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Sport hiflt gegen Depressionen
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Kalli
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Anmeldungsdatum: 15.01.2007
Beiträge: 218
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 06.10.07, 20:12    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo, Forum!

Wo immer ich in den Medien Tipps höre gegen ...Krebs, Herzinfarkt, Diabetes, Depressionen...
SPORT!!!
Mir scheint das eine Modeerscheinung, die von unseren Lifestyle Beratern gesteuert wird, das ist ein toller Markt mit viel Umsatzaussicht.

Ich kann es schon nicht mehr hören. Da zeigt man einem leicht übergewichtigen, rheumatischen Diabetiker einen Iron-men als leuchtendes Beispiel. Der Arme Kerl bricht doch nach 5 km wegen Gelenkbeschwerden zusammen!

Für mich allmählich ganz deutlich, Sport hilft gegen alles, nur leider geht bei einigen Menschen die Hirnleistung zurück... Sehr böse

Mag sein, ich kriege jetzt Ärger, aber das ist nun mal meine ganz persönliche Meinung.
Kalli
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Ille68
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 28.05.2006
Beiträge: 40

BeitragVerfasst am: 06.10.07, 21:38    Titel: Antworten mit Zitat

@ i-user: Schwerst Depressive in einer akuten Episode, die täglich Sport machen? Das glaube ich im Leben nicht.
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I-user
DMF-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 29.04.2005
Beiträge: 1985
Wohnort: Dortmund

BeitragVerfasst am: 06.10.07, 21:53    Titel: Antworten mit Zitat

Nicht schwer Depressive. Ich habe das Wort "schwer" nicht verwendet und meinte Leute mit leichterer Depression, also diejenigen, die zwar damit behandlungsbedürftige Probleme haben, aber ihren Alltag noch einigermaßen bewältigen.

P.S. Sport muss man m.W. nicht täglich machen. Vier Mal pro Woche genügt. Und kleinere Aktivitäten dazwischen.
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Im Schlechten Gutes finden
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Brigitte Goretzky
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 26.08.2006
Beiträge: 1947
Wohnort: Keighley, West Yorkshire

BeitragVerfasst am: 07.10.07, 09:22    Titel: Antworten mit Zitat

I-user hat folgendes geschrieben::
Ich habe das Wort "schwer" nicht verwendet und meinte Leute mit leichterer Depression, ...


Dann muessen Sie in Zukunft schreiben, was Sie meinen.
Solange Sie allgemein von "Depressiven" schreiben, scheren Sie alle ueber einen Kamm. Mittlerweile sollte Ihnen aufgefallen sein, dass das nicht geht.
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Stefan4242
DMF-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 13.01.2007
Beiträge: 337

BeitragVerfasst am: 07.10.07, 11:30    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Ille,

Ille68 hat folgendes geschrieben::
@ i-user: Schwerst Depressive in einer akuten Episode, die täglich Sport machen? Das glaube ich im Leben nicht.

Aber hallo Winken Als ich wegen Suizidalit än der Psychiatrie war, war (natürlich nicht auf der Geschlossenen, sondern der offenen) der tägliche Frühsport Pflicht. Aber aus eigenem Antrieb: glaube ich auch nicht.

Ich denke, das Problem beim Thema Depression ist, dass sich Menschen, die davon nicht betroffen sind (= weder Patient noch Behandler), sich einfach nicht vorstellen können, was genau leichte, mittlere oder schwere Depressionen sind. Und dass sie deshalb - mangels persönlicher Erfahrung - von dem ausgehen, was sie selbst kennen. Z.B. sowas harmloses wie "manchmal schlecht drauf", wie es bei SAD / Winterdepression vorkommt. Klar, da ist der Rat "geh' doch mal raus, tank Sonne, treib' Sport" mitunter gar nicht so verkehrt.

Für Menschen, die schwere Depressionen kennen, ist das natürlich, wie Brigitte schrieb, eine schwere Beleidigung - oder wie du schriebst: eine "Kloparole". Weil sie den Betroffenen nur eines verdeutlicht: hier ist wieder mal einer, der (zu seinem Glück) nicht weiss, wovon er redet.

