Navigationspfad: Home
medizin-forum.de :: Thema anzeigen - 1: Zusammenhang Hirntod u. Transplantationsmedizin?
Deutsches Medizin Forum
Foren-Archiv von www.medizin-forum.de
Achtung: Keine Schreibmöglichkeiten! Zu den aktiven Foren wählen Sie oben im Menü "Foren aus!
 
 SuchenSuchen 

1: Zusammenhang Hirntod u. Transplantationsmedizin?
Gehen Sie zu Seite 1, 2  Weiter
 
Neuen Beitrag schreiben   Auf Beitrag antworten    medizin-forum.de Foren-Übersicht -> Medizinische Ethik
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
jaeckel
Administrator


Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 4711
Wohnort: Bad Nauheim

BeitragVerfasst am: 07.11.04, 14:31    Titel: 1: Zusammenhang Hirntod u. Transplantationsmedizin? Antworten mit Zitat

Aufgabe 1: Aufgabenstellung:

Bitte verschaffen Sie sich zunächst einen groben Überblick über die Grundbegriffe der Hirntoddiskussion auf der folgenden Quelle von Herrn Rolf Dober.
http://members.aol.com/ehsdober/organ/hirntod.html

Bitte beantworten und diskutieren Sie aus Ihrer Sicht die Fragestellung:

Welche Auswirkung hat die Akzeptanz der Hirntodkonzeption auf die Transplantationsmedizin?

Bitte posten Sie Ihre Antwort auf diese Frage hier!
(mit "Antwort erstellen"; die Funktion "Neues Thema" ist absichtlich deaktiviert)

(Wir suchen also z.B. medizinische, gesellschaftspolitische, individuelle, rechtliche, ethische [usw.] Zusammenhänge. Was hat eine Ablehnung oder Befürwortung der Hirntodkonzeption für konkrete Folgen auf die Medizin?
Bitte zu diesem Zeitpunkt keine allgemeinen Rundumschläge in Bezug auf Befürwortung oder Ablehnung oder Grundsatzdiskussion!)
_________________
Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
www.medizin-forum.de


Zuletzt bearbeitet von jaeckel am 21.11.04, 12:24, insgesamt 1-mal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Sabine
Interessierter


Anmeldungsdatum: 09.11.2004
Beiträge: 7

BeitragVerfasst am: 18.11.04, 23:56    Titel: Antworten mit Zitat

Hi!

Dann mach ich mal den Anfang und sehe nur diese Frage:

Zitat:

Welche Auswirkung hat die Akzeptanz der Hirntodkonzeption auf die Transplantationsmedizin?


Ich nehme mal an Du meinst mit Akzeptanz, die Akzeptanz der Bevölkerung, oder?

Es würde mehr transplantiert werden können. Es würde mehr Menschen ein Stück Lebensqualität geschenkt werden können. Die Transplantationsmedizin wäre keine "Nischen-Medizin" mehr, sondern würde weiter verbreitet werden und damit durch Erfahrungen sicherer, die Spender passender etc....

Grüße

Sabine
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
jaeckel
Administrator


Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 4711
Wohnort: Bad Nauheim

BeitragVerfasst am: 19.11.04, 09:53    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Sabine,

freue mich sehr über Ihren Anfang. Danke!

Ja, ich meine mit
Zitat:
Welche Auswirkung hat die Akzeptanz der Hirntodkonzeption auf die Transplantationsmedizin?

die Fallunterscheidung
  1. wenn ich/die Bevölkerung die Hirntodkonzeption akzeptiere/akzeptiert, was hat das für Konsequenzen auf die Transplantationsmedizin und für die/meine Entscheidung, einen Spenderausweis zu beantragen, oder
  2. wenn ich/die Bevölkerung die Hirntodkonzeption nicht akzeptiere/akzeptiert, was hat das für Konsequenzen auf die Transplantationsmedizin und für die/meine Entscheidung, einen Spenderausweis zu beantragen.

