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Patientenverunsicherung
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29091969
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Anmeldungsdatum: 01.11.2006
Beiträge: 321

BeitragVerfasst am: 13.06.07, 07:29    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo ihr,

mir ist noch etwas eingefallen, vielleicht ein Lösungsansatz, helft mir bitte auf die Sprünge, wenn ich falsch liege.
Also, hier einige Tipps für Ärzte (rhetorische Hilfsmittel):
1) ein schwieriges Gespräch seitens des Arztes DARF NIEMALS vom Arzt unvorbereitet erfolgen, Optimismus vermitteln (wenn möglich, hängt ja von der Diagnose ab..).
2) Fakten, keine Lügen und keine Ausreden.
3) Hilfemöglichkeiten, bzw. positive Ausblicke MÜSSEN IMMER auch mit ins Gespräch,
4) Der Arzt muss den Patienten ernst nehmen und nicht zum Psychologen schicken!
5) Authentisch bleiben, also nicht Hü sagen und Hott meinen, ausdrücken (Körpersprache).
6) Der Arzt muss sich mit dem Thema auskennen, zur Not muss er sich vorher informieren
7) Mitleid hilft nicht weiter, Mitgefühl dagegen schon.
Cool Niemals von "oben herab", sondern Auge in Auge Fakten vermitteln.
9) ! Auch mal nix sagen, wenn es erforderlich ist !
10) Zuhören und Wahrnehmen!
11) Auch mal aus der eigenen Perspektive reden, persönl. Erfahrungen mitteilen, die hilfreich sind.
12) Humor im Gespräch darf nicht fehlen, muss aber vorsichtig dosiert sein!
13) Sicheres Auftreten und sicheres Reden, zielführende Handlungen, der Patient ist schon genug verunsichert, eine "leitende Hand" ist wichtig!
14) Keine Killerphrasen ("das ist nur irretativ" als Antwort auf meine Aussage, dass mir der Hals zuschwillt, wenn ich bestimmte Duftstoffe einatme..).
.... usw.
Es gibt Trainingsmöglichkeiten (Weiterbildung) für solche Gespräche, wichtig ist aber vor allem die Analyse des eigenen Verhalten, "wie trete ich auf", "was vermittle ich"..

Mir wurde vor 2 Jahren auch eine heftige Diagnose mitgeteilt, wobei ich das aber schon vor dem Gespräch mit dem Arzt wusste. Mir hat an der Reaktion des Arztes am meisten gefallen, dass er nicht einfach drauf los geredet hat, sondern betroffen war.Es war die Ehrlichkeit, mit der er an die Sache herangegangen ist.
Ein anderer Arzt dagegen hat meine Beschwerden nicht mal ernst genommen, er vermittelte mir jedenfalls den Eindruck, letztendlich wusste er aber einfach nicht wie er mir helfen kann und hat Blödsinn von sich gegeben - nix Hilfreiches..
Wenn man als Arzt nicht mehr weiter weiß, sind Sätze wie: "Ich kann Ihnen nicht helfen" das Öl im Feuer, besser wäre dann auf einen anderen Termin zu verweisen (Zugeben, wenn man nicht weiter weiß: "Ich bin momentan überfragt, lassen Sie uns das bitte ein anderes mal besprechen, damit ich mich informieren kann..", sollte aber nicht zu oft vorkommen, sonst wird der Eindruck von Inkompetenz vermittelt!).

Wer weiß nochwas?

Liebe Grüße, 29091969
_________________
@Rechtschreibfehler:
Ich bin durchaus in der Lage korrekt zu schreiben, leide auch nicht an Sehstörungen - die Schrift auf meinem Bildschirm ist nur viiiieeeel zu klein und da kommen dann halt Rechtschreibfehler vor, die bitte ich zu entschuldigen Winken
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Alba
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 23.02.2005
Beiträge: 84

BeitragVerfasst am: 13.06.07, 09:18    Titel: Antworten mit Zitat

29091969 hat folgendes geschrieben::
Zugeben, wenn man nicht weiter weiß: "Ich bin momentan überfragt, lassen Sie uns das bitte ein anderes mal besprechen, damit ich mich informieren kann..", sollte aber nicht zu oft vorkommen, sonst wird der Eindruck von Inkompetenz vermittelt!

