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Deutlich mehr Unterzuckerungen in der Menszeit
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hjt
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Anmeldungsdatum: 01.03.2007
Beiträge: 438

BeitragVerfasst am: 21.06.08, 14:47    Titel: LANG Antworten mit Zitat

Moin Lolle,

Endokrinologie, Innere Medizin, ist der übergreifende medizinische Fachbereich, und darin ist die Diabetologie ein Teil, der nun schon seit Jahrzehnten nach selbständiger Anerkennung strebt Winken

Die Insulin-Behandlung hat in den 20ger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit Rinder- und Schweine-Insulin angefangen. Das wurde tatsächlich aus den Bauchspeicheldrüsen der Schlachttiere gewonnen. Und damit werden noch heute überall dort, wo damit behandelt wird, hervorragende Ergebnisse erziehlt. Einziger gravierender Nachteil: Trotz aller noch so tollen Reinigungsverfahren bleibt da immer noch ein zwar winziger Anteil von weiteren tierischen Eiweißen enthalten, die dann aber halt bei entsprechender Disposition zu allergischen Reaktionen führen können.
Deswegen die Entwicklung von Human-Insulin, heißt deswegen Human, weil es in seinem molekularen Aufbau exakt dem menschlichen Insulin gleicht (tierisches Insulin weicht etwas davon ab). Das wird mit extra dafür gezüchteten Bakterien oder/und Pilzen gewonnen. Auf diese Weise lassen sich alle enthaltenen Stoffe sehr viel genauer definieren und ggf. begrenzen. Allerdings sind auch damit allergische Reaktionen nicht ganz ausgeschlossen Traurig

Zuerst gab es Insulin nur als Normal-Insulin. Weil es damit das älteste im Gebrauch ist, wird es auch heute noch manchmal Alt-Insulin genannt. Allgemein nennt man das Insulin, das zum Essen gespritzt wird, Bolus-Insulin. Warum, hab ich noch nirgendwo wirklich schlüssig erklärt gefunden. Normal-Insulin wirkt ab etwa 30-60 Minuten nach dem Spritzen für 2-3 Stunden und druchaus auch länger, vor allem bei größeren Spritzmengen.
Für die Grundversorgung, also praktisch unabhängig vom Essen für die Basis, brauchen wir das Basal-Insulin, auch Verzögerungs- oder Langzeit-Insulin genannt. NPH ist die einfache Form davon und wird meistens 2x pro Tag gespritzt. Es wirkt je nach Menge 8-12 Stunden, wobei sich die Wirkung langsam aufbaut, bei 4-6 Stunden einen deutlichen Gipfel erreicht und dann langsam wieder abfällt.
Eigentlich klar ist, dass man für die selben BEs im Anfang der Basal-Wirkung mehr Bolus spritzen muss, als auf dem Gipfel der Basal-Wirkung, aber in wenigstens 9 von 10 Schulungen wird darauf nicht hin gewiesen oder gar dazu angeleitet, wie man damit umgehen kann. So teile ich z.B. für eine gleichmäßige Basalwirkung - flachere Wirkmaxima und überlappende Auslauf- und Anlaufzeiten - meine NPH-Tagesmenge auf 3 gleiche Dosen auf und stelle die Spritzerinnerung (z.B. Handy) alle 8 Stunden. Damit gibt es dann keine ausgeprägten Wirkmaxima mehr, die ich beim Schätzen für den Bolus berücksichtigen müsste.
Deswegen ziehe ich dem NPH auch ein Langzeit-Analog-Insulin vor, das bei regelmäßiger Anwendung sehr gleichmäßig über 24 Stunden wirkt.
Analog-Insuline werden wie Human-Insuline hergestellt und heißen deswegen Analog, weil sie dem Human-Insulin bis auf 2 oder 3 Stellen gleichen, an denen die Reihenfolge der Moleküle verändert wurde mit dem Ergebnis, dass sich die Wirkung verlängert - Langzeit-Analog, länger als NPH - oder verkürzt, also Kurzzeit-Analog, kürzer als Normal-Insulin.