Gibt es Möglichkeiten der Transplantation, und ggf. welche könnten das sein, auch ohne die Hirntodkonzeption akzeptieren zu müssen?
Oder hängt das eine mit dem anderen ultimativ zusammen?
Muss oder sollte man sich mit der Hirntodkonzeption überhaupt beschäftigen?
Gibt es etwa am Ende ein moralisches/ethisches/sittliches Gebot zur Organspende, egal wie man sich zur Hirntodkonzeption stellt?
_________________
Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
www.medizin-forum.de
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Annette Koch
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 29.09.2004
Beiträge: 994
Wohnort: Hannover

BeitragVerfasst am: 20.11.04, 12:32    Titel: Akzeptanz Hirntodkonzeption/Transplantation Antworten mit Zitat

Unzählige Menschen stehen auf der Warteliste zur Transplantation, viele Hoffnungen entstehen dadurch, ein Segen für die Menschheit??? Würde nun der Hirntod ohne jegliche Gewissensbisse akzeptiert ohne darüber nachzudenken "ist der Mensch nun wirklich tot", würde das wohl bedeuten dass die Anzahl der Transplantationen steigt und der Mensch würde wohl übertrieben gesagt "zum Ersatzteillager", vergleichbar mit der Opposition die immer noch eine Bremse für die Regierung darstellt wichtige Dinge zu entscheiden???

Grüße

Corectly
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
jaeckel
Administrator


Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 4711
Wohnort: Bad Nauheim

BeitragVerfasst am: 20.11.04, 14:09    Titel: Antworten mit Zitat

Herzlich willkommen "corectly"!
ich fasse kurz zusammen:

Welche Auswirkung hat die Akzeptanz der Hirntodkonzeption auf die Transplantationsmedizin?

Bei positiver Akzeptanz der Hirntodkonzeption

  • würde mehr transplantiert werden können (Sabine)
  • würde mehr Menschen ein Stück Lebensqualität geschenkt werden können (Sabine)
  • wäre Transplantationsmedizin keine "Nischen-Medizin" mehr, sondern würde weiter verbreitet werden und damit durch Erfahrungen sicherer, die Spender passender (Sabine)
  • die Anzahl der Transplantationen würde steigen (corectly)
  • der Mensch würde wohl übertrieben gesagt "zum Ersatzteillager" (corectly)


Würde wirklich, wie Sie beide meinen, die Anzahl der Transplantationen steigen? Liegt die derzeit niedrigere Zahl wirklich an der Ablehnung der Hirntodkonzeption oder nicht eher an einer allgemeinen Trägheit in dem Sinne "Was geht mich das eigentlich an? Ich bin doch gesund."?
_________________
Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
www.medizin-forum.de
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AnnettLoewe
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 16.09.2004
Beiträge: 871

BeitragVerfasst am: 20.11.04, 18:28    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
ich finde das Thema relativ komplex, trotzdem will ich versuchen, meine Meinung dazu zu formulieren.
Sicherlich hätte die Akzeptanz der Hirntodkonzeption positive Auswirkungen auf die Transplantationsmedizin. Wahrscheinlich würde damit leidenden Menschen durch den Ersatz eines Organs geholfen werden können.
Ich weiß nicht, ob man so allgemein von einer geringen Spender-Bereitschaft sprechen kann. Ich denke vielmehr, dass die zu einer Entscheidung dafür oder dagegen nötigen Kenntnisse den meisten Menschen fehlen.

