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Verfasst am: 11.04.08, 22:12 Titel: Wie finde ich den richtigen Therapeuten???
Hallo!
Seit etwa einem Jahr komme ich einfach aus einem Tief nicht mehr raus. Zukunftsängste, Selbstzweifel, verschiedene Probleme aus der Kindheit und Jugend (in der ich z.T. psychisch sehr unter meinen Eltern gelitten habe / und es immer noch tue) kommen zusammen. Zusätzlich noch ein Todesfall, der mich nicht losläßt. Es kommt einfach alles zusammen. Und ich glaube, daß ich da alleine nicht mehr raus komme. Meine Familie ist mit der Situation sichtlich überfordert und interessiert sich nicht für mein Problem und/oder will es einfach nicht wahr haben. Denn irgendwie ist jeder gewohnt, daß ich eigentlich immer "funktioniert" habe und nie weiter "Probleme gemacht" habe. Nach außen funktioniere ich auch jetzt noch, aber psychisch bin ich ziemlich am Ende.
Nun habe ich im Internet nach Therapeuten gesucht. Da gibt es ja sehr viele: Mediziner, Psychiater, Psychotherapeuten, Heilpraktiker mit Pyschotherapie-Ausbildung und und und. Nur welcher ist der richtige??? Was ist für mein Problem angebracht? Wie finde ich den passenden? Denn ich will nicht den Schritt machen und mich damit vielleicht noch tiefer ins Unglück stürzen...
Gibt es Empfehlungen? Wichtige Punkte, die ich bei der Auswahl berücksichtigen sollte?
keine leichte Situation, die Du beschreibst; bei den Umständen aber ist jedenfalls Deine Entscheidung zur Suche eines kompetenten Ratgebers die richtige. Für die Wahl hinge es dann davon ab, was Du selber möchtest: Entweder medikamentöse Symptomunterdrückung und Abwarten, bis die Krise sich 'von selbst' erledigt? - dann käme ein Fachmensch aus der psychatrischen Richtung in Frage. Oder Aufarbeitung der Ursachen Deiner Krise? (- von denen die am meisten maßgeblichen aller Wahrscheinlichkeit nach in Deiner Kindheit gelegen sind. So ist es - statistisch gesehen - regelmäßig, wenn man als Erwachsener irgendwelche an sich recht 'leicht' zu verarbeitenden Ereignisse nicht, nach einer angemessenen Zeit der Trauer etwa bei einem Todesfall, verkraftet.) Wenn Du letztere Möglichkeit ins Auge fasst, wärest Du also bei einem Psychologen an der richtigen Adresse - Frage wäre hier wiederum: welcher Richtung?
Verhaltenstherapie oder Gesprächsanalyse? - zielen ersteren Falls auf eine 'Umprogrammierung' und letzteren Falls auf Klärung des bewussten Bereichs der Psyche, und gehen m. E. beide nicht in die Tiefe. So wäre - wenn es das ist, was Du möchtest - eher jemand von der traumanalytischen Schule angebracht, insfern hierbei z.B. traumatische Erlebnisse der frühen Kindheit aufgedeckt und untersucht werden, die sich der bewussten Zugänglichkeit auf den Wegen der anderen Therapien mehr oder weniger entziehen oder sogar von der Untersuchung gezielt ausgeklammert werden. Nachteil wäre, dass es sich bei der Traumanalyse - "der Königsweg in das Unbewusste" nach Freud - um ein leider sehr langwieriges Verfahren handelt.. leider ohne mir bekannte brauchbare Alternative...
Die psychiatrische Richtung werde ich dann also schon mal streichen. Denn mein Problem medikamentös niederbuttern will ich definitiv nicht!
Dann ist wohl doch eher ein Psychologe angesagt. Ich wurde von meinen Eltern nicht mishandelt, geschlagen oder sonst was. Für Außenstehende wahrscheinlich eine völlig intakte Eltern-Kind-Beziehung. Es war eher subtiler, bestimmt keine böse Absicht. Aber für mich belastend.
Umprogrammieren möchte ich mich auch nicht lassen. Ich lebe eigentlich relativ bewußt und möchte mich nicht manipulieren lassen. Ich möchte "nur" meine Probleme aufarbeiten und Lösungsansätze für die Zukunft finden...
Ich werde mich also wohl mal in Richtung traumanalytische Schule erkundigen.
Freut mich, dass Du Deine Krise ursächlich hinterfragen möchtest und dafür ins Auge fasst, Dich mit Deinen Träumen auseinanderzusetzen! Bestimmt werden darin oft Deine 'Eltern' auftauchen, d.h. jene Anteile ihres Verhaltens, die von Deiner Psyche ab ihrer Geburt verinnerlicht wurden, und die auch dann, wenn sie gewiss gut gemeint waren, irgendwelche Konflikte mit Deinen angeborenen Triebforderungen erzeugten. Als Kind kann man das oft nur sehr schlecht bewältigen, oftmals ein Leben lang daran leidend...
Wenn Du inzwischend schon ein bisschen recherchiert haben solltest, bist Du vielleicht bereits auf Infos gestoßen, wonach es in der Hauptsache zwei große Schulen der Tiefenpsychologie gibt, die jeweils für sich allein beanspruchen, mittels Traumanalyse einen Zugang zum Unbewussten erschließen zu können: die von C.G. Jung und die von Sigmund Freud.
Hier kurz skizziert die wesentlichen Unterschiede beider Ansätze:
>> Der von Jung beinhaltet eine Art Katalog oder Schema, das weitgehend kulturell determiniert ist, und durch dessen Anwendung sich die in den Träumen der Patienten vorkommenden Symbole global einer also vom Autor dieser sog. "Archetypenlehre" selbst festgelegten Bedeutung zuordnen lassen sollen. Leider habe ich keine persönlichen Erfahrungen mit dieser Art Therapie, aber ich stelle es mir so vor, dass der Arzt beim Deuten der Träume seiner Patienten - plump gesagt - im Katalog nachließt, um so nach und nach die "Botschaft" wie ein Puzzel zusammenzusetzen...
>> Freuds Ansatz ist primär in der Biologie verankert, bzw. allgemein den Naturwissenschaften, zeigt sich entsprechend sehr kritisch gegen alle dem Kinde vor Erwachen seines kritischen Denkvermögens anerzogenen Sitten und Gebräuche (vgl. "Das Unbehagen in der Kultur") und favorisiert keinen 'Katalog', sondern - im Gegenteil - die Methode der "Freien Assoziation" zur Analyse der Träume. Demnach ist es die Psyche jedes Patienten selber, die die Symbole jeden Traumes immer von neuem zusammenstellt, ihre jeweilige Bedeutung dabei bestimmend, und muß(!) man ihn befragen - d.h. in jeder Sitzung frei über jedes der Symbole assoziieren lassen -, wenn man die in jedem Traum enthaltene Botschaft des Unbewussten aufdecken will.
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