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Über die "Piillenskandale"
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
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BeitragVerfasst am: 08.01.08, 19:21    Titel: Über die "Piillenskandale" Antworten mit Zitat

Drei „Pillenskandale“ durfte ich mittlerweile miterleben. Das fing in den Neunzigern des vorigen Jahrhunderts an, kurz nachdem ein großzügiger Gesundheitspolitiker den Kassen die „Pille auf Kassenrezept“ bis zum 20. Geburtstag aufs Auge gedrückt hatte. Die Pharma brachte sofort in rasendem Tempo echte und weniger echte Novitäten in den Markt.

Bis irgendwer auf den Trichter kam, dass das ganz ordentlich viel Geld kostet. Sogleich wurden weltweit Professoren und exotische Forschungsergebnisse bemüht, mal fand man Ethinylestradiol als DNA-Addukt (alle Sexualhormone binden an DNA), wenig später drohte das Leberzellkarzinom nach CPA (2 beschriebene Fälle weltweit nach heroischen Dosen), mal drohten massenhaft Thrombosen und Embolien (Drittgenerationsgestagene).

Plötzlich war die Glotze voller Horrormeldungen, gab es Rote-Hand-Briefe, wurden Indikationen eingeschränkt, Zulassungen geändert, Beipackzettel eingestampft und neu gedruckt, massenhaft Warnbriefe verschickt, Pillen in Panik abgesetzt, ungewollte Schwangerschaften abgebrochen – kurz, das Chaos war perfekt.

Mit wissenschaftlichem Fortschritt hatte das alles nichts zu tun, sondern mit dem Bemühen um Kostenkontrolle nach Wahlgeschenken.

Und jetzt kommt - Aprilapril, war alles nicht so gemeint - ein „gesundbrunnen“ daher mit links zu den Engländern und möchte den Verkauf der „Pille“ ganz freigeben .

Wie paßt das zusammen ?

Es paßt nur zusammen, wenn mal wieder Kostenkontrolle angesagt ist und sonst garnix.


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H.S.
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Anmeldungsdatum: 11.02.2008
Beiträge: 152

BeitragVerfasst am: 11.02.08, 12:17    Titel: Antworten mit Zitat

Brustuntersuchung und Abstrich-Entnahme bei jungen Frauen, die "die Pille" nehmen wollen, gut und schön.

Viele - vor allem männliche - Gynäkologen gaukeln den oftmals jungen Mädchen jedoch vor, sie müssten auch eine sog. bimanuelle Tastuntersuchung über sich ergehen lassen, um ein Rezept für die Pille bekommen zu können - eine dreiste Lüge! Und noch mehr Gynäkologen führen diese Untersuchung einfach durch, ohne vorher zu fragen.

Was viele Ehemänner, Partner und Väter nicht wissen: Der Frauenarzt steckt dabei seine Finger in die Scheide des Mädchens / der Frau. Ohne Einverständnis der Frau würde dies nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes den Tatbestand der Vergewaltigung gem. § 177 StGB erfüllen. Diskutieren lässt sich nun darüber, ob dies auch dann gilt, wenn - wie hier üblich - das Einverständnis der Frau durch Täuschung erschlichen wird.

Für diese "Routine"-Prozedur gibt es nämlich keinerlei sinnvollen medizinischen Grund, jedenfalls nicht bei Frauen unter 50, und erst recht nicht können so Gegeanzeigen für "die Pille" entdeckt werden: Eine Studie an 2623 beschwerdefreien Frauen in Australien hat aufgedeckt, dass dies überhaupt nichts bringt! Hier der Link:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7746172?ordinalpos=9&itool=EntrezSystem2.PEntrez.Pubmed.Pubmed_ResultsPanel.Pubmed_RVDocSum

Von einigen Gynäkologen wird dies aber schon bei 14-jährigen gemacht, die weder Beschwerden haben noch jemals Geschlechtsverkehr hatten. Und auffälligerweise führen besonders männliche Frauenärzte diese Untersuchung durch, während viele weibliche Gynäkologinnen auf diese entwürdigende, sinnlose Prozedur ganz verzichten oder einfach ein Abdominal-Ultraschall machen. Meine jüngste Tochter hatte "die Pille" von ihrer Frauenärztin im ersten halben Jahr so erhalten und dort bis heute keine solche "Tastuntersuchung" aufgeschwatzt bekommen.

