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Hilfe, ich bin einfach nur am Ende...
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lolle2006
DMF-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 05.10.2006
Beiträge: 355

BeitragVerfasst am: 22.07.07, 17:14    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
dem letzten Beitrag kann ich nur voll und ganz zustimmen. Meine erste Psychotherapie Stunde verlief vor 6 Jahren so.....Die Thera ich werde ihnen nicht helfen.....aber ich gebe ihnen Hilfe zur Selbsthilfe. So ist es auch bei den chronischen Schmerzen. Ich glaube so muss das funktioneren.
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Chandra
DMF-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 515
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 23.07.07, 11:34    Titel: So habe ich das doch gar nicht gemeint... Antworten mit Zitat

Sehr geehrter Herr Dr. Böck,

Ihr Text vermittelte mir durch Ihre teilweise "provokanten" Formulierungen sehr den Eindruck, dass Sie über die Einstellung, die Sie bei mir zu erkennen glaubten, über längere Zeit schon sehr aufgebracht sind ("Hier bin ich, Doc, heilen Sie meine Schmerzen und ich setz mich zurück und schaue zu").

Allerdings muss ich Ihnen sagen, dass ich gegen Ende dieses Textes deutlich herausstellte, dass es ratsam sei, selbst Strategien zu entwickeln, weil Ärzte einem oft nicht helfen können (und manchmal auch nicht wollen).

Ich bin auch nicht der Ansicht, dass die von Ihnen beschriebene Einstellung auf mich oder andere Benutzer dieses Forums zutreffen würden, denn ich z.B. würde alles tun, damit die Schmerzen nachlassen - ALLES. Und viele andere sehen das genauso.

Ein Schmerzpatient braucht - wie Sie es ja auch sagten - Aktivität, das Gefühl der Geborgenheit und der sozialen Integration ebenso wie den festen Willen, aus sich heraus aktiv gegen den Schmerz anzukämpfen, um eine Schmerzlinderung zu erfahren.

Nun will er (der Schmerzpatient) die Aktivitäten beibehalten, die zuvor seinen Lebensinhalt repräsentierten: Er soll z.B. Freunde treffen, seinem Beruf nachgehen und weiter Volleyball spielen, wo er doch bei jedem Schritt das Gefühl hat, ihm würde gleich die Wirbelsäule auseinanderbrechen.

Angenommen, er zwingt sich in der Tat mit seiner gesamten zur Verfügung stehenden Selbstdisziplin dazu, so werden die höllisch werdenden Schmerzen nach dem Prinzip der operanten Konditionierung einen derart negativen Reiz bei ihm auslösen, dass er die nächste Zeit nicht einmal an Aktivität denken möchte.

Hier ist Schmerztherapie erforderlich, eine Hilfe, die den Teufelskreis genau so lange durchbricht, bis der Patient aus sich heraus die Kraft entwickelt hat, sich alleine einen Weg hinaus zu bahnen: Hilfe nach dem Subsidiaritätsprinzip - "Hilfe zur Selbsthilfe"!

Bis hierhin würden Sie denke ich noch mit mir übereinstimmen. Was ich aber weiterhin mit meinem Text ausdrücken wollte:

Diese notwendige Hilfe wird einem Schmerzpatienten leider häufig verwehrt, wie es jetzt auch in diesem Thread der Fall gewesen ist. Oft werden Schmerzpatienten einfach nicht so ernst genommen, wie sie es verdient hätten. Das Gefühl wurde in diesem Forum auch bereits mehrfach bestätigt und kann meiner Meinung nach nicht einfach abgestritten werden. Ich möchte damit nicht sagen, dass die Schmerztherapeuten versagt haben, obwohl ich weiß, dass ich das in meiner Wut zuvor so formuliert habe - denn bisher hatte ich eigentlich einen sehr positiven Eindruck von den Therapeuten - aber vereinzelt geben scheinbar auch sie nicht immer die nötige Hilfestellung. Dass der Großteil der Arbeit von dem Patienten selber getan werden muss, möchte ich hierbei jedoch nicht außer Acht lassen.

Natürlich sind eine internale Krankheitskontrollüberzeugung, viel Ehrgeiz und Kampfgeist erforderlich, um die eigenen Schmerzen kontrollieren zu können, aber das braucht doch Zeit!

