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Kasi
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Anmeldungsdatum: 21.10.2006
Beiträge: 367

BeitragVerfasst am: 09.06.08, 06:08    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Herr Jäckel,
wiederum bin ich sehr erstaunt über Ihre Einschätzung dieses Sachverhaltes, habe leider nur wenig Zeit zu schreiben.

1. Krankenkassen dürfen keine Absprachen mit Apotheken treffen.
2. Apotheken dürfen sich keinen Wettbewerbsvorteil durch zB Umgehung der Zuzahlung bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln verschaffen.

Und nun Ihr Zitat:
Zitat:
Damit die Krankenkassenmitglieder mitziehen und das Sparpotential der Versandhändler nutzen, vereinbaren immer mehr gesetzliche Versicherer Sonderkonditionen mit Internetapotheken wie DocMorris, Sanicare und der Europa Apotheek Venlo. So hat beispielsweise die Techniker Krankenkasse zusätzliche drei Prozent Preisnachlaß bei Sanicare für ihre Mitglieder ausgehandelt. "Es entstehen eindeutig Preisvorteile für beide Seiten", sagt Julia Nill, Referentin für Gesundheit bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.


zu 1. Wer nun die letzten Jahre verfolgt hat konnte Monat für Monat miterleben, dass zum einen Krankenkassen von deutschen Gerichten immer wieder eins auf den Deckel bekommen und es Ihnen ausdrücklich verboten wird Werbung für Apotheken zu machen. Beharrlich verstoßen sie dagegen und der Gesetzgeber interessiert sich herzlich wenig dafür.

zu 2. Ebenso eine lange Geschichte. Der ständige Versuch Internetkunden zu werben, indem man Gesetze bricht, sich halblegaler und illegaler Methoden bedient. Immer wieder wurde das auch gerichtlich geahndet, zuletzt wurde zB Sanicare im April diesen Jahres genau das verboten, was Sie hier als Fortschritt anpreisen.
http://www.apotheke-adhoc.de/index.php?m=1&showPage=1&id=2513

Diese Internetapotheke beschäftigt übrigens sehr gerne Hartz4- Praktikanten (weit über Hundert pro Jahr) kostet 0€, der Staat zahlt alles.
Das sind alles Methoden, die zwar funktionieren, weil der Gesetzgeber sie zulässt, die aber eigentlich abzulehnen sind.
In den meisten europäischen Ländern ist der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln verboten.

Wird dabei etwas gespart?
Die Allgemeinheit spart nicht, da sie die Folgekosten für falsche Anwendung, unerkannte Wechselwirkungen und verschleppte Nebenwirkungen zu tragen hat.
Der Einzelne spart in der Regel auch nicht, da er vermehrt Geld ausgibt für Mediakemente, die zwar Schnäppchen sind, die er aber häufig gar nicht braucht.
Sie können sich gar nicht vorstellen, wie normal eine nicht hinterfragte Selbstmedikation falsch liegt. Etwa jeder vierte Kunde kauft bei mir nach einer Beratung ein anderes Produkt als er eigentlich im Sinn hatte, oftmals kauft er auch nichts und geht zum Arzt, weil es dringend notwendig ist, aber man sich die 10 € sparen wollte.

Schnäppchenjagd und Arzneimittel bzw etwas allgemeiner Gesundheit sind nicht miteinander vereinbar.
LG Kasi
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jaeckel
Administrator


Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 4711
Wohnort: Bad Nauheim

BeitragVerfasst am: 09.06.08, 07:58    Titel: Antworten mit Zitat

Lieber Kasi,

danke für den Kommentar. Ich möchte nur ein paar Missverständnisse ausräumen, da Sie ja von "meinen" Einschätzungen ausgehen.

zu 1)
Das ist keine Einschätzung sondern Wissen. In Ihren Erläuterungen geben Sie ja auch zu, dass Sie es wissen. Warum trauen sich die Kassen das? Es gibt viele Hinweise darauf, dass es politisch gewollt ist.

zu 2)
Kürzt man das "z.B.Umgehung der Zuzahlung" raus, dann bleibt "Apotheken dürfen sich keinen Wettbewerbsvorteil verschaffen". Realistisch? Nein. Faktisch herrscht Wettbewerb und z.B. Herr Mönter, Herr Apermann und Herr Gritschneder haben der Apothekerschaft gezeigt, dass man im Wettbewerb prächtig expandieren kann. Die Märkte verändern sich rasant. Ich meine, wer sich hier durch besitzstandswarende Gesetze u. Verordnungen beruhigt zurücklehnt, verschläft Chancen und schätzt Risiken falsch ein. Wer immer noch meint, Wettbewerb wäre ungesetzlich, das Internet kriminell, der soll doch den Netz-Stecker ziehen und sich weiter auf seine Laufkundschaft verlassen. Tante-Emma-Läden wurden auch überall geliebt, waren sinnvoll, bürgernah und bequem.

Zitat:
Die Allgemeinheit spart nicht.

Da teile ich Ihre Einschätzung. Aber die Verteilung der Sahne wird sich zukünftig anders gestalten. Das muss man faktisch anerkennen.

Zitat:
Sie können sich gar nicht vorstellen...