Tipp an die Krankenkassen: Dieser Unfug sollte nicht länger bezahlt werden! Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass diese Untersuchung nichts bringt - ausser vielleicht dem Geldbeutel und/oder den erotischen Empfindungen der männlichen Gynäkologen.

Früher haben die Gynäkologen nämlich auch behauptet, sie müssten zusätzlich immer auch noch eine Rektal-Abtastung machen - bis die Krankenkasse diese ebenso unsinnige Leistung für Frauen unter 55 gestrichen hat! Als ob man im Anus eines beschwerdefreien jungen Mädchens eine Nebenwirkung der Pille mit dem Finger finden könnte!


Zuletzt bearbeitet von H.S. am 11.02.08, 12:26, insgesamt 1-mal bearbeitet
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
Beiträge: 2794
Wohnort: Lörrach

BeitragVerfasst am: 11.02.08, 12:26    Titel: Dies ist ein ganz und gar unerleuchteter Beitrag, Antworten mit Zitat

würde ich mal sehr höflich schreiben.

Ich erspare es mir und Ihnen, auf die Punkte einzeln einzugehen.
Es sei denn, Sie bestehen drauf.

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H.S.
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Anmeldungsdatum: 11.02.2008
Beiträge: 152

BeitragVerfasst am: 11.02.08, 12:37    Titel: Antworten mit Zitat

Diese "Routine"-Prozedur wird in dem Glauben durchgeführt, dass sie einem Screening-Zweck dienen könnte. Die Aufdeckung gutartiger Uterus-Veränderungen bringt jedoch keinen klaren Nutzen, zumal diese selten bösartig werden. Die bimanuelle Tastuntersuchung ist von fragwürdigem Wert als eine Screening-Strategie mit Hinblick auf das seltene Vorkommen von Ovarialkrebs bei gesunden Frauen und das relativ hohe Vorkommen relativ irrelevanter Eierstockveränderungen.

So die gänzlich unerleuchteten australischen Mediziner.

Arme australische Mädchen, die von solchen unerleuchteten Gynäkologinnen und Gynäkologen nun um ihre Gesundheit gebracht werden, mangels der Arztfinger in ihren Vaginas.

Und die Gynäkologin meiner Jüngsten ist wohl auch ganz und gar unerleuchtet, weil sie dies bei ihr noch nie gemacht hat. Sollte man sich also mal beschweren über diese "nachlässige" Diagnostik?

Bleibt nur zu hoffen, dass die Krankenkassen dem bald - durch Streichung aus ihrem Leistungsangebot- einen Riegel vorschieben werden.
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Gast H
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BeitragVerfasst am: 11.02.08, 19:30    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo H.S.,

immerhin werfen Sie zwei Sachverhalte in einen Topf: Einerseits die Ergebnisse einer Studie aus Australien, und andererseits recht schwerwiegende Generalverdächtigungen gegenüber allen Gynäkologen.

Nun will ich doch versuchen, diese durchaus mißverständliche Darstellung im Interesse unserer Mitleser einmal etwas zu entwirren.

Zu Teil 1 Ihrer Darlegung kann ich mangels Fachwissen nichts beitragen. Hier würde ich gern Herrn PR um Hilfe bitten, vor allem, ob die erwähnte Untersuchung bei deutschen Gynäkologen bei der Pillenverordnung denn überhaupt so durchgeführt wird, und wenn ja, was von der beschriebenen Studie zu halten ist - in den meisten Fällen repräsentiert ja eine Studie nicht die Gesamtheit allem ärztlichen Wissens. Ich gebe das auch einmal intern an unseren Herrn Dr. Fischer weiter. Gern natürlich auch alle anderen Mitglieder mit Fachwissen dazu.

So können wir uns dann gemeinsam dem Teil 2 annähern, und hoffentlich diese mir doch recht pauschal erscheinende Anschuldigung gegenüber allen Gynäkologen entkräften.
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
Beiträge: 2794
Wohnort: Lörrach

BeitragVerfasst am: 11.02.08, 19:43    Titel: H.S., Sie sind bestimmt zu Höherem Antworten mit Zitat

in der Lage als zum Abschreiben von halb Verstandenem, nicht wahr ?