Ich mag niemandem, der schwere Depris nicht selbst kennt, einen Vorwurf daraus machen. Wohl aber daraus, dass er sich trotzdem dazu berufen fühlt, mangels Kompetenz "dumme Sprüche" von sich zu geben. Sowas tun leider auch "Profis", die es eigentlich besser wissen sollten. Wenn ich mich z.B. an meiner erste ambulante PT erinnere - gruselig Traurig Ich war praktisch nicht mehr (gesprächs)"therapiefähig". Und habe hundertmal versucht, dem PT zu vermitteln, wie sich eine Depression anfühlt. Und das Einzige, was ihm dazu aus seiner anstudierten Theorie einfiel, war: "Warum _wollen_ sie denn, dass sie sich schlecht fühlen?". Ich habe diese PT dann abgebrochen, wenn auch viel zu spät.

Wie soll man nicht Betroffenen das verständlich machen? Selbst wenn man es so drastisch wie möglich schildert, werden die sich das nicht vorstellen können. Wer kann sich vorstellen, wie es ist, dass ein Mensch wochenlang nur noch im Bett liegt - sich nicht mehr wäscht, nicht rasiert, die Zähne nicht mehr putzt, nichts mehr isst. Jegliches Verantwortungsgefühl für sich und seine Umwelt verloren hat. Und es ihm nicht nur völlig egal ist, ob der Hund verhungert, weil er nicht mehr gefüttert wird oder die Ehefrau am Boden liegt, weil er mit ihr kein Wort mehr spricht. Sondern sein wochenlanges Zwangsgrübeln sich nur noch egoistisch darum dreht, wie er sich selbst am besten umbringt. Ob und wie er es tut. Ob er Frau und Kinder im "erweiterten Suizid" "mitnehmen" soll. Und wer kann sich vorstellen, dass die einzigen Aktivitäten, die so ein Mensch noch entfalten kann, auf seine Selbstzerstörung gerichtet sind. Wenn er nicht mehr in die Stadt fährt, um Lebensmittel einzukaufen. Sondern sich in jeder verfügbaren Apotheke mit den notwenigen Medikamenten eindeckt. Und sich in zwielichtigen Kaschemmen rumtreibt, wo er glaubt, dass er da illegal eine Waffe erwerben kann. Oder sich Nacht für Nacht in sein Auto setzt, um ohne Gurt mit Vollgas über Autobahnen und Alleen zu rasen - auf der Suche nach _dem_ Baum, Brückenpfeiler oder LKW auf der Gegenfahrbahn, der dann der letzte sein wird...

Ich weiss nicht, wer mal gesagt hat, dass Depressionen Aggressionen seien, die ein Mensch gegen sich selbst richtet. Zumindest erscheint es mir plausibel. Und ebenso plausibel, dass die Suizid-Zwangsgedanken sich dann auch darum drehen, wie man diese Aggressionen (zum ersten und letzten mal) nicht nur gegen sich selbst, sondern auch gegen andere richten kann. Um Hass, Rache und Vergeltung auszuleben (wobei das IMHO wohl eher eine männliche Domäne ist). Obwohl man _weiss_, das sowas völlig krank, infantil und pervers ist. Aber trotzdem aus diesen kranken Gedanken nicht rauskommt.

Mir z.B. ging's in den letzten Monaten nicht so ganz gut. Und die Suizid-Überlegungen (die dann plötzlich ganz rational erscheinen), nehmen Formen an, die man 99 von 100 anderen Menschen gar nicht erzählen darf. Weil sie sonst den "moralischen Herzinfarkt" kriegen oder eine Zwangseinweisung einzuleiten versuchen. Sicher weiss ich, dass das krank ist. Und wenn es in meinem Kopf eine "Sicherung" gäbe, mit der man diese kranken Gedanken "abklemmen" könnte - ich würde es sofort tun.

