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Darsteller:
Anna Mustermann, Unternehmerin
Bernd Mustermann, Rechtsanwalt
Firma ABC-Consult, Beratungs- und Betreiberfirma für Internetportale
Herr und Frau Mustermann gründen eine Internetfirma, deren Inhalt und Aufgabe die Erstellung und das Betreiben von Internetportalen sowie weitere Dienstleistungen im Zusammenhang mit Internetauftritten ist. Nennen wir diese Firma ABC-Consult.
ABC-Consult nimmt seine Arbeit auf und erstellt ein oder mehrere professionell gestaltete und anscheinend gut besucht aussehende Internetportale, in denen angemeldete und registrierte User eine Frage an einen Experten aus verschiedenen Sparten stellen können. Diese Dienstleistung kostet einen vergleichsweise geringen Betrag, der vom Konto des Users abgebucht werden soll.
Die Anmeldung des Users / Fragestellers ist einfach. Er füllt ein Onlineformular aus, in dem er Name, Anschrift, Geburtsdatum, Kontoverbindung und Emailadresse angibt. Eine Bestätigung der Anmeldung mit den Daten erfolgt nicht. Auch kann das Formular zwar gespeichert werden, jedoch nicht mit den eingetragenen Daten. Einzig ein aktueller Bildschirmausdruck kann angefertigt und gespeichert werden, um zu archivieren, was man dort eingegeben hat.
Da es bereits einige sehr gut funktionierende Portale dieser Art gibt, ist bis hier zunächst kein besonderer Anlass, argwöhnisch zu sein.
Nun das Prozedere. Der User / Fragesteller füllt ein Formular aus, in dem er seine Frage an den Spezialisten stellt. Zur Kontrolle erhält er eine Mail, in der sein Text noch einmal dokumentiert ist und der Hinweis steht, dass die Frage an den entsprechenden Experten weitergeleitet wurde.
I.d.R. dauert die Bearbeitung der Fragen zwischen ein paar Stunden bis zu ein paar Tagen. Aus taktischen Gründen lässt sich der Portalbetreiber in diesem Fall eine Wartezeit von bis zu 3 oder mehr Tagen. Dann kommt per Mail eine Antwort an den Fragesteller, die durchaus fachlich richtig sein kann.
Jetzt schnappt die Falle zu:
Mittlerweile denkt der Fragesteller nicht mehr direkt an den Vorgang, da er ja seine Antwort erhalten hat und der geringe Betrag vom Konto abgebucht werden soll. Er kontrolliert lediglich die Kontoauszüge.
Nach etwa 2 bis 3 Wochen erhält der Fragesteller eine Mail von RA Mustermann folgenden Inhalts:
Sehr geehrter…
wir zeigen an, dass wir die Firma ABC-Consult … vertreten…
Sie haben… eine falsche Kontonummer angegeben, was nach § 263 StGB strafbewehrt ist.
Zahlen Sie sofort die ausstehende Summe, zuzüglich meiner Gebühr in Höhe von XX Euro. Widrigenfalls – ohne weitere Ankündigung – werden wir zivil- und strafgerichtliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Ooops.
Die Gebühr des Anwalts überschreitet den eigentlichen Betrag um einiges. Zudem: jedes Schreiben des RA Mustermann ist von einer weiteren Gebührenrechnung an den angeblich säumigen User begleitet, in dem sich die Forderungen addieren und auch der Streitwert schnell in schwindelnde Höhen schießt.
Und so soll es auch sein. Nicht die kleine Summe für die Spezialistenfrage ist die Einnahmequelle, sondern der Schriftverkehr und die Tätigkeit des Rechtsanwalts.
Natürlich schaut der User sofort nach, was in seinem Online-Datenblatt eingetragen ist. Dort steht auch alles richtig drin, - bis auf die Kontonummer. Diese ist absolut nicht identisch mit der von ihm eingegebenen. Doch beweisen kann er es nicht, da er – wir sprachen davon – keinen Beleg über seine Anmeldung hat. Wo es auch immer zum Wechsel der Kontonummer gekommen ist, der User ist machtlos.