Also mir ist allemal der Arzt lieber, der seine Grenzen kennt und das auch zugibt. Das wirkt auf mich nicht inkompetent, sondern souverän.

Die Punkte auf der Liste von 29091969 sind im einzelnen sicher richtig und gut, doch in ihrer Gesamtheit sind sie widersprüchlich und verlangen die Quadratur des Kreises vom armen Arzt.
Beispiele:
- Punkt 4: Manchmal ist es gerade ein Ernstnehmen des Patienten, wenn man ihn zum Psychologen schickt.
- Punkt 5 beißt sich mit Punkt 9, Punkt 9 widerspricht Punkt 2, die geforderten positiven Ausblicke sind nicht immer real und widersprechen im Fall des Falles Punkt 5.
- Punkt 8 und Punkt 13 erfordern geradezu einen Balanceakt, der zudem bei den Patienten ganz unterschiedlich ankommen mag.
- Punkt 9 an sich ist äußerst problematisch, denn wann ist es erforderlich, auch mal nichts zu sagen?

Also ich glaube nicht, das man damit eine Lösung hat. Im übrigen stoßen mir kommunikationstrainierte Gespräche, zum Beispiel bei Verkäufern!, immer unangenehm auf und wirken eben gerade nicht authentisch.

Solange der Arzt mir vermittelt, daß er mich/meine Beschwerden ernst nimmt, sind für mich persönlich weder leicht arrogant wirkendes Gehabe noch etwas barscher Umgangston ein Problem, denn über beides kann ich lachen. Und geht es über leicht und etwas hinaus, setze ich mich eben zur Wehr.
MfG Alba
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christine16
DMF-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 19.07.2005
Beiträge: 1155

BeitragVerfasst am: 13.06.07, 10:58    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
Alba hat folgendes geschrieben:
Zitat:
- Punkt 9 an sich ist äußerst problematisch, denn wann ist es erforderlich, auch mal nichts zu sagen?

Es gibt ganz einfach in ALLEN Lebensbereichen Situationen, wo es besser ist, NICHTS ZU SAGEN - also zu SCHWEIGEN.
1990 stand mein Mann vor einer schwierigen Entscheidung. Der Arzt rief uns BEIDE in das Sprechzimmer! Sogenannte 'ärztliche Schweigepflicht' (dieses Thema haben wir auch schon) stand NICHT zur Debatte, da er genau wusste, dass mein Mann die Entscheidung nicht alleine bzw. ohne Unterstützung treffen kann / will.
Da kommen wir zu:
Zitat:
2) Fakten, keine Lügen und keine Ausreden.

Der Arzt sagte 'klipp und klar': Wenn wir die OP durchführen, dann können wir nicht garantieren, dass Sie nachher nicht doch gelähmt sind ..... wenn wir diese NICHT machen, dann sitzen Sie später auch im Rollstuhl ......"
DANACH war Stille ....... Ruhe ...... der Arzt schwieg und sagte dann 'nur': "Gut, fahren Sie wieder nach Hause und beraten Sie sich mit Ihrer Frau und geben Ihre Entscheidung uns bekannt".
Der Arzt hätte ja mit 'Engelszungen' auf ihn einreden können, alles Mögliche erzählen, erklären - es wäre ganz einfach zu diesem Zeitpunkt nicht 'durchgedrungen'.
Außerdem war es ja nicht so, dass das Krankenhaus gleich um die Ecke bzw. 'nur' um ein Gespräch handelte - sondern mein Mann war ja schon zu der OP 'aufgenommen' - einige Tausend Kilometer entfernt von zu Hause! Ich selbst war in einem Pensionszimmer einquartiert.
Für den Arzt und seinem Team war es sicher nicht leicht, sozusagen den OP Plan (dafür MUSSTEN noch Neurochirurgen von wo anders 'beschafft' werden) - abzusagen und zu sagen: "Gut, Sie sind noch nicht bereit dazu ........." und sagte, wie eingangs erwähnt, nichts mehr.
Also Punkt 2 in Verbindung mit Punkt 5 waren hier kein Widerspruch, aber wie schon gesagt, es kommt immer auf die Situation an!
Wie ging es letztendlich aus? Wir haben diese 'Bedenkzeit' genutzt. Ca 4 Wochen später standen dann die Chrirurgen 'bereit'. Leider musste auf 3 Mal operiert werden.

