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Anmeldungsdatum: 01.11.2007 Beiträge: 297 Wohnort: Berlin
Verfasst am: 28.05.08, 15:01 Titel: Die Ärzte und die Pharma
„Jedes Pharmaunternehmen weiß: Um ein Medikament an den Patienten zu bringen, braucht es den Arzt. Was aber, wenn die Auswahl an Medikamenten riesengroß ist, der Arzt also mal dieses, mal jenes Medikament verordnen kann? Dann braucht es Anreize. Die bestehen für viele Pharmaunternehmen aber nicht darin, bessere Medikamente herzustellen, sondern den Arzt stärker zu beeinflussen als die Konkurrenz.“ (aus Grill, Markus: Kranke Geschäfte, Reinbek 2007, Seite 181).
Im Programm der 82. Tagung der Bayerischen Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde e. V. (BGGF) – 7. Bayerischer Gynäkologentag, der morgen in Augsburg beginnt, scheint dies wieder einmal deutlich zu werden:
Lunchsymposium im Mozartsaal – „Schutzimpungen für die Frau – wann, wie und welche?“ – ausgerichtet durch GlaxoSmithKline
Lunchsymposium im Mozartsaal – „HPV-Impfung – Vorsprung durch tetravalentes Design“ – ausgerichtet durch Sanofi Pasteur MSD
Lunchsymposium im Fuggerzimmer – „Aktuelle Aspekte zur endokrinen Mammakarzinomtherapie“ – ausgerichtet durch AstraZeneca
Und dann gibt es da noch eine „Ausstellung“, auf der u. a. folgende Firmen vertreten sind (für deren „Unterstützung“ man sich ausdrücklich bedankt):
Aesculap AG & Co. KG,
Ardo Medical GmbH
Astellas Pharma GmbH
AstraZeneca GmbH
Baxter Deutschland GmbH
Bayer Vital GmbH, Women's Healthcare
Brenner Medial GmbH
Büttner-Frank GmbH
Cellpharm GmbH
Cook Deutschland GmbH
Essex Pharma GmbH
Ethicon Women's Health & Urologie
Ferring Arzneimittel GmbH
GE Healthcare
GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG
Dr. Grandel GmbH
Heltschl GmbH
Hexal AG
Jenapharm GmbH & Co. KG
Dr. Kade / Besins Pharma GmbH
Medice, Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG
Novartis Pharma GmbH Oncology
Nycomed Deutschland GmbH
Organon GmbH
Pfizer Pharma GmbH
Philips Medizin System GmbH
Pierre Fabre Pharma GmbH
Roche Pharma AG
Rudolf Medical GmbH + Co. KG
Sanofi-Aventis Deutschland GmbH
Sanofi Pasteur MSD GmbH
Sanol GmbH
Schaper & Brümmer GmbH & Co. KG
Schebo Biotech AG
Schmitz u. Söhne GmbH & Co. KG
Solvay Arzneimittel GmbH
Sonoace GmbH, Marl
Karl Storz GmbH & Co. KG
Takeda Pharma GmbH
Vita 34 AG
Angesichts dessen könnte man meinen, zum Gynäkologentag kommen mehr Firmen als Ärzte. Tatsache ist jedenfalls, dass die Pharmaindustrie mittlerweile mehr für Werbung und Marketing ausgibt als für die Forschung.
„Eines verdrängen die beschenkten Ärzte dabei gern: dass die Pharmaindustrie nichts wirklich zu verschenken hat. Denn ihre ‚Marketingausgaben’ holen sich die Unternehmen wieder über hohe Medikamentenpreise von den Krankenversicherten zurück.“ (Grill a.a.O.)
Dies scheinen die Ärzte auch zu vergessen, wenn sie sich darüber ereifern, dass für Arzneimittel mittlerweile mehr ausgegeben wird als für die ambulante Versorgung.
Wer aber selbst dazu beiträgt, dass seine Kuchenstücke immer kleiner werden, sollte darüber nicht auch noch jammern.
Verfasst am: 28.05.08, 19:36 Titel: Dieser Beitrag ist reine Irreführung.
Er soll dem Dummvolk unters Hemd jubeln, da würden Ärzte mit irrsinnig teurem Luxus dazu bestochen, die Kassenbeiträge ihrer Patienten sinnlos zu verschleudern.