In wenigstens 9 von 10 Schulungen wird nicht darauf hingewiesen, dass sich der weibliche Zyklus auf den Insulinbedarf auswirkt und deswegen bei der Einstellung berücksichtigt werden muss. Muss er ja auch praktisch nicht bei der Großzügigkeit, mit der normal so genannt eingestellt wird. Denn beim durschschnittlichen HBA1c von 7 bewegt sich der BZ während 10 und mehr von 24 Stunden über 10mmol/L und eher zufällig mal unter 5,6mmol/L. Und von da sind es ja auch immer noch sichere fast 3mmol/L bis unter die offizielle Hypogrenze. -
Vielleicht in 1 von 100 Schulungen wird nicht einfach eingestellt, sondern dazu angeleitet, wie man den eigenen BZ möglichst zuverlässig meistens im wirklich gesunden führen kann, und da haben die Hinweise auf alle möglichen Alltäglichkeiten ihren Platz, die den Insulinbedarf verändern. Denn wer seinen BZ zwischen den Mahlzeiten im Bereich bis 4,5 mmol/L führen und nach den Mahlzeiten 7,8mmol/L zu keiner Zeit überschreiten will, muss schon auf 0,5mmol/L mehr oder manchmal sogar weniger achten.
Übrigens auch als dienstjunger Typ1, denn bei dem funktioniert meistens noch für einige Zeit eine eigene Restproduktion an Insulin. Moderne Therapieansätze gehen dahin, diese Zeit so lange wie möglich auszudehnen, weil die Eigenproduktion die ausgeglichene BZ-Steuerung erheblich unterstützt. So bleibt die Eigenproduktion im Leerlauf, wenn man ausreichend oder gar zu viel Insulin gespritzt hat, aber sie springt immer dann zusätzlich ein, wenn das gespritzte Insulin nicht so ganz ausreicht, und hilft auf diese Weise, ungesunde und auch die restlichen Inselzellen schädigende höhere Verläufe mehrstündig über 7,8mmol/L zu vermeiden.

Was ich bisher von Dir gelesen habe, lässt mich vermuten, dass Du dich mit Deinem Spritzen voll auf die Vorgaben (Insulineinheiten zu Berechnungseinheiten) Deiner Ärztin verlässt und so mit Deiner erstaunlich weitgehend gesunden BZ-Führung eher großes Glück hast. Bitte jetzt nicht missverstehen, als wollte ich die Kompetenz Deiner Ärztin anzweifeln. Aber eine ärztliche Einstellung mit einem HBA1c unter 7 ist auch für die besten Diabetologen nur mit dem Verschreiben von 10 und mehr Messungen am Tag und der Inkaufnahme von vielen Unterzuckerungen möglich. Für alle besseren Ergebnisse müssen Arzt und Patient wahnsinniges Glück haben, oder der Patient muss so SUPER (mit)machen, dass der Arzt praktisch überflüssig wird.
An Deiner Stelle wäre ich tierisch neugierig zu erkunden, wie ich meinen BZ gezielt so beeinflussen kann, dass der auch zwischen den Mahlzeiten immer häufiger gesund und trotzdem frei von Hypos verläuft Smilie

Bisdann, Jürgen
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Dönnelele7
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Anmeldungsdatum: 28.05.2007
Beiträge: 285

BeitragVerfasst am: 21.06.08, 15:36    Titel: Antworten mit Zitat

Sali Jürgen

Ich danke Dir für Deinen langen und ausführlichen Beitrag. Du weisst ja enrom vieles über das Thema Diabetes "wow"
Wie lange hast Du denn schon die Diagnose wenn ich fragen darf?