Dieses 'Schweigen' zum 'richtigen Zeitpunkt' fanden wir für die Entscheidungsfindung - richtig......
Zitat:
Im übrigen stoßen mir kommunikationstrainierte Gespräche, zum Beispiel bei Verkäufern!, immer unangenehm auf und wirken eben gerade nicht authentisch

Dem kann ich nur zustimmen, ergänzend erwähnt:
Diese sogenannten "Kommunikationstrainings" habe auch ich schon hinter mir, finde ich wichtig und gut - nun natürlich das ABER:
Man kann bei solchen Trainings (deren gibt es ja viele, sowohl gute als auch schlechte ...) - viel lernen, doch eines sollte NIE vergessen werden:

Sich seine Authenzität zu erhalten, Humor (da wo es angebracht ist) richtig 'dosiert' anzuwenden. Sprich, TROTZDEM den Anderen ernst zu nehmen. Wenn man Fehler macht - diese auch zugeben bzw. bei sogenannten 'Fauxpasen' auch über sich selber lachen können.
Zitat:
Zugeben, wenn man nicht weiter weiß: "Ich bin momentan überfragt, lassen Sie uns das bitte ein anderes mal besprechen, damit ich mich informieren kann..",

auch DAS zeigt Stärke und kann dahingehend hilfreich sein, eine, wie schon das Thema heißt eine 'Patientenverunsicherung' zu verhindern.

Hier gilt es eben das Mittelmaß zu finden:
REDEN, erklären, wenn es nötig ist (Punkt 2) und SCHWEIGEN - wenn es angebracht ist (Punkt 9).

Ich hoffe nun, dass mein Reden äh .... Schreiben ok war Winken
Christine
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Rainer Hartwich
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 369

BeitragVerfasst am: 14.06.07, 11:15    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo 29091969,

selbst als psychosomatisch orientierter und arbeitender Arzt wird mir fast schwindlig, wenn ich den hier aufgestellten Katalog von Erwartungen und Forderungen lese.

Der von Ihnen konzipierte Liste kann vielleicht ein gut ausgebildeter Psychosomatiker entsprechen - sofern ihm dieser Arbeitsstil liegt.

Für den niedergelassenen Kollegen, vor allem mit seinen extrem zeitlich limitierten Voraussetzungen, ist dies – selbst wenn er es kann und wenn es ihm liegt – vielleicht im Ausnahmefall realisierbar, die Regel kann es nicht sein.

Was sie erwarten ist ärztliche Kompetenz, menschliches Einfühlungsvermögen, psychologische Begleitung, seelsorgerisches Auffangen, soziale Verantwortung – in einer Person, komprimiert auf wenigen Minuten, eingepreßt zwischen andere, vielleicht sehr banale Aktivitäten.

Ohne Zweifel wäre dies alles optimal – es ist aber leider in unserem Medizinbetrieb sehr realitätsfern, zumal die „moderne Medizin“ in eine ganz andere Richtung geht, weg vom Verständnis der individuell ausgerichteten „Heilkunst“, hin auf eine leitliniengerechte, standardisierte, durch Medizintechnik geprägte und überwiegend wirtschaftlich ausgerichtet „08/15-Medizin“ - die zu allem Unglück täglich noch teurer wird.