Bei den genannten Beispielen geht es gerade n i c h t um riesengroße Auswahlen von Präparaten, von denen mal dieses, mal jenes verordnet werden kann:
1. Zur HPV-Schutzimpfung gibt es auf dem Weltmarkt genau zwei Präparate. Sie kosten fast identisch.
2. Zur endokrinen Mammakarzinom-Therapie sind vier Aromatasehemmer halbwegs neu im Markt, die Preise sind fast identisch. Daneben gibts einen einzigen Estradiolrezeptorblocker.
Ergo:
Es k a n n bei den genannten Themen gar nicht darum gehen, dass die Pharmafirmen einander zum Schaden der Kassenleute Verordnungen abjagen und dazu die Ärzte mit Symposien "bestechen".
Vielmehr kann es nur darum gehen, dass diese Schutzimpfungen oder halbwegs neuen endokrinen Therapien ü b e r h a u p t stattfinden.
Wenn Ihnen d a s nicht Recht ist, verehrte/r gesundbrunnen, dann brauchen Sie das nur öffentlich und wirksam zu sagen.
Ansonsten bitte ich, sich zum Thema Pharmapreise samt deren innerer und äußerer Rechtfertigung gefälligst 1. mit der Pharma selber, 2. mit Herrn Steinbrück zu zerfen.
Im Übrigen denke ich, verehrte/r gesundbrunnen, Sie wissen genau, was ein Symposion ist. Hab Sie jedenfalls so wo auch schon angetroffen. Es ist in der Regel ein extrem anstrengender/s Halbtag bis Wochenende, normalerweise an einem sonst arbeitsfreien Tag. Meistens irgendwo zentral, also entstehen dem Teilnehmer selbst Fahrt- und oft Übernachtungskosten.
Wenns nett gemacht ist, gibts bei einem Lunch-Symposion ein Lunchpaket, manchmal gibts tatsächlich ein Abendessen und sonst Werbemüll.
Wenn Ihnen d a s nicht Recht ist, verehrte/r gesundbrunnen, dann müssen Sie halt ein Gesetz schreiben lassen, in dem steht, Fortbildungen für Gynäkologen haben künftig in sagenwermal solchen Naturfreundehäusern stattzufinden, denen der Hauswirt wegen der überwältigenden Solidaritätsbeweise seiner Gäste noch nicht davongelaufen ist (dochdoch, gibts noch), und die Veranstalter gynäkologischer Fortbildungen haben künftig sicherzustellen, dass die Teilnehmer ihre Vesperpakete selber mitbringen. Ich würds Fachärztefortbildungsstärkungsgesetz nennen...
PR _________________ Von Fremdinteressen freie an Patienteninteresse orientierte eigene Meinung.
Anmeldungsdatum: 01.11.2007 Beiträge: 297 Wohnort: Berlin
Verfasst am: 29.05.08, 08:08 Titel: Re: Dieser Beitrag ist reine Irreführung.
Irreführend ist im Wesentlichen Ihr Beitrag.
PR hat folgendes geschrieben::
Zur HPV-Schutzimpfung gibt es auf dem Weltmarkt genau zwei Präparate. Sie kosten fast identisch.
In der Tat sollte man hier besser von einem Kartell reden (mit denselben Auswirkungen auf die Ausgaben). Denn diese sauteure Impfung (die teuerste, die es je gab) unterscheidet sich in ihrem Preis bei den beiden Anbietern GSK und Sanofi Pasteur MSD - wen wundert's - nur um wenige Cent.
Nur folgerichtig, dass auch die beiden Impf-Lunchsymposien zwischen diesen beiden Unternehmen gerecht aufgeteilt wurden.
Und auch wenig erstaunlich, mit welchen Überredungskünsten (um nicht zu sagen: Druck) diese noch nicht ganz unumstrittene Impfung in vielen Gynäkologenpraxen verkauft wird.
Und was Sie mit "Vesperpakete selber mitbringen" etwas lächerlich zu machen suchen, sollte doch nur selbstverständlich sein: dass jeder sein Essen selbst zahlt...
www.mezis.de
In den nächsten Tagen ist ganz hier in der Nähe ein Symposion. Stand auch in der Zeitung, wer's moderiert.
Vesperpaket parat ?
"nu zum saage..."
Nochmal
1. Wenn jemandem die d e u t s c h e n Pharmapreise nicht passen, dann sollte er sich mit den Herstellern und dem mitkassierenden Finanzminister zusammensetzen.