Erst informieren und dann nachdenken und dann schreiben wäre dazu so mein Vorschlag. Vielleicht geht Ihnen dabei dann auf, dass auf dieser Welt niemand, nicht mal ein männlicher Gynäkologe, mit einem Finger wo auch immer nach einer Nebenwirkung einer Pille sucht.

Für Screening-Strategien ist übrigens nicht der einzelne Gynäkologe, sondern der Gemeinsame Bundesausschuß Ärzte-Kassen zuständig. Die bereits altbekannte Screening-Strategie sucht nach Dysplasien des Muttermunds bei allen, die kontrazeptive Methoden nötig haben. Eine neue Screening-Strategie wird wohl in Kürze etabliert sein. Sie sucht nach der häufigsten Ursache der erworbenen Unfruchtbarkeit bei Frauen. In beiden Fällen handelt es sich um Infektionen, die in der Tat ab dem Moment relevant werden, wo es einen Sexualpartner gibt.

Wenn das bei Ihnen soweit angekommen ist, unterhalten wir uns wieder über eine sorgfältige oder nachlässige Diagnostik.

Übrigens steht keine einzige Untersuchung und auch keine Behandlung im "Leistungsangebot" Kranker Kassen, vielmehr stehen die im Leistungsangebot der Ärzte.

Kranke Kassen haben kein medizinisches Leistungsangebot, sondern Kranke Kassen schaufeln Gelder von einem Konto aufs andere - für medizinische Leistungen, von denen sie arg arg wenig verstehen.

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Dr.med.Holger Fischer
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Anmeldungsdatum: 31.01.2007
Beiträge: 5404
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BeitragVerfasst am: 12.02.08, 13:40    Titel: Empfängnisregelung und Untersuchung Antworten mit Zitat