Viele Grüße,
Stefan
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Ich glaube nicht (an einen persönlichen Gott), aber ich kenne eine persönliche Kraft, deren Wirkung kein Widerstand entgegengesetzt werden kann. Ich nenne sie Gott. (C.G.Jung)
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Stefan4242
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Anmeldungsdatum: 13.01.2007
Beiträge: 337

BeitragVerfasst am: 07.10.07, 11:31    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Ille,

Ille68 hat folgendes geschrieben::
@ i-user: Schwerst Depressive in einer akuten Episode, die täglich Sport machen? Das glaube ich im Leben nicht.

Aber hallo Winken Als ich wegen Suizidalit än der Psychiatrie war, war (natürlich nicht auf der Geschlossenen, sondern der offenen) der tägliche Frühsport Pflicht. Aber aus eigenem Antrieb: glaube ich auch nicht.

Ich denke, das Problem beim Thema Depression ist, dass sich Menschen, die davon nicht betroffen sind (= weder Patient noch Behandler), sich einfach nicht vorstellen können, was genau leichte, mittlere oder schwere Depressionen sind. Und dass sie deshalb - mangels persönlicher Erfahrung - von dem ausgehen, was sie selbst kennen. Z.B. sowas harmloses wie "manchmal schlecht drauf", wie es bei SAD / Winterdepression vorkommt. Klar, da ist der Rat "geh' doch mal raus, tank Sonne, treib' Sport" mitunter gar nicht so verkehrt.

Für Menschen, die schwere Depressionen kennen, ist das natürlich, wie Brigitte schrieb, eine schwere Beleidigung - oder wie du schriebst: eine "Kloparole". Weil sie den Betroffenen nur eines verdeutlicht: hier ist wieder mal einer, der (zu seinem Glück) nicht weiss, wovon er redet.

Ich mag niemandem, der schwere Depris nicht selbst kennt, einen Vorwurf daraus machen. Wohl aber daraus, dass er sich trotzdem dazu berufen fühlt, mangels Kompetenz "dumme Sprüche" von sich zu geben. Sowas tun leider auch "Profis", die es eigentlich besser wissen sollten. Wenn ich mich z.B. an meiner erste ambulante PT erinnere - gruselig Traurig Ich war praktisch nicht mehr (gesprächs)"therapiefähig". Und habe hundertmal versucht, dem PT zu vermitteln, wie sich eine Depression anfühlt. Und das Einzige, was ihm dazu aus seiner anstudierten Theorie einfiel, war: "Warum _wollen_ sie denn, dass sie sich schlecht fühlen?". Ich habe diese PT dann abgebrochen, wenn auch viel zu spät.

Wie soll man nicht Betroffenen das verständlich machen? Selbst wenn man es so drastisch wie möglich schildert, werden die sich das nicht vorstellen können. Wer kann sich vorstellen, wie es ist, dass ein Mensch wochenlang nur noch im Bett liegt - sich nicht mehr wäscht, nicht rasiert, die Zähne nicht mehr putzt, nichts mehr isst. Jegliches Verantwortungsgefühl für sich und seine Umwelt verloren hat. Und es ihm nicht nur völlig egal ist, ob der Hund verhungert, weil er nicht mehr gefüttert wird oder die Ehefrau am Boden liegt, weil er mit ihr kein Wort mehr spricht. Sondern sein wochenlanges Zwangsgrübeln sich nur noch egoistisch darum dreht, wie er sich selbst am besten umbringt. Ob und wie er es tut. Ob er Frau und Kinder im "erweiterten Suizid" "mitnehmen" soll. Und wer kann sich vorstellen, dass die einzigen Aktivitäten, die so ein Mensch noch entfalten kann, auf seine Selbstzerstörung gerichtet sind. Wenn er nicht mehr in die Stadt fährt, um Lebensmittel einzukaufen. Sondern sich in jeder verfügbaren Apotheke mit den notwenigen Medikamenten eindeckt. Und sich in zwielichtigen Kaschemmen rumtreibt, wo er glaubt, dass er da illegal eine Waffe erwerben kann. Oder sich Nacht für Nacht in sein Auto setzt, um ohne Gurt mit Vollgas über Autobahnen und Alleen zu rasen - auf der Suche nach _dem_ Baum, Brückenpfeiler oder LKW auf der Gegenfahrbahn, der dann der letzte sein wird...