2. Wenn jemandem eine von der zuständigen halbstaatlichen Stelle empfohlene Schutzimpfung nicht passt, dann sollte er sich mit der zuständigen halbstaatlichen Stelle zusammensetzen, den Beschluß rückgängig machen und das vor dem Volk vertreten.
Aber es ist total daneben, die verordnenden Ärzte dafür
1. in Haftung zu nehmen
2. als Profiteure zu diffamieren.
PR _________________ Von Fremdinteressen freie an Patienteninteresse orientierte eigene Meinung.
Verfasst am: 29.05.08, 23:59 Titel: Zur nicht ganz unumstrittenen HPV-Impfung
existiert ein aufklärendes Merkblatt des RKI.
Ist kaum in Papierform dranzukommen.
Habs gescannt und drucks auf meine Kosten denen aus, die mich nach der HPV-Impfung fragen.
So viel zum Thema Überredungskünste (um nicht zu sagen: Druck), mit dem diese noch nicht ganz unumstrittene Impfung in vielen Gynäkologenpraxen verkauft wird.
Dass klar ist: verkauft wird hier garnix. Sondern hier werden staatliche Vorgaben abgearbeitet. Zu welchen staatlichen und halbstaatlichen Institutionen und ihren Vorgaben wollen Sie die Gynäkologen denn noch in Widerspruch setzen ?
PR _________________ Von Fremdinteressen freie an Patienteninteresse orientierte eigene Meinung.
Anmeldungsdatum: 01.11.2007 Beiträge: 297 Wohnort: Berlin
Verfasst am: 30.05.08, 07:38 Titel: Re: Zur nicht ganz unumstrittenen HPV-Impfung
PR hat folgendes geschrieben::
Dass klar ist: verkauft wird hier garnix. Sondern hier werden staatliche Vorgaben abgearbeitet.
Was denn für staatliche Vorgaben?
Existiert etwa ein Impfzwang?
Und "staatlich" ist auch gut. Es ist ja nicht mal der GemBA, der das alleinige Sagen hat, sondern die STIKO, an deren Stelle man auch gleich die Pharmalobby selbst über die in den GKV-Katalog aufzunehmenden Impfungen entscheiden lassen könnte.
Aber das alles ist wieder off-topic, wobei die HPV-Impfung eine willkommene Kompensation dafür zu sein scheint, dass "die jährliche Krebsvorsorge...auf einen längeren Turnus geändert werden" wird:
Anmeldungsdatum: 15.09.2004 Beiträge: 4711 Wohnort: Bad Nauheim
Verfasst am: 30.05.08, 10:19 Titel: Re: Dieser Beitrag ist reine Irreführung.
gesundbrunnen hat folgendes geschrieben::
Und auch wenig erstaunlich, mit welchen Überredungskünsten (um nicht zu sagen: Druck) diese noch nicht ganz unumstrittene Impfung in vielen Gynäkologenpraxen verkauft wird.
Epid Bull 12/07 hat folgendes geschrieben::
Die Ständige Impfkommission hat auf ihrer 56.Sitzung am 27.und 28.Fe bruar
2007 nach Abstimmung mit den Bundesländern und unter Berücksichtigung der
Stellungnahmen weiterer betroffener Kreise eine Empfehlung zur generellen Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) für Mädchen im Alter von 12 bis 17
Jahren verabschiedet. Dieser Beschluss und die wissenschaftliche Begründung aus
epidemiologischer Sicht werden auf Grund des großen öffentlichen Interesses und
des Wunsches nach Standards für die Anwendung dieses Impfstoffes im Folgenden
ausnahmsweise vorab veröffentlicht.Der reguläre Termin der Veröffentlichung des
Impfkalenders und der weiteren Empfehlungen der STIKO im Juli des Jahres 2007
bleibt unverändert bestehen.
Anmeldungsdatum: 15.09.2004 Beiträge: 4711 Wohnort: Bad Nauheim
Verfasst am: 30.05.08, 11:08 Titel:
Liebe gesundbrunnen,
Empfehlungen und Leitlinien geben ja den "Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse" wieder und stellen verbindliche Handlungskorridore dar. Wer solche Korridore als Arzt verläßt setzt sich dem haftungsrechtlichen Risiko aus, Patienten nicht nach dem Stand der Wissenschaft bzw. "Facharztstandard" behandelt zu haben.
