden bei 89,9%, 88,2% bzw. 84,4% nachteilig beeinflußt. Familiäre Beziehungen und verantwortlichkeiten wurden bei 69,7% nachteilig beeinflußt. In einer nationalen IC-Datenerhebungsstudie (finanziert vom Nationalen Institut für Diabetes, Verdauungs- und Nierenkrankheiten [NIDDK]) wurden Störungen im beruflichen und sozialen Leben bei 54% bzw. 71,7% der untersuchten Fälle registriert [6]. Unglücklicherweise wurde den Patienten mit MCPPS im Hinblick auf die Auswirkungen der Krankheit auf die Lebensqualität weniger Aufmerksamkeit geschenkt, die bisher abgeschlossenen Studien haben auch hier alarmierende Beeinträchtigungen gezeigt. 1996 stellte Wenninger et al. [7] fest, daß die „Krankheitsauswirkungsprofile“ von Patienten mit Prostatitis mit denen von Patienten, die an Herzinfarkt, Angina oder Morbus Crohn leiden, vergleichbar sind. Vergleiche der Lebensqualität haben im Bezug auf die psychische Verfassung schlechtere Werte bei Patienten mit MCPPS als bei Patienten mit starker kongestiver Herzinsuffizienz sowie bei Patienten mit Diabetes ergeben [8*].

References and Recommended Reading

Papers of particular interest, published recently, have been highlighted as:

* Of importance

** Of major importance

1. Curhan GC, Speizer FE, Hunter DJ, et al.: Epidemiology of interstitial cystitis: a population based study. J Urol 1999, 161:549–552. This study demonstrates a strikingly high prevalance of medical conditions that have historically received little investigation.

2. Collins MM, Stafford RS, O’Leary MP, et al.: How common is prostatitis? A national survey of physician visits. J Urol 1998, 159:1224–1228. This study also demonstrates a strikingly high prevalance of medical conditions that have historically received little investigation.

3. Collins MM, Meigs JB, Barry MJ, et al.: Prevalence and correlates of prostatitis in the health professionals follow-up study cohort. J Urol 2002, 167:1363–1366. Like the preceding two studies, this study demonstrates a strikingly high prevalence of medical conditions that have historically received little investigative attention. The amassed data of these three studies have fueled significant clinical and political support for these conditions.

4. Held PJ, Hanno PM, Wein AJ, et al.: Epidemiology of interstitial cystitis. In Interstitial Cystitis. Edited by Hanno PM, Staskin DR, Krane RJ, Wein AJ. New York: Springer-Verlag; 1990:29–48. 5. Koziol JA, Clark DC, Gittes RF, Tan EM: The natural history of interstitial cystitis: a survey of 374 patients. J Urol 1993, 149:465–469.

6. Simon LJ, Landis JR, Erickson DR, et al.: The interstitial cystitis data base study: concepts and preliminary baseline descriptive statistics. Urology 1997, 49(Suppl 5A):64–75.

7. Wenninger K, Heiman JR, Rothman I, et al.: Sickness impact of chronic nonbacterial prostatitis and its correlates. J Urol 1996, 155:965–968.

8. McNaughton CM, Pontari MA, O’Leary MP, et al.: Quality of life is impaired in men with chronic prostatitis: the Chronic Prostatitis Collaborative Research Network. J Gen Int Med 2001, 16:656–662. An excellent study demonstrating the profound effects of prostatitis upon health-related quality-of-life issues.



Meine Symptome ab 2001
- eitriger Ausfluß
- postejakulativer Schmerz,
- Übersensibilisierung der Haut im gesamten Gentitalbereich (ständig brennender Schmerz)
- äußere Entzündungen (ekzemartig an Penis, Hoden), sehr schmerzhaft bei Bewegung
- drückende Schmerz in Damm, Leisten
...sind inzwischen alle um 90-95% reduziert.

Gruß
Olaf
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gast






BeitragVerfasst am: 01.08.05, 14:40    Titel: Schmerzen im Dammbereich Antworten mit Zitat

Hallo Olaf,

du sagst, deine Beschwerden hätte sich zu etwa 90 % eingestellt. Bist du denn noch in Behandlung? Bei mir sieht es im Augenblick so aus: Das Brennen im Penis ist fast komplet weg, nur wenn ich in mich "hineinhorche", spüre ich manchmal noch etwas. Was mich beschäftigt: Ich verspüre manchmal, völlig unvermittel und daher überraschend, einen (mittelstarken) Schmerz im Analbereich...als ob etwas aus mir herausmöchte (bitte an dieser Stelle keine Schenkelklopfer Smilie) . Ich könnte mich damit abfinden, um nicht schon wieder Antibiotike schlucken zu müssen (übrigens hat der Urologe bei mir noch nie eine Ejakulatuntersuchung gemacht). Du sprichst von Schmerzen im Dammbereich, vielleicht hast du ja ähnliche Erfahrungen gemacht. Mich würde dein persönlicher Tipp interessieren: Noch einmal zum Urologen gehen oder sich mit dem Status Quo (der im Moment akzeptabel wäre) arrangieren?
Nach oben
Olaf Urban
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 24.11.2004
Beiträge: 1191
Wohnort: HH

