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Catrin
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Anmeldungsdatum: 10.04.2006
Beiträge: 205
Wohnort: BaWü

BeitragVerfasst am: 14.10.07, 20:26    Titel: Transparenz Antworten mit Zitat

GS hat folgendes geschrieben::


Lassen Sie mal Transparenz in die Gesundheitspolitik einziehen



Ein frommer und berechtiger Wunsch. Wenn es darum geht, ihn zu verwirklichen, wird die Mehrheit der Politiker aber mit den betroffenen Lobbyisten weiter an einem Strang ziehen; Transparenz dürfte so ziemlich das letzte sein, was die gebrauchen können.
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Gast H
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BeitragVerfasst am: 15.10.07, 11:34    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

wenn ich jetzt nichts falsch verstanden habe, besteht ja zumindest bei PR und Kalli Einigkeit darüber, dass es eine (kostengünstige) Grundabsicherung und eine individuell frei wählbare Zusatzabsicherung geben soll. Da gehe ich doch voll mit. Es kann auf die Dauer nicht sein, dass die gesetzlich Versicherten (die ja nach wie vor den überwiegenden Teil der Patientenschaft ausmachen) königliche Beiträge zahlen, aber nur drittklassige Einheitsleistungen geboten bekommen. Das widerspricht, bei vernünftigem Handling, auch nicht grundsätzlich meinem Gerechtigkeitssinn in Sachen Solidarität. Ich verlasse daher jetzt mal, sehr zum Leidwesen von PR Winken, die gesamtpolitische Ebene und begebe mich auf meine Dömane, die Patientensicht.

Bei allen vorsichtigen Versuchen der GKen, Zusatzleistungen anzubieten, um nicht die letzten Gutverdiener noch in die Hand der Privatkassen zu treiben, vermisse ich wirkliche Innovationen. Aus dem drei Stunden wartenden "Kassler", der in vielen Praxen eher gern von hinten gesehen wird, wird danach allenfalls ein immer noch drei Stunden wartender "Zusatzkassler", der ein paar Euro mehr an seine Versicherung abdrückt, und im Zweifelsfälle immer noch IGELn muß. Sein "Erkennungsmerkmal", die GV-Karte, hat er nämlich immer noch.

Liegt damit auf der Hand, dass eine grundsätzliche Reformierung der Krankenversicherung Not tut. Das könnte schon damit losgehen, dass die Arztpraxis im Idealfall den Versichertenstatus gar nicht mehr erfährt, d.h. jeder Patient per se erst mal ein "Kunde" und nicht ein "Kassler" oder "Privater" ist. Das unsinnige Gebühreninkasso könnte bei der Gelegenheit gleich mit geerdet werden. Das impliziert natürlich automatisch, dass GK und PK mehr oder weniger miteinander verschmelzen müssen, sicherlich kompliziert, aber m.E. sicher nicht unmöglich. Vom Grundgedanke her: Jeder zahlt bei "irgendeinem" Versicherer seines Vertrauens einen individuell gestalteten Beitrag inklusive einer Grunddeckung ein, wobei (und hier sind wir wieder bei PR's Gedanken) die Kassen dann -hoffentlich geschickt- die Solidarumlage von der Individualversicherung zu trennen habe.

Müßte doch eigentlich gehen, oder habe ich da irgendwo einen Denkfehler?
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PR
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
Beiträge: 2794
Wohnort: Lörrach

BeitragVerfasst am: 15.10.07, 12:31    Titel: Ja. Antworten mit Zitat

Wenn der Arzt kassenblind ist, kann er seine Leistung nicht auf die Grundleistung begrenzen.
Das muß anders gehen.

Das mit den "königlichen" Beiträgen würde sich wie beschrieben total ändern, wenn Bürokratiewut und Verschiebebahnhöfe weg wären. Ohne gedsamtpolitische Ebene wirds nix.

