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Beziehung: gestört

 
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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
Beiträge: 2794
Wohnort: Lörrach

BeitragVerfasst am: 03.03.08, 00:32    Titel: Beziehung: gestört Antworten mit Zitat

Bis zu einem Drittel aller Therapieerfolge lassen sich durch den "Plazebo-Effekt" erklären. Ein Plazebo ist demnach ein recht hoch wirksames Therapeutikum. Moderne Therapieforschung kennt diesen Effekt seit Langem und muss ihn berücksichtigen, wenn sie Art und Ausmaß der Wirkung z.B. neuer Arzneimittel überprüfen will.

Die Beforschung des Plazebo-Effekts selbst betritt ziemlich neues Terrain. Gemeinsam scheint den scheinbar unerklärlichen Besserungen oder (seltenen) gar „Spontan-Heilungen“ nach einer Placebo-Verabreichung zu sein, dass dabei starke Interaktionen mit anderen Menschen im kranken Organismus selbst heilende Eigenkräfte freisetzen. Dem Plazebo-Effekt liegt fast immer eine therapeutisch wirksame menschliche Beziehung zugrunde.

Gute Ärzte wissen das seit Jahrtausenden. Sie bringen deshalb sich selbst, ihre eigene Persönlichkeit - mit allen ihren Stärken und Schwächen - als „Droge Arzt“ in jede therapeutische Beziehung ein. Dies gelingt dort um so besser, wo Ärzte „echt“ und „authentisch“ nicht nur wirken sondern s i n d , wo menschliche Resonanz entsteht und der Kranke seinen Arzt als „empathischen“ Begleiter empfinden und akzeptieren kann. Es gelingt um so schlechter, je weniger Akzeptanz der Kranke von vornherein mitbringt. Man kann diese Akzeptanz auch als „Vertrauen“ bezeichnen.

Zwar vertrauen nur Dumme blind, das ist wohl wahr.
Leider erweist sich auch der Kehrsatz als richtig. Denn diejenigen im Land, die sich selbst für besonders gescheit halten, vertrauen eben niemals, sondern lauern stets nach allen möglichen Anzeichen, die zu Mißtrauen Anlaß geben könnten, und bringen sich auf diese Weise ganz allein nicht nur um jede therapeutische Beziehung, sondern auch um jeden therapeutischen Erfolg. Derart beziehungsgestörte Menschen gehören als Patienten zu den Schwierigsten.

Kein Arzt bekommt das Vertrauen seiner Patienten umsonst, sondern er muss es sich erwerben. In einigermaßen überschaubaren Welten wie z.B. Stadtteilen existiert für erworbenes Vertrauen ein kollektives Gedächtnis. Hierfür genügen die normalen primären menschlichen Kommunikationsmittel vollauf, was zur Folge hat, dass gute Ärzte irgend eine Werbung überhaupt nicht benötigen.


Warum schreibe ich so etwas ins Politik-Forum ?
Weil millionenfach j e d e a priori funktionierende therapeutische Patient-Arzt-Beziehung massiv in Gefahr ist, von außen her gestört zu werden, und zwar politisch gewollt und gezielt durch absichtlich gesätes Mißtrauen.

Anamnese, Beratung, Diagnose, Therapie: Kassen (und wohl bald auch staatliche Behörden) wollen mitwissen, mitreden und mitbehandeln.
Arztwahl: Kassenmodelle (und halbstaatliche Behörden) reden schon heute drein.
Therapiewahl: Kassenprogramme wissen’s angeblich besser.
Vertrauen: ersetzt durch das Scheinvertrauen in Zahlen und Zertifikate, oftmals nicht mehr von Ärzten erworben, sondern angeeignet von anonymen Institutionen und Firmen.
Der Arzt: angestellt, beliebig austauschbar und abhängig von den allmächtigen Shareholdern der "Gesundheits"konzerne.


Merke: eine Gesundheitspolitik, die dies alles will, betrügt die Kranken und Gesunden im Land um ein hoch wirksames Therapeutikum: die Ärzte ihres Vertrauens.