BeitragVerfasst am: 02.08.05, 18:29    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
in Behandlung nach herkömmlichem Sinne (Arzt diagniostiziert - Arzt verordnet) bin ich nicht. Ich vollziehe aber eine Reihe therapeutischen Maßnahmen wie Beckenboden- Stretching, progressive Entspannung, Triggerpunktmassage, Quercetin usw. selbständig experimentell und konsultiere Ärzte zumindest im Zusammenhang mit CP/CPPS nur noch bei Detailfragen.
Die von dir beschriebenen Schmerzen im Analbereich sind ein oft anzutreffendes Symptom bei CP/CPPS. Dauer und Intensität dieser Schmerzen können variieren. Das einzige plausiblere z.T. wissenschaftlich fundierte Erklärungsmodell führt diese Schmerzen auf Verspannungen in der Becken-/Beckenbodenmuskulatur (insbesondere der Muskeln levator ani, coccygeus vgl. http://www.pelvicpainhelp.com/physical_therapy.html ) zurück. Eine Wirkung von Antibiotika dagegen ist vor diesem Hintergrund eher anzuzweifeln und mir nicht bekannt.
Mit den bisher bei dir vorgenommenen Diagnose- und Therapieversuchen sind die Möglichkeiten, sofern deine Beschreibung vollständig ist, nicht ausgeschöpft. Es wäre sinnvoll zunächst abzuklären, ob Keime, die zumindest im Verdacht stehen CP zu verursachen (Chlamydien, E.Coli, Myko- und Ureaplasmen), vorliegen und ggf. mit geeigneten Methoden zu beseitigen ( siehe
http://www.medizin-forum.de/phpbb/viewtopic.php?t=24054&sid=897e0e5ef3345f476d9f4f93ab5cccd0&partner=prostatitis ). Falls nur unbedeutende Bakterien gefunden werden bzw. Antibiotika nicht nachhaltig wirken, wäre es sinnvoll eine nichtbakterielle Ätiologie zu unterstellen und entsprechende Methoden anzuwenden.
Gruß
Olaf
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Petergloor
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 22.04.2005
Beiträge: 40
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 04.08.05, 20:25    Titel: Antworten mit Zitat

Olaf Urban hat folgendes geschrieben::
Hallo ...,
Die Forschungsergebnisse der letzten Dekade haben gezeigt, daß Bakterien keine oder nur selten eine wesentliche Rolle bei der Enstehung von CP/CPPS spielen. In der Mehrheit der Fälle bedeutet eine professionelle CP/CPPS- Behandlung daher eher kein bzw. nur begrenzt ABX einzusetzen
O. Urban


Olaf
Was ich nicht verstehe, ist, dass die Schulmediziner, die wir alle ja besuchen, immer nur von Antibiotika reden und es verschreiben. Die Urologen haben sicher unter allen typischen Patienten eher eine Minderheit an solchen wie uns, sondern sind vollauf mit Nieren- und Blasen-Geschichten aller Art beschäftigt. Aber trotzdem, verständlich ist die Indifferenz gegenüber unserer Krankheit keinesfalls.
Peter
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Olaf Urban
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 24.11.2004
Beiträge: 1191
Wohnort: HH

BeitragVerfasst am: 05.08.05, 16:16    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Peter,
ich kann deine Äußerung nur mit Einschränkung bestätigen. Die "schulmedizinische" Sicht läßt sich nicht allein auf bakterielle Erklärungsmodelle und Antibiotika (ABX) reduzieren. Phytopharmaka, Triggertherapie, progressive Entspannung, Thermotherapie usw. usw. sind Methoden die ebenfalls diesem Bereich zuzuordnen sind und es sind "Schulmediziner" gewesen, die den irreführenden Begriff der "Prostatitis", unter dem man wesentlich eine bakterielle Entzündung verstand, in Frage gestellt haben. Daß das Interesse an CP/CPPS beschränkt ist und daß neue eventuell erfolgreichere Perspektiven und Methoden kaum in die gemeine urologische Praxis vordringen, sollte man keinesfalls nur den Urologen vorwerfen.
Nach meiner Auffassung existiert ein komplexes Geflecht von Gründen, die die Entwicklung behindern. Hier ein paar davon:
- traditionelle Bevorzugung bakterieller Erklärungsmodelle bei Ärzten und Patienten (häufige Abneigung, gegen nichtbakterielle sowie komplexe multikausale Erklärungen),
- etablierte von KK finanzierte Therapien basieren hauptsächlich auf ABX,
- neue Methoden sind z.T. nicht kompatibel mit etablierten urologischen Ausbildungsstandards (z.B. gehören manual- und psychotherapeutische Methoden, die im Rahmen, des Stanfordprotocols genutzt werden, nicht oder nur selten zum Repertoire von Urologen),
- Umsetzung neuer Methoden in der Behandlung ist kosten- und zeitaufwendig,
- Nachfrage gering (CPPS betrifft vielleicht nur 3% der Männer),
- Sparzwang im Gesundheitswesen,
- geringer Organisationsgrad, kaum öffentlichkeitswirksames Engagement der Betroffenen
- wenig Solidarität unter den Betroffenen
Gruß
Olaf
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge vom vorherigen Thema anzeigen:   
Neuen Beitrag schreiben   Auf Beitrag antworten    medizin-forum.de Foren-Übersicht -> Prostatitis Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Gehen Sie zu:  
Sie können keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Sie können auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Sie können Ihre Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Sie können Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Sie können an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.


Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group
© Deutsches Medizin Forum 1995-2019. Ein Dienst der Medizin Forum AG, Hochwaldstraße 18 , D-61231 Bad Nauheim ,HRB 2159, Amtsgericht Friedberg/Hessen, Tel. 03212 1129675, Fax. 03212 1129675, Mail jaeckel@medizin-forum.de.