Ich weiss nicht, wer mal gesagt hat, dass Depressionen Aggressionen seien, die ein Mensch gegen sich selbst richtet. Zumindest erscheint es mir plausibel. Und ebenso plausibel, dass die Suizid-Zwangsgedanken sich dann auch darum drehen, wie man diese Aggressionen (zum ersten und letzten mal) nicht nur gegen sich selbst, sondern auch gegen andere richten kann. Um Hass, Rache und Vergeltung auszuleben (wobei das IMHO wohl eher eine männliche Domäne ist). Obwohl man _weiss_, das sowas völlig krank, infantil und pervers ist. Aber trotzdem aus diesen kranken Gedanken nicht rauskommt.

Mir z.B. ging's in den letzten Monaten nicht so ganz gut. Und die Suizid-Überlegungen (die dann plötzlich ganz rational erscheinen), nehmen Formen an, die man 99 von 100 anderen Menschen gar nicht erzählen darf. Weil sie sonst den "moralischen Herzinfarkt" kriegen oder eine Zwangseinweisung einzuleiten versuchen. Sicher weiss ich, dass das krank ist. Und wenn es in meinem Kopf eine "Sicherung" gäbe, mit der man diese kranken Gedanken "abklemmen" könnte - ich würde es sofort tun.

Viele Grüße,
Stefan
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Stefan4242
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Anmeldungsdatum: 13.01.2007
Beiträge: 337

BeitragVerfasst am: 07.10.07, 16:09    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

I-user hat folgendes geschrieben::
Psychotherapie soll dabei langsfristig, Medikamente kurzfristig wirken.

Was du da sagst, ist zwar in höchstem Maße "political correct" - und genau das, was heute praktisch jedes Ratgeber-Buch zu Depris u.v.a. psychischen Krankheiten sagt. Trotzdem ist es IMHO (und aus meiner eigenen Erfahrung) so pauschal einfach falsch.

Was "Psychotherapie" eigentlich ist, weiss niemand. Im besten Falle ist es "Seel-Sorge". Im Normalfall ist es eine Situation, in der sich 2 Menschen über persönliche Dinge unterhalten - und diese Situation zeichnet sich formal dadurch aus, dass 1 von 2 per Definition als "Patient" gilt, der 2. von 2 per Definition als "Therapeut". Womit impliziert ist, dass 2. dem 1. irgendwie "helfen" kann. Und womit die Machtverhältnisse geklärt sind. Dieses "Helfen" passiert in der Praxis dadurch, dass der Helfer dem zu Helfenden seine Ansicht darüber, wie derandere Mensch (der Patient) sein sollte, wortreich mitteilt - und ihn zu überzeugen versucht.

Das tut er mit Mitteln der Rhetorik (die er 8 Jahre lang studiert und in Fortbildung gelernt hat) - und wenn das nicht hilft, dann versucht er es mit Repression. Ein krasses Beispiel dafür hatten wir letztens hier im Psychiatrie / Psychotherapie (?) Forum bei der Frau, deren Therapeut wollte, dass sie sich dringend von ihrem Mann trennt, und der zwanghaft auf das Thema Sex abhob. Und der Patientin das Vertrauen entzog, als sie trotzdem Eigeninitiative gegen seinen Willen entwickelte.

Die Theorie, dass Gesprächspsychotherapie überhaupt irgendetwas bewirken kann, basiert auf der Annahme, dass die damit behandelten Krankheiten keine physichen sind - sondern irgendwie undefinierbar, und v.a. "sozialisiert". Denn: wenn Depris genetisch bedingt wären... oder Folge eines wie auch immer verursachten Organversagens, das sich in einem gestörten Hirnstoffwechsel äußert... dann wäre es natürlich vollkommen absurd, diese Krankheit mit Gesprächen zu heilen. Oder glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass ein Zuckerkranker gesund wird, wenn er mit seiner oder mit jemand anderem über seine Bauchspeicheldrüse redet?

