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[Gast]

Hallo!

Ich habe ein extrem geringes Selbstbewusstsein.
Jetzt habe ich mich im Internet schlau gemacht und rausgefunden, dass es sich wohl um soziale Angst handelt.

Ich möchte jetzt unbedingt eine Therapie machen, da ich jetzt angefangen habe zu studieren und dort ständig Vorträge halten muss usw.

Das ist ein absoluter Horror für mich. Aber nicht nur bei Vorträgen kriege ich so eine Panik (das geht ja vielen Leuten so).
Ich habe allgemein Angst vor Situationen, in denen ich im Mittelpunkt stehe.
In der Schule habe ich mir ein Zeugnis nach dem anderen versaut, weil ich nie was gesagt habe, und daher im Mündlichen immer eine 6 gekriegt habe.
Wenn ich im Mittelpunkt stehe, kriege ich oft einen roten Kopf oder fange an zu schwitzen etc.
Ich kann auch schlecht vor anderen Leute essen usw.
Ich könnte hier einen Hundert-Seiten-Bericht schreiben, aber ich denke mal das genügt hier.

Meine Frage ist nun, an wen ich mich wenden muss und wie ich anfangen soll.
Wie finde ich den richtigen Therapeuten, was bezahlt die Krankenkasse, welche Therapie ist angebracht, was gibt es sonst noch wichtiges zu sagen.

Wär nett, wenn Sie mir weiterhelfen können.

Vielen, vielen Dank.

[Charlie]

Warum machst du keinen Rhetorik-Kurs ?

[julia]

hallo,

ich weiß, wovon du schreibst. als ich mit dem studium begonnen habe, war es für mich auch höchst unangenehm, wenn ich ein referat halten mußte oder in seminaren einen mündlichen beitrag liefern mußte. oft habe ich mich dann nur auf die situation als solche fixiert. ich wurde rot, mein puls beschleunigte, meine stimme wurde zittrig und unsicher und ich habe mich nur darauf konzentriert, auch ja nichts falsch zu machen. das führte natürlich immer wieder zu blockaden, so dass ich im gespräch den roten faden verlor oder besser gar nichts mehr äußerte. im laufe des studiums habe ich dann ein zusätzliches fach studiert, sprechwissenschaften. dabei handelt es sich um die ausbildung zum professionellen sprecher. man muß unter anderem rhetorik-kurse besuchen - die ich trotz aller anfänglichen berührungsängste für äußert sinnvoll halte - man wird auf video aufgezeichnet, gibt sich gegenseitig feedback und es werden klare regeln im umgang miteinander aufgestellt. bald wirst du dabei feststellen, dass alle im gleichen boot sitzen und du nicht allein bist mit deiner unsicherheit. mittlerweile bin ich bei meiner abschlussarbeit angelangt und in ein paar monaten fertig mit dem studium. schon allein diese tatsache bringt mir ein enormes maß an selbstvertrauen, weil ich es geschafft habe, gegen meine anfänglichen ängste und sozialen phobien anzugehen. mit der zeit und mit dem 25. referat wird man so routiniert, dass einem die situation nicht mehr viel ausmacht und ich sogar mit worten wie "professionell, erfahren, souverän" beim feedback beschrieben werde. schon allein das wissen, wie du auf andere menschen wirkst, kann dir helfen, mehr selbstvertrauen in deine beiträge zu bringen. ich denke bei einer therapie wirst du dein problem genauso in angriff nehmen müssen und dich mit derartigen situationen direkt konfrontieren müssen. die meisten universitäten bieten rhetorik-kurse oder ähnliches für hörer aller fakultäten an. nur mut!

alles gute!

[Gast]

Vielen, vielen Dank für die Antworten.

Werde das auf jeden Fall in Angriff nehmen.

Danke sehr.