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Umgang mit Amnesiepatienten ?

 
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Laura30
Interessierter


Anmeldungsdatum: 29.06.2008
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 22.07.08, 12:47    Titel: Umgang mit Amnesiepatienten ? Antworten mit Zitat

Hallo

Ein Freund von mir hatte einen schweren Unfall, lag kurz im Koma und ist nun entlassen.
Leider hat er Schäden davon getragen, indem er sich an aktuelles nicht erinnern kann.
Er vergisst es meist nach wenigen Stunden, alles ab dem Unfallzeitpunkt.


Die Ärzte sagen, es wird sich regenerieren, er bekommt Anwendungen und Übungen.

Da wir viel Kontakt haben stellt sich mir aber die Frage, wie gut es ist, daß ich ihm immer wieder vom Unfall , der OP , der Intensivstation erzählen muss, weil er es vergisst.

Gibt es da eine Handhabung, was ist sinnvoll.
Es belastet ihn ja immer wieder, er erfährt es immer zum 1. Mal.

Vielen Dank
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AnnettLoewe
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 16.09.2004
Beiträge: 871

BeitragVerfasst am: 22.07.08, 14:10    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Laura,
Keine Bange! IHN belastet das Wiederholen der Geschichte nicht immer wieder. Es ist für ihn jedes Mal neu und sein Erstaunen ist jedes Mal ganz echt. Außerdem wird es die Frage sein, die ihn momentan am meisten bewegt und dann kann man ihm ja eine Antwort nicht verweigern.
An dem Tag, an dem er zu Ihnen sagen wird: " Ich weiß, komm mir doch nicht schon wieder mit dieser Geschichte!" werden Sie wissen, dass er es sich gemerkt und nun wirklich genug davon hat.

Allerdings sollten Sie vermeiden, die angefragte Information um Zusätze wie " das sag ich Dir jetzt auch schon zum hundertsten Mal" o.ä. zu ergänzen.
Was Amnesie-Patienten besonders nerven kann, ist das unbestimmte Wissen, sich schon hundert Mal mit derselben Frage "blamiert" zu haben ohne es bemerkt zu haben. Oder noch schlimmer: nicht sicher sein zu können, ob man nicht andauernd ähnlich seltsame Dinge tut, ohne sich daran erinnern zu können.

Tun Sie am besten so, als erzählten Sie ihm die Geschichte jeweils zum ersten Mal. Versuchen Sie, seine Lage zu verstehen: er hat VERGESSEN, dass schon mal jemand mit ihm darüber gesprochen hat und die Information, dass das so ist, hilft ihm keinen Schritt weiter.
Versuchen Sie, ihm die Sicherheit zu geben, dass Sie ihn nicht der Lächerlichkeit preisgeben. Haben Sie Geduld und Verständnis für seine Situation. Auch wenn Sie ihren Ohren am liebsten nicht trauen wollen und hundert Mal dasselbe erklären müssen.

Viel Erfolg!
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Laura30
Interessierter


Anmeldungsdatum: 29.06.2008
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 22.07.08, 14:15    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen dank für Ihre Antwort.

Ich habe ihm noch nie signalisiert, daß ich es ihm schon mehrmals erzählt habe.
Meine Bedenken waren eher dahingehend, daß er jedesmal wieder darunter leidet, was er hört und ich Angst habe, daß es zuviel wird für die Psyche.

Die OP war recht knapp und das zu hören muss schlimm sein... und dann immer wieder.

Wie ich jedoch aus Ihren Worten herauslese ist es ok und er wird es irgendwann dann auch abspeichern können ?
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AnnettLoewe
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 16.09.2004
Beiträge: 871

BeitragVerfasst am: 22.07.08, 14:22    Titel: Antworten mit Zitat

Das weiß ich nicht und es wird davon abhängen welches Ausmaß die Gedächtnisstörung und wie intensiv die Therapien sind, die er jetzt hoffentlich bald bekommt.
Wieso Ist er nicht in der Reha?
Was kann er sich sonst noch nicht merken?
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Laura30
Interessierter


Anmeldungsdatum: 29.06.2008
Beiträge: 10

BeitragVerfasst am: 22.07.08, 15:06    Titel: Antworten mit Zitat

Er hat ambulante Therapien, ganz in die Reha wollte er auch nach gutem Zureden nicht.
er weiss vom Unfall bis kurz vor der Entlassung nichts, und im Alltag mal ja, mal nein.
Manches behält er, anderes vergisst er.
Ich telefoniere meist mit ihm und sehe ihn selten, da wir weit auseinander wohnen.
Seit dem Unfall erst einmal.

Für 3-4 Stunden behält er die Dinge immer, aber ins Langzeitgedächnis gelangt nicht alles.
Den Unfall und die Tage danach scheinen da auf jeden Fall bisher gar nicht zu landen.

Ich kenn mich nicht so gut aus damit.
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AnnettLoewe
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 16.09.2004
Beiträge: 871

BeitragVerfasst am: 23.07.08, 10:53    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Laura,
das ist aber sehr schade, dass er die Möglichkeiten der stationären Reha nicht nutzen wollte. Die Dichte an Therapien, die man dort bekommt, kann man zu Hause, d.h. ambulant kaum organisieren.
Dazu kommt, dass eine wichtige Therapieform für Menschen mit Gedächtnisstörungen im ambulanten Bereich nicht von allen Kassen bezahlt wird.
Neuropsychologie ist nur stationär oder teilstationär zu haben oder man muss sie evtl selber zahlen.
Das Gute an neuropsychologischer Therapie ist, dass der Behandler eine "Verlaufsdiagnostik" machen und die weiteren Therapien darauf einstellen kann, was Ihnen zu Hause gar nicht möglich ist.

Aber was ich noch sagen wollte: es ist auch möglich, dass seine Erinnerung an die Zeit des Unfalls und danach für immer weg bleibt.
Das muss man alles abwarten.
Manche Teile des Gedächtnisses regenerieren sich mit Training, andere bleiben weg und der Betroffene muss sich irgendwann mit dieser Lücke abfinden.
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