Guten Tag H.S.
Ihren in Inhalt und Ton höchst bemerkenswerten Beitrag habe ich mit Interesse gelesen. Basierend auf der Frage nach einer Notwendigkeit einer vaginalen Untersuchung anläßlich der Pillenverordnung diffamieren Sie einen Großteil meiner Berufskollegen. Sie bringen § 177 StGB ins Spiel, sprechen von " dreister Lüge" und " Täuschung" und setzen sich-wohlwissend , nehme ich an-darüber hinweg, daß Sie die Tatbestände
§ 185 ( Beleidigung), § 186 ( üble Nachrede) und $ 187 ( Verleumdung) erfüllen. Kein Gynäkologe wird einer Pillenanwenderin bei Erst-oder Wiederverordnung eine Untersuchung " aufquatschen"-wie Sie sich auszudrücken pflegen.Daß dabei ebensowenig erotische Empfindungen noch finanzielle Interssen eine Rolle spielen-wie Sie schlichtweg behaupten und unterstellen-ist selbstverständlich. Zunächst ein Link:
http://www.g-ba.de/downloads/62-492-62/RL_Empfaengnis_2003-12-01.pdf
Man kann darüber duskutieren, ob eine bimanuelle Untersuchung nötig ist. Daß-vor allem männliche Kollegen-einer um die Pille nachsuchenden Patientin " vorgaukeln", eine Untersuchung sei nötig bzgl. einer Rezeptausstellung, ist eine Behauptung, die jeglicher Grundlage entbehrt. Ebensowenig wird eine Patientin ohne vorherigen Hinweis untersucht. Ich stimme Ihnen zu, daß man sehr wohl einer bimanuellen Untersuchung resp. der Notwendigkeit kritisch gegenüber stehen kann. Man sollte dies jedoch relativieren und in Abhängigkeit des Alters sehen. Eine Virgo intacta wird kein Frauenarzt beim ersten Besuch zu einer Untersuchung drängen-aus seinem Wissen heraus, daß in diesem Alter keine ( oder nur selten) eine Pathologie vorliegt. Ihre Aussage, eine Untersuchung würde durch Täuschung erschlichen werden, bedarf keines Kommentars. Warum ich-nach 30 Jahren Berufserfahrung- trotzdem für eine bimanuelle Untersuchung plädiere-hat ganz pragmatische Gründe:
Es ist sicherlich nicht zum Schaden einer Patientin, wenn man einen " Ausgangsbefund" ( Vorbefund ) hat. Zu welchem Zeitpunkt dieser Vorbefund erhoben wird, spielt dabei keine wesentlche Rolle. Man kann dann im Fall einer später auftretenden Pathologie auf diesen Befund zurückgreifen. Ähnlich verhält es sich ja mit der Frage, ob bei der Erstverordnung oder bei bestimmten Patientengruppen Laboruntersuchungen empfehlenswert seien, bevor ein orales Kontrazeptivum verschrieben wird. Unter einem gesundheitspolitischen Aspekt der früherkennung und Prävention ist z. B. jede frühzeitig erkannte Dyslipoproteinämie, jeder frühzeitig erkannte Diabetes und jede frühzeitig diagnostizierte Störung im Gerinnungssystem besser zu behandeln als zu einem späteren Zeitpuunkt ihrer klinischen Manifestation. So gesehen wäre es sicherlich wünschenswert, bei jeder Patientin, die zur Ovulationshemmerverordnung eine Praxis aufsucht, diesbezüglich Untersuichungen anzustellen. Ein solches generelles Vorgehen würde jedoch den Etat über ein vertretbares Maß hinaus belasten.Unter einer Voraussetzung könnte meines Erachtens die bimanuelle Untersuchung entfallen: da Sie sich daran zu stören scheinen, daß der Frauenarzt " seine Finger in die Scheide..." steckt, gäbe es eine einfache , akzeptablere und effizientere Methode zur Befunderhebung, nämlich die Vaginalsonographie. Sie könnte eine bimanuelle Untersuchung gänzlich entbehrlich machen. Aber wer würde dies finanzieren ( wollen) ?
Facit:neben einer gewisenhaften und sorgfältigen Beratung im Rahmen der Empfängnisregelung gehört selbstverständlich neben der Erhebung der Familienanamnese und Eigenanamnese nicht nur Entnahme eines Abstriches, Kolposkopie, RR-Messung, Urinstatus etc. auch die Erhebung eines Vaginalstatus-selbst wenn man davon ausgehen kann,daß ( auch in Anbetracht des Alters) kein pathologischer Befund zu erwarten ist. Abweichungen hiervon -solange sie die Sorgfaltspflicht nicht verletzten und die Patientin nicht gefährden-sind sicherlich in Ausnahmefällen ( Virgo, mangelnde Compliance usw.) gerechtfertigt und verantwortbar.
Falls Sie zu diesem Thema noch weitere Ausführungen machen sollten, möchte ich Sie auffordern, sachlich zu argumentieren und einen seriösen Berufsstand mit Unterstellungen und beleidigenden Behauptungen nicht bei unseren Usern in Mißkredit bringen zu wollen. Ich würde mich sonst genötigt sehen, Ihren Beitrag unter Umständen löschen zu müßen.
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Grüße Dr. Fischer
Unter Bezugnahme auf § 7 (3) der Berufsordnung für Ärzte ist mein Beitrag eine Stellungnahme,die auf den vorliegenden Angaben beruht .Sie ersetzt aber nicht die persönliche Beratung, Untersuchung und Behandlung durch Ihren Arzt.
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
Beiträge: 2794
Wohnort: Lörrach

BeitragVerfasst am: 12.02.08, 19:36    Titel: Der Beitrag von H.S. Antworten mit Zitat

lieber Dr. Fischer,

liegt dem Inhalt nach völlig auf und im Ton nur wenig neben der Linie dessen, was in anderen Threads hier von einem "gesundbrunnen" geschrieben worden ist.

Wenn Sie sich dessen Beiträge angeschaut haben, wissen Sie, wohin der gesundheits p o l t i s c h e Zug in den nächsten Jahren gehen soll.

Das Einzige, was mich daran verwundert hat, war die ungewohnte Offenheit, mit der dort sachliche Kompetenz durch Ideologie ersetzt, und die Unerschrockenheit, mit der dem Leser selektierte Einzelstudien für Evidenzbasierung verkauft werden.

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H.S.
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Anmeldungsdatum: 11.02.2008
Beiträge: 152

BeitragVerfasst am: 13.02.08, 12:14    Titel: Re: Empfängnisregelung und Untersuchung Antworten mit Zitat

Guten Tag Herr Dr. Fischer.