Gut. Die Hyptohese der Wirksamkeit von "Psychotherapie" basiert also auf dem Glauben, dass es keine physische Ursache für die zu behandelnden Krankheiten gibt. Was, wie die Geschichte gezeigt hat, sich bei vielen Krankheiten als krasser Fehlschluss erwiesen hat. Dass man die physiologische Ursache nicht kennt, heisst keineswegs, dass es keine gibt.

Aber trotzdem: selbst, wenn man davon ausgeht, dass psychische Krankheiten wie Depris "sozialisiert" sind. Dann bleibt immer noch die Frage, in welcher Weise "Psychotherapie" zur Heilung beitragen kann. IMHO nicht nach der Theorie, dass, wenn man nur alles auskotzt, der Rachen frei ist und man so einfach wieder frei atmen kann. Wenn man von der "Sozialisierungstheorie" ausgeht, kann PT allenfalls der erste Schritt sein. Der entscheidende kommt danach, und den muss der Patient allein machen - sein Verhalten so zu ändern, dass er sich von den Zwängen und Umständen, die ihn krank gemacht haben, nach und nach befreien kann. Vielleicht kann eine PT dabei unterstützend wirken. Das halte ich aus meiner Erfahrung aber leider nicht mehr für den Normalfall. Dafür habe ich selbst und bei anderen genug PT erlebt, die genau das Gegenteil bewirkt haben: den "Patienten" mit seinen Ängsten und Zweifeln so zu behandeln, dass er in der gleichen Rolle ist, wie in der, die ihn krank gemacht hat: als Abhängiger, der sich nichts zutraut, und der weiter von anderen abhängig bleiben wird (was dem PT natürlcih bauchpinselt, weil er dann für den Patienten unverzichtbar wird). Wobei es IMHO egal ist, ob diese "Anderen" nun Eltern, andere Angehörige, Psychiater oder PT sind.

IMHO ist es kein Zufall, dass die Frage, wer bei einer PT eigentlich Behandler und wer Behandelter ist, schon lange vor der Zeit gestellt wurde, in der Freud diese Methode pseudo-wissenschaftlich verankert hat. Meines Wissens war Poe der erste (in seiner Geschichte von "Dr. Teer und Prof. Feder"), der das thematisiert hat. Dass Chechov das später (im "Krankenzimmer Nr. 6") auch getan hat, ist verständlich - schließlich war Chechov selbst Arzt. Der wusste, wovon er redete. Und das weiss heute noch meine Lieblings-Schwester Eva in der Klapsmühle, wenn sie so fröhlich daraüber kalauert, worin wohl der einzige Unterschied zwischen Patienten und Personal bestünde... Klar: "WIR haben die Schlüssel." Das zeigt sich auch bei "meiner" ambulanten PT, die ich sehr schätze (mehr als das: auf die lasse ich nichts kommen!) und die ich seit fast 6 Jahren kenne. Und die so ehrlich ist, zuzugeben, dass das, was wir da miteinander veranstalten, ihre seelischen Bedürfnisse genau so befriedigt wie meine.

Aber zurück zur Ausgangsthese (Medi kurzfristig, PT langfristig): das ist für die meisten psychischen Krankheiten schlichtweg falsch. Auch für Depris. Nenne mir einen, der langfristig durch PT oder PA "geheilt" wurde - und ich nenne dir 10, die "langfristig" per Psychopharmakologie "geheilt" wurden.

