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Schmerzen und Lebensqualität

 
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Lugana
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Anmeldungsdatum: 11.05.2006
Beiträge: 249
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 10.11.08, 16:04    Titel: Schmerzen und Lebensqualität Antworten mit Zitat

Ich hab nun schon seit acht Jahren Schmerzen und bin dementsprechend eingestellt schon seit diesen Jahren auf Opiate.

Ich merke wie sehr mich die Schmerzen aber auch die Nebenwirkungen der Medis im Leben sehr einschränken.

Ich kann nachts nicht schlafen wenn ich Schmerzspitzen habe, bin unterm Tag nicht fit weil ich zusätzlich schnellwirksame Morpin genommen hab. Es ist ein Kreislauf.

Als ich noch gesund war, war ich ein sehr optimistischer Mensch, ich hab gearbeitet, bin meinen sozialen Kontakten nachgegangen, und hab meine Hobbies gelebt.

Aber nach so langer Zeit mit der Krankheit hat sich das alles sehr sehr eingeschränkt.

Mir kommt es vor als ob es jedes Jahr schwerer wird zu kämpfen, obwohl das Aussenstehende nicht verstehen können weil sie sagen: ich müsste mich schon daran gewöhnt haben.

Jedenfalls ist es ein täglich zermürbender Kampr den ich führe, und ich habe Angst dran zu scheitern, und das Leben als nicht mehr lebenswert zu betrachten.

Weil ich mich immer häufiger frage: warum das Ganze? Warum nicht einfach in ruhe gehen von dieser Welt?

Kennt ihr solche Gedanken?
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Chandra
DMF-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 515
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 10.11.08, 20:12    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Lugana,

ich kann Dich glaube ich gut verstehen! Ich habe noch nicht so lange mit Schmerzen zu kämpfen, aber auch mir reicht es eigentlich. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass es sich nie bessern wird. Chronische Schmerzen können sicherlich sehr belastend sein und auch ich finde es außerordentlich schwierig, mit nicht Betroffenen darüber zu sprechen - die stecken einfach nicht in der Situation drin.

Dann kommen immer so gutgemeinte Ratschläge wie: "Du musst Dich nur ablenken und Du darfst Dich da nicht reinsteigern", wo ich mir in schlechten Zeten einfach nur denke "Was habt Ihr für eine Ahnung? Man kann sich nicht immer ablenken!" Die Kraft kann ein Mensch gar nicht haben, sich 24h am Tag darauf zu konzentrieren, nicht an die gemeinerweise auch noch bohrenden oder stechenden Schmerzen zu denken! Und sicherlich kommt auch mir dann manchmal die Frage nach dem "Warum muss ich so hart kämpfen?" und denke auch darüber nach, ob ich es nicht letztlich ungerecht finde, dass ich entweder nachts vor Schmerzen nicht schlafe oder eben Codein, Tramadol oder sonst was nehmen muss, um schlafen und damit letztlich arbeiten zu können. Nur gehen diese Medis teilweise derart auf die Konzentration, dass ich sie oft nicht nehme, weil ich wegen der eingeschränkten Konzentrationsfähigkeit nicht leistungsfähig (und damit arbeitsfähig) bin! Und daneben schau ich mir dann manchmal andere Kollegen an, die müde zur Arbeit kommen, weil sie die ganze Nacht durch Party gemacht haben und ich werde mit denen in eine Schublade gesteckt. Sicher ist das nicht fair! Und eigentlich wäre ich jetzt gerade beim Training, das mir früher immer einen guten Ausgleich gegeben hat - leider ist es aber wieder Herbst und kalt und die Schmerzen werden stärker - ich kann nicht gehen... während meine Trainingspartner sich gerade aufwärmen und mich demnächst mal wieder vorwurfsvoll fragen werden, warum ich nicht beim Training war Traurig Da kann ichja schon neidisch werden. Verlegen

Wie gesagt, es ist eine wirkliche Herausforderung, auch in jungen Jahren (und Du bist glaub ich auch noch eine 30?) schon derartige Einschränkungen zu haben. Man kann nicht mehr vernünftig arbeiten, vielleicht überhaupt nicht mehr, man kann seinen Hobbies nicht mehr nachgehen und auf seine Freunde hat man irgendwann auch keine Lust mehr, weil die einfach kein Verständnis dafür haben! In der Situation fühlt man sich wirklich alleine!