Ich gehe völlig konform, wenn die Forderung nach einer menschennahen Form der Medizin erhoben wird, der Trend geht aber leider in die Gegenrichtung.

Bevor nun wieder der beliebte Aufschrei kommt, daß die Ärzte dies gefälligst verändern müßten – wir können es, zumindest allein - nicht. Ändern kann es in diesem Fall nur die Politik und das sicher auch nur durch gehörigen Druck durch die Beitrags- und Steuerzahler.

Rainer Hartwich
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29091969
DMF-Mitglied
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 01.11.2006
Beiträge: 321

BeitragVerfasst am: 14.06.07, 18:02    Titel: Antworten mit Zitat

@Alba
Zitat:
Also mir ist allemal der Arzt lieber, der seine Grenzen kennt und das auch zugibt. Das wirkt auf mich nicht inkompetent, sondern souverän.


Wenn er aber niemals Auskunft geben kann, würde ich irgendwann den Arzt wechseln, weil dieser anscheinend zu "unwissend" ist, mir zu helfen..
Zitat:
Die Punkte auf der Liste von 29091969 sind im einzelnen sicher richtig und gut, doch in ihrer Gesamtheit sind sie widersprüchlich und verlangen die Quadratur des Kreises vom armen Arzt.
Beispiele:
- Punkt 4: Manchmal ist es gerade ein Ernstnehmen des Patienten, wenn man ihn zum Psychologen schickt.
- Punkt 5 beißt sich mit Punkt 9, Punkt 9 widerspricht Punkt 2, die geforderten positiven Ausblicke sind nicht immer real und widersprechen im Fall des Falles Punkt 5.
- Punkt 8 und Punkt 13 erfordern geradezu einen Balanceakt, der zudem bei den Patienten ganz unterschiedlich ankommen mag.
- Punkt 9 an sich ist äußerst problematisch, denn wann ist es erforderlich, auch mal nichts zu sagen?

Also ich glaube nicht, das man damit eine Lösung hat. Im übrigen stoßen mir kommunikationstrainierte Gespräche, zum Beispiel bei Verkäufern!, immer unangenehm auf und wirken eben gerade nicht authentisch.


Doch, der Arzt ist authentisch, wenn er den Punkt "authentisch sein" berücksichtigt.
Kommunikationstraining ist eigentlich eines der As und Os für den Umgang mit Menschen, was Patienten ja sind. Die Training a la Verkaufstrainings sind nicht professionell genug, da gibt es andere.
Wichtig ist einfach Zuhören und denjenigen wahrnehmen, der vor einem sitzt, ein vorhergegangenes Training schafft Sicherheit für den Arzt im Umgang mit "Todeskandidaten", es öffnet Sensibilität, bzw. das Wahrnehmungsvermögen des Arztes, weil er sich nicht darum scheren muss, dass er was falsch macht. Ich halte dieses Trainings für Weiter-Bildung menschlicher Kompetenz..

Ja, zum Psychologen schicken kann man machen, aber nicht im Zusammenhang mit "ich weiß nicht mehr weiter, gehen Sie mal zum Psychologen.." - das zeugt eher von Inkompetenz, menschl. Unvermögen sich das eigene Unwissen einzugestehen, diesen Arzt suche ich nie wieder auf!

Ein derartiger Rat muss also sehr sorgfältig durchdacht werden!