Viele Grüße,
Stefan
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I-user
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Anmeldungsdatum: 29.04.2005
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BeitragVerfasst am: 07.10.07, 19:12    Titel: Antworten mit Zitat

Brigitte Goretzky hat folgendes geschrieben::
Dann muessen Sie in Zukunft schreiben, was Sie meinen.
Solange Sie allgemein von "Depressiven" schreiben, scheren Sie alle ueber einen Kamm. Mittlerweile sollte Ihnen aufgefallen sein, dass das nicht geht.
Nein, das war mir nicht aufgefallen. Aber danke, ich halte das für eine sehr gute Idee Überrascht und werde in der Zukunft versuchen, Ihrem Ratschlag zu folgen. Nur dann sollten auch andere User das beachten Ausrufezeichen. Beispiel:
Ille68 hat folgendes geschrieben::
Wer sich dann noch täglich aufrafft, um seinen Sport durchzuziehen, wird wohl kaum an Depressionen erkrankt sein.
Hier ist das nicht besser als bei mir, weil dieser Satz impliziert, dass alle Depressiven eine schwere Depression haben. Wenn das richtig wäre, dann gäbe es keine entsprechenden Selbsthilfegruppen, weil keiner sich aufraffen könnte, aus dem Haus zu gehen.

Stefan4242 hat viel Interessantes geschrieben! Auch wenn ich das teilweise anders sehe.
Stefan4242 hat folgendes geschrieben::
Ich denke, das Problem beim Thema Depression ist, dass sich Menschen, die davon nicht betroffen sind ..., sich einfach nicht vorstellen können, was genau leichte, mittlere oder schwere Depressionen sind. Und dass sie deshalb - mangels persönlicher Erfahrung - von dem ausgehen, was sie selbst kennen.
Mag oft richtig sein, aber nicht immer. Es gibt durchaus Menschen, die sich in andere hineinversetzen oder sie zumindest verstehen können. Ich war zum Glück nicht von einer schweren Depression betroffen, aber ich kann schon verstehen, dass es Zustände gibt, in denen man nicht in der Lage ist, dies oder jenes zu machen oder konstruktiv/positiv zu denken. Bei mir steht explizit:
Zitat:
...Man kann bei schlechter Stimmung schlechte Gedanken notieren, widerlegen bzw. vergessen und an etwas Gutes denken. Manchmal können Medikamente erforderlich sein, um die Person überhaupt in die Lage zu versetzen, etwas zu machen. Über die Erforderlichkeit muss der Arzt mit dem Patienten entscheiden. ...


Zur Psychotherapie und Medikamenten: Ich habe nicht geschrieben, dass sie von Depressionen heilen (auch wenn das vielleicht auch vorkommt), sondern nur dass sie wirken!
Klar gibt es auch schlechtere oder zum jeweiligen Patienten unpassende Psychotherapeuten. Aber auch gute. Es gibt auch depressive Leute, denen eine Psychotherapie sehr geholfen hat (aber nicht geheilt).
Der Vergleich mit Diabetes hinkt, weil Diabetes m.W. eine ausschließlich organische Ursache hat. Aber auch hier gibt es Parallelen: Viele Typ-2-Diabetiker können nicht nur ihre Lebensqualität verbessern, sondern auch Insulinbedarf deutlich reduzieren bis abschaffen, wenn sie eine vernünftige Schulung hatten und sich entsprechend verhalten. Dann sind sie zwar nicht geheilt, aber die Krankheit behindert sie weniger.
Bei Depression ist das auch so: Eine gute Psychotherapie kann dem Patienten "die Augen öffnen" oder zumindest seine Gedanken lenken, damit er weiß, wie er sich verhalten soll und wie er seine Denkweise beeinflussen soll, damit sich die Depression möglichst wenig auswirkt. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass durch Gedanken auch irgendwelche Stoffe im Gehirn entstehen und umgekehrt Ausrufezeichen
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Marcus
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Anmeldungsdatum: 14.02.2005
Beiträge: 2556
Wohnort: USA

BeitragVerfasst am: 08.10.07, 16:10    Titel: Antworten mit Zitat

Kalli hat folgendes geschrieben::
Hallo, Forum!

Wo immer ich in den Medien Tipps höre gegen ...Krebs, Herzinfarkt, Diabetes, Depressionen...
SPORT!!!
Mir scheint das eine Modeerscheinung, die von unseren Lifestyle Beratern gesteuert wird, das ist ein toller Markt mit viel Umsatzaussicht.

