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Verfasst am: 06.10.08, 21:34 Titel: Metastasen im Gehirn
Sehr geehrte Forum Betreuer!
Welche Persönlichkeitsveränderungen und wie gravierend sind nach einer Frontallappenentfernung des Gehirns (rechts) zu erwarten? Grund der Operation ist eine
ca. 3,2 cm grosse Metastase eines vor 5 Jahren operierten Adenocarcinoms der Lunge.
Links, zentral im Gehirn gibt es noch einen Befund, Beschreibung unbekannt. Beschwerden
bis jetzt : epileptische Anfälle, z. Z. unter Kontrolle.
Ich bitte sehr um eine Einschätzung, es geht hier um meinen 81-jährigen, sehr lebenswilligen Onkel (früher Kardiologe).
Mit freundlichen Grüssen!
Hallo Appro,
um die Frage vielleicht genauer beantworten zu können, müssten die hier anwesenden Neurochirurgen wahrscheinlich genauer wissen, welche Anteile des Frontallappens entfernt worden sind. Oder ist tatsächlich die gesamte Hälfte entfernt worden?
Zu Hirnläsionen im Frontalhirnbereich lässt sich allgemein folgendes sagen:
Dort befindet sich die "Verhaltenssteuerung" des Gehirns. Dort werden unsere bewussten Reaktionen, unser Verhalten "initiiert" oder auch abgebremst, es werden Prioritäten gesetzt und man entscheidet sich dort für oder gegen eine bestimmte Handlung. Störungen in diesem Bereich können ungefähr so aussehen:
Der Betroffene kann nicht oder nur unzureichend eigene Handlungen initiieren oder abbrechen. Mitunter sind Betroffene so antriebsarm, dass sie selbständig gar nichts unternehmen und immer "Anschub" von außen brauchen. Wenn ein solcher Mensch aber handelt, dann kann er bei der Verfolgung von Handlungsplänen sehr "störanfällig" gegenüber äußeren (Situationsänderung) und inneren Impulsen (Gefühle, Gedanken, plötzliche Einfälle) sein. Ein ursprünglich angepeiltes Handlungsziel wird schnell aus den Augen verloren und statt dessen keines oder ein völlig anderes angesteuert. Es findet keine oder eine unzureichende Prüfung der eigenen Handlungen auf ihre Plausibilität hin statt.
Betroffene erscheinen im Denken und Handeln unflexibel und rigide. Sie wirken häufig aufbrausend (weil sie den aufkommenden Impuls nicht abbremsen können) und streitsüchtig (weil die notwendige Flexibilität fehlt, um auf Hinweise von außen eine angemessene Verhaltenskorrektur vornehmen zu können). Eine Besonderheit, die teils tröstlich, teils beunruhigend für Sie sein kann ist, dass Menschen mit Hirnläsionen im Frontalhirnbereich häufig nicht zu einer Aktualisierung ihres Selbstbildes imstande sind. Sie sehen sich so, wie sie immer gewesen sind und haben oft kein Bewusstsein für ihre Störungen. Frontalhirnprobleme werden daher häufig als "Probleme der anderen" (nämlich der Betreuenden) beschrieben.
Wie "gravierend" solche Störungen sind, kann nur die klinische Beobachtung zeigen. Das menschliche Gehirn ist das am weitesten ausdifferenzierte Körperteil, das wir kennen. Es ist sehr individuell "verschaltet" und deshalb haben Hirnläsionen desselben Ausmaßes oft ganz unterschiedliche Folgen.
Der Umgang mit solchen Menschen erfordert ein gutes Nervenpolster und einiges an Wissen. Sonst kommt es leicht zu vermeidbaren Auseinandersetzungen und Missverständnissen. Vielleicht finden Sie einen Neuropsychologen in Ihrer Nähe, der Ihnen beratend zur Seite stehen kann?
Ich hoffe, das hilft Ihnen erst mal ein Stück weiter.
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