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War das tatsächlich Vertrauensbruch?
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Stefan4242
DMF-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 13.01.2007
Beiträge: 337

BeitragVerfasst am: 29.09.07, 05:11    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Klima,

zunächst mal wünsche ich dir, dass du einen schönen und erholsamen Urlaub hattest! Mit deinem Mann zusammen 'abschalten' konntest und möglichsdt wenig an die Therapie gedacht hast. Und nun frisch erholt die Antworten hier verkraften kannst Winken

Klima hat folgendes geschrieben::
Dass ich so viel Unterstützung und Bestätigung bekomme, konnte ich mir nicht denken.

Das ist das Schöne am Netz: man findet immer irgendwo Menschen, die Ähnliches erlebt haben - und man merkt: man ist _niemals_ allein - auch, wenn man sich oft so fühlt. Don't panic! Wir sind bei dir - zumindest virtuell.

Und, oh Wunder: Im realen Leben ist es genau so! Psychische Krankheiten sind leider immer noch weitgehend ein Tabu. Aber: dieses Tabu wartet nur darauf, dass einer sich traut, es zu brechen. Ich habe nach langen Jahren gelernt, mit dem Thema "offensiv" umzugehen. Im Alltag gehe ich damit (anders als im Netz, wo ich halbwegs anonym bin) zwar nicht "hausieren". Aber wenn mich jemand fragt, antworte ich. Über ambulante und stationäre Therapien, über Klapsmühle, über Ängste, Zwangsgedanken, über Suizidalität...

Und du wirst dich wundern: wenn man das tut, dann ist die Resonanz oft erstaunlich positiv. Weil jeder jemanden kennt, der auch schonmal wegen sowas in Behandlung war. Und weil sich trotzdem kaum jemand traut, darüber zu reden. Und alle froh darüber sind, wenn endlich mal einer daher kommt, der kein Blatt vor den Mund nimmt...

Nüchtern betrachtet ist das auch nur logisch: warum gibt es zig Landeskliniken, die voll sind? Warum gibt es xxxx Psychiater, in deren Wartezimmern sich die Patienten stapeln? Warum gibt es xxxx Psychotherapeuten, bei denen man x Monate auf einen Termin warten muss? Genau: wenn die Nachfrage nicht da wäre, gäbe es das Angebot nicht.

Zitat:
Ich bin tatsächlich Neuling und weiß eigentlich nicht richtig, woran man die Therapieerfolge messen kann. Ist sicherlich nicht richtig meßbar.

Oh doch, das ist es. Aber das einzige "Messinstrument" dafür bist du selbst. Und es dauert anfangs oft seine Zeit, bis man sich selbst als Maß vertraut. Aber keine Sorge - du bist IMHO auf dem besten Weg dahin. Wenn es dir besser geht, wirkt die Therapie. Wenn nicht, dann nicht. So einfach ist das. Du musst 'nur' in dich hinein horchen. Und auf das vertrauen, was da gefühlsmäßig als Antwort kommt.

Zitat:
Dafür konzentrierte sich sehr auf meine Ehesituation, und zwar so, dass ich auf einmal über Trennung nachdachte!

Da gibt es eine eherne Grundregel, die alle Patienten und Therpauten kennen sollten: während einer Psychotherapie sollte man NIEMALS "Lebensentscheidungen" treffen! Also keinesfalls im ersten Überschwang vermeintlicher Erkenntnis sowas wie "ich kündige meinen Job", "ich lasse mich scheiden", "ich wandere nach Neuseeland aus" usw. entscheiden. Das mag ja im Moment schlüssig erscheinen. Aber 12 Monate später kann es wieder ganz anders aussehen.

Zitat:
Wobei das einzige, was ich meinem Mann vorwerfen kann ist, dass er ein großer Schweiger ist, mit ihm kann ich über meine und seine Empfindungen nicht reden. Für eine Trennung nicht Grund genug, oder?

Das musst du selbst wissen - schließlich hast du ihn geheiratet Winken Männer gefallen sich in der "Schweiger-Rolle" oft gut. Weil das auch so praktisch für sie ist. Müssen sie halt nicht nachdenken, sondern nur stumm klug gucken. Ich war auch ewig so ein "Schweiger" - bis mich meine Frau (die beste Ehefrau von allen!) nach langer harter Arbeit "umerzogen" hat.