Hm...ja es stimmt schon-ich verlasse mich auf meinen Ärztin. Sie hat mich mit den 2 verschiedenen Insulinarten vertraut gemacht. Aslo sie hatte mir damals gestagt diesese und jenes Insulin müsse ich spritzen. Klar war zuerst auch die Skpepsis da ob ich die dann überhaupt vertrage, aber es ging doch gut.
Ich spritze vor dem Essen (ist immer unterschiedlich wann vor dem Essen) immer das Schnellwirkende Insulinanalog-also 3 x im Tag und dann noch das NPH-Verzögerungsinsulin über die Nacht.
Ich spritze seitdem immer so, nur hatte mir meine Fachärztin schon gesagt das ev. mal einen Änderung gemacht werden müsste. Doch momentan eher nicht.
Das der Zyklus durch die hormonellen Schwankungen die Blutzuckerwerte verändert habe ich gepsührt, also ich habs an mir beobachtet. Ich hatte ja in der letzten Zeit wieder vermehrt Hypos gehabt, es könnte ev. sein das durch die hormonellen Therapien die ich zur Zeit mache (ich möchte schwanger werden und weil es einfach nicht klappt seit längerem, bei mir stimmt einiges im Zyklusablauf nicht) mit Spritzen die die Hypophyse anregen und somit meinen Zyklus unterstützen. Sowie ich auch nach erfolgtem Eisprung ein Gelbkörperhormon nehmen muss weil ich Gestagenmangel habe.
ich kann mir vorstellen das dies jeweils auch meine BZ-Werte etwas durcheinander bringen kann. Was meine Frauenärztin zwar nicht findet.
Bei mirist es so, dass ich manchmal plötzluch jeweils an eingen Morgen sehr hohe Werte habe nüchtern (6 -8 ) und dann ist er auf einmal wieder normal.(bei 4 bis 6mmol/l).
Am Morgen nach dem Frühstück ist der BZ in den letzen 4 Tagen immer 1 1/2 nachher gemessen, so bei 8 höchstens 9mmol/l gewesen. Dafür sind die Werte nach dem Mittagessen über 10,0 gewesen.
Dabei esse ich eigentlich immer gleich, vorallem zum Mittag meistens Maisteigwaren abgewogen, ich wäge immer die Kohlenhydrate schön ab.
Auch die Spritzdossi war in der letzten Zeit immer gleichbleibend, nur über die Nacht
musste ich die Einheiten erhöhen.


MfG
Lolle
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*Vergesse nie die Heimat wo Deine Wiege stand, denn Du findest in der Ferne kein zweites Heimatland*
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hjt
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Anmeldungsdatum: 01.03.2007
Beiträge: 438

BeitragVerfasst am: 23.06.08, 09:43    Titel: Antworten mit Zitat

Moin Lolle,

die Diagnose hab ich seit 90/91, den Diabetes diagnosereif wahrscheinlich schon seit 80-85. Zur Prognose hat mir der Dok damals auf reichlich Nachfragen schließlich erklärt, dass ich auch bei 100% Befolgung aller seiner Anweisungen nach und nach all die miesen Folgekrankheiten auf mir versammeln würde, für die der Diabetes so berüchtigt ist, und dass ich gute Aussichten hätte, deutlich eher, als der nichtdiabetische Durchschnitt damit den Löffel abzugeben. Da ich von Geburt mit nur einer Niere und von kurz danach mit einem infolge Polio erheblich behinderten Fahrgestell an den Start gehen musste, fand ich die Aussichten besonders mies und herausfordernd. - Aber wenn der zu stark schwankende und zu hoch ansteigende BZ das wesentlich Krankmachende am Diabetes ist, warum sollte dann nicht der gesund geführte BZ eben auch ein gesundes Leben ermöglichen?

Was ist überhaupt wirklich gesund? Eine Antwort auf die Frage war Anfang der 90ger Jahre des vorigen Jahrhunderts ein gutes Stück schwieriger zu finden als heute. Denn damals gab es nur teure Bücher. Die waren zudem praktisch alle von Behandlungsprofis eben behandlungsorientiert geschrieben, also mit dem als gesund definierten HBA1c-Wert zwischen 7 und 8, wie er auch heute wieder massiv so vom IQWiG (Institut für Qualitätssicherung und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) vertreten wird, obwohl die DDG (Deutsche Diabetesgesellschaft, Fachgesellschaft der Fachärzte) als anzustrebende Obergrenze schon nur noch 6,5 angibt.
Erst als ich zufällig "Diabetes Solution" in die Finger bekam, in dem ein erst Techniker und dann Endokrinologe seinen vom 12. Lebensjahr in 1946 erst Diabetes-Leidens- und dann Erfolgsweg darstellt, stieß ich zum ersten mal auf die Gesundzahl um 5 beim HBA1c - und auf ein erstes Beispiel, das noch heute lebendig belegt, dass der alltägliche wirklich gesunde BZ-Verlauf für Diabetiker möglich ist und dass damit ein Fortschreiten des diabetischen Krankheitsprozesses verhindert und u.U. sogar ein Stück weit zurückgedreht werden kann, wo er schon eingetreten ist.