Dr.med.Holger Fischer hat folgendes geschrieben::
Kein Gynäkologe wird einer Pillenanwenderin bei Erst-oder Wiederverordnung eine Untersuchung " aufquatschen"


Da haben Sie in gewisser Weise Recht. Diese Untersuchung wird von vielen Gynäkologen gar nicht erst "aufgequatscht" - sie wird einfach gemacht, sobald man auf dem gynäkologischen Stuhl liegt.

Mich würde interessieren, wie Sie zu der oben zitierten Behauptung kommen. Waren Sie denn schon als Patientin bei verschiedenen Frauenärzten?

Dann wüssten Sie nämlich: Die Mehrzahl führt diese Untersuchung wie selbstverständlich durch, ohne danach zu fragen, ob sie gewünscht wird, ohne darüber zu informieren, dass sie im Grunde genommen, wie Sie ja selbst sagen, zur Pillenverschreibung gar nicht notwendig ist. Ich haben noch nie einen Frauenarzt erlebt, der diese Untersuchung nur "angeboten" hat (meine Tochter schon - und zwar eine GynäkologIN). Die Tastuntersuchung wird einfach mit gemacht, sobald man auf dem gynäkologischen Stuhl liegt, und fertig. Und das sehr wohl auch bei Jungfrauen, denen nichts weiter fehlt, als die Pille; das kann ich Ihnen sagen. SO sieht die Realität aus! Deshalb denken die meisten Frauen auch, diese Untersuchung sei unabdingbar, um die Pille zu bekommen. Dies ist von den Frauenärzten, die sich so verhalten, und es sind sehr viele, total unaufrichtig. Viele junge Frauen würden sich diese Untersuchung aber niemals gefallen lassen, wenn sie wüssten, dass sie eigentlich überflüssig ist:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7746172?ordinalpos=9&itool=EntrezSystem2.PEntrez.Pubmed.Pubmed_ResultsPanel.Pubmed_RVDocSum

Und auch in der Weltgesundheits-Organisation (WHO) fragt man sich, "warum die gynäkologische Untersuchung vor der Pillenverordnung in einigen Ländern, auch in Deutschland, routinemäßig durchgeführt wird.":
http://www.sextra.de/main.html?page=2006
Auch das eine Verleumdung/Beleidigung der Frauenärzte?

Der Vorsitzende eines Krankenkassen-verbandes sagte einmal in einer Talkshow, er ermutigt Patient/innen ausdrücklich dazu, auch Ärzten zu widersprechen, wenn diese meinen, sie MÜSSTEN aber die und die Untersuchung machen. Offenbar wissen also auch die Krankenkassen von diesen Missständen. Wollen Sie den Krankenkassen dann auch üble Nachrede/Verleumdung usw. unterstellen?


Zuletzt bearbeitet von H.S. am 13.02.08, 13:21, insgesamt 1-mal bearbeitet
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
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BeitragVerfasst am: 13.02.08, 13:20    Titel: Wie gerät die Frau bloß Antworten mit Zitat

- auf den Untersuchungsstuhl ?
- in eine gynäkologische Praxis ?
- ins Terminbuch einer gynäkologischen Praxis ?
- an die Adresse eines Gynäkologen ?

Waren Sie denn schon als Patientin bei verschiedenen Frauenärzten ?

Fragen über Fragen, lieber H.S. Bin gespannt, welche Antworten Ihre blütenweiße Phantasie da findet.

Stellemer uns da jetzt mal janz doof ? Oder googelnwer vielleicht mal, was der Jurist unter "konkludentem Verhalten" versteht ? Hammer Dr.Fischer's Link etwa gelesen und am Ende sogar verstanden ?

Übrigens frag mich, wieso Sie sich eigentlich den Kassenkopf zerbrechen. Denn - kann mich ja täuschen, aber - irgend was in Ihrem Opus sagt mir, daß Sie gar nicht Kassenmitglied sind sondern privat versichert. Daß Sie Ihrer Jüngsten keine bimanuelle Untersuchung blechen möchten, könnte ich ja durchaus verstehen...

Auch frag ich mich durchaus nach der Art und Herkunft Ihrer Seelenverwandtschaft mit einem gewissen "gesundbrunnen", der hier in diesem Forum ähnlich qualifizierte Töne gespuckt hat.

Ansonsten kann jedenfalls ich über einen furcht- und ahnungslosen Vorkämpfer für die Unschuld vierzehnjähriger Teenies, für den Nachtschlaf der Ehemänner, Partner und Väter der Welt sowie für deutsche Kassenfinanzen nur milde schmunzeln.