Kann ich und auch da liegen wir nicht auseinander.
Zitat:

Schnäppchenjagd und Arzneimittel bzw etwas allgemeiner Gesundheit sind nicht miteinander vereinbar.

Ich halte nichts von solcher Schwarz-Weiss-Malerei, da sie häufig irreführende Schlüsse nahe legt. Markttransparenz ist nichts schlechtes an sich. Man kann Sie ebenfalls mit Verbraucherschutz kombinieren.
_________________
Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
www.medizin-forum.de
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jaeckel
Administrator


Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 4711
Wohnort: Bad Nauheim

BeitragVerfasst am: 09.06.08, 11:34    Titel: Antworten mit Zitat

09. Juni 2008, 10:30:
Apotheker fordern von der Politik: Verbraucher schützen, Internetversand einschränken

Der Widerspruch, dass man ja sowieso illegales betrügerisches Verhalten eben nicht per Gesetz einschränken kann, wird nicht aufgelöst.

Ein weiterer Widerspruch der Meldung ist darin begründet
Zitat:

Allein in Mecklenburg-Vorpommern sind es
125.000 Checks im Jahr. "Arzneimittel aus den Apotheken
Mecklenburg-Vorpommerns sind sicher", so Johanns.


dass ja auch z.B. "Ihre deutsche Internetapotheke"
ja
a) in Mecklenburg-Vorpommern sitzt und
b) die Medis von einer niedergelassenen Apotheke kommen, also sicher sind.

Aber Logik und Differenzierungen sind ja nicht gefragt. Schauen wir mal.
_________________
Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
www.medizin-forum.de
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Kasi
DMF-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 21.10.2006
Beiträge: 367

BeitragVerfasst am: 10.06.08, 07:49    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
der Versandhandelsmarkt ist nur begrenzt, Tausende haben sich versucht, die meisten hatten keine Ahnung, durchgesetzt haben sich unter anderem diejenigen, die sich eben nicht an die Gesetze halten und ein Geschäftsgebaren haben, dass für die allermeisten Apotheker indiskutabel ist.

Zitat:
Faktisch herrscht Wettbewerb


Sicherlich herrscht Wettbewerb, aber es geht hier um
1. unlauteren Wettbewerb ala HGB
2. Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz und das Apothekengesetz
3. die wesentliche Fragen: Wollen wir im Gesundheitssektor diese Art von Wettbewerb?
Wollen wir wirklich Arzneimittel zwischen Schuhwichse und Scheuerpulver? Wollen wir einen Arzneimittelversand wie die Entwicklung von Filmen - das Rezept in die Tasche, das Medikament (auch Kühlpflichtige und BtM...) per Post? Ist der Verbraucher so mündig, dass ich ihm diese Entscheidung überlasse oder sind wir als Gesellschaft der Meinung, dass Medikamente besondere Güter sind, die vielleicht doch durch den Fachmann abgegeben werden sollten in einem Rahmen, der eine gewisse Kontrolle ermöglicht.
Wir haben ein funtkionierendes Apothekenwesen, das von denjenigen sehr geschätzt wird, die es kennengelernt haben, das relativ wenig Geld kostet, um das uns das Ausland beneidet. Warum lernen wir nicht aus den Erfahrungen der anderen europäischen Länder und schreiten in bestimmten Bereichen ziellos voran. So beim Versandhandel. Im vorauseilendem Gehorsam eingeführt ohne sich Gedanken darüber zu machen, was das für Konsequenzen hat. Die Auswüchse sind kaum kontrollierbar und manche Politiker reiben sich nun die Augen.

Es geht hier nicht um Besitzstandswahrung, dafür sind die allermeisten im Gesundheitsbereich von Herzen sachorientiert. Die von Ihnen zitierten Kampanien sind zugegebenermaßen nicht wirklich von Tiefgang geprägt. Ich bin auch kein Fan davon, das ist letztlich der Versuch auf emotionaler Ebene etwas zu bewegen, was man auf sachlicher Ebene nicht geschafft hat. Intern werden all die Dinge sehr differenziert diskutiert, aber diese zurückhaltende Sachlichkeit der letzten Jahre hat nicht nur den Apothekern sondern dem gesamten Gesundheitssektor viel schlechtes beschert. Was nutzt es, wenn man alles besser wußte, aber die Politik sich nun mal anders entschieden hat.
Ich habe auch nichts gegen Technik und Internet, aber in diesem speziellen Fall lässt sich der Verbraucherschutz eben nicht mit dem Versandhandel kombinieren.
VG Kasi
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jaeckel
Administrator


Anmeldungsdatum: 15.09.2004
Beiträge: 4711
Wohnort: Bad Nauheim

BeitragVerfasst am: 10.06.08, 09:06    Titel: Antworten mit Zitat

Lieber Kasi,

danke für Kommentar.

Wenn man den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten innerhalb von D und den EU-ausländischen Versandhandel nach D ganz verbieten würde, wie wollte man insbesondere das letztere denn faktisch durchsetzen / sicherstellen / kontrollieren? Bei der heutigen Mobilität und offenen EU-Grenzen wäre dann ja auch ein Ausreiseverbot oder strenge Grenzkontrollen notwendig.

Kennen Sie dazu ein realistisches Konzept, wie man illegale Sendungen wirksam unterbinden könnte?
_________________
Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
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