Auf was für "Innovationen" seitens der Kassen warten Sie ?

PGV und GK"V" können nicht miteinander verschmelzen, denn sie arbeiten unter vollkommen unterschiedlichen Voraussetzungen.

Macht man die PKV pleite, wie das geplant ist, muß man sie zwingen, ihre eigenen Statuten zu verletzen, das Versicherungsausichtsrecht zu brechen und den bestehenden Versiherungsverträgen zuwiderzuhandeln. Dies wiederspricht dem grundgesetzlichen Gebot der einheitlichen = kohärenten Gesetzgebung.

Realiter lassen sich auf Ebene der Praxen mit Kassenumsätzen recht genau die Laufkosten decken. "Honorar": ist nicht, Anschaffung: ist nicht, Erneuerungsinvestition: ist nicht, Finanzierung: ist nicht. Sind PKV-Patienten und IGeLs weg, sind die Praxen pleite.
Die Quersubventionierung der GK"V"-Mitglieder durch die PKV-Beitragszahler ist Realität. Da kann der Lauterbach schwindeln, soviel er will. Dumm, daß ihm noch immer so viele Leute auf den Leim gehen.

Es ist im Übrigen in garkeiner Weise zu erwarten, daß die von Kapitalinvestoren einzurichtenden Großambulatorien, die Ulla als Ideal vorschweben, auf diese Zusatzeinnahmen verzichten werden. Oder ist Ihnen zu Ohren gekommen, dass Rhön Klinikum AG Privatgpatienten ablehnt ?

Noch eins: der Spruch" so schlecht waren die DDR-Ambulatorien gar nicht" stammt aus dem Jahr 1996 und von mir, zehn Jahre vor Ulla. Ich halte nach wie vor für blanken Eroberer-Übermut, dass man die bei der Machtübernahme geschleift hat. Für den Fall der Wiederholung meines Spruchs "was die Kasse XYZ im Kern will, ist ein Gesundheitswesen 'a la DDR mit einem Schuß USA" hat mir seinerzeit der damalige XYZ-BaWü-Boß Roland Sing Verleumdungsklage angedroht.

Man kann die Ambulatorien wollen. Ich mach da auch jederzeit mit, hab schließlich einige Jahre Erfahrung in Medizin in Entwicklungsländern. Unter einer Voraussetzung: dass man mich für die während fünfzehn Jahren Kassenknechtschaft aufgelaufenen Geschäftsschulden restlos entschädigt. Nur so geht das ohne Enteignung.

PR
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Von Fremdinteressen freie an Patienteninteresse orientierte eigene Meinung.
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Alba
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Anmeldungsdatum: 23.02.2005
Beiträge: 84

BeitragVerfasst am: 15.10.07, 15:26    Titel: Re: Von 1990 bis zum 1. Mai 2005 Antworten mit Zitat

Hallo PR,
hier stimme ich Ihnen sogar weitgehend zu und finde Ihre Idee gar nicht so sehr verschieden von der, die Torsten Horlbeck zwei Beiträge weiter oben formuliert:
PR hat folgendes geschrieben::
1.Wir brauchen zur Finanzierung des Gesundheitswesens eine gesunde Mischung aus USA und DDR
a.= nachhaltige Kapital- (Versicherungen) plus solidarische Umlagedeckung (Kassen)
b.= planwirtschaftliche Grundversorgung (Kassen) plus marktorientierte Besserversorgung (Versicherungen und Eigenleistung)
c.also zwei gleichwertige und gleichberechtigte Säulen


Aber das hier ist mir schlicht unverständlich:
PR hat folgendes geschrieben::
2. Dafür muss der Staat den Kopf hinhalten für eine klare und transparente Definition der Grundversorgung, also auch für Rationierung - und sonst niemand

Damit schieben Sie den Schwarzen Peter an den Staat, also genau an die Institution, der Sie sonst mit dem höchsten Mißtrauen begegnen. Sollen dann also Leute wie Herr L. oder uns Ulla entscheiden, was Grundversorgung ist?
Ich beobachte jetzt schon immer mehr, wie schleichend medizinische Kompetenz durch bürokratische ersetzt wird.
DIe Unterfinanzierung des Systems scheint mir ohnehin so nicht recht lösbar.