Kennst Du denn vielleicht andere Schmerzpatienten? Ich hab die Erfahrung gemacht, dass es manchmal enorm hilft, wenn man sich mit "Gleichgesinnten" austauschen kann. Hast Du einmal darüber nachgedacht, vielleicht eine Psychotherapie zu machen? Es gibt (zumindest bei mir in der Gegend) einige Psychotherapeuten, die sich sehr ausführlich nur mit Schmerzpatienten und chronisch Kranken beschäftigen.

Das hört sich jetzt wahrscheinlich wieder wie einer dieser "gutgemeinten" Ratschläge an, aber ich glaube, es ist einfach unheimlich wichtig, dass wir akzeptieren können, in welcher Lage wir uns befinden und welche Einschränkungen damit einhergehen und wir letztlich einen Weg für uns finden, ein ganzes Leben damit umzugehen, ohne in Depressionen zu verfallen (die bei Schmerzpatienten sehr häufig vorkommen... ). Der Weg sieht bei jedem anders aus und vielleicht dauert es auch ein Leben lang, bis wir ihn gefunden haben, denn es wird sicherlich immer wieder Zeiten geben, in denen wir meinen, dass wir dieser Belastung nicht standhalten können und auch wieder andere Zeiten, in denen wir uns vielleicht fragen, warum wir noch vor einigen Monaten so eine Krise gehabt haben - klappt doch alles wunderbar!

Ich hoffe für Dich und ebenso für alle anderen Schmerzpatienten in diesem Forum wie auch für mich selbst, dass wir alle einen Weg finden werden, trotz der Schmerzen glücklich leben zu können!

Alles Gute und liebe Grüße
Chandra
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Zuletzt bearbeitet von Chandra am 11.11.08, 05:33, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Lugana
DMF-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 11.05.2006
Beiträge: 249
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 10.11.08, 21:53    Titel: Antworten mit Zitat

Ja die Ratschläge kennt man zu Genüge, aber ein Aussenstehender kann es schlecht beurteilen, und auch Menschen die einem nahe stehen, müssen sich mit der Zeit erst in die Situation reinfinden.
Die Frage ist nur ob man das verlangen kann?

Ich weiss auch nicht, ich bin auch keine dreissig, und ich denk mir auch: solls das gewesen sein im Leben?
Nächtelang wachliegen weil man rund um die Uhr Schmerzen hat? Und sich dann am nächtsn Tag dumm anreden lassen warum man nicht gutgelaunt und frisch und munter auf der Matte steht.

Es ist wie ich immer sage so ein zermürbender Kampf, und es ist schon eine sehr grosse Herausforderung für einen, aber auch für das Umfeld. Weil die Menschen die einen lieben ja auch mitleiden.

Aber oft hab ich Angst es nicht mehr zu schaffen, weil so wenig Zeit ist die ich für mich habe wo ich einigermassen fit bin.
Die Leute sagen: Mensch jetzt bist du berented und hast soooo viel Zeit. Aber das kann man so ja nicht sagen, weil die effektve Zeit die einem noch bleiben wo es einigermassen erträglich ist, diese Stunden sind gezählt, leider.
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Chandra
DMF-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 515
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 10.11.08, 22:31    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Lugana,

Du hast bereits seit sehr langer Zeit Schmerzen und Du sagst, Du hast immer wieder damit zu kämpfen, Du hast zwischendurch immer wieder Einbrüche... Was hat Dir denn bisher geholfen, andere Gedanken fassen zu können? Vielleicht ist es manchmal auch nur die Gewissheit, dass es nach einer gewissen Zeit besser gehen muss, dass es bisher immer so gewesen ist. Das Umfeld, v.a. das nähere, muss mit uns leiden und hilflos daneben stehen, weil die ja wiklich gutgemeinten Ratschläge nicht ankommen. Hast Du Deinem Umeld gegenüber ein schlechtes Gewissen?