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Anmeldungsdatum: 11.02.2008
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BeitragVerfasst am: 13.02.08, 13:37    Titel: Antworten mit Zitat

Guten Tag PR,

"ad rem", d.h. zu konkreten Erfahrungen von Patientinnen, haben Sie wenig geschrieben, dafür umso mehr "ad personam" spekuliert.

"Konkludentes Verhalten" ist nur eine juristische Rechtfertigung, aber keine gute Basis für die Arzt-Patientinnen-Beziehung, wenn es wie so oft auf einem "misinformed consent" beruht.

Lassen wir doch hierzu mal eine GynäkologIN zu Wort kommen, nämlich Dr. Helga Seyler in: „Frauen-Heilkunde und Geburtshilfe“,herausgegeben von Maria J. Beckermann, Seite 858: "Die gynäkologische Untersuchung deckt nur in großen Ausnahmen Kontraindikationen für die Pilleneinnahme auf. Ich betrachte sie deswegen als nicht obligat...“ -> wenn man dies gesagt bekäme, würde man im "informed consent" eine solche Untersuchung wohl nicht wünschen.

Vielleicht hat Sylvia Schneider („Goldgrube Gynäkologie - Das große Geschäft mit der Angst der Frauen“, S. 22) also gar nicht so Unrecht, wenn es da heisst:
"Nichts bedroht diesen Berufsstand mehr als selbstbewusste und -bestimmte Frauen. Frauen nützen ihm nur, wenn sie unmündig bleiben...“

Zu dieser Mündigkeit gehört es auch zu wissen: Diese "Routine"-Prozedur (bimanuelle Tastuntersuchung) wird in dem Glauben durchgeführt, dass sie einem Screening-Zweck dienen könnte. Die Aufdeckung gutartiger Uterus-Veränderungen bringt jedoch keinen klaren Nutzen, zumal diese selten bösartig werden. Die bimanuelle Tastuntersuchung ist von fragwürdigem Wert als eine Screening-Strategie mit Hinblick auf das seltene Vorkommen von Ovarialkrebs bei gesunden Frauen und das relativ hohe Vorkommen relativ irrelevanter Eierstockveränderungen. So australische Wissenschaftler.

Sapere aude!

Schmunzeln Sie nur milde, ich vertraue darauf dass die Krankenkassen früher oder später reagieren werden, denn die Beiträge können sie ja nicht unendlich erhöhen.
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BeitragVerfasst am: 13.02.08, 15:21    Titel: Da hat die Frau Seyler vollkommen Recht, Antworten mit Zitat

lieber Herr Altphilologe,

drum schrieb ich ja weiter oben, dass es bei der bimanuellen Untersuchung keinesfalls um die Frage der Pillen-Kontraindikation geht. Die kriegt man anders heraus.

Haben Sie übrigens eine Ahnung davon, wie viel Krankenkassenbeiträge mit der bimanuellen Untersuchung zu tun haben ?

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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
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BeitragVerfasst am: 13.02.08, 16:45    Titel: Was Sie bloß mit den "Screening-Strategien" haben, Antworten mit Zitat

ich meine, außer daß Sie das Wort hübsch finden, ist mir übrigens noch nicht so recht klar.

BTW: Ende 2007 gabs hier zwei Einundzwanzigjährige mit Borderline Ovarialtumoren. Beide haben mittlerweile ihre zwei stadiengerechten glücklicherweise fertilitätserhaltenden Eingriffe hinter sich. Eine davon ist eben schwanger. Ohne Sorgfalt wären diese, wie Sie ja wissen, "relativ irrelevanten" Tumore noch in situ und der Ausgang nicht sehr gewiss.

Vielleicht macht es halt doch einen kleinen Unterschied, ob einer sein Wissen ausm INet und populärwissenschaftlich-ideologischen Büchelchen hat, oder von der Uni und aus ein paar Jährchen Erfahrung.

Und es macht mit aller Sicherheit einen Unterschied, ob Staatssklaven ein Massenscreening durchziehen oder hervorragend ausgebildete Ärzte eigenständig denken und Individuen behandeln.

Daß Sie für sich selber die Staatssklaven bevorzugen würden, das dürfen Sie Ihrer Oma erzählen.

