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Verfasst am: 31.05.05, 20:53 Titel: Was geschieht beim Ertrinken? Recherche
Liebes Forum,
in meinem Krimi lasse ich drei Frauen ertrinken. Sie werden in einer Badewanne ertränkt und an der See abgelegt. Für mich wäre es wichtig zu wissen, was genau abläuft, wenn man ertrinkt. Es gibt angeblich verschiedene Stufen, die man durchläuft. Wann tritt der Tod ein? Wie lange ist man noch bei Bewußtsein? Wie lange dauert die ganze Sache überhaupt? Ich weiß, ganz schön schlimme Fragen aber ich möchte keinen kompletten Unsinn schreiben. Das nervt mich selbst an schlechten Büchern am meisten.
Vielen Dank für eure Hilfe
Nachtrag:
Noch eine Frage zu meinem Krimi. Vor 25 Jahren starb die Schwester einer Hauptfigur in der Badewanne. Damals etwa 3 Jahre alt. Beim "um die Wette tauchen" mit dem Bruder, taucht sie nicht mehr lebend auf. Warum? Ist er möglich, dass ein trockenes Ertrinken bei einem Kind übersehen werden kann (hustet ein bisschen und berappelt sich wieder) und dass es nach nochmaligem tauchen kollabiert.
Ich bin für jede Info dankbar.
hört sich ja mal ganz interessant ein, dieser Krimi. Na wollen wir mal hoffen, dass der Täter überliefert wird. Hehe, aber komme ich mal zu den Fakten.
Erstmal im voraus, es gibt ein Beinnaheertrinken (Zeitweises Überleben nach Submersion in die Flüssigkeiten), ein Nasses Ertrinken (Einatmung von Flüssigkeit in die Lungen; 90% aller Fälle) und ein trockenes Ertrinken (der Kehlkopf verschließt die Luftröhre; 10% aller Fälle).
Der Ablauf des Beinaheertrinkens folgt einem gewissen Schema; typische zeichen sind Schaumpilz und trockenes Lungenemphysem (eine Lungenblähung). Zunächst kommt es zu einer willentlichen, maximalen Inspiration (Einatmung) infolge des Schocks bei plötzlicher Immersion oder im Kampf gegen das Untergehen. Nach dem Unterschneiden wird der Atem willentlich angehalten. Diese Phase dauert maximal 1min (außer Apnoetaucher lol). Danach treten dann zwanghafte Atembewegungen auf. Hierbei kann es dann zum Eintritt von Flüssigkeiten in die Atemwege kommen. nach ungefähr 2 min tritt ein Krampfstadium mit Laryngospasmus (Kehlkopfspasmus : Kehlkopf verschließt die Luftröhre) ein, das durch heftige Zwerchfellfaszikulationen (unwillkürliche Kontraktion des Zwerchfells -> Zwerchfell = Atemmuskulatur) gekennzeichnet ist. Atemluft, bronchialsekret und eingedrungene Flüssigkeiten mischen sich und bilden einen weißen Schaum. Danach kommt es zu letztem Atemaktionen, bei denen weitere Flüssigkeit in die Atemwege eindringen kann. In manchen Fällen tritt ein anhaltender Laryngospasmus auf, der das Eindringen von Flüssigkeit in die Atemwege vollkommen verhindert.
Tatsächlich wird beim Beinaheertrinken nur relativ wenig wenig Flüssigkeit aspiriert. Erheblich mehr wird über den Magen - Darm Trakt aufgenommen, so dass es zu Erbrechen kommen kann. Die Lungen könmnen im wesentlichen daher initial trocken sein. Sie sind aufgrund der Zwerchfellfaszikulationen gegen die geschlossene Stimmritze peripher überbläht.
Das trockene und nasse Ertrinken ist damit auch erklärt. Wann genau der Tod einsetzt, kann ich so direkt nicht sagen. Weil vorher es mit einer Bewusstlosigkeit einher geht. wann diese einsetzt, kann ich nicht so dirket beurteilen. Ich würde sagen unweigerlich nach dem Atemstillstand bzw. kurz danach. Entweder aus körpereigenen Schutzmaßnahmen oder durch Sauerstoffmangel. Das gehirn hat einen hohen Sauerstoffbedarf. Wird dieser nicht gedeckt tritt erst die Bewusstlosigkeit ein und danach das irreparable Absterben der Nervenzellen. Das dürfte so zwischen 3 bis 5 min sein. Jedoch muss man Atmung, Herz - Kreislauf und Gehirn immer als gemeinsam betrachten. Fällt eines der drei aus, so fallen unweigerlich die anderen drei aus (bitte korrigiert mich, wenn ich zu ungenau werde, ich will es bloß allgemein verständlich beschreiben). Setzt also die Atmung aus, kommt es Herz - Kreislaufstillstand und somit auch zur Bewusstlosgkeit. Wenn das Herz nicht mehr schlägt, kann man so ungefähr max. 10 sek. bei Beweusstsein sein, danach ist Schluss....
Ich hoffe, die Informationen reichen so in etwa aus...
Sehr praktisch. Es geht um Literatur und ertrinken. Genau deshalb habe ich mich angemeldet. Ich hätte noch eine Zusatzfrage zu dieser Thematik.
In der Erzählung "Der kleine Herr Friedemann" von Thomas Mann tötet sich die Hauptfigut zum Schluss selbst. Ich zitiere mal die letzten Zeilen:
Zitat:
Auf dem Bauch schob er sich noch weiter vorwärts, er hob den Oberkörper und ließ ihn ins Wasser [in einen See] fallen. Er hob den Kopf nicht wieder; nicht einmal die Beine, die am Ufer lagen, bewegte er mehr.
Die Person ist in keiner Weise beinträchtigt (körperlich), ist also zuvor nicht vergiftet worden, hat keinen Schlag bekommen und ist auch nicht angeschossen (wir sind ja nicht im wilden Westen lol).
Ist ein solcher Selbstmord realistisch (ich denke nicht)? D.h. kann sich jemand ganz ruhig ins Wasser legen und einfach ruhig ertrinken, oder wehrt sich der Körper automatisch. Danke nochmal auch für diese eher ungewöhnliche Frage.
Hallo Benny,
ich bin natürlich keine Ärztin, habe aber für meinen Krimi ziemlich ausführlich recherchiert. Ich halte es für vollkommen ausgeschlossen, dass jemand sich unter Wasser legt und ertrinkt. Soweit ich weiß, dauert typisches Ertrinken etwa 5 Minuten. Der Körper wehrt sich automatisch bis zur Bewußtlosigkeit. Die Figur aus dem Buch (Kenne ich leider nicht) müsste schon "Betonschuhe" angehabt haben. Vielleicht beantwortet Dir ein Arzt die Frage ja genauer und korrekt.
Gruß Anke Clausen
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