Freundliche Grüße von Alba
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PR
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
Beiträge: 2794
Wohnort: Lörrach

BeitragVerfasst am: 15.10.07, 18:52    Titel: Grundversorgung heißt Antworten mit Zitat

ganz konkret: was gibts auf Chipkarte und was nicht.

Was es in der Grundversorgung geben wird, wird weniger sein als heute.
Bisher erzählt Ihnen die Politik ausschließlich leere globale Sprüche à la "es gibt a l l e s Nötige" auf Chipkarte. Das ist eine Unwahrheit, weil man aus gedeckelten Budgets (die werden so gedeckelt bleiben wie das Honorar im schonwiederneuen EBM) nicht alles, auch nicht alles Nötige, und das auch noch kostendeckend erbringen kann, auch dann nicht wenns verlangt wird.

Also rationieren w i r , sind dafür aber die am wenigsten Geeigneten, weil man damit aus Ärzten des Vertrauens Ärzte des Mißtrauens macht. Von uns wird verlangt, intransparent und unsystematisch = verdeckt zu rationieren. Das ist eine Sauerei.

Wo schmerzarm rationiert werden k a n n , das muß selbstverständlich ärztlicher Sachverstand festlegen, der in Regierungs- und Amtsstuben eben nicht vorhanden ist, auch wenns behauptet wird. Und dann muß die Politik den Kopf dafür hinhalten und sonst niemand. Das ist "offene" Rationierung".

Wenn bisher der ärztliche Sachverstand in Gestalt des GemBA offen rationieren wollte, kam häufig die Ministerin mit einer Ersatzvornahme daher und hat den Entscheid kassiert.
Sie hnat weitere auch neue Behördenwasserköpfe geschaffen. Um weiterhin zu verdecken, daß die zum Rationieren geschaffen wurden und sonst zu garnichts, hat man sie halt "Institut für Qualität ..." genannt. Auch hier hält also die Politik nicht den Kopf hin für Rationierung, sondern belügt das Wahlvolk. Das muß sich ändern.

Bei den Arzneimitteln, insbesondere bei den Innovationen, wird dieser politische Eiertanz noch am Deutlichsten. Was hat man nicht für dolle Schwammbegriffe in die Welt gesetzt, von den Schein-Innovationen bis zu den Me-Toos. Die hat man dann von der Presse diffamieren lassen. Irgend ein Gesundheitsökonom, und sei's der Lauterbach, hat dann flugs seine berüchtigten brandneuen Statistiken aus dem Ärmel gezaubert und die gleich mitdiffamiert, die neue Pharmaprodukte verordnten, am liebsten gleich als allesamt von der Industrie bestochen. Und die Verordner mit Strafzahlungen überzogen.
Das ist welteinmalig.

Richtig wäre, von vornherein und von staatswegen die Z u l a s s u n g neuer (und alter) Arzneimittel mit Wirtschaftlichkeits- und Rationierungs-Überlegungen zu verknüpfen, und diejenigen Neuigkeiten für den deutschen Markt gar nicht zulassen, die man dem Volk nicht zahlen will.

Was aber tut Ulla ? Läßt ihr Haus mit riesigen Beträgen von der Pharmaindustrie sponsern, rückt die Zahlen nur auf Druck des Parlaments heraus, und möchte die Zulassung neuer Arzneimittel zum für den Staat einträglichen Geschäft umfunktionieren.

So hält man den Kopf n i c h t hin für die eigene Politik, sondern nimmt diejenigen als Geiseln, die diese Politik dann in Realität und medizinische Versorgung umzusetzen haben. Pfui Teufel.