Den Sinn von offiziellen Empfehlungen und Leitlinien kann man mit entsprechender Qualifikation ev. fachlich aber nicht politisch hinterfragen. _________________ Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
www.medizin-forum.de
Anmeldungsdatum: 01.11.2007 Beiträge: 297 Wohnort: Berlin
Verfasst am: 30.05.08, 12:52 Titel:
Lieber Herr Jäckel,
dass sich, wer einer jungen Frau die HPV-Impfung nicht empfiehlt, "dem haftungsrechtlichen Risiko aussetzt, Patienten nicht nach dem Stand der Wissenschaft bzw. "Facharztstandard" behandelt zu haben", wird mangels jeglicher Rechtsgrundlage hierfür, nachdrücklich bestritten, wenn, wie so oft, die Praxis gar nicht wegen eben dieser Impfung, sondern aus einem ganz anderen Grund aufgesucht wurde.
Sonst wäre jeder Arzt verpflichtet, jedem Patienten alles zu empfehlen, was diesem irgendwie guttun könnte.
Der Umgang mit der Impfempfehlung ist schon die Sache eines jeden Arztes für sich.
"Der Umgang mit der Impfempfehlung ist schon die Sache eines jeden Arztes für sich."
Und zwar ausschließlich im Binnenverhältnis Patientin - Arzt.
Das muss so bleiben. Wer das ändern will, muss es allen sagen.
Zu "Rechtsgrundlage": die wird in den allermeisten vergleichbaren Fällen gar nicht von der Legislative gelegt sondern von der Jurisdiktion. Und da ist eben der Fall, dass ein Teenie irgendwann eine therapiepflichtige Dysplasie aufweist, dann zum Kadi rennt und der urteilt: der Doktor hat sie nicht nachweislich über die Möglichkeit der vorbeugenden Impfung aufgeklärt, keinesfallls von der Hand zu weisen. Auch deutsche Rechtsanwälte werden immer findiger, wenn der Tag lang ist.
Eine Zwischenfrage: wie anders - und warum ? - würden Sie das Verhalten des Arztes beurteilen, der einem fürs Pillenrezept hergekommenen Teenie, dem die Revaltüte aus der Handtasche fällt, sagt: die sollten Sie besser ganz wegschmeißen ?
Hätt nix dagegen, hier auch über die HPV-Impfung weiter zu diskutieren.
War allen Ernstes überrascht, wie flott die STIKO zu dieser Empfehlung kam. Getroffen hab ich sie nicht. Hätt mir ein paar andere Dinge dringender gewünscht. Die Entscheidungskriterien kenn ich nicht. Hab aber von nirgendwoher sachllich begründete Einwände gehört.
Noch überraschter war ich vom Verhalten der allermeisten Kassen. Die sind auf den Zug geschlossen aufgesprungen. Von einer Kasse (BKK Bahn Rosenheim) bin ich bezüglich der Frage Kassenrezept oder Privatrezept mit Kostenerstattung wortwörtlich angelogen worden. Die haben das wohl allesamt als prima Marketing-Gag aufgefasst.
PR _________________ Von Fremdinteressen freie an Patienteninteresse orientierte eigene Meinung.
Anmeldungsdatum: 15.09.2004 Beiträge: 4711 Wohnort: Bad Nauheim
Verfasst am: 30.05.08, 13:59 Titel:
Liebe gesundbrunnen,
das finden Sie im Arzthaftungsrecht: Wenn ein Arzt eine offizielle Empfehlung nicht befolgt und die Patientin hat daraus später negative Folgen zu tragen, kann sie ihn wegen unterlassener Sorgfalt drankriegen. Was wäre denn die ganze Qualitätssicherung per Leitlinien und der Fortbildungszwang wert, wenn jeder behandeln würde, wie er allein es für richtig hält. Das Fazit ist auch verbraucherrechtlich vernünftig umgekehrt: Gibt Sie dem Arzt den Schein, hat Sie nach der off. Empfehlung ein Recht auf eine Impfung hingewiesen zu werden. _________________ Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
www.medizin-forum.de
Besonders die Impfkosten sind mit einem Plus von 60 Prozent stark angestiegen, was das Ministerium ebenso wie den Anstieg bei den Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen positiv bewertet.
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