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pflegestufe berechtigt?

 
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Azra
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 17.03.2007
Beiträge: 35
Wohnort: Greifswald

BeitragVerfasst am: 28.03.07, 12:14    Titel: pflegestufe berechtigt? Antworten mit Zitat

Hallo!

Es geht um die Oma meines Partners.
Sie ist jetzt 80 und leidet seit einigen Jahren an Alzheimer.
Sie wohnt bei ihrer Tochter und wird auch von dieser und ihrem Schwiegersohn gepflegt.

Sie ist kaum in der Lage etwas selbst zu tun, ihr Erinnerungsvermögen reicht kaum 30 s (5 Fotos kann sie sich in Endlosschleife ansehen), sie erinnert sich nur noch an Dinge die mehr als acht Jahre zurückliegen. Sie ist sehr antriebslos, sitzt den ganzen Tag nur auf der Couch oder möchte schlafen. Sie ist nicht in der Lage zu kochen oder abzuwaschen, ihr Essen muss ihr kleingeschnitten werden. Sie schlingt alles unheimlich runter und hat Übergewicht. Sie redet kaum noch, man muss sie daran erinnern auf Toilette zu gehen und waschen kann sie sich auch nicht allein, beim Anziehen muss man ihr helfen. Nachts steht sie immer wieder auf (trotz Schlafmittel), sie würde auch das Haus verlassen und rumlaufen, wenn nicht alle Türen verschlossen werden. Laufen kann sie allerdings kaum noch, ihr tuen ihre Füße immer sehr schnell weh, Treppen sind fast ein unüberwindbares Hinderniss, ihr Gleichhewichtssinn ist sehr schlecht.

wenn man sich über pflegestufen imformiert, findet man ja folgendes:

Erhebliche Pflegebedürftigkeit (Stufe I)
Erheblich Pflegebedürftig ist, wer neben der hauswirtschaftlichen Versorgung außerdem bei der Grundpflege für wenigstens zwei der oben genannten Verrichtungen mindestens einmal täglich fremder Hilfe bedarf. Täglich müssen insgesamt mindestens 90 Minuten Hilfebedarf erreicht werden. Davon müssen mehr als 45 Minuten für die Grundpflege aufgewendet werden.

Schwerpflegebedürftigkeit (Stufe II)
Schwerpflegebedürftig ist, wer bei der Grundpflege mindestens drei Mal täglich zu verschiedenen Tageszeiten fremder Hilfe bedarf. Durchschnittlich müssen mindestens drei Stunden täglicher Hilfebedarf erreicht werden. Davon müssen für die Grundpflege mindestens zwei Stunden anfallen.

(Quelle:http://thema-pflege.de/html/pflegestufe.html)


Sie hat Pflegestufe I, allerdings braucht sie locker 3 Stunde Hilfe am Tag.

Vorgestern war eine Schwester vom Pflegedienst da. Als meine Schwiegermutter - mal wieder - gefragt hat, ob sich ein Antrag auf Pflegestufe II lohnen würde, hat diese abgestritten.

Wenn man einen pflegebedürftigen Menschen nur anleiten müsste (z.B. beim Anziehen), so würde diese Zeit nicht zählen.
Ist das richtig so? Kann es wirklich sein, dass ein so pflegebedürftiger Mensch nur Pflegestufe 1 bekommt?

Sollten meine Schwiegereltern es vielleicht doch einmal versuchen, oder macht das wirklich keinen Sinn?

Sollte man von der Berechtigung für Pflegestufe II überzeugt sein, aber der Antrag abgelehnt werden, welche Möglichkeiten gibt es dann dagegen vorzugehen?

Ich wäre für jeden - auch noch so kleinen Hinweis dankbar und bedanke mich für die Mühe!

Azra


Hier übrigens ein anderer Beitrag von mir, der auch mit dem Thema zu tun hat:

http://www.medizin-forum.de/phpbb/viewtopic.php?t=63317
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AnnettLoewe
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 16.09.2004
Beiträge: 871

BeitragVerfasst am: 28.03.07, 12:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Azra,
die Ansicht der Schwester vom Pflegedienst ist so nicht richtig.

Zur Pflegebedürftigkeit zählen auch all die Zeiten, die Sie benötigen, um die Patientin bei der Körperpflege, dem Essen bzw. hauswirtschaftlichen Verrichtungen anzuleiten.
Bei demenzkranken Patienten in einem fortgeschrittenen Stadium lohnt es sich in jedem FAll einen erneuten Antrag zu stellen. Fertigen Sie ein Pflegeprotokoll an, in dem Sie über einige Wochen genau notieren, wieviel Zeit Sie damit verbringen, Ihrer Oma beim Waschen und Anziehen helfen oder sie daran erinnern, was sie zun wollte bzw. was der nächste Schritt ist. Wie oft am tag erinnern Sie sie daran, dass Sie genug trinken soll, reichen ihr ein Glas zum Trinken etc...
Was geschieht, wenn Sie sie nicht daran erinnern zur Toilette zu gehen? Dann würde sie "einmachen"? Also ist sie im weitesten Sinne inkontinent...ein gutes Argument für Pflegestufe II.
Es geht nicht lediglich darum, was der Patient aufgrund z.B. motorischer Einschränkungen nicht tun kann, sondern auch darum, was er zwar tun könnte, aber aufgrund seiner Einschränkungen im Denken eben nicht/nicht rechtzeitig oder nicht richtig tut.
Die Pfelgekraft hat hier die Aufgabe, vorhandene Ressourcen zu nutzen, vorhandene Fähigkeiten nutzbar zu machen und das ist oft mit mehr Aufwand verbunden, als die Tätigkeit gleich selbst zu übernehmen.