Christine
Zitat:
Ich hoffe nun, dass mein Reden äh .... Schreiben ok war


Jo Smilie

Lieber Herr Hartwich,

kein Patient, Mensch erwartet, dass Sie alle diese Schritte beherrschen müssen, sie sind als Anregung gedacht, wie man sich Tricks aneignet schwierige Situtaionen zu meistern.
Das absolute A und O jedes guten Gesprächs ist die Vorbereitung, es reicht nicht aus fachlich kompetent zu sein. Ärzte, die Probleme haben ihren Patienten etwas zu vermitteln und an Patientenmangel leiden, könnten vielleicht durch einge Tricks, Techniken erlernen, die ganz individuell für sie einen Patientenansturm auslösen - ein sympathischer Arzt wird immer aufgesucht Winken

So ein Training ist zwar nicht gerade billig, aber man kann, wenn es ein guter Trainer war, durch Erfolge einiges wieder herausholen.
Wichtig ist, dass Sie sich eine Technik aneignen, die zu Ihnen passt, die Sie verkörpern, nur dann sind sie glaubwürdig.
Daten, Zahlen, Fakten - also fachliche Kompetenz wird Ihnen niemand abkaufen, wenn Sie nicht in der Lage sind, sie zu vermitteln.
Da spielt auch das Gesundheitssystem keine Rolle, letztendlich tun Sie etwas für SICH und es wird Ihnen auch ganz bestimmt zurück gegeben. Zufriedene Patienten, die wiederkommen...!

Zitat:
selbst als psychosomatisch orientierter und arbeitender Arzt wird mir fast schwindlig, wenn ich den hier aufgestellten Katalog von Erwartungen und Forderungen lese.


Genau sowas finden Patienten sympathisch, ein "Gott in Weiß", dem auch mal schwindelig wird, der auch mal unsicher ist und nicht nur den Oberlehrer markiert Mit den Augen rollen
Was ich meine ist ganz einfach, SEIEN SIE MENSCH wenn es erforderlich ist, aber zeigen Sie Stärke, wenn Sie einen Patienten seelisch stützen müssen. Seelisches Leid eines Patienten wahrzunehmen, ist nicht immer einfach, man muss schon geschulte Augen und Ohren haben kleinste Hinweise zu sehen/hören. Aber man kann ein wenig lernen, wie man auch kleinste Hinweise entdeckt (Kinetik).

Also, solch ein Training kann Ihnen einfach nur weiterhelfen, Ihnen Ihre Arbeit erleichtern, was sich dann finanziell auch lohnen wird Smilie
Im Übrigen gibt es zu diese Thema auch hervorragende Literatur (Körpersprache als Beispiel), nehmen Sie sich nicht alles vor, wenn Sie es überhaupt tun, sondern picken Sie sich etwas heraus, wo Sie beginnen. Das Thema ist dann so spannend, dass Sie im Laufe Ihrer Arztkarriere dann auch anderes anpacken Cool

Liebe Grüße, 29091969
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Beitragszahler
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Anmeldungsdatum: 27.12.2006
Beiträge: 939

BeitragVerfasst am: 14.06.07, 19:31    Titel: Antworten mit Zitat

Was mich irritiert sind die einseitig aufgeführten Tasks für die Ärzte.
Ich ergänze mal jeden Punkt um die Aufgaben für den Patienten.

1) ein schwieriges Gespräch seitens des Arztes DARF NIEMALS vom Arzt unvorbereitet erfolgen, Optimismus vermitteln (wenn möglich, hängt ja von der Diagnose ab..).
- Der Patient muss schon selbst optimistisch geprägt sein.

2) Fakten, keine Lügen und keine Ausreden.
- Der Patient sagt wohl oft genug auch nicht die Wahrheit.

3) Hilfemöglichkeiten, bzw. positive Ausblicke MÜSSEN IMMER auch mit ins Gespräch.
- Positive Ausblicke verstellen den Blick auf die Realität.
Punkt 1 für den Optimismus war schon richtiger, allerdings auch hier für den Patienten.

4) Der Arzt muss den Patienten ernst nehmen und nicht zum Psychologen schicken!
- Der Patient kann sich gut aufgehoben fühlen, wenn der gesamtheitliche Aspekt eine starke Rolle spielt.

5) Authentisch bleiben, also nicht Hü sagen und Hott meinen, ausdrücken (Körpersprache).
- Der Patient sollte sich beim Arzt so natürlich zeigen, dass es nicht zu angepasster Verhaltensart des Arztes führt.