Ich kann das Konzept "Hirntod" nicht akzeptieren. Dies nicht aus religiösen Gründen, ich glaube nicht an irgndeine Art nachtodlicher Existenz. Sondern es bietet mir zuwenig Sicherheit im Hinblick auf das doch noch verbleibende Leben des potenziellen "Explantations-Kandidaten". Man kann nun damit beginnen, diese Möglichkeit gegen diejenige zu stellen, die man Organ-Empfänger mit einer Transplantation eröffnen würde. Das finde ich ethisch inakzeptabel. Mir gerät da zu leicht Fragen hinein, die sich etwa so anhören "Wie lange soll man denn die Apparate anlassen?" , "Wie lange soll die Gesellschaft dafür aufkommen?" oder "Wenn sich an diesem Zustand je wieder etwas ändert, wird der Betroffene mit Sicherheit ein Schwerst-Pflegefall bleiben - wer soll den versorgen?" Hier kommt ein wirtschaftlicher Aspekt in die Debatte, der da nach meiner Meinung nichts verloren hat. Über die direkten wirtschaftlichen Interessen einer Klinik an einer Transplantation kann ich nichts sagen, weil ich nichts darüber weiß - wenn es welche gibt, finde ich es wichtig, die zu kennen und würde es begrüßen, wenn uns hier ein Anonymous aufklärung darüber gäbe.
Meine Befürchtung ist, dass man mit dieser Definition des Todes - und mit dem beschriebenen Rechtfertigungs-Mechanismus ein Tor aufgestoßen hat, dass besser geschlossen bliebe. Wir müssen nicht alles tun, was wir technisch können. Wenn man damit beginnt, einen wenn auch kleinen Teil verbliebenen Lebens gering zu achten, um ein anderes Leben (das auch nicht mit Sicherheit durch die Transplantation gerettet werden kann) zu stellen, dann sind wir in der Hand des Arztes nicht mehr sicher. Dass seine Entscheidung möglicherweise durch die leicht manipulierbare öffentliche Meinung gedeckt würde, oder durch Gesetze ist in dem Zusammenhang für mich irrelevant - diese Dinge sind Zeiterscheinungen. Es geht mir um die absolute Achtung vor dem Leben. Es ist nicht gegen das eines anderen und schon gar nicht gegen ein wirtschaftliches Interesse aufzuwiegen.
Weiteres nicht an dieser Stelle.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Website dieses Benutzers besuchen
jaeckel
Administrator


Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 4711
Wohnort: Bad Nauheim

BeitragVerfasst am: 20.11.04, 20:17    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Frau Loewe,

danke für Ihre Argumente.

Den 2. Teil habe ich im Thread "Kernaussagen der Gegener" aufgegriffen.

Zu Ihrem ersten Teil: Ist es nur Unkenntnis oder auch Desinteresse? Man könnte sich doch schlau machen!?
_________________
Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
www.medizin-forum.de


Zuletzt bearbeitet von jaeckel am 21.11.04, 12:21, insgesamt 1-mal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Annette Koch
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 29.09.2004
Beiträge: 994
Wohnort: Hannover

BeitragVerfasst am: 21.11.04, 11:54    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
"Was geht mich das eigentlich an? Ich bin doch gesund."?

Hallo Hr. Jaeckel, liebe Diskussionsteilnehmer!

In meinem Falle komme ich über die 1. Fragestellung nicht hinaus, ich bin weder Gegner noch befürworter, ich kann mir nur Fragen über die Allgemeinheit stellen u. zwar:

Warum befürwortet jemand nicht die Hirntodkonzeption??Vielleicht liegt es daran dass man sich vielleicht die Frage stellt, es könnte sich ja mal herausstellen das trotz des Hirntodes der festgestellt wurde lt. EEG u. die ganzen weiteren Kriterien die aussagen "der Mensch ist tot" noch es durchaus möglich ist dass der "Mensch noch am Leben ist", ich weiß das klingt paradox, aber denken wir doch damals als es hieß, die Erde wäre eine Scheibe, jeder glaubte daran und irgendwann kam dann eine weitere Erkenntnis.......ich glaube weniger dass es darum geht"was geht mich das eigentlich an"......ist es nicht die Angst man könnte mal in so eine Lage kommen und die Geräte werden abgeschaltet; bestünde die absolute Sicherheit, aber wer kann sich schon sicher sein???? so könnten Transplantationen nach Schema X ausgeführt werden und keiner bräuchte mehr einen Gedanken daran verschwenden , wurde alles menschenmögliche für diesen bereits "toten"??? Menschen getan ihn am Leben zu erhalten???um dann zu sagen grünes Licht Organentnahme u. Transplantation!!! Hätte ich einen nahestehenden Menschen wäre ich natürlich froh um dieses bestimmte Organ das "Leben rettet"? Doch trotzdem würde man sich die Frage stellen die ich eben oben genannt hatte, gibt es nicht doch.........??Das eine hängt dann wohl mit dem anderen zusammen oder???
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
jaeckel
Administrator


Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 4711
Wohnort: Bad Nauheim

BeitragVerfasst am: 21.11.04, 12:16    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe corectly,

Sie sind ja schon mitten in der zweiten Fragestellung!

mögliche Gegenargumente:
  • Todesfeststellung möglichweise unsicher
  • unsere Erkenntnisse (Todesfestellung) könnten sich mit wissenschaftlichem Fortschritt als trügerisch erweisen
  • absolute Sicherheit gibt es nicht
  • es könnte einen Automatismus zur Transplantation geben
  • Es bleibt eine Rest-Unsicherheit: Wurde alles Menschenmögliche für den Explantationskandidaten getan?