PR
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Gast H
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BeitragVerfasst am: 15.10.07, 20:36    Titel: Re: Ja. Antworten mit Zitat

Lieber PR,

in dieser Sache stimme ich Ihnen schon zu, man kann die PKVen nicht einfach per Dekret platt machen, und rein wirtschaftlich und rechtlich lassen sich GKVen und PKVen nicht zusammenwürfeln. Das wäre letztlich auch Betrug am Konsumenten. Aber vielleicht gibt es ja doch noch andere Möglichkeiten, beide in irgendeiner Form kompatibler zu machen. Es stellt sich ja ansonsten irgendwann die Grundfrage, warum eigentlich noch freiwillig jemand in der GKV versichert ist, wenn er beitragsmäßig noch über der PKV liegt (was, über'n Daumen gepeilt, z.B. bei Kalli mit ziemlicher Sicherheit der Fall ist). So blöd kann doch eigentlich eine Versicherung, auch wenn Sie überwiegend nur Umlagekapital zu verwalten hat, nicht sein Winken, oder übersehe ich da irgendwas?

Diese Punkte wollte ich nochmal aufgreifen:
PR hat folgendes geschrieben::
Wenn der Arzt kassenblind ist, kann er seine Leistung nicht auf die Grundleistung begrenzen. Das muß anders gehen.

Wie wäre es vom Ansatz, wenn der Adressat der Honorarforderung regelmäßig der Patient ist, und dieser dann an seinen Versicherer (sofern vorhanden) weiterreicht? Ist zwar etwas umständlicher, aber erhöht die Transparenz um ein Vielfaches. Der Versicherer zahlt dann je nach Versicherungsumfang zurück, eine Begrenzung auf Grundleistung sehe ich dann so primär gar nicht mehr als erforderlich an.

Zitat:
Die Quersubventionierung der GK"V"-Mitglieder durch die PKV-Beitragszahler ist Realität. Da kann der Lauterbach schwindeln, soviel er will. Dumm, daß ihm noch immer so viele Leute auf den Leim gehen.

Diese Diskussion ist ja schon seit vielen Jahren im Gange (sie ist auch eine der wenigen Grundsatzdiskussionen, die ich recht aufmerksam verfolgte) und ich muß ehrlich gestehen, dass ich mir bis heute nicht sicher bin, welche Seite nun Recht hat. Für alle Neulinge zusammengefaßt: Die privaten Krankenversicherer postulieren, dass sie durch deutlich höhere Erstattungen und Übernahme kostenintensiverer Behandlungen das deutsche Gesundheitssystem bestandserhaltend subventionieren. Die gesetzlichen Krankenkassen (und der Karl Lauterbach Winken) halten dagegen, dass es genau umgekehrt ist, nämlich dass die gesetzlichen Krankenversicherer die PKVen subventionieren, mit folgender Begründung: Alle die, die sich in die PKV verkrümeln, stehen der Solidargemeinschaft nicht mehr zur Verfügung und entziehen dem System somit Milliardenbeiträge, nutzen aber letztlich die mit Solidargeld errichteten Institutionen im voller Höhe mit. Wie gesagt, ich persönlich kann mich nur schwer für eine Wahrheit entscheiden, man braucht dazu wohl einen tieferen Einblick ins System.
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PR
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
Beiträge: 2794
Wohnort: Lörrach

BeitragVerfasst am: 15.10.07, 22:05    Titel: Na, das gibt ja endlich mal wieder Antworten mit Zitat

eine vertitable Diskussion !