6) Der Arzt muss sich mit dem Thema auskennen, zur Not muss er sich vorher informieren
- Der Patient sollte akzeptieren, dass er sich nicht mit allen Themen auskennen kann und sich informieren lässt.

7) Mitleid hilft nicht weiter, Mitgefühl dagegen schon.
- Der Patient ist sich darüber im Klaren, dass beides nicht weiterhilft.

8 ) Niemals von "oben herab", sondern Auge in Auge Fakten vermitteln.
- Der Patient sollte sich nicht so unterordnen. Das hat niemand nötig.

9) ! Auch mal nix sagen, wenn es erforderlich ist !
- Der Patient sollte ruhig mal fragen, und nicht wie in der Schule bei Fragen oder Erklärungen, obwohl nicht verstanden, einfach abnicken.

10) Zuhören und Wahrnehmen!
- Der Patient sollte dies auch so können

11) Auch mal aus der eigenen Perspektive reden, persönl. Erfahrungen mitteilen, die hilfreich sind.
- Der Patient sollte ehrlich von seiner Lebenssituation berichten und sich nicht von persönlichen Schwierigkeiten des Arztes verunsichern lassen.

12) Humor im Gespräch darf nicht fehlen, muss aber vorsichtig dosiert sein!
- Na klar, Humor gehört zur gesunden Seite des Patienten.

13) Sicheres Auftreten und sicheres Reden, zielführende Handlungen, der Patient ist schon genug verunsichert, eine "leitende Hand" ist wichtig!
- Der Patient sollte seine sonst gelebte gesellschaftliche Solidität mit zum Arzt nehmen und nicht erwarten sich dort verwahrt zu sehen.

14) Keine Killerphrasen ("das ist nur irretativ" als Antwort auf meine Aussage, dass mir der Hals zuschwillt, wenn ich bestimmte Duftstoffe einatme..).
- Der Patient muss anerkennen, dass es viele oft unbekannte Wechselwirkungen des Lebens, der Substanzen, der Seele, des Körpers gibt und nichts in der Natur exakt ist.

Ein Beitragszahler
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Alba
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Anmeldungsdatum: 23.02.2005
Beiträge: 84

BeitragVerfasst am: 15.06.07, 09:19    Titel: Antworten mit Zitat

sorry, war ein Doppelposting

Zuletzt bearbeitet von Alba am 15.06.07, 09:32, insgesamt 1-mal bearbeitet
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Alba
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Anmeldungsdatum: 23.02.2005
Beiträge: 84

BeitragVerfasst am: 15.06.07, 09:30    Titel: Antworten mit Zitat

29091969 hat folgendes geschrieben::
Doch, der Arzt ist authentisch, wenn er den Punkt "authentisch sein" berücksichtigt.
Kommunikationstraining ist eigentlich eines der As und Os für den Umgang mit Menschen, was Patienten ja sind. Die Training a la Verkaufstrainings sind nicht professionell genug, da gibt es andere.

Hallo 29091969,
es mag sein, daß es bessere, professionellere Formen von Kommunikationstraining gibt. Mir fallen nur immer Verkaufer und Politiker auf, denen man ihren einstudierten Schematismus nachrechnen kann. Noch befremdlicher sind mir aber echte Verkaufsprofis, die ihre kalkulierten Äußerungen/Reaktionen/Gegenreaktionen auch im privaten Bereich nicht ablegen können. Denen ist das sozusagen zur zweiten Natur geworden, insofern sind sie vielleicht als authentisch anzusprechen, aber unsympathisch.
29091969 hat folgendes geschrieben::
Ärzte, die Probleme haben ihren Patienten etwas zu vermitteln und an Patientenmangel leiden, könnten vielleicht durch einge Tricks, Techniken erlernen, die ganz individuell für sie einen Patientenansturm auslösen - ein sympathischer Arzt wird immer aufgesucht Winken

