Unsere Website verwendet Cookies, um Ihnen eine bestmögliche Funktionaliät zu gewährleisten. Auch unserer Werbepartner Google verwendet Cookies. Wenn Sie auf der Seite weitersurfen, stimmen Sie der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu.
Verfasst am: 24.12.04, 21:31 Titel: diskussion um sterbehilfe / iv Medikamente
hallo
haben da mal ne frage... hoffentlich wird das jetzt nicht falsch verstanden...
Bin in der ausbildung zur ks im 3 jahr ergo mache bald mein examen.
nach meinem kenntnisstand dürfen best. iv Medikamente (KCL) nur verdünnt und sehr langsam laufen, da sie
1. die venenwände reizen und
2. das reizleitungssystem im herzen durcheinander bringen und somit zu herzrhythmusstörrungen bis hin zur asystolie führen können.
jetzt hatten wir im rahmen des sterbeseminars auch die diskussion um sterbehilfe und die rechtlichen grundlagen dazu... einer aus meiner klasse meinte dann... wenn jemand eh schon im sterben liege, dann könne man doch auch medikamente schneller laufen lassen... dies sei dann keine aktive sterbehilfe sondern nur eine "menschenwürdige" gestalttung des letzten lebensabschnittes... außerdem würde die menge an kcl die normalerweise iv verabreicht wird auch nicht gleihc zum tod führen....
ich bin allerdings der meinung, dass ich zwar die möglichkeit habe palliativ dem patienten "was gutes zu tun", dass ich aber nicht das recht habe, so in das leben einzugreifen... hat sich hier in der klasse eine große diskussion entbrannt...
und mich würde einfach mal ein "neutrale" meinung dazu interessieren
Anmeldungsdatum: 17.09.2004 Beiträge: 1766 Wohnort: Schleswig-Holstein
Verfasst am: 25.12.04, 12:59 Titel:
Hallo Gast 01 !
Was für ein finsteres Thema und das zu Heiligabend! Nun denn ...
Gast 01 hat folgendes geschrieben::
wenn jemand eh schon im sterben liege, dann könne man doch auch medikamente schneller laufen lassen... dies sei dann keine aktive sterbehilfe sondern nur eine "menschenwürdige" gestalttung des letzten lebensabschnittes... außerdem würde die menge an kcl die normalerweise iv verabreicht wird auch nicht gleihc zum tod führen....
Kann man nicht, denn bewußt einem Patienten eine zu hohe Dosis an Medikamenten zu verabreichen, um den Tod (selbst im Sterbeprozeß) zu forcieren, würde in den Bereich der aktiven Sterbehilfe fallen und diese ist in Deutschland strafbar! Gerade ein so sensibles Medikament wie Kalium wirkt doch viel drastischer, als wie im allgemeinen vermutet. Die Höchstdosis für KCl im absoluten Substitutionsfall beträgt 20mmol/h. Alles darüber hinaus ist mehr als gefährlich und grob fahrlässig bzw. vorsätzlich!
Frohe Weihnachten _________________ Gunnar Piltz
DMF-Moderator
Verfasst am: 26.12.04, 00:37 Titel: Re: diskussion um sterbehilfe / iv Medikamente
Liebe Gast01,
liebe KollegInnen,
gast01 hat folgendes geschrieben::
...jetzt hatten wir im rahmen des sterbeseminars auch die diskussion um sterbehilfe und die rechtlichen grundlagen dazu... einer aus meiner klasse meinte dann... wenn jemand eh schon im sterben liege, dann könne man doch auch medikamente schneller laufen lassen... dies sei dann keine aktive sterbehilfe sondern nur eine "menschenwürdige" gestalttung des letzten lebensabschnittes...
Gerade in dieser Situation ist die Trennlinie hauchdünn:
ist etwas bedingter Vorsatz (man denkt: "...und wenn schon...") oder Fahrlässigkeit (man denkt: "...es wird schon nichts passieren...");
ist etwas Hilfe beim Sterben oder Beschleunigung des Sterbevorgangs (vielleicht, weil man es selbst nicht mehr ertragen kann??)
Ich denke, dass man als Auszubildender in einem Gesundheitsberuf erst in vielen Jahren lernen muss, diese Grenzen zu erkennen. Nach dem Erkennen kommt das eigenverantwortliche Handeln.
Aber es gilt immer: wer Medikamente schneller laufen lässt, um den letzten Lebensabschnitt menschenwürdig zu gestalten, spielt sich auf zum unberufenen Richter über den Todeszeitpunkt!
...
gast01 hat folgendes geschrieben::
außerdem würde die menge an kcl die normalerweise iv verabreicht wird auch nicht gleihc zum tod führen....
Dies zeigt erst recht, dass der Kollege im betreffenden Seminar in gefährlicher Weise unscharf denkt: laienhaftes physiologisches Verständnis kurz vor dem Examen, gepaart mit bedenklichen Einstellungen zum Thema "Sterbehilfe": hat die Lehrkraft adäquat eingegriffen?
gast01 hat folgendes geschrieben::
...ich bin allerdings der meinung, dass ich zwar die möglichkeit habe palliativ dem patienten "was gutes zu tun", dass ich aber nicht das recht habe, so in das leben einzugreifen...
Stimmt; sie haben die Möglichkeit (= die Pflicht), palliativ "was gutes zu tun",
stimmt ebenfalls, dass sie nicht das Recht haben, so in das Leben einzugreifen.
Vielen Dank für eine interessante, immer brandaktuelle Frage; die jüngsten Delikte in Bayern zeigen, warum sich auch/gerade die Gesundheits- und Krankenpflege immer wieder mit diesem Thema beschäftigen muss. _________________ Joachim Wagener
Danke für die Antworten.
Leider gibt es einige bei mir in der Klasse, die sich gerne über die Grenzen hinaus vorwagen. Was durchaus schon zu heiklen Situationen geführt hat...
Ja die Lehrkräfte haben nach solchen Aussagen eingegriffen... Sie haben auch versucht uns die Brisanz des Themas deutlich zu machen... Nur sind leider mache einfach zu sehr von sich selbst überzeugt, als dass sie miener Meinung nach auch die ethischen Grenzen erkennen und beachten könnten.
Dass aktive Sterbehilfe strafbar ist, war/ist allen durchaus bewußt gewesen. Nur wo diese Sterbehilfe eben anfängt... da waren zum Teil ganz eigenen Meinungen vertreten...
Manchmal frage ich mich wie wenig "Fachwissen" jemande nach 2,5 Jahren Ausbildung haben kann und mit was für utopischen Vorstellungen jemand in die Pflege geht... hat was von "Gott in weiß" Bild... erschreckend.
Klar weiß ich auch, dass vieles erst im Laufe eines Berufsalltages nach vielen Jahren Praxis kommt. Situationen, die man eben erst im Viraus einschätzen kann wenn man ähnliche schon zig mal durchlebt hat...
Ich denke Sterbehilfe wird immer ein sehr "gefährliches" Thema bleiben, weil einfach auch die indiviuellen Grenzen unterschiedlich hoch gesetzt sind... und viele nicht wissen oder verstehen... was sie damit anrichten können, bzw. dass es einfach Grenzen gibt die nciht überschritten werden dürfen...
Sie können keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Sie können auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Sie können Ihre Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Sie können Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Sie können an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.