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Verfasst am: 21.05.08, 13:45 Titel: Herzinfarkt: Hier speziell Troponin
Ich benötige Hilfe, um alle Ereignisse rund um meinen Herzinfarkt zu verstehen. Mittlerweile ist es ein großer Fragenkatalog geworden, den ich jedoch nicht mit meinem zuständigen Kardiologen besprechen kann und will. Eigentlich würde ich meine gesamte Akte gerne mit einem unabhängigen Kardiologen durchsehen und besprechen.
Darum zunächst eine für mich wichtige Frage, die ich im Internet nicht lösen konnte:
Fallschilderung
19:15 aus voller Gesundheit erhebliche Schmerzen in Brust, Rücken und Armen. Luftnot, Angstzustände.
etwa 20:00 Uhr eintreffen Notarzt, Erstversorgung, Einweisung in Krkhs ( V.a. Myokardinfarkt, PD Aneurysmen, akute Lebensgefahr nicht auszuschließen ).
Labor um 21:30 zeigt keine auffälligen Normabweichungen.
EKG um 22:00 zeigt keine ST-Hebung, jedoch den Vermerk: Auffälliger Befund - wahrscheinlich Myokardischämie, Beurteilung pathologischer Befund.
Dann Behandlung mit Aggarstat, Morphin usw.
00:00 erneut erhebliche infarktrelevante Schmerzen ( erneut Morphin ), jedoch keine erkennbare ST-Hebung im EKG.
Labor um 07:40 zeigt Anstieg Troponin auf 1.16 und CK auf 570
PCTA am Vormittag mit Rekanalisation des RIVA 95%, RD 75%
Labor um 16:00 Uhr: Troponin 11.41, CK 2330
Seit dem ist die Herzleistung nach Vorderwandinfarkt auf <= 25% reduziert.
***
Meine Fragestellung:
Troponin und CK-Wert brauchen mindestens 4 Stunden, um im Blutbild erkennbare Werte zu zeigen. Wenn man von den Werten um 07:40 ausgeht ( wobei der Zeitpunkt der Blutentnahme nicht notiert ist ), kann man anhand der Werte zurückrechnen, wann es zu dem Verschluß des RIVA kam und die Vorderwand begann abzusterben?
Wie verlaufen die Anstiegskurven der Werte?
Gibt es Einflüße - durch verabreichte Medikamente, Zustand des Patienten oder andere Umstände - die sich auf die Anstiegskurve der Troponin- und CK-Werte auswirken?
*
Ich hoffe, dass ich meine Fragen in diesem Forum richtig platziert habe.
Anmeldungsdatum: 15.09.2004 Beiträge: 4711 Wohnort: Bad Nauheim
Verfasst am: 21.05.08, 14:33 Titel:
Liebe Korinthe,
0 bis 2 Std. nach Schmerzbeginn hat
- Troponin eine Sensitivität von 25 %
- CK-MB eine Sensitivität von 30%
3 bis 4 Std. nach Schmerzbeginn hat
- Troponin eine Sensitivität von 60 %
- CK-MB eine Sensitivität von 70%
Meine offene und ehrliche Stellungnahme:
Sie können davon ausgehen, dass die Schmerzereignisse mit Teilverschlüssen/Verschlüssen der Koronarien einhergingen.
Fazit: Eine 2. Laborkontrolle um 00.00 Uhr (bzw. spätestens eine weitere 2 Std. nach erneutem Schmerzereignis um 00.00 Uhr, dann also um 02.00 Uhr) wäre der Sorgfaltspflicht geschuldet und sehr wahrscheinlich pathologisch ausgefallen.
Wenn eine 24h-PTCA-Bereitschaft vorgehalten würde....
Zitat:
Gibt es Einflüße - durch verabreichte Medikamente, Zustand des Patienten oder andere Umstände - die sich auf die Anstiegskurve der Troponin- und CK-Werte auswirken?
Eher nein.
Alles Gute!
Ihr
Dr. med. Achim Jäckel
Facharzt für Innere Medizin
www.medizin-forum.de
Man teilte mir mit, dass
"... auch bei einem positiven Troponin- / CK-Wert am Sonntagabend der Einweisung eine Katheterintervention nicht erforderlich gewesen sei, da ein unkomplizierter Nichthebungsinfarkt vorliege, und dass nach Rücksprache mit der Herzkatheterbereitschaft ja für den folgenden Montagvormittag eine PTCA vereinbart worden war."
Die PTCA am Montagvormittag ergab: Verschluss des Ramus interventricularis anterior, 95% Steno-se des Ramus inter-ventricularis Posterior und 50-75%ige Stenose des 1. Ramus posterolateralis sinister. Rekanalisation und Implantierung eines Stent. Ballonanglioplastie der 75%igen Stenose des RD.
Warum handelt es sich um einen "unkomplizierter Nichthebungsinfarkt"? Warum gab es keine >> St-Hebungen? Wenn so offensichtlich eine Myokardischämie vorliegt, also ein Verschluss, warum sind dann "noch 24 bis 72 Stunden Zeit" für eine PTCA? Ist ein Verschluss bei einem NSTEMI weniger gefährlich als bei einem STEMI, stirbt der Herzmuskel dann weniger schnell ab? Das leuchtet mir absolut nicht ein...
Anmeldungsdatum: 15.09.2004 Beiträge: 4711 Wohnort: Bad Nauheim
Verfasst am: 17.08.08, 10:10 Titel:
Liebe Korinthe,
die Antwort haben Sie schon selbst gegeben:
Korinthe hat folgendes geschrieben::
Seit dem ist die Herzleistung nach Vorderwandinfarkt auf 25% reduziert.
Wenn das nachweisbar die Folge eines "unkomplizierten Nichthebungsinfarkt" wäre, wäre doch diese Vokabel und das "sofortige Katheterintervention nicht erforderlich gewesen" nachträglich ad absurdum geführt.
Hintergrund: Es ist wichtig zu wissen, dass es STEMI / NSTEMI gibt. Mann kann sich also auf die ST-Trecke im EKG nicht immer verlassen. Wenn aber das MI (= Myokardinfarkt) feststeht (z.B. durch Enzymnachweis), ist das das Wesentliche und die Indikation zur invasiven Herzkatheterdiagnostik ( wenn vorhanden) zu stellen.
Relevante Leitlinien besagen Folgendes:
Zitat:
Patienten mit ACS und folgenden Merkmalen sind als Risikopatienten für Tod/Myokardinfarkt innerhalb von 30 Tagen einzustufen und erfordern
eine invasive Abklärung (I-A):
- Troponin T oder Troponin I Erhöhung
- ST-Senkung (> 0,1 mV) im EKG
- hämodynamische Instabilität (z.B. Schock)
- Rhythmusinstabilität (Kammerflimmern, Kammerflattern, ventrikuläre Tachykardien)
- Diabetes mellitus
Zitat:
Die Troponinbestimmung hat die höchste prognostische Aussagekraft für das Infarktrisiko im 30-Tageverlauf und ist heute Standard in der Notfalldiagnostik.
Zitat:
In der Symptomatik besteht zwischen instabiler Angina pectoris/NSTEMI
und STEMI ein fließender Übergang.
Zitat:
Stufenempfehlung Therapie akuter Herzinfarkt
bei Schmerzbeginn < 12 Stunden: Rang 1: Primäre PCI innerhalb 2 Std. („contact to balloon“)
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