Wenn ein leistungsmäßiger Skifahrer durch einen Sportunfall ein Bein amputiert bekommt, wird er auch nicht direkt nach der OP aufspringen und sagen: "Was solls, dann spiel ich halt Rollstuhlbasketball."! Jedenfalls würde man eine solche Person als hoch psychotisch bezeichnen, ihr kann vorher nicht viel am Skifahren gelegen haben. Vielleicht kommt er irgendwann doch noch zum Rollstuhlsport, aber erst, nachdem er viel Fassungsarbeit, Trauerarbeit und Identitätsarbeit geleistet hat.
Zuerst braucht er alle möglichen Sachinformationen rund um sein Krankheitsbild, um seine Situation fassen und mit der weiteren Verarbeitung des Traumas fortfahren zu können. Danach folgt viel Trauerarbeit, bis sich ihm neue Wege eröffnen, er neue Perspektiven einnehmen und Optionen erkennen kann.

Wollte ich z.B. seit meiner Jugendzeit Sporttherapeutin werden, so musste ich mich nach einer langen Phase der Trauerarbeit schließlich fragen, was genau mich an diesem Beruf so reizt und in welchem anderen Beruf ich das erreichen könnte. Mich beeindruckte vor allem das ganzheitliche Menschenbild und ich brauchte lange, bis ich auf einen Berufszweig stieß, der das ebenso umsetzte. Da ich zusätzlich Neuro-Bücher beinahe lieber verschlinge als Schoko-Tafeln und ich sowohl Psychologie als auch Pharmakologie super spannend finde, ist es verwunderlich, dass ich so lange brauchte, um den Beruf des Schmerztherapeuten zu finden, der ja eigentlich die ganze Zeit über vor meiner Nase taumelte.

Das soll einfach nur verdeutlichen, wie blind man in der Trauerphase für solche, von Ihnen formulierten Anregungen sein kann - der Zeitpunkt ist einfach zu früh.
Und ich ertappe mich manchmal auch heute noch dabei, dass ich mir sabbernderweise Taekwondo-Trailer anschaue und mit Tränen in den Augen denke:"Ich will auch!!!"

Denn keine der Phasen ist je ganz abgeschlossen, man fällt immer mal wieder zurück, man ist immer mal wieder traurig und dann kann auch wieder eine Zeit kommen, in der es einem viel besser geht.

Ich finde es gerade aus diesem Grund so wichtig, dass man sich in so einem Forum mit "Leidensgenossen" austauschen kann, die gerade in den verschiedensten Verarbeitungsphasen stecken und sich gegenseitig behilflich ist. Sie können es um meinet Willen als Jammern oder als Passivität bezeichnen, aber diese Phase ist zwischendurch immer wieder wichtig. Denn nur darum kam auch dieser Thread überhaupt erst zustande. Ich denke kaum, dass sich strangedays von uns ein Opiatrezept erhoffte. Er brauchte Rat und letztlich jemanden zum Reden:
[quote]Ich bin einfach am Ende, ich musste mir das gerade einfach mal von der Seele schreiben/quote]

Ich hoffe, ich habe Ihren Blickwinkel ein wenig geweitet, was so manche Aussagen Ihrer Patienten betrifft, ohne dass ich bestreiten möchte, dass es auch die vollkommen Passiven gibt.

Viele Grüße
Chandra
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strangedays
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 03.06.2005
Beiträge: 60

BeitragVerfasst am: 21.08.07, 17:02    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo

Ich wollte mich mal wieder melden. Nach lange, sehr langer Suche, habe ich nun endlich einen Schmerztherapeuten gefunden, der mich kompetent behandelt.

Während der Odysee war an Kommentaren der Ärzte alles von "gehen sie in ein Substitutionsprogramm" bis "Verlassen Sie sofort meine Praxis, Sie Junkie" dabei. [bei letzteren schließe ich mal auf eine Opiatsucht seitens des Arztes selbst!],

Ich will nun berichten, wie es mir ergeht:

Die Dosis wurde peinlichst genau titriert (Oxycodon Retard 20-0-20), dazu Diclofenc, Omeprazol, und bei Schmerzspitzen Hydromorphon, welches ich mir in der Praxis abholen muss und am Wochenende mitbekomme, und wieder abgeben muss, falls kein Gebrauch gemacht worden ist. Allerdings hatte ich noch keine Schmerzspitzen....es erfolgen regelmäßige Urinkontrollen unter Sicht. Anfangs musste ich, wie bei Substitution, 2x täglich in der Praxis erscheinen. Nun bekomme ich für 2 Tage mit. Urinkontrollen sind natürlich auch wöchentlich. Ich bin überglücklich endlich schmerzfrei zu sein. Ich merke keinerlei Rauschwirkung bei den Oxycodontabletten, und ich werde einen Teufel tun und sie entretardieren. Endlich kann ich schmerzfrei leben. Es ist ein Geschenk, das ich mir vor ein paar Wochen niemals hätte träumen lassen. Ich bin sehr, sehr glücklich (und das mit Sicherheit nicht durch Opioidinduzierte Euphorie)

liebe Grüße
SDZ
_________________
~set the controls for the heart of the sun~

-------

liebe grüße,
sDz
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jobohrer
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 27.05.2005
Beiträge: 1761
Wohnort: Leverkusen

BeitragVerfasst am: 22.08.07, 16:03    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo strangedays,

Opiatsucht beim Arzt selbst ist gar nicht so abwegig, kenn ich.