Gebe ich Ihre Liste der möglichen Gegenargumente richtig wieder?
Ich werde dann die Argumente mit in die zweite Runde nehmen.
_________________
Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
www.medizin-forum.de
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Annette Koch
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 29.09.2004
Beiträge: 994
Wohnort: Hannover

BeitragVerfasst am: 21.11.04, 12:27    Titel: Antworten mit Zitat

Gebe ich Ihre Liste der möglichen Gegenargumente richtig wieder?

Vorzüglich zusammengefaßt Hr. Jaeckel!

Schönen Dank

Grüße

Corectly
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
Gunnar Piltz
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 17.09.2004
Beiträge: 1766
Wohnort: Schleswig-Holstein

BeitragVerfasst am: 22.11.04, 14:20    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Miteinander !

Zitat:
Welche Auswirkung hat die Akzeptanz der Hirntodkonzeption auf die Transplantationsmedizin?


Ich würde für mich die Frage anders stellen wollen: Welche Auswirkungen hat die Transplantationsmedizin auf die Akzeptanz der Hirntodkonzeption?
Die Begrifflichkeit "Tod" steht hier ja im Vordergrund der Argumentation und hier ist die Transplantationsmedizin gefragt und gefordert, dies der Bevölkerung näher zu bringen. Also glaubhaft vermitteln zu können, was Hirntod denn wirklich bedeutet, wie dieser ohne jeden Zweifel festgestellt werden kann und welche Auswirkungen der Hirntod auf den Organismus hat. Auch natürlich die Frage, in wie weit sich menschliches Leben auf die Hirnfunktion reduzieren lassen kann. Wie kann man es Menschen begreiflich machen, das Herz und Organe leben und anderen zu einem gesunden Leben verhelfen können und gleichzeitig vom Tod des Patienten zu sprechen?
Zum anderen stehen hier die Urängste der Menschen zur Diskussion! Schon Tod erklärt noch künstlich am "Leben" gehalten zu werden, um als biologischer Kühlschrank seine eigenen Organe für ein Leben nach dem Leben zu konservieren! Auch natürlich die Frage nach den Hinterbliebenen - wo und wann fängt Trauer an und wann kann ich wirklich Abschied nehmen! Wieso sind die Organe noch gut genug für andere und verhelfen aber meinem Angehörigen nicht zu einem weiteren Leben?
Ich glaube, die Transplantationsmedizin (zumindest in Deutschland) ist noch meilenweit von einer transparenten Aufklärung entfernt und stellt sich eben auch nicht öffentlich genug den Ängsten der Menschen. Natürlich ist es für jeden ein heroischer Akt der Menschlichkeit und Nächstenliebe, sich auch nach dem Tod noch für andere aufzuopfern und würde bei einer entsprechenden Akzeptanz, Transparenz und einem Verständnis für die Unwiederbringbarkeit der menschlichen Seele im Falle eines Hirntodes zu einer höheren Bereitschaft zur Organspende führen!
Doch bevor man von den Menschen verlangen kann, sich im Vorfeld für diesen letzten Akt der Menschlichkeit zu entscheiden, muß wieder eine Vertrauensbasis zur modernen Medizin geschaffen werden. Und das auf einer gesellschaftspolitischen Ebene!