Sport ist eigendlich keine Modeerscheinung, es sei denn du traegst seit tausenden von Jahren die selbe Mode.
Wie kommt es, das man immer hoehrt das die Menschen Frueher nicht so sehr an diabetis und uebergewicht, herzinfakrt gelietten haben? Oder wie kann es sein das Chinesische Reisbauern noch mit 90 Jahren ihre Knie krumm machen koennen, ohne auf Gehhilfen angewiesen zu sein?

Ich wuerde sagen die haben einfach bewegung.
Und wir mit allen den Verkehrsmitteln, Rolltreppen, Fahrstuehlen muessen uns eben diese Bewegung mit Sport holen.
Oder siehst du das anderes?


Zitat:

Ich kann es schon nicht mehr hören. Da zeigt man einem leicht übergewichtigen, rheumatischen Diabetiker einen Iron-men als leuchtendes Beispiel. Der Arme Kerl bricht doch nach 5 km wegen Gelenkbeschwerden zusammen!

Wenn er sein leben lang jeden Tag 5 km gelaufen waere, dann haette er bestimmt keine Gelenkbeschwerden.
Und da du ja solche Beispiele magst.
Ein bekannter von mir. 60 Jahre als, geht jeden morgen 5 meilen weit. Als er einen Beckenbruch, wegen Unfall hatte, haben die Aerzte gestaunt, wie schnell er sich wieder erholt hatte. Eben weil er sich regelmaessig bewegt hat.


Zitat:

Für mich allmählich ganz deutlich, Sport hilft gegen alles, nur leider geht bei einigen Menschen die Hirnleistung zurück... Sehr böse

Mag sein, ich kriege jetzt Ärger, aber das ist nun mal meine ganz persönliche Meinung.
Kalli

Kalli warum solltest du aerger bekommen, wenn du denkst das Sport nicht hilf, ist das deine Meinung. Aber ich glaube es ist allgemein bewiesen das Bewegung gegen sehr viele Krankheiten in unserer Wohlstandsgesellschaft hilft. Und das kannst du nicht abstreiten.
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Viele Gruesse aus Texas



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Anmeldungsdatum: 29.04.2005
Beiträge: 1985
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BeitragVerfasst am: 08.10.07, 23:25    Titel: Antworten mit Zitat

Marcus hat folgendes geschrieben::
Und wir mit allen den Verkehrsmitteln, Rolltreppen, Fahrstuehlen muessen uns eben diese Bewegung mit Sport holen.
Oder siehst du das anderes?
Ja, ich sehe das anders, zumindest differenzierter. Kommt auf den Einzelfall an. Gerade wenn man ein Verkehrsmittel (Fahrrad) viel benutzt, braucht man weniger Sport zu treiben. Andere Verkehrsmittel sind in dieser Hinsicht nicht so gut Winken. Aber das gehört wohl kaum zu Psychiatrie...
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Stefan4242
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Anmeldungsdatum: 13.01.2007
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BeitragVerfasst am: 09.10.07, 15:01    Titel: Antworten mit Zitat

I-user hat folgendes geschrieben::
Außerdem sollte man nicht vergessen, dass durch Gedanken auch irgendwelche Stoffe im Gehirn entstehen und umgekehrt Ausrufezeichen

Das vergisst man nicht, keine Sorge. Und das ist eine Banalität.

Es ist natürlich bekannt, dass der Mensch im Zustand massiver Angst und Stress unwillkürlich seine Blase entleert. Und die physiologischen Vorgänge, die dazu führen, sind auch nicht so besonders geheimnisvoll. Nicht bekannt ist hingegen, dass eine geeignete Therapie zur besseren Kontrolle der eigenen Ausscheidungen darin besteht, Angst und Stresssituationen möglichst zu vermeiden. Und mit therapeutischer Hilfe zu lernen, wie man sie vermeidet - oder "besser" damit umgeht.