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H.S.
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Anmeldungsdatum: 11.02.2008
Beiträge: 152

BeitragVerfasst am: 13.02.08, 17:43    Titel: Antworten mit Zitat

Guten Tag PR,

dass Ovarial-Tumoren auch schon in jungen Jahren, wenngleich sehr selten, vorkommen können, bezweifelt niemand.

Was SIE aber Ihrer Oma erzählen dürfen (um Ihre flapsige Redewendung aufzugreifen), ist, dass Sie diese Tumoren in situ über die bimanuelle Tastuntersuchung entdeckt haben und nicht etwa über Ultraschall.

Quod erat demonstrandum!
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Dr.med.Holger Fischer
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Anmeldungsdatum: 31.01.2007
Beiträge: 5404
Wohnort: 87452 Altusried

BeitragVerfasst am: 13.02.08, 18:19    Titel: Antworten mit Zitat

Guten Tag H.S.
Über die Notwendigkeit einer bimanuellen resp. endovaginalen Untersuchung möchte ich mich an dieser Stelle nicht mehr äußern-meine Einstellung hierzu ist Ihnen hinreichend bekannt. Ihre deutlich herauszuhörende Animosität gegenüber männlichen Frauenärzten wird sich in den kommenden Jahren erübrigen. Warum? Es ist abzusehen, daß nicht mehr viele Jahre vergehen, bis nur noch wenige männliche Frauenärzte ihre " Finger in die Scheide stecken"- wie Sie es etwas drastisch zu formulieren pflegen. Ich selbst habe als Ausbilder zahlreicher Assistenten während 10 Jahren allzu oft erlebt, daß sich die angehenden Fachärztinnen deutlich zurückhielten in Bezug auf eine vaginale Untersuchung ( im übrigen auch im Bereich der operativen Gynäkologie). Vielleicht basiert auch darauf das restriktivere Verhalten bzgl. der bimanuellen Untersuchung in der Phase der eigenen Niederlassung.Ich behaupte schlichtweg, daß dies dann lediglich ein emotionaler Grund wäre. Es bestünde dann kein logisch erklärbarer kausaler Zusammenhang, warum Frauenärztinnen weniger häufig untersuchen als ihre männlichen Kollegen-oder sollten sie eine bessere Ausbildung genossen haben, um zu dieser Erkenntnis gekommen zu sein? Nebenbei: ich habe keinerlei Ressentiments gegenüber meinen weiblichen Kolleginnen. Als ich 1975 mit meiner Facharztausbildung an einer Uniklinik begann, lag der Frauenanteil etwa bei 10-15 %. Das hat sich während der folgenden 15 Jahre, die ich an verschiedenen großen Krankenhäusern war, nicht wesentlich geändert. In den letzten 10 Jahren hat sich das Bild aber völlig gewandelt. Der Anteil der Frauen in unserem Fach beträgt inzwischen weit über 50 %. In dem von mir seit 1 Jahr betreuten Unterforum " Gynäkologie" stelle ich täglich fest, daß enorm viele Userinnen von einer Fachärztin betreut werden. Es ist also abzusehen, wann die männliche spezies aus unserem Fach fast völlig verschwinden wird-von einer kleinen Minderheit abgesehen. Glauben Sie mir, die meisten Patientinnen stehen einer bimanuellen Untersuchung weniger ablehnend gegenüber, als Sie es aus Ihrem engen Blickwinkel beurteilen können. Einfühlungsvermögen, Taktgefühl, Wahrung der Intimspäre und verbale Kommunikation lassen die Untersuchung weniger traumatisch erleben als Sie sich vorstellen können. Denn es dreht sich Ihnen-so jedenfalls mein Eindruck- weniger darum, ob eine Untersuchung ( anläßlich der Kontrazeption) sinnvoll ist oder nicht, als vielmahr darum, daß dadurch eine gewisse Entwürdigung und Verletzung der weiblichen Scham-vor allem durch männliche Kollegen-stattfinden könnte.
_________________
Grüße Dr. Fischer
Unter Bezugnahme auf § 7 (3) der Berufsordnung für Ärzte ist mein Beitrag eine Stellungnahme,die auf den vorliegenden Angaben beruht .Sie ersetzt aber nicht die persönliche Beratung, Untersuchung und Behandlung durch Ihren Arzt.
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