Man kann davon ausgehen, dass der Trick recht lange gut klappt. Wenn man mehrere Portale betreibt und ein bis zwei „Kunden“ am Tag fängt, kann man in relativ kurzer Zeit eine Menge Geld erstreiten. Es wird wohl kaum einen User geben, der nicht sofort – auch aufgrund des massiven Auftretens des RA Mustermann – die geforderte Geldsumme überweist. Spätestens, wenn der Betrag eine mittlere dreistellige Summe erreicht hat, wird er bezahlen.
Das Risiko des Betreibers ist verhältnismäßig gering. Zum Einen sind die User anonym und kennen sich nicht, somit findet kein Austausch von Erfahrungen statt, zum Zweiten kann der Betroffene nicht beweisen, dass hier etwas manipuliert worden ist, da er eigentlich nichts als Beweis seiner Unschuld in Händen hält.
* * *
Ich rate jedem, besondere Vorsicht bei solchen Portalen walten zu lassen. Zumindest sollte man sich eine Bestätigung schicken lassen, in der alle bereitgestellten Daten noch einmal bestätigt werden.
* * *
In eigener Sache:
Ich bin froh, dieses bestens geführte und kompetente Forum gefunden zu haben, das ich vorbehaltlos für beispielgebend halte. Andere Foren, besonders die, in denen ein geringer Betrag zu bezahlen ist, haben aber auch durchaus ihre Berechtigung. Viele davon sind sogar sehr gut. Aber es gibt halt auch Portale, die man mit besonderer Vorsicht betrachten muss. Darum wollte ich hier an dieser Stelle einen Hinweis geben, mit was man u.U. rechnen muss, wenn man sich in einem solchen Forum als User einträgt.
Viele Grüße, und möge es Euch erspart bleiben in eine solche Falle zu tappen.
Anmeldungsdatum: 15.09.2004 Beiträge: 4711 Wohnort: Bad Nauheim
Verfasst am: 05.09.08, 11:32 Titel:
Lieber Korinthe,
so könnte man diese Praxis überführen:
Ein Patient und eine Anwalt erstellen gemeinsam eine Anfrage und dokumentieren jeden Schritt.
Bewahrheitet sich Ihr Verdacht, stellt man Stafanzeige wegen Betrugs. Zusätzlich müsste in dem geschilderten Szenario der Dienst ja über das Anwaltshonorar mitprofitieren, was zusätzlich per se verboten wäre.
Es ist gut und wichtig über so eine Praxis hier zu berichten. Auf unserem juristischen Portal wird im Forum für Computer- und Internetrecht immer wieder über Betrugsfälle berichtet. Ein Medizin- bzw. Gesundheitsportal war da bislang nicht aufgefallen. _________________ Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
www.medizin-forum.de
EIn Anwalt hat sich der Sache angenommen. Das weitere Vorgehen hängt stark von der Entscheidung und der Reaktion des Portalbetreibers / involvierten Rechtsanwalts ab.
So oder so ist diese Sache jedoch spannend. Noch immer besteht ja die Möglichkeit eines technischen oder eines menschlichen Fehlers bei der Datenübergabe in die entsprechende Datenbank der Betreiber.
Wir werden sehen. Wichtig war zunächst, dass vorerst einmal die Möglichkeit aufgezeigt wurde, bei Benutzung eines solchen Portals auf Probleme zu stoßen.
Danke für die Information. Ich bin mittlerweile so bedient, das ich im Internet keinem meine Kontonummer mitteile. Ich habe da einige Nachteile, aber da ich das Gefühl habe, das sich alle Halunken dieser Welt dort rumtreiben, nehme ich das in Kauf.
Übrigens gehen viele seriöse Firmen dazu über, lieber auf Rechnung zu liefern, oder gegen Vorkasse. So gehts auch. Liebe Grüße, Kalli
Hallo Kalli,
ich sehe das genauso wie du und gebe nirgends im Internet meine Kontonummer an. Dann akzeptiere ich lieber mal 3 EUR mehr zu bezahlen, um per Rechnung oder Nachname zahlen zu können, bin mir aber dabei sicher, dass ich keine Risiken eingehe!
Und danke an Korinthe für die ausgiebige Schilderung des Falles!
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