Zitat:
Stefan, ich habe inzwischen auch andere Beiträge von Dir gelesen - Du scheinst hier ein richtiger Profi zu sein? Wie schaffst Du das, wenn Du selber mit Depressionen zu kämpfen hast?

Ähem... "Profi" ist da wohl eher ein zweifelhaftes Kompliment Winken Aber: dass ich Depris, Panikattacken, generalisierte Angstzustände und Zwangsgedanken/-handlungen seit Jahrzehnten kenne, und dass ich mich in der Hinsicht als chronisch krank sehe... das heisst nicht, dass ich jeden Tag meines Lebens auf dem Zahnfleisch krieche.

Eher im Gegenteil: je älter ich werde, desto mehr habe ich erfahren und überlebt. Was mich nicht umbringt, macht mich härter Winken Ich kenne meine "Zyklen" da recht genau. Und ich kenne auch die äußeren Faktoren, die mich anfällig für bestimmte Probleme machen. Was die Depris betrifft, so kommen alle paar Jahre mal Krisenzeiten. Meine letzten 3-4 Jahre waren ziemlich gut. Im Moment geht's zur Abwechslung mal wieder rapide bergab. Aber ich werde auch das überleben. Die Klinik, in die ich diesmal gehe, ist schon ausgesucht. Und die beste Ehefrau von allen, die mich seit über 20 Jahren kennt, passt auf mich auf. Und wenn es wieder soweit ist, dass mir irgendwann alles scheissegal ist, dann nimmt sie mich an die Hand, schleppt mich zum Psychiater, besorgt den Einweisungsschein und gibt mich am Kliniktor ab. Alles wie gehabt - auf ein Neues Traurig

Ansonsten "schaffe" ich das dank hoch dosierter Psychopharmaka, seit ewigen Zeiten. Die ich auch nicht absetzen darf. Was nach 3-4 Wochen ohne die Pillen passiert, weiss ich nur zu genau - schon öfter mal probiert. Also lebe ich mit den Nebenwirkungen in Form von ständigen Schweissausbrüchen, Bluthochdruck und katastrophalen Leberwerten (als nächstes kommt Diabetes als "Sekundärerkrankung", hat mir der Arzt kürzlich "angedroht").

Aber was soll's. In die Medizin-Foren habe ich mich "verirrt", weil meine Frau seit 01/07 und meine Schwägerin seit 04/07 Brustkrebs (diagnostiziet) haben. Und verglichen mit denen (sofort Klinik, Amputation, Chemo, Glatze, Reha, ständige Kotzerei, ausfallende Zehennägel usw. usf.) geht's mir gold. Scheiss' auf die Leberwerte. Zumindest werde ich die nächsten 5 Jahre mit größerer Wahrscheinlichkeit überleben als meine Frau...

Und wenn ich auch sonst in meinem Leben nicht viel auf die Reihe bekommen habe, so kann ich doch wernigstens, wenn es mir dazu gut genug geht, etwas von meinen "Psycho-Erfahrungen" weitergeben. Und das ist von meiner Seite keineswegs uneigennützig. Deine Grusel-Geschichte mt deinem Therapeuten erinnert mich schwer an das letzte mal, als ich aus der Klapsmühle geworfen wurde Smilie Da war nämlich auch so ein kranker Typ von Psychotherapeut... der natürlich immer darauf gepocht hat, dass man als Patient jederzeit offen und ehrlich sein soll. Aber, komisch: als ich ihm einmal offen und ehrlich gesagt habe, was ich von ihm halte... da hat er mich vor die Wahl gestellt: entweder entschuldige ich mich bei ihm vor der Gruppe in aller Form, oder ich muss noch heute die Klinik verlassen. Da habe ich es dann vorgezogen zu gehen.

Und solche Erfahrungen gebe ich gerne weiter, weil es auch mir nutzt. Diese Dinge sitzen so tief, dass ich nach Jahren noch mitunter darüber sprechen muss. Und zu meiner Frau brauche ich damit nicht kommen - die hat den Kram nämlich schon 100 mal gehört. Und zu Freunden brauche ich damit nicht kommen, weil sie das mangels Erfahrung sowieso nicht verstehen. Insofern kann ich hier "das Unangenehme mit dem Nützlichen verbinden"...

Viele Grüße,
Stefan
_________________
Ich glaube nicht (an einen persönlichen Gott), aber ich kenne eine persönliche Kraft, deren Wirkung kein Widerstand entgegengesetzt werden kann. Ich nenne sie Gott. (C.G.Jung)
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