PR
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Anmeldungsdatum: 27.12.2006
Beiträge: 939

BeitragVerfasst am: 03.03.08, 08:11    Titel: Antworten mit Zitat

Hier mus ich Ihnen uneingeschränkt Recht geben.
- Meine Erfahrungen mit zwischenmenschlicher Beziehung, hier das Ich:Arzt-Verhältnis, sind ausgesprochen gut und mit erfolgreichen Ergebnissen.
- Ich bin so einer, bei dem der Placebo-Effekt mit Sicherheit wirken würde, da ich auch medikamentöse Therapien ohnehin mit meinem festen Willen begleite, also einfach die Pille als Ritual für den eigenen Kampf mit den inneren Kräften zu gebrauchen.
- Alle Ärzte mit denen ich zur Wichtigkeit des Gespräches ins Gespräch kam, genau die eingangs beschriebene Situation so befürworten würden.
- Wenn ich dann darauf komme, dass ein Gespräch mit dem Arzt doch wesentlich deutlicher Berücksichtigung finden sollte, und ich dafür lieber meine Beiträge zahle, als für stupide 5-Minuten-Schleusenmedizin, dann findet sich auch hier Zustimmung.
- Wenn es nach mir ginge, dann würde die ärztliche Beratertätigkeit eindeutig den Schwerpunkt erhalten. Und Berater werden auch regelhaft gut bezahlt. Ist dies der Grund, warum Kassen dann keine Berater wollen?

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Anmeldungsdatum: 27.03.2005
Beiträge: 2794
Wohnort: Lörrach

BeitragVerfasst am: 07.03.08, 19:05    Titel: Den Kassen ist Antworten mit Zitat

technokratischer Weise
was zwischen Mensch Patient und Mensch Arzt passiert
vollkommen schnurzepiepe.

Sofern es um den Menschen Kassenmitglied geht.
Job ist Job und Fun ist Fun.

Was seine eigene Person angeht, sieht der Mensch Kassenmitarbeiter das anders.
Zurecht, auch für ihn.

Der Rest nennt sich Solidarität und ist in den Amtsstuben der technokratisch gesetzlichen Kassen kaum je zu finden.

Ich frage mich oft, wo sie denn überhaupt stattfindet, diese vielbeschworene Solidarität der gesetzlichen Kassen.

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Susanne.Reuter
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Anmeldungsdatum: 21.05.2005
Beiträge: 3513

BeitragVerfasst am: 07.03.08, 21:31    Titel: Antworten mit Zitat

Hm.

In eine gute, gesunde Beziehung kann sich kein Störenfried hineindrängen. Ist wie in einer (guten) Ehe ; -) Denke ich jedenfalls.

Wenn also die Beziehung von außen gestört werden kann - Ist dann nicht grundsätzlich was faul?

Susanne
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Beiträge: 2794
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BeitragVerfasst am: 08.03.08, 09:08    Titel: Es ist das Konstrukt Antworten mit Zitat

GKV, das das vertragliche D r e i e c k s v e r h ä l t n i s a priori vorsieht

und

es sind die nicht zu übersehend massiven politischen Bemühungen,
1. an der Dreieckskante Arzt-Kasse Oberhand zu gewinnen
2. an der Dreieckskante Patient-Kasse Oberhand zu gewinnen
3. dadurch die Dreieckskante Patient-Arzt zu (zer)stören, und zwar ohne dies zu deklarieren.

Daher die in diesem Forum geschriebenen Einlassungen zur PKV (Parasit) , in der vor politischer und staatlicher Einflußnahme bislang geschützte p a r a l l e l e Vertragsverhältnisse bestehen.

Seitdem ich internetfähige Rechner besitze, plädiere ich für ein behutsames a l l m ä h l i c h e s Aufeinanderzuentwickeln der beiden bei uns existierenden von Grund auf verschiedenen Finanzierungssysteme GKV und PKV. "Behutsam" fordert "behüten", denn beide Modelle enthalten erhaltenswerte Elemente. Dies kann legal nur in einer Entwicklung geschehen, die etwa eineinhalb Generationen dauert. Was wir aber derzeit erleben, ist der Versuch, diese Entwicklung mit brachialer Gewalt, List und Tücke auf eine oder zwei Legislaturperioden zu verkürzen.

Dagegen wehre ich mich.

PR
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Anmeldungsdatum: 27.12.2006
Beiträge: 939

BeitragVerfasst am: 08.03.08, 20:48    Titel: Re: Es ist das Konstrukt Antworten mit Zitat

PR hat folgendes geschrieben::
...es sind die nicht zu übersehend massiven politischen Bemühungen...

Es geht eben wie überall, um Macht und Manipulation.
Und vorzüglich lässt sich das immer an Punkten machen, wo Menschen sich ohnehin in schwacher, also z.B. kranker Position befinden, oder sich ängstlich verhalten, z.B. durch viele Heilungsversprechen und Flucht in Rentenhängemappen, auch noch mit der Aufgabe allerletzter Ehre obrigkeitshörig sich zu unterwerfen, anstatt sich lieber gesund zu halten, Rückgrat zu zeigen und sich nicht einfangen zu lassen, egal von welcher Seite her.