Liebe Grüße
Chandra
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Lugana
DMF-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 11.05.2006
Beiträge: 249
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 10.11.08, 23:27    Titel: Antworten mit Zitat

Ja doch tut mir dann schon fürs Umfeld leid weil ich ihnen dann oft unrecht tue. Und sind meine Schmerzen ja auch keine Entschuldigung dafür.

Aber wenn die Schmerzen zu stark sind steh ich oft ihnen hilflos gegenüber und weiss noch ein noch aus. Dann bin ich hilflos und hoffe dass es bald vorbei geht und wieder auf ein erträgliches Niveau zurückgeht.
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Mueller Anja
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 27.06.2006
Beiträge: 44

BeitragVerfasst am: 20.11.08, 15:18    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Lugana,

ich habe grade Deine Einträge verfolgt und kann mich Chandra auch nur anschließen.

Ich bin auch noch keine 30 J. also ungefähr Dein Alter und leide seit fast 3 Jahren an chronischen Dauerschmerzen, aufgrund einer misslungenen OP.
Die Klage läuft noch.

Ich habe mir haargenau die gleichen Fragen gestellt wie Du, kann ich so glücklich werden?, Ist mein Leben mit ständigen Schmerzen und Schmerzschüben noch lebenswert? Mag mein Partner mich mal verlassen aufgrund meiner Jammerei? usw? usw?

Ich hab dann, ähnlich wie Chandra es beschrieben hat, einen Psychologen aufgesucht, der mit mir ein Schmerztraining gemacht hat, dort wurden meine Schmerzen analysiert und es wurden Lösungen gefunden, wie ich im Alltag was , - wie am besten mache...

Es muß aber wirklich ein Psychologe sein, der sich mit Schmerzpatienten auskennt, alles andere nützt sonst leider gar nichts. Dort habe ich gelernt über die Monate, meine Dauerschmerzen besser zu verdrängen.

Ich leide nach wie vor, immernoch an den gleichen permanenten Brennschmerzen, aber ich geh mittlerweile schon anders damit um. Ich habe gelernt, daß die Schmerzen und Missempfindungen ein Teil von meinem Leben sind, daß ich sie besser akzeptiere als dagegen zu arbeiten, denn dieser Weg brachte mir außer viele Tränen, Verzweiflung, Wut und Angst, gar nichts.

Deshalb kann ich Dir aus meiner Erfahrung, so ein Schmerzbewältigungsprogramm empfehlen, in der Hoffnung, daß Du so lernst, besser mit Deinen Schmerzen umzugehen.

Antidepressiva und Antiepilepikter nehme ich heute nicht mehr. Kein Medikament hat bei mir eine Linderung gebracht, deshalb sah ich so eine Psychoth. wohl als letzten Ausweg. Ich wollte Freunde, Partner, Familie etc. nicht wegen meiner Schmerzen verlieren.

Es ist auch heute nicht immer leicht, verdrängen klappt ja auch nur für ne bestimmte Zeit, aber man sagt mir, ich habe schon wahnsinnige Fortschritte gemacht im Umgang meiner Schmerzen und das gibt mir doch Mut für die Zukunft.

Und Du wirst das auch schaffen. Ich tausche mich auch mit anderen Schmerzgeplagten aus, dort fühle ich mich richtig verstanden und das tut sehr gut.

Wünsche Dir alles Gute und versuche einen Weg für Dich zu finden, wie Du das am besten machst, ich habe dafür fast 2,5 Jahre gebraucht.

Liebe Grüße
Anja
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Mueller Anja
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 27.06.2006
Beiträge: 44

BeitragVerfasst am: 20.11.08, 15:24    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Chandra,

wünsche Dir natürlich auch alles Gute.

Seit weiter stark,

Eure Anja Smilie
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