Viel Erfolg wünscht,
Annett Löwe
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Azra
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 17.03.2007
Beiträge: 35
Wohnort: Greifswald

BeitragVerfasst am: 28.03.07, 12:42    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen Dank für die Antwort.

Es tut gut mal von jmd zu hören, dass es doch Sinn machen würde.
Meine Schwiegermutter hat alle Hoffnung verloren, weil alle - außer mir - davon überzeugt sind, dass es keinen Sinn machen würde, einen erneuten Antrag zu stellen.

Ich hatte Angst, dass ich ihr falsche Hoffnungen mache, aber offensichtlich stimmt dies nich zwangsläufig.
Ich werde sie weiterhin dazu ermutigen es wenigstens zu versuchen
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Christine Goy
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 22.11.2006
Beiträge: 69
Wohnort: Köln

BeitragVerfasst am: 28.03.07, 17:11    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Azra !

Auf jeden Fall sollte für die Großmutter Ihres Partners eine höhere Pflegestufe beantragt werden, denn das was Sie schildern reicht bei weitem aus, um wenigstens eine Eingruppierung in die Pflegestufe 2 zu erlangen.

Der Medizinische Dienst der Krankenkassen wird einen Besuch bei der zu pflegenden Person wahrnehmen, um sich vor Ort ein Bild über die Pflegebedürftigkeit zu machen. Wichtig ist es, dass die Personen, die die Großmutter ihres Partners pflegen und versorgen mit anwesend sind, um genaue Aussagen zur Pflegebedürftigkeit treffen zu können.

Da es in diesen Verfahren auch um Finanzielles geht, ist es nicht selten, das ein erster Antrag vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen abgelehnt wird. Davon darf man sich nicht entmutigen lassen, beim zweiten Versuch klappt es dann doch. Also nur Mut !

Ihnen und Ihrer Familie alles Gute,

mit freundlichen Grüßen



Christine Goy
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Annette Koch
DMF-Moderator


Anmeldungsdatum: 29.09.2004
Beiträge: 994
Wohnort: Hannover

BeitragVerfasst am: 28.03.07, 19:50    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Azra!

Lt. meiner Erfahrung muß ich meinen beiden Vorrednerinnen beipflichten. Im Groben wäre, wie sie hier beschreiben, lt. Pflegeplanung (einzelnen AEDL`s aufgelistet) schon die Pflegestufe II berechtigt. Fr. Loewe hat auch schon sehr wichtige Punkte aufgeführt in welchen sie Anleitung und Hilfe benötigt. Wie steht es denn mit der Nahrungsaufnahme? Braucht sie Aufforderung zum Essen und Trinken? Kann sie noch alleine Essen? Ehrfahrungsgemäß wird hier der medizinische Dienst wohl keine Schwierigkeiten machen ihre Oma höher zu stufen, denn lt. der Diagnose Alzheimer (Diagnose muß vom Arzt bekundet werden) ist es wohl kaum möglich, dass sie nur wenig Hilfe benötigt!
Ich hoffe es ist in ihrem Sinne, dass ich ihren Beitrag aus dem Forum Neurologie in das Forum für Geriatrie/Gerontologie verschoben habe, denn es gibt noch einige Bruchstücke die in der Gesamtaussage fehlen. Außerdem füge ich diese Beiträge ebenfalls hinzu um ein "rundes Bild zu erhalten".

Wurde denn die Diagnose "Parkinson" von einem Arzt bestätigt? Wäre vielleicht wichtig, da Parkinson-Erkrankte zudem noch einige körperliche Schwachpunkte an den Tag legen.

Wünsche ihrer Oma alles Gute und ihnen viel Glück bei ihrem Vorhaben!

Liebe Grüße

Annette Koch
-------------------------
DMF-Moderatorin
Geriatrie/Gerontologie
Pflege
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Azra
DMF-Mitglied


Anmeldungsdatum: 17.03.2007
Beiträge: 35
Wohnort: Greifswald

BeitragVerfasst am: 28.03.07, 21:06    Titel: Antworten mit Zitat

Vielen, vielen Dank für die Beiträge.

Nun habe ich keine Zweifel mehr meiner Schwiegermutter weiterhin Mut und Hoffnung zu machen.

Alleine essen kann sie noch, wenn alles kleingeschnitten ist; Aufforderung zum Essen braucht sie nicht, da sie eigentlich immer Appetit hat; Trinken tut sie allerdings ohne Aufforderung nicht.

Eine ärztliche Stellungnahme zum Thema Parkinson gibt es noch nicht - die Schwester hat dies erst vorgestern als Vermutung geäußert.

Danke fürs Verschieben, hab die Beiträge nach bestem Wissen in die Foren gepostet Mit den Augen rollen
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