Jetzt möchte ich es mal eindeutig sagen: Ich persönlich will keinen Arzt, der sich Tricks und Techniken angeeignet hat, dazu seine Körpersprache bewußt trainiert, um letztlich mehr finanziellen Erfolg zu haben. Ich will keinen Kommunikationsexperten, sondern einen Arzt, der mich ernst nimmt und der über fundierte fachliche Kenntnisse verfügt.
Natürlich ist auch mir ein sympathischer Arzt lieber, aber erstes Kriterium ist immer die fachliche Kompetenz. Ich will ihn schließlich nicht heiraten, sondern Hilfe bekommen.
Sympathie ist im übrigen etwas ziemlich Individuelles und hängt eher weniger von der Beherrschung körpersprachlicher Tricks ab.

Hallo Beitragszahler,

diese ergänzende Sicht auf den Patienten halte ich für sehr nützlich, selbst da, wo ich nicht jedem Einzelpunkt zustimmen würde.

Freundliche Grüße von Alba
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29091969
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Anmeldungsdatum: 01.11.2006
Beiträge: 321

BeitragVerfasst am: 16.06.07, 19:45    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Alba,

es geht nicht darum etwas einzustudieren, sondern darum seine fachliche Kompetenz auch rüberzubringen und dabei Patienten nicht zu verunsichern. Für hilfreich halte ich eben ein Training um seine Wahrnehmung zu verbessern und die Kommunikationsmöglichkeiten auszuschöpfen. Niemals sollte man unecht sein, oder etwas einstudieren, das käme nicht an - Authentizität!

Außerdem glaube ich auch, dass Techniken einen Arzt Sicherheit für schwierige Gespräche bringen. Auch gehört dazu Patienten ernst zu nehmen und nicht nur den finanziellen Aspekt im Auge zu haben, trotzdem müssen auch Ärzte essen und trinken..

Deine Assoziation mit Verkaufstraining, bzw. Training für Politker ist daher Dein persönliches Ding, hat aber mit einem Kommunikationstraining in diesem Sinne nichts am Hut.

@Beitragszahler:
Natürlich hast Du vollkommen Recht, Kommunikation ist immer beidseitig. Hier ging es aber wohl primär um "Patientenverunsicherung" seitens des Arztes. Dass der Patient eine wesentliche Rolle spielt, hatte ich bereits erwähnt..
Grüße, 29091969
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@Rechtschreibfehler:
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Beitragszahler
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Anmeldungsdatum: 27.12.2006
Beiträge: 939

BeitragVerfasst am: 16.06.07, 21:04    Titel: Antworten mit Zitat

29091969 hat folgendes geschrieben::
...Hier ging es aber wohl primär um "Patientenverunsicherung" seitens des Arztes...

Na ja, und diese sogenannte Patientenverunsicherung beruht eben oft genug auf die fehlende Aufgabendefinition beim Patienten.
Darum die meiner Empfindung nach notwendige Ergänzung von mir, die hier im Verlauf nicht so konzentriert gegenübergestellt wurde.

29091969 hat folgendes geschrieben::
Dass der Patient eine wesentliche Rolle spielt, hatte ich bereits erwähnt

Ich empfinde diese Aussage in dem Zusammenhang geäussert überheblich.
Zudem habe ich mich schon selbst sehr früh zur aktiven Patientenrolle geäußert.

Ein Beitragszahler
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Asrahil
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Anmeldungsdatum: 14.03.2007
Beiträge: 30

BeitragVerfasst am: 12.07.07, 14:44    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

eigentlich denke ich, dass wenn dem Arzt sein Gegenüber als Mensch irgendwie wichtig ist, dann kommt die Kommunikation fast automatisch richtig rüber.

Aber wahrscheinlich schleift sich das im Alltag einfach mit der Zeit ab, und irgendwann ist der Patient nur noch eine Nummer. Zeitdruck und Stress kommen evtl. noch dazu. Und dann treten die Probleme auf.

