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Basale im Intensiv-Bereich?

 
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Gunnar Piltz
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 17.09.2004
Beiträge: 1766
Wohnort: Schleswig-Holstein

BeitragVerfasst am: 17.10.04, 00:17    Titel: Basale im Intensiv-Bereich? Antworten mit Zitat

Hallo Herr Estner, liebe Kollegen !

Um mal gleich, mit einer für mich interessanten Frage, den ersten fachbezogenen Thread hier zu eröffnen, würde mich interessieren, in welchem Intensiv-Bereich die Basale Stimulation umfaßend zur Anwendung kommt bzw. in wie weit die Mitarbeiter der Bereiche eine Schulung besucht haben. Ich habe vor gar nicht allzu langer Zeit mal einen Grundkurs besucht und war von den dort vorgestellten Inhalten wahrlich begeistert. Die praktische Umsetzung und die Akzeptanz unter den Berufsgruppen waren ein ausführlich diskutiertes Thema und erwiesen sich auch in meiner Berufspraxis als äußerst schwierig. (Schade eigentlich Mit den Augen rollen ). Bin mal gespannt, ob es in anderen Kliniken besser funktioniert und wie das Erfolgsrezept dazu aussieht/aussah!

MfG
_________________
Gunnar Piltz
DMF-Moderator
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Gast






BeitragVerfasst am: 17.10.04, 11:07    Titel: Basale Stimulation im Intensiv-Bereich? Antworten mit Zitat

Hallo Herr Piltz,
vielen Dank für Ihren Beitrag und wie ich glaube, die schwierigste Frage überhaupt. Der erste Punkt ist, daß Sie nicht gleich Ihre Kolleginnen und Kollegen, wie auch Sie sich selbst nicht überfordern dürfen und sagen: ab jetzt führen wir ein Pflegekonzept ein und jeder hat sich danach zu richten. Wer das probiert hat, wird wissen, daß es so nicht funktioniert.
Diese Dinge müssen wachsen, sich entwickeln, immer evaluiert werden und es muß sozusagen ein Prozess in Gang gebracht werden. Das kann durchaus von Ihnen aus geschehen, dafür kann ich Ihnen aber kein Rezept an die Hand geben, sondern nur die einzelnen Schritte, die Sie langsam angehen sollten.
Der erste Schritt ohne Zweifel, den haben Sie getan. Ein Basisseminar besucht, anschließend sich geeignete Patienten und auf der Intensivstation gibt es ja viele, erlernte Handlungsabläufe selbst einstudieren. Damit schon einmal die Sicherheit eintritt, die Sie selber brauchen. Wenn Sie es schaffen, auch die Hintergründe des Konzepts der Basalen Stimulation einzubeziehen, nämlich bestimmte Ziele mit dem Patienten erreichen zu wollen, dann kommen wir der Sache näher. In dieser Phase sind Sie noch ein wenig Einzelkämpfer, können aber andere Kolleginnen und Kollegen mit Teilerfolge schon einmal überzeugen, neugierig machen.
Teilerfolge deshalb, weil natürlich die Anwendung des Konzeptes der Basalen Stimulation auch Kontinuität und Bezugspflege braucht, die ist im Intensivbereich schwer durchzuhalten.
In der Zwischenzeit, erleben Sie selbst Berufszufriedenheit und Motivation, das steckt an, Sie geben kurze Einlagen bei Stationsbesprechungen, Teamsitzungen Beispiele zur Selbsterfahrung weiter. (Sie finden viele kurze Übungen in der Literatur, z.B. basale-stimulation.de/Umsetzung - Lernerfolge v. Peter Nydahl etc.) Hiermit motivieren Sie Ärzte Kolleginnen und Physiotherapeuten, sie werden sehen, daß sich viele Themen finden, wie: Wie können wir mit unserer hohen Geräuschkulisse umgehen? Wie gehen wir mit den Angehörigen um? Haben wir geeignete Anamneseformulare, wo sich die Biographie der Patienten ein wenig wiederfindet? Haben wir für unsere Patienten ihre persönlichen Waschsachen mitbringen lassen? usw.
Dann wenn Sie sehen es rührt sich etwas auf Ihrer Station, machen Sie mit Ihren Vorgesetzten aus, wie sollte die Umsetzung auf Ihrer Station aussehen: Sie lassen sich weiterbilden zum Praxisbegleiter, bilden Ihre Kolleginnen und Kollegen aus, daß alle ein Basisseminar besuchen und nach ein paar Jahren arbeitet Ihr Team nach dem Konzept der Basalen Stimulation ... Winken ein weiter Weg, aber nicht unerreichbar, sehr aufregend und mit Sicherheit ein Profit für jeden einzelnen Patienten auf Ihrer Station.
Viel Erfolg wünsche ich Ihnen, bleiben Sie motiviert
viele Grüße
Peter Estner
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Gunnar Piltz
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 17.09.2004
Beiträge: 1766
Wohnort: Schleswig-Holstein

BeitragVerfasst am: 17.10.04, 21:38    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Herr Estner !