Herzliche Grüße
_________________
Gunnar Piltz
DMF-Moderator
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Website dieses Benutzers besuchen
Annette Koch
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 29.09.2004
Beiträge: 994
Wohnort: Hannover

BeitragVerfasst am: 23.11.04, 07:56    Titel: Antworten mit Zitat

Natürlich ist es für jeden ein heroischer Akt der Menschlichkeit und Nächstenliebe, sich auch nach dem Tod noch für andere aufzuopfern [/quote]

Könnte man dies nicht auch so sehen, dass ein kleiner Teil nach dem Tode weiterleben darf/kann.........wäre dies eine Motivation für die Menschheit????ein kleiner positiver Aspekt???

liebe Grüße

corectly
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
jaeckel
Administrator


Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 4711
Wohnort: Bad Nauheim

BeitragVerfasst am: 28.11.04, 22:02    Titel: Antworten mit Zitat

Lieber Herr Piltz,

durch die MEDICA vehindert, komme ich erst jetzt dazu, Sie in diesem Thread/Forum willkommen zu heissen.
Gunnar Piltz hat folgendes geschrieben::
...hier ist die Transplantationsmedizin gefragt und gefordert, dies der Bevölkerung näher zu bringen...

Gunnar Piltz hat folgendes geschrieben::
Wie kann man es Menschen begreiflich machen, ....

Gunnar Piltz hat folgendes geschrieben::
...die Transplantationsmedizin... ist noch meilenweit von einer transparenten Aufklärung entfernt und stellt sich eben auch nicht öffentlich genug...

Das Umkehren der Fragestellung hat aus meiner Sicht die Auswirkung, dass das, was hier erst ethisch hinterfragt werden soll, schon vorweggenommen/vorausgesetzt wird. Den in dem Fall, dass wir aus ethischen Erwägungen zu einem Ergebnis kämen "die Hirntodkonzeption ist abzulehnen" könnte die Transplantationsmedizin ja prinzipiell nicht "aufklären" sondern würde ggf. die Menschen "hinters Licht führen/verführen". Sie wäre dann nämlich aus verschiedensten Gründen abzulehnen. Sie wäre nicht "gefragt und gefordert", irgendetwas "der Bevölkerung näher zu bringen".

Die ethische Betrachtung will ganz bewusst hinter vordergründige Argumente und Begründungen schauen.
Zitat:

Doch bevor man von den Menschen verlangen kann, sich im Vorfeld für diesen letzten Akt der Menschlichkeit zu entscheiden, muß wieder eine Vertrauensbasis zur modernen Medizin geschaffen werden. Und das auf einer gesellschaftspolitischen Ebene!


Ob eine Explantation/Transplantation ein Akt der "Menschlichkeit" oder "Unmenschlichkeit (?)" ist, wollen wir hier erst gemeinsam hinterfragen. Ich rate aus prizipiellen Erwägungen davon ab, eine Einstellung pro/contra zur Transplantationsmedizin und die "Vertrauensbasis zur modernen Medizin" zu vermengen. Moderne Medizin ist nicht gleichzusetzen mit Transplantationsmedizin!! Es könnte sich ja ergeben, dass man auch "schulmedizinisch" gegen die ethischen Fundamente der Transplantationsmedizin argumentieren kann. Und eventuell schafft ja gerade eine transparente öffentliche Grundlagen-Diskussion hier im DMF bei den TeilnehmerInnen eine neue Vertrauensbasis zur modernen Medizin. Alle sind eingeladen mitzumachen!
_________________
Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
www.medizin-forum.de
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Theresa
noch neu hier


Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 02.12.04, 09:07    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Liegt die derzeit niedrigere Zahl wirklich an der Ablehnung der Hirntodkonzeption oder nicht eher an einer allgemeinen Trägheit in dem Sinne "Was geht mich das eigentlich an? Ich bin doch gesund."?


Ich möchte gerne einen ganz "praktischen" Aspekt einbringen, eine Frage, die ich im Zusammenhang mit der Entscheidung "Möchte ich Organspender sein oder nicht?" wiederholt gehört habe und die möglicherweise eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen könnte: "Hundertprozentige Sicherheiten gibt es nicht. Wer gibt mir die Garantie, dass ich wirklich tot bin, dass ich keine SCHMERZEN habe, wenn meine Organe entnommen werden? Werden "Hirntote" eigentlich narkotisiert, bevor ihre Organe entnommen werden, oder bekommen sie nur Relaxanzien?"

