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Hirnblutung; Mein Onkel liegt im Wachkoma

 
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Tuneless2004
Gast





BeitragVerfasst am: 11.10.04, 21:05    Titel: Hirnblutung; Mein Onkel liegt im Wachkoma Antworten mit Zitat

Mein Onkel liegt seit zwei Tagen im Wachkoma wegen einer Hirnblutung im Stammhirn. Die Ärzte sagen, sie könnten für ihn nichts mehr tun wegen der kritischen Stelle im Gehirn. Gibt es keine weiteren medizinischen Behandlungsmethoden, die helfen könnten.Ich haben etwas von einer Spirale gelesen. Ich bete, dass mein Onkel die nächsten Tage überlebt. Auf eine kurze Antwort würde ich michs sehr freuen.
Benjamin Takats
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bavmd
DMF-Mitglied
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 23.09.2004
Beiträge: 184

BeitragVerfasst am: 11.10.04, 21:29    Titel: Re: Hirnblutung; Mein Onkel liegt im Wachkoma Antworten mit Zitat

Hallo!

So schlimm das auch ist, aber da muß man den behandelnden Ärzten vertrauen, wenn Sie sagen, das man da nicht viel machen kann! Das Stammhirn umfaßt Mittelhirn, Brückenhirn und das verlängerte Mark. Letztes ist der entscheidende und lebenswichtige Bereich innerhalb des Gehirns. Dieser liegt am Schädel"ausgang" hinten, wo das Gehirn in das Rückenmark übergeht.
Bei einer stattgehabten Blutung kann man hier leider wirklich nicht viel unternehmen außer weiteren Schaden zufügen. Sogar eine Druckentlastung, wie es häufig noch bei Blutungen an anderer Stelle gemacht wird, durch Eröffnen der Schädeldecke, ist in diesem Bereich mehr ein Experiment und von sehr fraglichem Nutzen. Dennoch hängt der weitere Verlauf vom Ausmaß der Blutung sowie von der genauen Lokalisation ab.

Ich weiß nicht, was Sie mit der Spirale meinen? Bei Blutungen können diese sicher nicht helfen. Ich glaube, Sie meinen evtl. kleine "coils", die bei sog. Hirnaneurysmen (Gefäßwandausbuchtungen) eingesetzt werden, um diese thrombosieren zu lassen.

Es bleibt Ihnen und auch den Ärzten momentan leider nicht mehr übrig als der Dinge zu harren, die da kommen.

MfG
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AnnettLoewe
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 16.09.2004
Beiträge: 871

BeitragVerfasst am: 12.10.04, 10:34    Titel: Re: Hirnblutung; Mein Onkel liegt im Wachkoma Antworten mit Zitat

Hallo Benjamin,
wie immer bei diesem Thema muss ich ein bisschen widersprechen.
Weniger, was den medizinischen Teil der Antwort von bavmd betrifft. Ärzte können im Augenblick wirklich nur warten. Trotzdem sollten Sie ständig Kontakt zu ihnen halten, um rechtzeitig herauszufinden, wann die Ihren Onkel verlegen wollen und wohin. Hat Ihr Onkel eine Ehefrau oder sonstige Verwandte, die ihm näher stehen, als Sie? Die sollten darauf bestehen, in die Entscheidung einbezogen zu werden.
Ich muss eindringlich von zuviel Vertrauen gegenüber den behandelnden Ärzten abraten.
Informieren Sie sich selbst über das Krankheitsbild und beginnen Sie damit, sich um die weitere Versorgung des Patienten zu kümmern!
Hier ist schon mal die bundesweite Notrufnummer des Bundesverbandes der Schädel-und Hirnpatienten in Not e.V. Dort erhalten Sie Informationen zum Thema Wachkoma, zu Ansprechpartnern in Ihrer Wohngegend und zu Weiterbehandlungsmöglichkeiten.

