Foren-Archiv von www.medizin-forum.de

[Gast]

Was bedeutet wenn bei einer Blutuntersuchung Erythrozyten,Hämoglobin und Hämatokrit erniedrigt sind,aber der Eisenwert in Ordnung ist?
mfg Katrin

[Martin Stadler]

Hallo Katrin!

Das wird als Blutarmut oder Anämie bezeichnet! Es gibt neben Eisenmangel auch andere Anämie-Ursachen:
- Vitamin-B12-Mangel
- Folsäure-Mangel
- chronischer Blutverlust (v. a. menstruierende Frauen, chronische Blutverluste im Magen-Darm-Trakt!)
- sog. hämolytische Anämien mit vielen verschiedenen Ursachen
- hyporegeneratorische Anämien (Störung der Blutzellbildung im Knochenmark bei primärer, z. B. Nierenerkrankung mit reduzierter Erythopoetinbildung, oder sekundärer Knochenmarkinsuffizienz, z. B. Leukämien)
- aplastische Anämie

Zunächst sind, basierend auf diesen 3 Werten und neben dem Eisen (wichtiger aber ist das Serum-Ferritin = Speichereisen!), weitere Parameter wichtig, um die Anämie zu klassifizieren:
- MCV
- MCH
- MCHC
Durch ein Differentialblutbild und ggf. peripheren Blutausstrich bzw. Knochenmarkpunktion läßt sich meist die Art der Anämie bzw. die Ursache finden.

[Gast]

Danke für die schnelle Antwort.Ich habe kein B12,Eisen oder Foläuremangel.
Hier meine Blutwerte:
Hämoglobin 10,3 (>12)
Erythrozyten 2,22 (>4) Hämatokrit 34 (37-52)
FE Eisen 127
B12 162
Folsäure 2,1
MCH 29,5
MCV 81,1
MCHC 31 (33-36)
Leukozyten 3,22 (4-10).
mfg Katrin

[Martin Stadler]

Hallo Katrin!

Ich habe mal die fehlenden Normwerte hinter den Ergebnissen ergänzt. Die Referenzbereiche schwanken natürlich ein wenig in Abhängigkeit der Eichung der Laborgeräte, aber bei der Folsäure scheint mir doch eher ein Mangel vorzuliegen, wenn meine Normwerte nicht zu stark von denen des Labors abweichen.
Allerdings paßt dazu der MCV-Wert nicht dazu, zumindest nicht im typischen Fall, denn der müßte bei Folsäure-Mangel zu hoch sein, Ihrer lag jedoch eher an der unteren Normgrenze!

Hämoglobin 10,3 (>12)
Hämatokrit 34 (37-52)
Erythrozyten 2,22 (>4)
FE Eisen 127 (13-650 µg/l)
B12 162 (200-600 pg/ml oder 145-440 pmol/l)
Folsäure 2,1 (3,6-16,9 ng/ml oder 8,2-38 nmol/l)
MCH 29,5 (27-34 pg)
MCV 81,1 (83-95 fl)
MCHC 31 (33-36 g/dl)
Leukozyten 3,22 (4-10)

Aus den Werten läßt sich nicht sicher eine Ursache herleiten! Die Bestimmungen sollten wiederholt werden und zusätzlich ein Differential-BB angeordnet werden (getrennte Bestimmung der Leukozyten: stabkernige/segmentkernige Neutrophile, Basophile, Eosinophile, Lymphozyten).
Außerdem sollten die Retikulozyten (junge rote Blutzellen, Erythrozyten) bestimmt werden, um zu sehen, ob die Bildung roter Blutzellen selbst vermindert ist oder ob diese sogar erhöht sind und ein peripherer verstärkter Zerfall/Verbrauch roter reifer Blutzellen zu vermuten ist.
Auch ist an einer sog. Infekt- oder Tumoranämie zu denken! Auch diese wäre mit den bisherigen Blutwerten vereinbar! Eine Verminderung der Leukozyten (Leukopenie) tritt v. a. bei manchen Virusinfektionen auf, im Gegensatz zur Erhöhung (Leukozytose) im Rahmen bakterieller Infekte.
Auch ein chronischer Blutverlust (siehe Beitrag oben!) wäre anhand der bisherigen Werte denkbar!

Besprechen Sie das mit Ihrem Hausarzt und kümmern Sie sich um eine Abklärung der genannten Ursachen.