PKV kompatibler machen:
Der Gesetzgeber kann die PKV b i t t e n, neben den eigenen Tarifen her GK“V“-ähnliche Tarife anzubieten.
Der Gesetzgeber kann die PKV auch bitten, neben den eigenen Tarifen eigene Kassen aufzumachen, was blödsinnig wäre.
Der Gesetzgeber kann v i e l l e i c h t der PKV den Abschluß von Neuverträgen untersagen, aber das wird er nicht tun.
Aber der Gesetzgeber kann nichts Grundgesetzkonformes tun, um die in hunderttausenden Altverträgen gebundene Kapitaldeckung (mitsamt der shareholder value) in irgend einer Weise zu sozialisieren. Es sei denn, er hätte zuvor den übergesetzlichen Notstand erklärt.
Ansonsten hilft dem Gesetzgeber nur zu warten, bis der letzte PKV-Kunde gestorben ist.

GK“V“ kompatibler machen:
Der Gesetzgeber wird doch in Dreiteufelsnamen irgendwann mal kapieren, dass die Umlagefinanzierung nicht mehr länger die einzige Säule der Krankenversicherung sein kann. Es ist doch demographie-anfällig bis zur Pleite und damit schreiend generationen-ungerecht, es ist in gar keiner Weise nachhaltig, und es ist extrem konjunktursensibel.
Soll man doch himmelnochmal endlich die GKV von öffentlich-rechtlichen Mauschel- und Funktionärsversorgungsveranstaltungen zu Firmen mit Bilanzpflicht und Recht zur Insolvenz machen. In der Rentenversicherung hats doch auch geschnackelt.
Oder jeder Kasse für sich das Recht zugestehen, neben ihrem bisherigen Gelddurchreichgeschäft her (mehr verstehen die eh nicht) veritable Versicherungsverträge zu machen. Wobei auch hier die beiden Töpfe gefälligst getrennt zu bleiben haben.

Die Kassen trauen sich ja noch nicht mal, ihre Freiwilligen überhaupt zu deklarieren. Kein Mensch kennt sie. Wenigstens die hätten doch längst ein Recht auf das endlich !!! t r a n s p a r e n t e Erstattungsverfahren, sehr richtig ! Doch die Kassen blocken das durch die Bank und erzählen ihren Freiwilligen bloß Schauermärchen. Das Sachleistungsverfahren ist wg, fest eingebauter Intransparenz einfach am Ende.

Ich brauche die PKV nicht als PKV. Aber ich brauche irgend jemanden, der mir meinen Nervenundknochenjob so vergütet, dass ich das dazu Nötige finanzieren und refinanzieren, den Ertrag versteuern und vom Rest dann auch noch leben kann. Mit der GKV alleine funzt das dezidiert seit Jahrenden n i c h t, denn mehr als die nötigsten Laufkosten finanziert die nicht. Fragen Sie beliebige Steuerberater / Betriebswirte, die Ärzte unter ihren Klienten haben.
Also brauch ich die PKV als Quersubventionierer der GKV-Mitglieder oder wenn Sie so wollen als Risikostrukturausgleich auf Mikroebene.

Es gab ja immer und immer wieder Versuche, die PKV als die Hölle der Risikoselektierer und die GK“V“ als den Hort der Solidarität zu diffamieren. Das stimmt doch einfach nicht.
Zum Einen gibt’s keine schlimmeren Risikoselektierer als die hunderte von bundesweit wurschtelnden Betriebskrankenkäßchen.
Zum Anderen bleibt der in einen PKV-Tarif eingeschriebene Private (wo irgend möglich lebenslang) zwangssolidarisch zu allen anderen in seinem Tarif (ich weiß nicht, wieviel Pflicht / Recht die PKV hat, zwischen unterschiedlichen Tarifen hin und her auszugleichen). Aber es ist doch einfach grober Unfug zu behaupten, alle PKV-Versicherten (ganz überwiegend Staatsdiener in x-erlei Positionen) blieben lebenslang ein exklusives junges gesundes Niedrigrisiko-Kollektiv.