PR hat folgendes geschrieben::
...Daher die in diesem Forum geschriebenen Einlassungen zur PKV (Parasit) , in der vor politischer und staatlicher Einflußnahme bislang geschützte p a r a l l e l e Vertragsverhältnisse bestehen...

Das sehe ich zum Teil anders, habe aber auch nicht die Kompetenz das beurteilen zu können, beurteile sehr wohl, was nicht zu übersehen ist und mich selbst betrifft, kann Ihren sehr guten Ausführungen aber folgen und lerne daraus, vor allem aus wohl anderorts zu wenig Gedachtes, hier unverstellt erfahren zu dürfen.

PR hat folgendes geschrieben::
...plädiere ich für ein behutsames a l l m ä h l i c h e s Aufeinanderzuentwickeln der beiden bei uns existierenden von Grund auf verschiedenen Finanzierungssysteme GKV und PKV. "Behutsam" fordert "behüten"... Dies kann legal nur in einer Entwicklung geschehen, die etwa eineinhalb Generationen dauert. Was wir aber derzeit erleben, ist der Versuch, diese Entwicklung mit brachialer Gewalt, List und Tücke auf eine oder zwei Legislaturperioden zu verkürzen...

Ich bin ja selbst so ein gemeiner Hund der in den Firmen wo ich bisher war immer für das Aufmischen von und mit der Geschäftsleitung eingesetzt wurde.
Unternehmen sind nun einmal mehr totalitäre Systeme, und nicht Schmuse-WGs oder Kneipen aus Gästesicht.
Aber weniger um Leute zu quälen, sondern um Augen zu öffnen.
Der Ruin des eigenen Rufes und die Sonderstellung als Folge, taten mir wegen meiner Persönlichkeitsstruktur aber nie weh, auch jetzt mal wieder nicht.
Aber worauf ich hinaus wollte ist eigentlich, dass etwas, auch jetzt wieder, bewegt werden konnte, niemand zu Schaden kam, aber eben Rollen und Aufgaben neu justiert sind, auch wenn es hier und da weh tat.
Bedeutet also, erst einmal alles zur Disposition stellen, Ideen, Aufgaben und Sonstiges sammeln, sortieren, entscheiden, verteilen, machen.
Überraschend ist nun, dass die Menschen bei uns nach Angst und Unruhe zufriedener sind, als vorher, es nun mit Bedacht und friedlich weitergehen wird.
Wo sind solche Vorgehensweisen in der Gesundheitspolitik?
Und falls es solche oder ähnliche Modelle geben sollte, wo befinden wir uns dann?
Ich ahne es mal schon...

PR hat folgendes geschrieben::
...denn beide Modelle enthalten erhaltenswerte Elemente...

Warum nicht auch mal den Reset-Knopf drücken und sich frei machen von den bisherigen Systemgedanken und später dann erst wieder die guten Elemente einfliessen lassen? So mache ich es immer, oder besser durfte es mit Rückendeckung so machen.
Neue Impulse könnten manchmal auch bei ganz alten Systemen gefunden werden.
Und nur, um sich daran zu erinnern, was ärztliche Arbeit für Patienten früher für eine Wertigkeit hatte und welche Richtungen es dabei gab, aber auch schön zu sehen, Dinge die heute wieder da sind, wenn auch unter heutigen Bedingungen, z.B. unter http://www.knappschaftsaerzte.de/gesch01.htm

PR hat folgendes geschrieben::
...Dagegen wehre ich mich....

Das ist immer gut, haben Sie schon lange und unausgesprochen meinen Respekt.

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Anmeldungsdatum: 27.12.2006
Beiträge: 939

BeitragVerfasst am: 08.03.08, 21:44    Titel: Antworten mit Zitat

Ich wollte da noch zu dem Abschluss des vorher angegebenen Verweises zitieren:

Zitat:
"Tenholt kommt zu der kategorischen Erklärung:

"Die Einführung der freien Ärztewahl ist aus medizinisch-technischen, aus finanziellen und aus moralischen Gründen für den AKV unzulässig.“

Bestätigt findet er sich hierbei in der geringen Ummeldequote, die 1895 2,65% betrug. Als Beweis für das Vertrauen der Bergleute zu ihren Knappschaftsarzt führte er an, dass sich der beschwerdeführende Bergmann in den Schiedsgerichtssitzungen oft auf den Revierarzt berief, "der ihn doch am besten kennen müsse".


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