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Näheres zu Demenzschub

 
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Brummbär
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 09.01.2007
Beiträge: 46
Wohnort: Baden-Württemberg

BeitragVerfasst am: 17.02.08, 09:26    Titel: Näheres zu Demenzschub Antworten mit Zitat

Guten Morgen,
meine Mutter (86 J.) kam bis August letzten Jahres gut zurecht in ihrer betreuten Wohnung. Dann ging ihr Fernseher kaputt und sie bekam einen neuen. Innerhalb von 2 Wochen baute sie rapide ab, war sehr verwirrt, depressiv und beschäftigte sich viel mit ihren Ausscheidungen, dazu kamen Schmerzen.
Im Krankenhaus wurde Harnverhalten festgestellt, verursacht durch das Medikament gg. Depression. Und sie hätte einen Demenzschub. Sie bekam Ergotherapie, Krankengymnastik, Infusionen und wurde 2 Wochen später stark verbessert wieder entlassen. Trotzdem kam sie auf die Pflegestation, wo sie allerdings sehr schlecht versorgt wude.
Wir haben deshalb das Pflegeheim gewechselt, im jetzigen gibt sich das Personal viel Mühe, es finden viele Aktivierungen statt, das Haus ist hell, das Personal freundlich.
Es ging ihr zunehmend besser, man konnte sich gut mir ihr unterhalten, wir machten viele Spiele, gingen spazieren, bis sie vor 2 Wochen einen Brechdurchfall bekam.
Nun bekam sie wieder einen Demenzschub, spricht ganz langsam und leise, wie wenn sie über jedes Wort nachdenken muss. Sie will nur noch liegen, ist sehr schwach. Ich habe versucht mir ihr Karten zu spielen, sie kennt die Regeln nicht mehr, bringt Farben u. Zahlen durcheinander, ist wie ein kleines Kind.
Was geht bei einem Demenzschub vor?
Kann man das irgendwie beeinflussen?
Gibt es da noch ein zurück?
Danke für nähere Info's.
Brummbär
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Annette Koch
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 29.09.2004
Beiträge: 994
Wohnort: Hannover

BeitragVerfasst am: 17.02.08, 12:00    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Brummbär!

Für Angehörige ist es immer schwer die Situation zu begreifen und mit sich selbst ins Reine zu kommen. Plötzlich wird man selbst nicht mehr als der erkannt, der man ist. Auch Familienmitglieder scheinen vergessen zu sein. Die einfachsten Dinge werden vergessen und wie sie schon sagten aus dem bekannten Kartenspiel wird ein Irrgarten.

Grundsätzlich unterscheidet man 2 Demenzformen:

-Primäre Demenzformen:

Grund hierfür sind hirnorganische Ursachen die den größten Teil
einnehmen. Als Ursache sind hierfür der Untergang der Nerven-
anzugeben. Zwei verschiedene Ursachen kommen dafür in Be-
tracht wie Durchblutungsstörungen des Gehirns (vaskulär be-
dingt) oder die degenerative Form (Untergang von Nervenzellen
ohne äußerliche Ursache) wie z.b. bei der Alzheimer Demenz.
Auch können beide Formen zusammen auftreten.

-Sekundäre Demenzformen:

Bei dieser Form werden Krankheitsprozesse zusammenge-
fasst deren Ursache außerhalb des Gehirns liegt aber deren
Formen das Gehirn beieinträchtigen bzw. schädigen.
Wie z.b. Stoffwechselerkrankungen (z.b Diabetes), Alkohol,
Medikamentenmissbrauch, Mangelerscheinungen (Vitamin-
mangel, Elektrolytmangel, auch bei Dehydration d.h. Flüssig-
keitsmangel tritt Verwirrtheit auf!). Auch Infektionen zählen
dazu!


Auf die Frage der medizinischen Versorgung:
Hat denn der Hausarzt ihrer Mutter einen Neurologen hinzugezogen? Die Behandlungs-
möglichkeiten sind der Ursache der Demenz anzupassen. Das ist Sache des behandelnden Arztes bzw. des Neurologen.