Warum sind denn die „Honorare“ GKV / PKV dermaßen diskrepant ?
Sie sind es jedenfalls nicht, weil die GKV die PKV subventionieren muss, sondern weil die GKV eins ums andere Mal mehr mit zusätzlichen Kosten belastet wird, die mit Gesundheitsfürsorge garnichts, mit Solidarität ein bißchen, in Wahrheit aber „nur“ mit dem Willen von Politikern zu tun haben, die gern wiedergewählt werden, jedoch nicht wollen, dass weltanschaulich gewiss wünschenswerte Transferleistungen offen und transparent von a l l e n finanziert werden, nämlich von den Steuerzahlern. Also zahlen sie diese Kosten stattdessen lieber aus den undurchschaubaren demokratisch nicht mehr kontrollierbaren Töpfen der GKV.

Ich kenne auf der ganzen Welt kein einziges entwickeltes Land, das in diesem Bereich einen derartigen Kuddelmuddel veranstaltet wie das unsere.

PR
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Kalli
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Anmeldungsdatum: 15.01.2007
Beiträge: 218
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 15.10.07, 22:53    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Sie sind es jedenfalls nicht, weil die GKV die PKV subventionieren muss, sondern weil die GKV eins ums andere Mal mehr mit zusätzlichen Kosten belastet wird, die mit Gesundheitsfürsorge garnichts, mit Solidarität ein bißchen, in Wahrheit aber „nur“ mit dem Willen von Politikern zu tun haben, die gern wiedergewählt werden, jedoch nicht wollen, dass weltanschaulich gewiss wünschenswerte Transferleistungen offen und transparent von a l l e n finanziert werden, nämlich von den Steuerzahlern. Also zahlen sie diese Kosten stattdessen lieber aus den undurchschaubaren demokratisch nicht mehr kontrollierbaren Töpfen der GKV.


Lieber PR!
Könnten Sie da bitte mal etwas konkreter werden? Welche Fremdleistungen meinen Sie?

Wenn man mit Kollegen spricht, die von einer massiven Zunahme des Präkariats berichten, dann kommt einem wirklich der Gedanke, das da einiges tatsächlich über die Steuer finanziert werden sollte.
Nur ist es politischer Selbstmord, zuzugeben, das immer weniger Menschen ausreichende Beträge in die GKV einzahlen können. Wo wir doch so einen tollen Aufschwung haben...
Ich glaube, so schnell wird sich nichts ändern.
Übrigens haben Sie vollkommen recht, wenn Sie die Schließung der Polikliniken einen schlimmen Fehler nennen. Aber da waren die ärztlichen Standesvertretungen nicht unschuldig dran. Ich erinnere mich da an heftige Diskussionen in einem Spiegel-Forum.
Gute Nacht, Kalli
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PR
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
Beiträge: 2794
Wohnort: Lörrach

BeitragVerfasst am: 16.10.07, 23:23    Titel: Versicherungsfremde Leistungen Antworten mit Zitat

Eine V e r s i c h e r u n g überlebt (oder nicht) dank ihrer Mathematiker und Statistiker. Die sind dazu da, auszurechnen, wie wahrscheinlich bei gegebener Klientel welche Kosten zu erwarten sind (z.B. wann kommt in der Region XYZ das nächste Erdbeben, und wie teure Schäden entstehen dabei). Die Mittel d a für muss die Versicherung in Reserve halten, und einen angemessenen Unwägbarkeitsbetrag obendrein.

Per definitionem n i c h t v e r s i c h e r b a r ist all das, wozu sich irgendjemand aus freien Stücken entscheiden kann. Kein Mensch wird also einen Versicherer finden für den Fall, dass ihm eines Tags ins Hirn schießt, er müsse fortan unbedingt Mercedesfahrer sein.

In der GK"V" ist sowieso alles anders, sie durchbricht seit Langem eben auch das „Versicherungsprinzip“, weshalb ich das "V" da gern in Anführungszeichen setze. Denn da schießt Politikern immer wieder mal ins Hirn, diese eine oder andere Wohltat tät dem Volk (als Ganzem) doch auch noch ganz gut. Womit sie ja immerhin oft auch noch Recht haben.