Vielen Dank für Ihre komplexe Antwort auf meine Fragestellung. Ich hoffe, daß sich weitere Kollegen hier zum Thema äußern werden und die Frage nach Intensiv-Bereichen, in denen das Konzept der Basalen Stimulation bereits eine breite Anwendung findet, beantwortet wird. Von Peter Nydahl habe ich schon sehr viel gehört und sein Buch "Basale Stimulation in der Intensivpflege" habe ich mit Begeisterung gelesen. Ich bleibe weiter am Ball und werde auch in diesem Forum mit Sicherheit häufiger mal vorbei schauen! Vielen Dank für Ihre Anregungen!

Liebe Grüße
_________________
Gunnar Piltz
DMF-Moderator
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mut
Gast





BeitragVerfasst am: 19.12.04, 12:52    Titel: Intensiv Antworten mit Zitat

Hallo Hr. Piltz,
Ihre Nachricht ist zwar schon 2 Monate "alt" aber ich möchte trotzdem antworten. Ich arbeite seit 15 Jahren mit Intensivpflegenden in der Weiterbildung. Und habe die Erfahrung gemacht, dass sich vieles integrieren / umsetzen lässt. Viele "kleine" Dinge, die für den Patienten viel bedeuten können. Smilie

Jetzt habe ich es "gewagt" meinen Arbeitgeber zu wechseln und auf ein 16 Betten Intensiv - chir. als PA zu gehen. Und ich bin wirklich "geschockt". Weinen
All das was ich in meinen Seminaren vermittele, erfahren lassen (u.a. negativ-Erfahrung) habe ich dort in einer massiven Ausprägung erfahren. (Macht, Umgang mit dem Pat., wirklich manchmal "grobe Gewalt"....). Das hat nichts mit zeit zu tun, sondern der "innere Haltung, das Menschenbild"..

Also, in Kürze.. es gibt Menschen die können/wollen "basale" Aspekte integriern (und da bedarf es manchmal keiner speziellen "Basale" Massnahme.., und andere wollen/können nicht. Nur glaube ich, da muss tief an der Wurzel begonnen werden.

Ich habe mich jedenfalls entschieden, dass kann ich dort nicht mit ansehen und "Feige" das "Handtuch" geschmissen... Weinen
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Pico
Gast





BeitragVerfasst am: 22.12.04, 11:20    Titel: Werden diese Konzepte benötigt? Antworten mit Zitat

Liebe Forumteilnehmer,
wenn ich das letzte Jahr in meiner oder anderen Kliniken reflektiere, frage ich mich immer mehr, ist dieses wertvolle Konzept eigentlich noch gewollt? Weiterbildungsstätten stehen evtl. davor die Pforten wegen mangelnder Nachfrage zu schließen, Kliniken verabschieden sich mehr und mehr von den PraxisbegleiterInnen und die KollegenInnen sind vielfach froh, wenn sie den alltäglichen Arbeitsalltag schaffen. Ich erkenne, dass neue Konzepte mehr und mehr als Belastung, geschweige als Entlastung gesehen werden.
Wir können die Herausforderung annehmen, oder uns im intellektuellen hochkarätigen Diskussionen verwirklichen, werden aber die Basis dabei womöglich verlieren.

Mit diesen auch traurigen Gedanken ein gutes Jahr 2005
Pico
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Bettina
DMF-Mitglied
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 08.11.2004
Beiträge: 128
Wohnort: Bayern

BeitragVerfasst am: 25.12.04, 16:30    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo @ all

Auch wenn ich wüsste,
dass morgen die Welt zugrunde geht,
würde ich heute noch
einen Apfelbaum pflanzen


Mir fallen diese Worte von Martin Luther ein, wenn ich an die Wirksamkeit des Konzepts Basale Stimulation in der Pflege denke. Es wird bestimmt nicht einfacher, Konzepte wie Basale Stimulation, Kinästhetik oder auch Bobath zu verwirklichen, aber den eigene Anspruch, dem betroffenen Menschen eine Behandlung, die auf dem Wissen der Konzepte basiert zukommen zu lassen, sollten wir aufrecht erhalten... Wofür?... für die berührenden Begegnungen und die schönen Erfahrungen, die uns immer wieder die Kraft geben, die schlimmen Situationen zu überstehen.

Für mich hat die Pflege von Menschen nichts von ihrer Spannung verloren... im Gegenteil... sie hat gewonnen... trotz aller Höhen und Tiefen...

