Unsere Website verwendet Cookies, um Ihnen eine bestmögliche Funktionaliät zu gewährleisten. Auch unserer Werbepartner Google verwendet Cookies. Wenn Sie auf der Seite weitersurfen, stimmen Sie der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu.
Verfasst am: 19.11.08, 13:21 Titel: können unangenehme Gefühle gut sein?
Guten Tag zusammen. Angenommen, eine bisher fast immer ruhige (manchmal zu ruhige) Person bemerkt plötzlich, dass sie ungeduldig, reizbar ist und von jeder Kleinigkeit (z.B. Haushaltsangehöriger ruft sie, ein Zug hat 2 Minuten Verspätung, unerwünschtes Telefonklingeln, ein Fußgänger geht langsam und behindert dabei die besagte Person...) genervt wird. Sie konnte zwar schon immer genervt sein, aber nur bei triftigem Grund, also halt wie normale Leute. Und sie antwortet ggf. so, dass andere Personen die Laune mitkriegen und sich wundern. So eine Reizbarkeit hat die Person bisher nicht erlebt.
Die Person hält diesen Zustand für schlecht und bekämpft ihn. Das gelingt ihr innerhalb von, sagen wir, einer Woche, und sie ist damit zufrieden. Sonst hat die Person Neigung zu Sucht und zu Depression.
Dann erzählt die Person darüber einer Gruppe aus einigen Leuten und die meinen, es sei gute Entwicklung. Begründung: Die Person sei bisher zu ruhig gewesen und nun hätte sie normale Gefühle, die zum Leben dazugehören. Ein Mensch brauche gegensätzliche Gefühle, also sowohl gute als auch schlechte.
Können unangenehme Gefühle (in dem Fall Reizbarkeit) gut sein und zu "normaler Entwicklung" gehören? _________________ Im Schlechten Gutes finden
Die Reizbarkeit an sich vielleicht nicht unbedingt, wohl aber das, wofür sie steht: Die Person lässt sich nicht mehr alles bieten, fängt an, "für sich selbst" einzustehen und sich gegen die vielen kleinen Situationen zu wehren, in denen man im Alltag ausgenutzt wird.
"Nein" sagen können ist gut und wichtig.
Wut zu empfinden auch.
Harmonie, auch und vor allem mit sich selbst, umfasst auch ein harmonisches Nebeneinander von Durchsetzungsvermögen und Nachgiebigkeit, von Wut und Freude, von erregt und gleichgültig. Nur dann ist man - im wahrsten Sinne des Wortes - "ausgeglichen"
Natürlich macht der Ton die Musik. Vielleicht kann die betreffende Person in einer dynamischen Sportart (oder "sonstwo") "Dampf ablassen" und sich im Alltag trotzdem weiterhin selbst schützen - dann vielleicht (falls die Situation es zulässt!) auf "höflichere" Art.
Um das Beispiel mit dem langsamen Fußgänger aufzugreifen:
Wenn die Person jetzt vielleicht ganz genervt sagt: "Trödel doch nicht so!"
Kann sie dann vielleicht sagen: "Entschuldigung, darf ich bitte vorbei?"
Aber das erfordert die Stabilität, die man bekommt, wenn man sich - ganz egoistisch - regelmäßig Auszeiten und seinen persönlichen Freiraum schafft. Das wiederum, muss man lernen. Die meisten lernen es während der "Trotzphase", die man als "Pubertät" bezeichnet. Wer in dieser Zeit immer alles "schluckt", muss das Abgrenzen unter Umständen später lernen - und eckt dann als Erwachsener so an, wie andere Leute während der Pubertät.
Insofern - ist diese Reizbarkeit an sich zwar nicht "gut" im eigentlichen Sinn, aber ein Schritt in die richtige Richtung und ein Zeichen für eine "gute" Entwicklung.
Vorausgesetzt, es handelt sich nicht um eine von der Sucht verursachte Persönlichkeitsänderung.
Um das Beispiel mit dem langsamen Fußgänger aufzugreifen:
Wenn die Person jetzt vielleicht ganz genervt sagt: "Trödel doch nicht so!"
Na ja, die Person ist halbwegs erzogen und würde das höflich sagen bzw. gar nicht. Aber das mit der Pubertät stimmt: Das war für die Person vermutlich keine "Trotzphase", sondern die Entwicklung ging mehr oder weniger allmählich: Je älter, desto trotziger, bis ins Erwachsenenalter. Aber selten so trotzig, dass es unvernünftig wirkt.
Ok, dann fällt das wahrscheinlich unter meine Unterschrift: "Im Schlechten Gutes finden" _________________ Im Schlechten Gutes finden
Anmeldungsdatum: 11.07.2008 Beiträge: 114 Wohnort: Deutschland
Verfasst am: 21.11.08, 21:28 Titel:
@I-user
erhöhte Reizbarkeit deutet immer auf zu langes Erdulden/Erleiden hin. Möglicherweise spielen alte, unterdrückte Gefühle eine Rolle. Zu lange still halten verursacht u.U. Entladung an falscher Stelle. Was kann ein langsamer Fußgänger dafür?
Ich würde der Person zu einer Therapie raten. _________________ Vertrauen ist das Gefühl, einem Menschen sogar dann zu glauben, wenn man weiß, dass man an seiner Stelle lügen würde.
@Menschin: Dein Beitrag erinnert mich an den Film "Wutprobe" mit J. Nickolson und A. Sandler .
Die Person hat in der Phase lediglich etwas grob geantwortet, wurde nicht selbst "aktiv".
Zur Therapie: Die Person hat schon eine hinter sich, die auch bei Sucht o.a. geholfen hat. Aber dieses 'Problem' wurde da m.W. nicht behandelt.
Nun ist die "Genervt-Sein-Phase" (erstmal?) vorbei. _________________ Im Schlechten Gutes finden
Nun ist die "Genervt-Sein-Phase" (erstmal?) vorbei.
Das ist gut. Trotzdem sollte die Person versuchen, sich die Fähigkeit zum "nein"-Sagen und zum Dampf ablassen erhalten - Jetzt geht es noch auf die sanfte Art, wenn sie wartet, bis sich wieder viel zu viel angestaut hat, explodiert sie (wieder).
Und die Umwelt gewöhnt sich daran, ihr gar nicht erst "auf der Nase herumzutanzen" (auch wenn es sicherlich meist keine Absicht ist).
Sie können keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Sie können auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Sie können Ihre Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Sie können Ihre Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Sie können an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.