Diese Wohltaten haben meistens gemein, dass z.B. die Daten dazu (wer könnte so was brauchen ?) irgendwo im Gesundheitsfürsorgesystem dazu bereits vorhanden sind. Oder auch sind hier nur die Zahlungswege präformiert. Oder aber ist die medizinische Infrastruktur fachlich und sachlich dazu in der Lage, die Wohltat zu erbringen. Nicht selten kam sogar die Anregung zur Wohltat aus dem Kreis der medizinisch Tätigen selbst.
Nicht zuletzt stellt für Politiker der Riesentopf der Kassenbeiträge eine permanente Versuchung dar, sie auch auszugeben, jetzt und gleich.

Jedenfalls ist all diesen Wohltaten gemeinsam, dass die Notwendigkeit dazu n i c h t (wie das Erdbeben - obschon irgendwie statistisch fassbar) vom Himmel gefallen ist, sondern mit einem mehr oder weniger gut begründeten Entschluss festgestellt wurde.

Solche Dinge sind jedoch – streng nach dem Versicherungsprinzip betrachtet - n i c h t v e r s i c h e r b a r. Die Finanzmittel dazu sind also – eben so streng betrachtet – eben n i c h t aus denjenigen Töpfen zu entnehmen, die für „vom Himmel Gefallenes“ vorgesehen sind.
Genau dies jedoch findet in der GK“V“ fortlaufend statt. Dies ist letztlich der einzige Grund dafür, dass die „gesetzliche Krankenversicherung“ jedenfalls in Deutschland das Epitheton ornans „ solidarisch“ trägt. Die permanente Verletzung des Versicherungsprinzips ist dann allerdings auch der wichtigste Grund dafür, dass die „solidarische“ GK“V“ sich dem Ende ihrer Strapazierfähigkeit immer rascher nähert.

Die Beispiele für medizinische Leistungen, die ohne vorliegende Krankheitsdiagnose erbracht werden, und für (oder gegen) die frau / man sich aus freiem Willen entscheiden kann, sind zahlreich. Dazu gehört die ganze „präventive“ Medizin, also Früherkennungsuntersuchungen und Impfungen. Die sind eigentlich nicht versicherbar.

Auch Kassenleistungen, die mit Gesundheitsfürsorge nur die Gelegenheit zu tun haben, sind zahlreich, Beispiele: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Mutterschaftsgeld (das Sterbegeld ist ja schon abgeschafft).

Weitere Kassenleistungen haben mit Medizin überhaupt nichts zu tun, sondern mit Kassenmarketing, zum Beispiel die wieder zahlreich werdenden Zuzahlungsbefreiungen. Genau besehen haben auch die teils erheblichen Beitragssatz-Unterschiede der immer noch zahlreichen Kassen nichts mit Krankheit zu tun (freilich auch nichts mit dem besonders „guten Wirtschaften“ der Billigkassen, sondern) mit deren Risikoselektion, weshalb ja das Wahnsinnskonstrukt „Risikostrukturausgleich“ mit all seinen Im- und Komplikationen (DMP !!!) erfunden werden musste. In den selben Topf gehören alle Ost-West-Ausgleiche und Finanzausgleiche mit anderen Zweigen der Sozialversicherung.
In diese Schublade gehört selbstverständlich auch die Beitragsfreiheit der Familienangehörigen.

Die Summe all dieser Kassenausgaben heißt „Gesundheitsausgaben“ und wird - jetzt wird’s infam – für internationale Vergleiche herangezogen. So kommt man natürlich zu solchen Sprüchen wie der von Lauterbach: vom gefahrenen Golf und vom bezahlten Mercedes.

Das ist der Grund, warum ich nur noch eigenhändig gefälschten Statistiken glaube.

PR
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