Unsere Website verwendet Cookies, um Ihnen eine bestmögliche Funktionaliät zu gewährleisten. Auch unserer Werbepartner Google verwendet Cookies. Wenn Sie auf der Seite weitersurfen, stimmen Sie der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu.
Hallo. Einer Person wird vom Psychiater Citalopram gegen Antriebslosigkeit verschrieben. Die Wirkungen dürfen frühestens nach zwei Wochen kommen. Aber bereits ab dem 2. Tag der Einnahme spürt die Person keine Angst mehr, die vorher da war. Da diese Angst keine großen Probleme machte, hat die Person sie vernachlässigt, dem Psychiater über sie nicht berichtet und hatte auch nicht vor, gegen die Angst etwas zu tun oder zu nehmen. Dann war sie aber weg oder zumindest wesentlich geringer . Bedeutet das, dass die Wirkungen von Citalopram auch ganz schnell einsetzen können? Oder ist die Person viel zu abweichend von normalen Patienten? _________________ Im Schlechten Gutes finden
Bedeutet das, dass die Wirkungen von Citalopram auch ganz schnell einsetzen können? Oder ist die Person viel zu abweichend von normalen Patienten?
Es bedeutet zunächst mal, dass es keinen "normalen" Patienten gibt. Generell nicht, und bei Psychopharmaka noch weniger. Ob und wie die wirken, ist individuell sehr unterschiedlich. Auch, was die Nebenwirkungen betrifft.
Es ist nunmal so, dass vieles an (Neben-)Wirkungen unerklärlich ist. Was sich dann u.a. "Placebo-Effekt" nennt. Gut möglich, dass dieser Patient deshalb gerade weniger Ängste hat, weil er ein Stimmungshoch hat, das daraus resultiert, dass er es endlich gewagt hat, zum Arzt zu gehen und sich etwas verschreiben zu lassen. Wer will das wissen?
Klassisches Beispiel für solche Effekte sind die "gastrointestinalen" Nebenwirkungen, die auf dem Beipackzettel vieler Medikamente an erster Stelle stehen. Übelkeit, Durchfall, usw. - es "schlägt auf den Magen". Was aber nicht im Beipackzettel steht: in Doppelblindstudien zeigt die Vergleichsgruppe, die ein Placebo bekommt, oft fast genau so häufig diese Art von Nebenwirkungen ?!?!
Doch, das ist so. Weil, wenn man glaubt, dass ein Medikament einem hilft, man erstmal besser drauf ist. Aber wenn man glaubt, dass der Fisch, den man gestern abend gegessen hat, gammelig war, man sich mit ein bischen Konzentration auf Magen und Darm problemlos selbst zum Kotzen bringen kann...
Vielleicht als Praxisbeispiel: ich hatte in meinem Leben mal eine unangenehme Zeit, in der ich wegen Panikattacken längere Zeit die Wohnung nicht mehr verlassen konnte. Bei dem Prozess, das wieder langsam zu lernen, hat mir ein Medikament sehr geholfen - das ich aber nie genommen habe Es hat einfach dadurch gewirkt, dass ich es immer in meiner Hosentasche mit mir rumgetragen habe - und deshalb überzeugt davon war, dass ich schwierige Situationen schon durchstehen werde, weil ich ja "für den Notfall" gut versorgt bin.
Für den besagten Patienten ist IMHO nur wichtig, dass das Medikament wirkt - und das auch dauerhaft tut. Was dabei anteilsmäßig physisch oder psychisch bedingt ist... was soll's. Auf jeden Fall hat er Patient Glück, wenn bereits das erste Medikament Wirkung zeigt. Viele Menschen müssen dafür lange mit verschiedenen Präparaten und Dosierungen experimentieren, bis sie soweit sind.
Viele Grüße,
Stefan _________________ Ich glaube nicht (an einen persönlichen Gott), aber ich kenne eine persönliche Kraft, deren Wirkung kein Widerstand entgegengesetzt werden kann. Ich nenne sie Gott. (C.G.Jung)
ich hatte in meinem Leben mal eine unangenehme Zeit, in der ich wegen Panikattacken längere Zeit die Wohnung nicht mehr verlassen konnte. Bei dem Prozess, das wieder langsam zu lernen, hat mir ein Medikament sehr geholfen - das ich aber nie genommen habe Es hat einfach dadurch gewirkt, dass ich es immer in meiner Hosentasche mit mir rumgetragen habe - und deshalb überzeugt davon war, dass ich schwierige Situationen schon durchstehen werde, weil ich ja "für den Notfall" gut versorgt bin.
Super! Gratuliere
Dieser Effekt ist bekannt und war auch bei der oben genannten Person zu beobachten. Manchmal "wirken" Medikamente, bevor man sie anfängt zu nehmen. Bei dieser Person war diesbezüglich anders, und zwar hatte sie die angstlösende Wirkung weder bewusst gewollt noch erwartet. Also war das keine Wirkung, sondern eine positive Nebenwirkung. Die eigentliche Wirkung, wozu sich die Person diese Medikamente überhaupt verschrieben ließ, nämlich Antriebssteigerung (sonst war und ist die Person psychisch ziemlich in Ordnung), ist bisher leider kaum zu beobachten _________________ Im Schlechten Gutes finden
Die eigentliche Wirkung, wozu sich die Person diese Medikamente überhaupt verschrieben ließ, nämlich Antriebssteigerung (sonst war und ist die Person psychisch ziemlich in Ordnung), ist bisher leider kaum zu beobachten
Ich denke, dafür ist es auch einfach noch zu früh. Was bei SSRI häufig vorkommt: recht schnell nach der Ersteinnahme können sich Erregungszustände einstellen - Nervosität, bis dahin, dass man stundenlang unruhig rumläuft und die Wände hochgehen könnte. Das ist aber anders als die Art von Antriebsteigerung, die als Wirkung beabsichtigt ist. Wobei es mir schwer fällt, diesen Unterschied zu erklären. Die beabsichtigte Wirkung kann, wie du schon schriebst, schon 2-4 Wochen auf sich warten lassen.
Wichtig dabei ist IMHO, das Präparat trotzdem nicht vorzeitig abzusetzen. Und, wenn der Patient es über einen längeren Zeitraum nimmt, regelmäßig Blutdruck und Blutwerte überwachen zu lassen. Die modernen AD wie SSRI/SNRI sind zwar "relativ" harmlos bei Nebenwirkungen - aber irgendwann kann's schon mal auf die Leberwerte gehen. Was viele Psychiater vernachlässigen.
Viele Grüße,
Stefan _________________ Ich glaube nicht (an einen persönlichen Gott), aber ich kenne eine persönliche Kraft, deren Wirkung kein Widerstand entgegengesetzt werden kann. Ich nenne sie Gott. (C.G.Jung)
Was bei SSRI häufig vorkommt: recht schnell nach der Ersteinnahme können sich Erregungszustände einstellen - Nervosität, bis dahin, dass man stundenlang unruhig rumläuft und die Wände hochgehen könnte.
Ja, das habe ich mehrfach gehört und gelesen. Aber es betrifft wahrscheinlich nur "normale" Patienten. Die es laut Deinem Beitrag von heute 12:32 nicht gibt . Da die Person davon viel zu abweichend ist, hat sie nach Einnahmen im Laufe der nächsten Stunden angenehm gegähnt, war ziemlich schläfrig (aber nicht müde ) und ist daraufhin auf die Idee gekommen, die Einnahme auf abends zu verlegen. _________________ Im Schlechten Gutes finden
Sie können keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Sie können auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Sie können Ihre Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Sie können Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Sie können an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.