Ganz kurz: ich bin Zahnarzt und als solcher spezialisiert auf chronische Schmerzpatienten mit starken Schmerzen im Gesichts- und Kieferbereich, die mit den Zähnen nachweislich nichts mehr zu tun haben können (weil z.B. alle Zähne ohne Erfolg gezogen wurden).

Könnten Sie mir ein paar Hinweise zu der aktuellen Medikation geben. Sie bekommen offenbar Oxycodon Retard 20-0-20 , dazu Diclofenac und Omeprazol.

Das wundert mich, besonders das Omeprazol. Wenn ich das richtig erinnere, handelt es sich dabei doch um einen Protonenhemmer gegen Übersäuerung des Magens. Das hat doch mit einer Schmerztherapie jetzt nicht direkt etwas zu tun, oder?
Wo wir dabei sind, wieviel und wann nehmen Sie Diclofenac und Omeprazol? Was passiert, wenn Sie eins dieser Medikamente vergessen?

Danke für Ihre Mühe
_________________
Joachim Wagner
Zahnarzt
www.zahnfilm.de
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Chandra
DMF-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 515
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 28.08.07, 11:43    Titel: Das hört sich doch super an! Antworten mit Zitat

Hallo,

also erst mal muss ich sagen, bin ich echt erlleichtert und erfreut, dass Du einen vernünftigen Schmerztherapeuten gefunden hast! Was die inkompetenten Zwischenbemerkungen betrifft:

Zitat:
"Verlassen Sie sofort meine Praxis, Sie Junkie"


Wer weiß, welche Probleme dieser Arzt mit sich herumgetragen hat, aber er hat Dir ja ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass er mit dieser Situation nicht zurechtkommt. Da hast Du meiner Meinung nach das einzig Mögliche getan: Den Arzt nicht überfordert und weitergesucht.

Aber jetzt kannst Du wenigstens ohne Schmerzen leben - Das ist doch super!

Zu der Medikation: Strangedays bekommt ja Diclofenac, dass beide Cyclooxygenasen hemmt, somit also auch die Synthese des Prostaglandins E hemmt, das normalerweise die Magensekretion hemmt. Mit anderen Worten: Diclofenac kann ganz schön auf den Magen schlagen, sodass ich mir den Protonenpumpenhemmer nur als Prophylaxe, als Adjuvanz, vorstellen kann.

Liebe Grüße

Chandra
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Lugana
DMF-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 11.05.2006
Beiträge: 249
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 05.09.07, 18:27    Titel: Antworten mit Zitat

Wie ich sehe ist dieser Beitrag auch schon älter. Aber seis drum.

Zu ihrer Aussage muss ich folgendes nach meiner jahrelangen "Schmerzlaufbahn" bemerken:

Sicher ist sehr viel Eigeninitiative von einem selber gefragt, so dass man auch mit chronischen Schmerzen sein Leben "lebenswert" gestalten kann. Der Meinung bin ich auch. Allein dass einem alles zufliegt darauf sollte man sich nie verlassen.

Aber dennoch ist es wichtig dass die Basis eines "erträglichen" Schmerzes geschaffen wird. Um DANN erst die Kraft zu haben sein Leben so zu gestalten dass man zufrieden ist. Und so psychisch stabil in Ausnahmesituationen wie Schmerzspitzen wird.

Denn das steht ausser Frage, chronische Schmerzen sind sowohl körperlich als auch psychisch eine sehr anstrengende Sache.

Und um dieser Situation langfristig gewachsen zu sein brauch jeder Patient ein ausgeklügeltes System, was bei verschiedenen Situationen des Schmerzes etc. greift.

Aber das zu erhalten muss jeder selber sein "eigener Arzt" werden. In sich reinhören und vor allem EHRLICH mit sich selber sein.

Erst dann ist die Voraussetzung gegeben, dass man langfristig mit dem Schmerz klarkommt.

Einbrüche wird es immer geben, das weiss jeder von uns.

Aber wie gesagt, es muss ein gutes Zusammenspiel vom Arzt, den Medikamenten und Eigeninitiative vorhanden sein. Sonst geht es nicht lange gut....
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