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Wahnvorstellungen, Aggression

 
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Konstanzia
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Anmeldungsdatum: 15.02.2007
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 15.02.07, 10:17    Titel: Wahnvorstellungen, Aggression Antworten mit Zitat

Hallo zusammen

Ich habe mich heute hier angemeldet um mir mal Rat zu holen.
Es geht um meine Großmutter, die 85 Jahre alt ist. Sie leidet unter Altersvergesslichkeit, Depressionen, Aggressionen und ein Arzt meinte, dass sie eine Art Alterspsychose habe. Sie erzählt immer, dass Männerchen oder Männer in ihrer Wohnung seien, gestern hat sie einen Schal über ihre Handtasche gelegt, damit diese Männer ihr nicht ihren Geldbeutel stehlen.
Sie versucht immer im Mittelpunkt zu stehen und alles muss sich um sie drehen..
Meine Mutter sagt, dass sie ab und zu "Augen schnitzt", wenn sie böse wird. Sie wird sehr leicht böse in der letzten Zeit und beschimpft dabei die Leute auf unsägliche Art und Weise. Und sie will immer nur Recht haben.
Ich habe selbst einmal erlebt, wie sie ausgerastet ist und meine Mutter ziemlich böse beschimpft hat. Ein Arzt meinte, dass sie nicht dement wäre.
Eines Mittags hat sie auf einmal angefangen Dialekt zu reden über einige Stunden. Keiner von unserer Familie wusste, dass sie das überhaupt sprechen kann, da sie das noch nie gesprochen hat.

Weiß jemand wie man ihr und vor allen Dingen uns helfen kann? Meine Mutter und meine Tante sind ziemlich fertig mit den Nerven und tragen das natürlich auch in die Familien mit hinein.

Ich glaub mein Text ist grad etwas wirr, aber ich habe jetzt einfach mal die Sachen aufgeschrieben, die mir spontan eingefallen sind und die meine Mutter erzählt hat.

Edit: Mir fällt gerade ein, dass meine Großmutter schon einmal bei einem Psychiater war (als das angefangen hat) und dort komplett ausgerastet (mit Schimpfen, Wut usw.)
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Annette Koch
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 29.09.2004
Beiträge: 994
Wohnort: Hannover

BeitragVerfasst am: 16.02.07, 11:10    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Konstanzia!

Für einen Außenstehenden ist es nicht leicht alte Menschen bzw. altersverwirrte Menschen mit Demenzen zu verstehen.

Meine Arbeit im Pflegeheim ist gespickt mit derartigen Geschichten. Für mich gehört dies zum Pflegealltag. Eine alte Dame erzählt mir immer sie hätte ihren kranken Vater zu Hause, wäre gerade im Garten gewesen und hätte Unkraut gezupft. Jetzt müßte sie aber wieder zu ihrem kranken Vater und ihm etwas zum Essen kochen.

Derartig schleichende Demenzen führen dazu, dass diese Leute immer mehr in der Vergangenheit leben. Sie erzählen Dinge als hätten sie sie gerade erlebt oder würden sie erleben. Das ist in diesem Stadium als "normal" einzustufen.
Wäre es gut in dem Falle mit dem kranken Vater ihr zu erzählen dass ihr Vater schon lange tot ist? Natürlich nicht!! Das würde sie nur unheimlich wütend und agressiv machen! Hier arbeiten wir validierend d. h. ich hole sie auf der Ebene ab wo sie im Moment steht und das ist in der Vergangenheit. Ich pflichte ihr zu dass das Unkraut gejätet werden muß, dass ihr kranker Vater gepflegt werden muß und was sie ihm denn nun kochen würde. Sie fühlt sich dadurch verstanden und sicher. Agressionen werden dadurch gemindert oder oder sogar verhindert.

Ein anderer Fall: Eine alte Dame bittet um Hilfe weil sich in ihrem Zimmer ein Mann aufhält und bittet uns um Hilfe ihn "loszuwerden". Wir validieren indem wir den Mann energisch bitten das Zimmer zu verlassen und dies einige Male , um der Dame klarzumachen dass wir ihr "glauben". Am Schluß als wir ihr versichern er hätte das Zimmer verlassen ist sie zufrieden und geht wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung nach. Sie räumt ihre Schublade auf, was sie mehrmals am Tage macht und wir lassen sie gewähren. Auch hier validieren wir indem wir Sprüche zitieren wie:Ordnung ist das halbe Leben und sie sind eine sehr ordentliche Frau. Auch dies ist eine Art der Validation.

Ihre Oma legt z.b. den Schal über ihre Handtasche um zu vermeiden dass der Inhalt gestohlen wird. Früher zu Kriegszeiten kann das natürlich der Fall gewesen sein und sie überträgt diese Verhaltensweise in die Gegenwart. Wenn sie ihr natürlich erklären, dass ihr nichts gestohlen wird dann ist es wahrscheinlich dass sie sich in Agressionen verliert. Probieren sie sie dort abzuholen wo sie sich befindet. In diesem Falle hat sie Angst um ihren Inhalt der Tasche. Sprüche wie z.b. ja man muß auf seine Sachen achten oder passen sie gut auf wären ihr hilfreicher und sie stehen auf einer Ebene mit ihr.

Ich hoffe ich konnte ihnen die Verhaltensweise ihrer Oma etwas erörtern. Für weitere Fragen stehe ich ihnen gerne zur Verfügung.

Liebe Grüße

Annette Koch
---------------------
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Geriatrie/Gerontologie
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Konstanzia
noch neu hier


Anmeldungsdatum: 15.02.2007
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 17.02.07, 16:15    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Annette

Danke für deine Antwort. Auf die Dinge eingehen ist schon mal ein guter Ansatz. Danke, ich werde das an meine Mutter und meine Tante weiterleiten.

Was aber die Familie am meisten belastet, sind halt diese Wut- und Aggressionsausbrüche, die zum Teil mit vulgären Ausdrücken und Beschimpfungen (Drecksstück ist noch eines von den harmloseren) gespickt sind.

Gruß

Konstanzia
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Annette Koch
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 29.09.2004
Beiträge: 994
Wohnort: Hannover

BeitragVerfasst am: 18.02.07, 11:41    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Konstanzia!

Konstanzia hat folgendes geschrieben::

Was aber die Familie am meisten belastet, sind halt diese Wut- und Aggressionsausbrüche, die zum Teil mit vulgären Ausdrücken und Beschimpfungen (Drecksstück ist noch eines von den harmloseren) gespickt sind.


Da wir noch einen klaren Verstand besitzen können Agressionen, Wutausbrüche und vulgäre Ausdrücke so wie sie das hier beschreiben zurückgehalten werden. Wir versuchen uns an die Moral zu halten. Leute die an einer fortschreitenden Demenz leiden können diese "Energie" oft nicht mehr bremsen bzw. kontrollieren, hier wird alles offen ausgesprochen was früher in Gedanken ablief. Deshalb sollte ihre Familie dies auch nicht persönlich nehmen. Ich weiß als Angehöriger oder Familienmitglied ist das sehr sehr schwer, aber in Anbetracht der Demenz sollte man sich dies vor Augen führen.

Liebe Grüße

Annette Koch
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