Auf ihre Frage ob es ein "zurück" gibt kann ich ihnen nur raten vorwärts zu schauen. Gehen sie in solchen Phasen der Verwirrtheit mit ihrer Mutter ganz liebevoll um und haben sie Geduld, überfordern sie sie nicht. Geben sie ihr Orienterung wie z.b. welcher Tag ist heute, Nennung der Jahreszeit, des Ortes wo sie sich befindet und stellen sie keine zweideutigen Fragen wie z.b. möchtest du etwas trinken oder hast du jetzt keinen Durst....Das kann unter Umständen auch Aggressionen auslösen. Führen sie Rituale ein wenn sie ins Heim kommen, ihren Erfindungen sind da keine Grenzen gesetzt. Diese sollten sich an der Biografie ihrer Mutter orienteren. Welche Vorlieben hat sie, liebt sie Musik, was isst und trinkt sie gerne, liebt sie es wenn sie etwas vorlesen usw.

Lebt sie dann vorwiegend in der Vergangenheit, dann müssen sie sie dort abholen wo sie sich befindet, das nennt man Validation. Hier erreicht man, dass sich der Demenzkranke sich angenommen und wohl fühlt.

So wie es scheint ist ihre Mutter in diesem Heim ja gut aufgehoben und therapeutisch läuft da einiges, das sie für den Moment braucht. Ich bin mir auch sicher, dass das Pflegepersonal der Situation angemessen handelt. Es hilft auch immer wieder Gespräche mit den Schwestern und den dortigen Therapeuten zu führen. Was die Diagnose betrifft sprechen sie mit dem behandelnden Hausarzt.

Ich hoffe, ich konnte ihnen erstmal etwas helfen wünsche ihnen viel Kraft für ihre Mutter.
Auch ihrer Mutter wünsche ich, dass sie wieder etwas zu Kräften kommt. Gerne können sie weiter hier berichten Winken

_________________
Liebe Grüße

Annette Koch
---------------------
DMF-Moderatorin
Geriatrie/Gerontologie
Pflege


Zuletzt bearbeitet von Annette Koch am 17.02.08, 16:48, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Brummbär
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 09.01.2007
Beiträge: 46
Wohnort: Baden-Württemberg

BeitragVerfasst am: 17.02.08, 15:31    Titel: Demenzschub Antworten mit Zitat

Herzlichen Dank für die schnelle Antwort.
Meine Schwiegermutter hat Alzheimer im Endstadium, deshalb ist mir das nicht ganz neu. Aber bei ihr war alles schleichend, über viele Jahre hat es sich sehr langsam verschlechtert. Bei ihr habe ich auch gelernt, abzulenken, sie war teilweise sehr aggressiv.
Meine Mutter ist das überhaupt nicht, sehr, sehr langsam, sehr bedächtig, sehr ruhig.
Sie hat auch Schluckbeschwerden, fast habe ich den Eindruck, sie weiß nicht mehr wie man trinkt.
Es schockt mich nur, wie rapide das ganze bei ihr geht.
Unser Verdacht war ja, dass sie zuwenig trinkt.
Der Hausarzt hat eine Fachärztin angerufen, die in der Geriatrischen Abteilung im Krankenhaus arbeitet. Wir warten händeringend auf sie, sie ist sehr sehr schwer erreichbar, sollte letzte Woche schon kommen, wir wissen bis heute nicht, wann sie kommt. Wir wären gerne dabei.
Meine Mutter hat auch ganz kleine Pupillen und wirkt, wie wenn sie unter starken Beruhigungsmitteln steht.
Wir werden einfach abwarten müssen, aber der rapide Verfall macht uns halt zu schaffen.
Trotzdem nochmal Danke und viele Grüße
Brummbär
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Annette Koch
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 29.09.2004
Beiträge: 994
Wohnort: Hannover

BeitragVerfasst am: 18.02.08, 14:12    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Brummbär!

Bei den jetzigen Belastungen wünsche ich ihnen nochmal viel Kraft! Vergessen sie nicht sich selbst etwas Gutes zu tun und sei es auch nur für kurze Zeit mal auszuspannen. Nur so können sie, wenn es auch im Moment schwer ist, gelassen bleiben und für ihre Mutter sowie auch Schwiegermutter da sein. Es hilft auch sehr sich mit Angehörigen auszutauschen oder sich Literatur zum Thema zu beschaffen.

Für weitere Fragen und Gedanken bin ich gerne weiter für sie da, sei es auch nur um etwas Ballast abzuwerfen Winken
_________________
Liebe Grüße

Annette Koch
---------------------
DMF-Moderatorin
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