Soll heissen: was du beschreibst, ist eine Korrelation (das eine hat irgendwie mit dem anderen zu tun). Davon gibt es viele. Statistisch ganz eindeutig ist auch die Korrelation zwischen dem Bruttoeinkommen und der Körpergröße von top-verdienenen DV-Managern und der von arbeitslosen Hilfsarbeitern, die über 60 sind. Trotzdem käme niemand auf die blöde Idee, dass eine chirurgische oder chemotherapeutische Maßnahme zur Erhöhung der Körpergröße bei einem alten Arbeitslosen dazu führt, dass er plötzlich ein (erfolg)reicher DV-Manager wird...

Solange aus deiner "man sollte nicht vergessen"-Korrelation kein halbwegs plausibel erforschter und nachgewiesener Kausalzusammenhang wird, ist diese Erkenntnis vollkommen wertlos. Und sie hilft niemandem, schon gar nicht den Betroffenen.

Viele Grüße,
Stefan
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I-user
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BeitragVerfasst am: 09.10.07, 15:27    Titel: Antworten mit Zitat

@Stefan4242:
Hä? Deinen letzten Beitrag habe ich nicht so richtig verstanden. Von Scheinkorrelationen habe ich bereits in den Statistik-Vorlesungen gehört. Aber ich weiß nicht, was das hiermit zu tun hat.
Nicht jede Aussage ist dazu da, den Betroffenen zu helfen. Manche Aussagen beziehen sich auf einen vorherigen Beitrag, sind also Teil der Diskussion. Du hast (wenn ich richtig verstanden habe) im Beitrag vom 07.10.07, 17:09 geschrieben, eine Psychotherapie könne nicht oder kaum helfen, weil Depression eine z.T. organisch bedingte Krankheit ist.
Weiter will ich mich dazu nicht äußern Böse
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Stefan4242
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BeitragVerfasst am: 09.10.07, 15:37    Titel: Antworten mit Zitat

I-user hat folgendes geschrieben::
Hä? Deinen letzten Beitrag habe ich nicht so richtig verstanden.

Macht nichts. Aber nochmal: du schriebst, dass "durch Gedanken auch irgendwelche Stoffe im Gehirn entstehen und umgekehrt". Und hast das in Zusammenhang mit der Behandlung von Depressionen gebracht.

Und ich antwortete, dass diese Korrelation zwar unbestritten, aber für die Behandlung von Depressionen völlig uninteressant ist. Weil die Tatsache, dass durch irgendwas irgendwelche Stoffe entstehen (und umgekehrt), zwar sicher interessant ist. Aber weit entfernt davon, therapeutisch bedeutsam zu sein.

Viele Grüße,
Stefan
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BeitragVerfasst am: 09.10.07, 15:49    Titel: Antworten mit Zitat

Ach so! Jetzt verstehe ich, was Du sagen woltest. Nur die Korrelation hast Du nicht genannt, die ich gemeint haben soll (was wovon wie abhängen soll). Inwiefern Deine Meinung richtig ist, weiß ich nicht. Für mich persönlich ist so eine Erkenntnis sicherlich nicht nur theoretisch interessant, sondern voll therapeutisch relevant.
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Stefan4242
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BeitragVerfasst am: 09.10.07, 16:03    Titel: Antworten mit Zitat

I-user hat folgendes geschrieben::
Ach so! Jetzt verstehe ich, was Du sagen woltest. Nur die Korrelation hast Du nicht genannt, die ich gemeint haben soll (was wovon wie abhängen soll). Inwiefern Deine Meinung richtig ist, weiß ich nicht. Für mich persönlich ist so eine Erkenntnis sicherlich nicht nur theoretisch interessant, sondern voll therapeutisch relevant.

Ich versuch's nochmal, aber zum letzten mal: Es ist vollkommen uninteressant, was du als "therapeutsich relevant" betrachtest. Das hilft niemandem, der einer Behandlung bedarf.

Eine Korrelation wie deine genannte, bei der kein auch nur ansatzweise erforschter und erwiesener Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung besteht, ist therapeutisch schlichtweg irrelevant. Es sei denn, du willst dich auf die "Palcebo-Ebene" begeben.

Viele Grüße,
Stefan
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