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Künstliches Koma wegen bakterieller Infektion (Leptospirose)

 
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reidar23
noch neu hier


Anmeldungsdatum: 16.06.2005
Beiträge: 1
Wohnort: Güstrow

BeitragVerfasst am: 16.06.05, 19:44    Titel: Künstliches Koma wegen bakterieller Infektion (Leptospirose) Antworten mit Zitat

Hallo,

mein Vater hatte vor 4 Wochen Fieber, Gliederschmerzen und andere Grippeanzeichen.
Wir riefen den Hausarzt, der eine Grippe vermutete und meinem Vater vorschlug die nächsten Tage das Bett zu hüten. Drei Tage später wurde der Zustand schlimmer, unser Vater klagte über schwere Schmerzen in den Beinen, war sehr schwach und färbte sich leicht gelb. Wir ließen ihn ins Krankenhaus einweisen. Er kam sofort auf die Intensivstation. Die Ursache seiner Beschwerden konnte zunächst nicht geklärt werden.
Nach dem CT wurde eine leicht Bauchspeicheldrüsenentzündung festgestellt. Dies konnte aber nicht die Ursache für die plötziche Entzündung des gesamten Körpers sein.
Es wurde eine Sepsis festgestellt. Der Zustand unseres Vaters verschlechterte sich rapide.Er war nicht mehr stabil, und musste nun auch künstl. beatmet werden. Erst nach 5 Tagen kam aus dem Labor die Nachricht, dass er sich mit Leptospiren infiziert hat. Zwischenzeitlich kam es zu Leber und Nierenversagen. Man behandelte nun die Leptosirose mit Penecelin G. Die Bakterien konnten abgetötet werden, der Zustand stabilisierte sich etwas. Deshalb wurde die künstliche Beatmung abgebrochen. Daraufhin kam es zu einer extremen Kreislaufschwäche. Die behandelden Ärzte wollten uns auf den nahen Tod unseres Vaters vorbereiten. Dies nahmen wir nicht hin. Wir verlangten die sofortige Verlegung ins Uni-Klinikum Rostock. Da er so nicht transportfähig war bestanden wir auf ein Hinzuziehen eines Rostocker Kardiologen.
Am nächsten Tag besserte sich der Zustand unseres Vaters wieder. Der Kreislauf war wieder stabil, die Leber und Nierenwerte besserten sich. Wir waren beruhigt, und bestanden nun nicht mehr auf die Verlegung. Weiter drei Tage später sagten uns die Ärzte, dass unser Vater sich nun mit einem neuen Bakterium infiziert hat. Weitere 2 Tage später verlegten sie unseren Vater freiwillig nach Rostock. Dort ist er nun eine Woche. Er ist stabil. Vor 4 Tagen konnte die Beatmung abgebrochen werden. Der zusätzliche Bakterienkeim scheint auch im Griff zu sein. Das Wasser, dass er zwischenzeitlich im Körper hatte bildete sich zurück. Die Nieren und Leberwerte sind stätig besser. Noch vor einer Woch braute er jeden zweiten Tag Dialyse, jetzt gar nicht mehr. Er bewegt Arme und Beine und spricht sogar seit gestern. Er erkennt uns zwar, ist aber sehr unfreundlicht zu uns. Er macht teilweise einen sehr verwirrten Eindruck. wörtlich:" Mein Bruder Charly kam extra aus den Wolken von Alaska, um mir beizustehen." Weiterhin ist er sehr mürrisch und gnatzig. Eigentlich ist er ein sehr liebevoller Mensch.
Kann dies nur vorübergehende Folge des künstl. Komas sein, oder müssen wir mit Spätfolgen, z.B. einer dauerhaften geistigen Verwirrtheit rechnen???
Ist eine Verwirrtheit nach über zwei Wochen Koma immer normal ???
Was können wir für eine erfolgreiche körperliche und geistige Rehabilitation unseres geliebten Vatis tun ?
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Babydee
noch neu hier


Anmeldungsdatum: 16.06.2005
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 16.06.05, 20:01    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo...
der beitrag hat mich sehr berührt. Ich kann dir natürlich keine antwort geben weil ich nicht vom fach bin aber ich kann richtig nachempfinden wie es dir geht. Mein vater hatte vor ein paar jahren tuberkulose und ihn so im krankenhaus zu sehen hat mich todtraurig gemacht... die medizin die er so dringend gebraucht hat hat negativ gewirkt, alle nebenwirkungen sind eingetreten...eine lange geschichte! Letztendlich hat man es doch irgendwie geschafft, und sei einfach stark es gibt so viele gute ärzte, man wird ihm sicherlich helfen können. Kopf hoch.
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Jan Kniese
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 05.06.2005
Beiträge: 995
Wohnort: Hannover

BeitragVerfasst am: 16.06.05, 21:48    Titel: Antworten mit Zitat

Guten Tag.

Ich freue mich, dass es Ihrem Vater wieder besser geht. Eine Leptospirose ist eine nicht gerade häufige Infektion, sie kann sehr variabel auftreten. Von ganz leichten Krankheitsverläufen bis hin zu dem, den sie beschrieben haben und den er ohne die "Segnungen" der modernen Intensivmedizin nicht überlebt hätte, ist alles möglich.

Aber scheinbar wurde ja sowohl in der ersten Klinik, als auch in Rostock alles richtig gemacht und Ihrem Vater geholfen. Ein Wort muss ich zur Verlegung verlieren. Sicherlich ist ein Uni-Klinik in vielen Dingen besser ausgestattet und erfahrener als ein kleines Haus. Was aber vielfach vergessen wird, ist, dass der Patient neben Medikamenten und Pflege auch eine Menge Ruhe benötigt. Und ein Transport (schon der in eine andere Abteilung wie z.B. das CT) ist eine große Menge Streß. Ich habe schon oft gesehen, dass es einem Patienten nach einem Transport wesentlich schlechter ging, als zuvor. Insofern ist der Einwand der fehlenden Transportfähigkeit oft berechtigt.

Was können Sie tun? Nun, eine Verwirrung nach eine Langzeit-Beatmung ist nicht ungewöhnlich, nach meiner Erfahrung (zumindest kurzzeitig) eher die Regel. Auch eine Gereiztheit kann dazugehören.
Dies liegt zum einen an den Narkose-Mitteln, andererseits sicher auch an der ungewohnten und insbesondere für den Patienten angstmachenden Umgebung, in der er sich auch ausgeliefert vorkommen muss. Eine plötzliche Realisierung der eigenen Krankheit tut ihr übriges.
Eine der wichtigsten Dinge, die Sie tun können, ist Ihrem Vater Bezugspunkte zu geben. Dieses sollte natürlich in Absprache mit dem Krankenhaus geschehen. Vielleicht ist es möglich, die meiste Zeit des Tages vor Ort zu sein (in Abwägung der Ruhezeiten Ihres Vaters, sie sollten hier das Wohl Ihres Vaters und nicht Ihr eigenes Bedürfnis, dabei zu sein, in den Vordergrund stellen), vielleicht finden sie ein paar Fotos von der vertrauten Umgebung und Personen. Auch ein (selbstgemaltes) Bild des Enkels kann gute Dienst leisten.
Insbesondere sollten Sie bedenken, dass die von Ihrem Vater im Moment gemachten Aussagen/Beschimpfungen auch auf die besondere Situation zurückzuführen sind und nicht für bare Münze genommen werden dürfen.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie in dieser Situation viel Kraft und alles Gute.

Jan Kniese,
Arzt.
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