Heute kann jeder, der will, im Netz so viele Beispiele und medizinische Gründe für den alltäglich zuverlässig gesunden Blutzucker-Verlauf im Rahmen von max 7,8/6,7/5,6 mmol/L 1/2/3 Stunden nach JEDEM Essen finden, dass immer unverständlicher wird, warum nicht längst fachoffiziell dazu angeleitet wird. Vor allem bei jungen Frauen mit Kinderwunsch. Da sind diese Obergrenzen zwar längst hier in D fachoffiziell empfohlen, aber statt sie schon vor der Schwangerschaft locker einzuüben, werden sie der Schwangeren zu all den neuen Beschwernissen, mit denen sie sich dann oft plagen muss, noch zusätzlich und mit der stressigen Angst aufgegeben, dass sie dem Kind schadet, wenn sie sich nicht dran hält. Mit all den zusätzlichen Dingen, die Du wegen Deiner Allergien berücksichtigen musst, würde ich mich an Deiner Stelle systematisch so vertraut machen mit Deinem Blutzucker-Verlauf und wie Du den zu jeder Tages- und Nachtzeit gesund steuern kannst, dass Du auf alle Veränderungen mit einer beginnenden Schwangerschaft sofort passend reagieren kannst und Dir nicht noch zusätzlich Sorgen machen musst Smilie

Bisdann, Jürgen
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Hans Reuter
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Anmeldungsdatum: 11.08.2006
Beiträge: 652
Wohnort: Rhld.-Pfalz

BeitragVerfasst am: 25.06.08, 09:55    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Lolle,

wenn der Diabetologe oder die Diabetologin begleitend zur Insulntherapie ein ausreichendes Grundwissen über Diabetes vermitteln kann, ist eine spezielle ambulante Schulung oder gar eine stationäre Einstellung u.U. verzichtbar.

Noch eine wichtige Ergänzung zum „Schwenken“ des Pens mit NPH-Verzögerungs- insulinen:
Pen nicht Schütteln, sondern nur Schwenken bis der Wirkstoff mit den Zusatzstoffen gut durchmischt ist. Kräftiges Schütteln könnte die Wirkung negativ beeinflussen.

Ja, der "Bolus" hat mehrere Bedeutungen. Das Stammwort im Griechischen lautet
„ho bolos“ = der Wurf oder der Schuss, aber auch gelegentlich der Bissen oder der Klumpen. In der Diabetologie ist der Bolus jedoch spezifisch definiert als eine bestimmte Menge kurzwirksamen Insulins zum Ausgleich des prandialen Blutzuckeranstiegs oder der Korrektur eines erhöhten Blutzuckerwertes.
Er ist keine feste Größe, sondern variiert im wesentlichen in Abhängigkeit von der Blutzuckerhöhe, des Zielwertes und der Anzahl der Kohlenhydrate, die durch Nahrung zugeführt werden.

Die Güte der Stoffwechselführung hat einen wesentlichen Einfluss auf das Entstehen von chronischen diabetischen Komplikationen. Dabei gilt es als sicher, dass mit zunehmendem HbA1c-Wert auch die Risiken der Folgekomplikationen steigen.
Postprandiale Blutzuckerpeaks, die den Langzeitwert noch kaum beeinflussen, bedeuten jedoch zusätzliche Risiken, wenn sie 2 Stunden nach dem ersten Bissen 7,8 mmol/l übersteigen. In der Schwangerschaft werden
zum Schutze des Föten niedrigere Werte empfohlen.
_________________
Mit freundlichen Grüßen
Hans Reuter
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