bavmd hat recht: die beschriebene Schädigungsstelle ist besonders kritisch. Das Stammhirn reguliert die lebenswichtigen Grundaufgaben des Körpers wie Atmung, Kreislauf, Schlucken etc.
Das sog. Apallische Syndrom ("Wachkoma") ist dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindung zwischen Hirnstamm und Großhirn gestört ist. Niemand kann sagen (schon gar nicht nach zwei Tagen), ob und wann sich das Mittelhirn wieder in eine geordnete Verbindung zum Großhirn einkoppelt. DAs kann, Wochen, Monate oder Jahre dauern - vielleicht bleibt der Erfolg auch ganz aus.
Man kann diesen Prozess fördern und unterstützen !
Zunächst spricht man von einem "apallischen Durchgangssyndrom". Von apallischem Syndrom kann erst gesprochen werden, wenn sich n den nächsten Wochen an diesem Zustand überhaupt nichts ändern sollte.
Das wichtigste in allernächster Zeit ist das Überleben Ihres Onkels. Sobald er soweit stabil ist, MUSS nach Möglichkeit die intensive Frühförderung in der Frührehabilitation (Phase B) beginnen. Ob Ihr Onkel in eine Frühreha-Einrichtung gelangt oder nicht, hängt davon ab, wo er versichert ist (leider auch das) und ob es in Ihrer Nähe eine geeignete Einrichtung dafür gibt. Nicht selten kommt es auch darauf an, ob er regelmäßig von engagierten Angehörigen besucht wird, die entsprechend nachdrücklich auf die Ärzte einwirken bzw. gezielt nachfragen und dadurch Ihr Interesse an dem Menschen bekunden. Die Akutärzte kennen die Langzeitverläufe unserer Patienten nicht und neigen dazu, Anghörige vor einem langen kräftezehrenden Kampf schützen zu wollen. Nutzen Sie die Erfahrungen anderer Betroffener!
Also rufen Sie möglichst bald die o.g. Nummer an, um weitere Informationen zu erhalten! Sprechen Sie nach Möglichkiet mit betroffenen Angehörigen, die denselben Weg schon vor Ihnen gegangen sind. Die haben eine Menge Tipps auf Lager.
Sollte es keine Möglichkeit zur Frührehabilitation geben, achten Sie darauf, dass er in eine Einrichtung zur "aktivierenden Behandlunsgpflege" gelangt - weil nur dort halbwegs sichergestellt ist, dass weiter mit ihm gearbeitet wird, er die erforderlichen Therapien und ausreichend sonstige Förderung/ Anregung bekommt.

Bereits jetzt kann Ihre Familie neben Beten sehr viel mehr tun. Besuchen Sie ihn so oft es geht. Allerdings nicht mit mehr als zwei Leuten. Er darf keinesfalls überfordert werden und Sie sollten hier sehr sensibel für etwaige Reaktionen (Unruhe, vermehrtes Schwitzen ...) sein.
Aber: er braucht Ihre Nähe, Ansprache, Berührungen etc. Der Alltag von komatösen Patienten auf der ITS ist für diese sehr beunruhigend, belastend und stressig. Andauernd piept es irgendwo, irgendwer fummelt ständig zum Teil massiv an ihnen herum --ohne dass sie die Möglichkeit hätten, sich zu wehren oder sich die Situation auch nur zu erklären. Haben Sie dafür Verständnis und Geduld!
Erforschen Sie, wie er auf bestimmte Reize (bekannte Düfte, Musik, vertraute Gegenstände u.ä. reagiert) . Je mehr kleinste Veränderngen Sie bemerken, umso bessere Argumente können Sie den Ärzten dafür geben, dass sich eine Weiterbehandlung lohnt.
Nachdem Sie sich informiert haben, besprechen Sie die Situation in Ruhe in der Familie. Sie können sehr viel tun, müssen aber wissen, dass das alles sehr aufwändig und kraftraubend ist. Die langfristige Betreuung Ihres Onkels kann das Leben der ganzen Familie, insbesondere das der nächsten Verwandten) verändern.
Ich weiß auch, dass es im Augenblick ein bisschen viel verlangt ist, kühlen Kopf zu bewahren und die Power aufzubringen, womöglich mt Ärzten zu diskutieren, die Ihrem Onkel gerade das Leben gerettet haben. Aber Sie werden merken: je besser Sie informiert sind und je sachlicher und realistischer Sie über die anstehenden Dinge sprechen können, umso eher werden die Ärzte bereit sein, mit Ihnen zu kooperieren.
Fragen Sie ruhig auch wieder hier, sobald Sie Neuigkeiten haben oder nicht weiter wissen.
Viel Erfolg inzwischen!
Mit freundlichen Grüßen
Annett Löwe
(Mein Freund hatte auch eine Hirnblutung und ich arbeite in einer SH-Gruppe von Angehörigen in Berlin mit.)
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AnnettLoewe
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 16.09.2004
Beiträge: 871

BeitragVerfasst am: 12.10.04, 12:30    Titel: Re: Hirnblutung; Mein Onkel liegt im Wachkoma Antworten mit Zitat

Hab ich doch glatt das Wichtigste vergessen. Verlegen

Hier ist die Notrufnummer:
09621 64800

Entschuldigung. Annett
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Tuneless2004
Gast





BeitragVerfasst am: 12.10.04, 12:51    Titel: Re: Hirnblutung; Mein Onkel liegt im Wachkoma Antworten mit Zitat

Seit heute macht seine Lunge nicht mehr mit. Es werden Schläuche gelegt...Meine Oma muss jetzt tapfer sein. Ich denke, man kann nicht mehr viel für ihn tun. Der Blutdruck ist zwar stabil und hat sich wieder gesenkt...Die Ärzte machen uns jedoch keine großen Hoffnungen mehr.Ich danke für die netten und ausgibigen Antworten. Man sieht , dass der Mensch wirklich nur ein armes Geschöpf ist.
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