Einen Hirntoten zu narkotisieren würde bedeuten anzuerkennen, dass möglicherweise eine - wenn auch nur äußerst geringe - Restwahrscheinlichkeit für eine gewisse Empfindungsfähigkeit besteht. Aber wie viel wissen wir wirklich über den Zustand "zwischen Leben und Tod"? Können wir wirklich ganz sicher sein?

Was ist Ihre Meinung dazu?

Herzliche Grüße
Theresa (cand.med.)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Dirk
noch neu hier


Anmeldungsdatum: 02.12.2004
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 02.12.04, 15:13    Titel: Antworten mit Zitat

Die Frage

Welche Auswirkung hat die Akzeptanz der Hirntodkonzeption auf die Transplantationsmedizin?

könnte man jetzt natürlich ganz pragmatisch beantworten. Wenn es keine Akzeptanz der Hirntodkonzeption gibt, hat sich die Transplantationsmedizin erledigt, da es eben keine Spender mehr gibt.... Mit den Augen rollen

Meiner Meinung nach ist und bleibt es einfach eine ganz persönliche Entscheidung des Einzelnen, ob er für sich ganz persönlich die Hirntoddefinition akzeptieren kann oder nicht.

Das größte Problem im ganzen Fragenkomplex ist m.E. eher, dass sich die Leute, wenn sie sich mit diesen Fragen beschäftigen, sich mit ihrer eigenen, ganz persönlichen Sterblichkeit auseinandersetzen müssen und davor schrecken sie dann eher zurück.

Vielleicht sollte man die Frage auch einmal umkehren. Wie würden denn die Antworten ausfallen, wenn man die Frage stellt:

Wenn nach einem Unfall mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma bei dir der Hirntod festgestellt wird, wie lange soll dein Körper noch am Leben erhalten werden (Aufrechterhalten von Atmung, Herz und Kreislauf durch Maschinen, künstliche Ernährung etc, etc. - das volle intensivmedizinische Programm) - 1 Woche? 2 Wochen? 2 Monate? 2 Jahre? ...

Wie würden die Antworten wohl ausfallen? Warum ist z.B. das Thema Patientenverfügung gerade in der heutigen Zeit so aktuell? Vielleicht, weil viele genau dieses in einer derartigen Situation nicht wollen?

Zur Beantwortung der Frage, ob eine Explantation/Transplantation ein Akt der "Menschlichkeit" oder "Unmenschlichkeit (?)" ist, kann ich jedem nur empfehlen, einmal zu versuchen, es von der anderen Seite aus zu betrachten. Wie würde ich mich denn entscheiden, wenn ich ein Spenderorgan benötige - wenn mein Leben davon abhängt? Vielleicht kommen dann ja Standpunkte, die vorher aus ethischen Erwägungen getroffen wurden, etwas in rutschen...

Meiner Meinung nach ist die z.Zt. in Deutschland gültige Hirntodkonzeption das Ergebnis eines langwierigen und mühseligen Prozesses und gesellschaftlichen Konsenses(Verabschiedung des Tranplantationsgesetzes). Für mich persönlich nachvollziehbar und akzeptabel. Ich glaube jedoch nicht, dass man diese Diskussion in der Richtung führen sollte, dass am Ende ein Ergebnis steht:

Die Hirntodkonzeption ist ethisch vertretbar und akzeptabel
oder
Die Hirntodkonzeption ist unethisch und nicht akzeptabel.

Denn diese Entscheidung wird jeder für sich ganz persönlich treffen müssen.

Gruß
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge vom vorherigen Thema anzeigen:   
Neuen Beitrag schreiben   Auf Beitrag antworten    medizin-forum.de Foren-Übersicht -> Medizinische Ethik Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehen Sie zu Seite 1, 2  Weiter
Seite 1 von 2

 
Gehen Sie zu:  
Sie können keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Sie können auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Sie können Ihre Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Sie können Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Sie können an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.


Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group
© Deutsches Medizin Forum 1995-2019. Ein Dienst der Medizin Forum AG, Hochwaldstraße 18 , D-61231 Bad Nauheim ,HRB 2159, Amtsgericht Friedberg/Hessen, Tel. 03212 1129675, Fax. 03212 1129675, Mail jaeckel@medizin-forum.de.