Mir hat ein Arzt mal gesagt, nachdem er mir seinen Befund mitgeteilt hat und ich damit nicht so glücklich war: "Machen Sie damit, was Sie wollen." Hat mir die Unterlagen in die Hand gedrückt und mich zur Tür rausgeschoben. Und ich war meinerseits vorher überhaupt nicht unfreundlich gewesen (dazu bin ich viel zu schüchtern) und es war auch keine Zeit für ein ausführlicheres Gespräch. Es hat ihn schlichtweg nicht interessiert, wie ich mich fühle.
Ein anderer Arzt rechnet nach jedem Termin die Position "Erörterung lebensverändernder Erkrankung, mindestens 20 Minuten" ab, dabei war ich außer bei der Erstuntersuchung noch nie länger als 10 Minuten drin, und erörtert haben wir noch nie wirklich was.

Ich denke es würde nicht schaden, wenn der Umgang mit Patienten im Studium ein Thema wäre. Ein anderes Thema sollte lauten: "was ist meine Motivation für diese Berufswahl?"

lg
Asrahil
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Susanne.Reuter
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DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 21.05.2005
Beiträge: 3513

BeitragVerfasst am: 12.07.07, 18:27    Titel: Antworten mit Zitat

Ich lasse die Erklärung von Stress und beruflichen Druck nicht so gerne gelten. Sicherlich ist das Patient-Arzt-Verhältnis ein "besonderes". Aber eigentlich geht es doch auch darum, wie ich mich grundsätzlich meinen Mitmenschen gegenüber verhalte.

Manche Dinge gehören sich einfach nicht. Das macht man unter (erwachsenen) Leuten nicht. Und da sollte man sich öfter den alten Spruch Was ich nicht will das man mir tu ... vor Augen führen. Auf beiden Seiten.

Susanne
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Rainer Hartwich
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 369

BeitragVerfasst am: 13.07.07, 10:05    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Susanne,

so "gerne gelten lasse ich die Erklärung von Streß und beruflichem Druck" auch nicht.

Aber die Situation ist nun leider so und ändert sich ständig - (nicht zum Guten).

Reglementierung, Kontrolle, Bürokratie wachsen permanent, der Spielraum des Einzelen, sei es in der Rolle des Helfers oder des Betroffenen, nimmt gegensinning dazu ab.

Zeit, die ich mit der Bearbeitung (besser: Befriedigung!) der Bürokratie verbringe, steht natürlich dem Patienten nicht mehr zur Verfügung, denn auch der Arzt hat nur maximal 24 Lebens - Stunden pro Tag zur Verfügung.

Verändern kann der Einzelne an der Situation garnichts, einen Gegendruck aufzubauen ginge nur in einer konzertierten Aktion - gemeinsam von Betroffenen und Helfenden.

Aber wo ist eine solche Gemeinsamkeit wohl am Horizont sichtbar? So wird es wohl - hoffentlich - wenigstens bei kleinen Einzelaktionen bleiben....

Rainer Hartwich

.
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Catrin
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Anmeldungsdatum: 10.04.2006
Beiträge: 205
Wohnort: BaWü

BeitragVerfasst am: 13.07.07, 15:36    Titel: Antworten mit Zitat

Rainer Hartwich hat folgendes geschrieben::

Reglementierung, Kontrolle, Bürokratie wachsen permanent
.


Davon sind aber auch andere Berufsgruppen betroffen. Wer allerdings da einen Kunden/ Auftraggeber mit den Worten "Machen Sie doch was Sie wollen" zur Tür hinaus schiebt, hat bald mehr Freizeit als ihm lieb sein dürfte...

Es mag ja sein, dass für den einzelnen Patienten immer weniger Zeit übrig bleibt. Ich stimme Susanne Reuter aber völlig zu, dass das keine Entschuldigung dafür ist, einfach mal gängige Umgangsumformen über Bord zu werfen und dann dafür auch noch Verständnis zu erwarten.
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