Fröhliche Weihnachten und ein gutes, "basales" Jahr 2005

Bettina Smilie
_________________
Du brauchst keinen Lehrer, der dich lehrt, dich beeinflussen zu lassen... du brauchst einen Lehrer, der dich lehrt, dich N I C H T beeinflussen zu lassen.
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Annerose Kemmler
Gast





BeitragVerfasst am: 27.12.04, 11:39    Titel: Mein persönliches Erfolgsrezept Antworten mit Zitat

Hallo Herr Piltz,
ich hoffe, Ihre Frage ist für Sie nach wie vor von Interesse, so dass mein Kommentar von Ihnen gerne gelesen wird.
Vorab mein Erfolgsrezept: das Konzept verinnerlichen, leben und weiterentwickeln lassen, dann stehen einem Türen offen, die man sensibel wahrnehmen muß, sonst können sie uns halb geschlossen erscheinen.
Ich bin Fachpflegekraft für Intensiv-und Anästhesie und Praxisbegleiterin für Basale Stimulation in der Pflege. Ich arbeite auf einer interdisziplinären Intensivstation mit 14 Betten.
Von 32 Mitarbeiter/ innen haben bisher 21 ein Basisseminar besucht. 5 stehen auf der Warteliste.
An der "praktischen Umsetzung" wie sie es nennen, wird seit nunmehr 5 Jahren gefeilt. Intensiv und zielgerichtet jedoch seit 3 Jahren durch mich, mit , für mich, sichtlichem Erfolg.
Seit 2 Jahren werden Praxisbegleitungen für sämtliche Mitarbeiter/innen, die ein Basisseminar besucht haben, angeboten. Es beläuft sich alles auf freiwilliger Basis.
Die Akzeptanz verschiedener Berufsgruppen wurde durch gezielte Informationsveranstaltungen erreicht.
Gerne würde ich Ihnen ausführliche und konkrete Erfahrungswerte meiner Arbeit zukommen lassen, jedoch sprengt es den gegebenen Rahmen.
Gerne können Sie zu mit Kontakt unter: anne.kemmler@freenet.de auf nehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Annerose Kemmler
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Gunnar Piltz
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 17.09.2004
Beiträge: 1766
Wohnort: Schleswig-Holstein

BeitragVerfasst am: 27.12.04, 17:22    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Frau Kemmler!

Vielen Dank für Ihre Antwort und ja, diese Frage ist für mich weiterhin von Interesse! Ich kann mich dem traurigen Beitrag von Pico und der damit verbundenen Fragestellung durchaus anschließen. Ich arbeite auf einer operativen Intensiv mit 14 Betten und der Personalschlüssel wäre mit der Begrifflichkeit "knapp" reichlich untertrieben. In der Regel versorgt 1 Pflegekraft 3 (und mehr) Patienten und ist der alltäglichen Arbeitsbelastung kaum noch gewachsen! Die Anforderungen werden immer höher, die administrativen Aufgaben immer mehr und die Anspruchshaltung aller Beteiligten wächst von Jahr zu Jahr! Bei immer knapper werdenden Personalressourcen mutiert die Pflege zur Nebensache, die Kollegen befinden sich an den Grenzen ihrer Belastbarkeit oder sind schon darüber hinaus! Tendenzen zum Bourn out sind erkennbar und genauso ist auch das Interesse an neuen Pflegekonzepten einzuschätzen. Zudem ist der Arbeitgeber weder in der Lage noch daran interessiert, ein derartig aufwendiges und teures Konzept zu finanzieren oder auszubauen, steht er doch selber vor dem wirtschaftlichen Aus und eine leidvolle Privatisierung wurde ebenfalls schon mal diskutiert.
Das die Basale im wesentlichen auf einer inneren Einstellung und einem entsprechenden Menschenbild basiert, ist mir schon klar und ich für mich versuche da schon erlernte Inhalte aus dem Basisseminar in meine täglich Arbeit mit einfließen zu lassen. Ein Umfeld und eine Station, die die Basale als Konzept erfaßt hat und im wesentlichen auch integriert, ist hierbei Zukunftsmusik - funktioniert aber nur mit entsprechender Akzeptanz und auch notwendigem Interesse und Aufwand, welches in meinem Bereich sich momentan jedoch auf exsistentielle Fragen beschränkt! Hier wird momentan nicht nach neuen Konzepten gesucht, sondern hier geht es um Geld und wie man es auf biegen und brechen sparen kann! So ist das, wenn man aus einem Krankenhaus ein Wirtschaftsunternehmen produzieren will und kurz vor dem wirtschaftlichen Bankrott steht.
Ich finde es wirklich toll, daß Sie einen Platz gefunden haben, wo Werte der Pflege und deren Weiterentwicklung gefördert und getragen werden, wo der Sinn dieser Konzeption verstanden wird und der sich daraus ergebene Nutzen für den Patienten erkannt worden ist, wo sich die Mitarbeiter entsprechend schulen lassen und auch lassen können, wo Zeit, Raum und Möglichkeiten geschaffen worden sind, dieses Konzept zu leben!

Herzliche Grüße
_________________
Gunnar Piltz
DMF-Moderator
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