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Verfasst am: 09.10.08, 16:03 Titel: Verständnisfrage zum TSH Wert
Hallo,
ich habe eine Frage zum TSH Wert.
Bei meinem Mann ist vor ca. einem Jahr eine ausgedehnte fokale Autonomie der SD festgestellt worden. Es folgte eine Radiojodtherapie im Februar 2008.
Folgende Werte wurden vor Eingriff getestet (Januar):
TSHb 0,01 (0,27-4,2)
TRAK 0,5 (<1,0)
TPO <5,0 (<34)
Seit Radiojodtherapie wird vom Hausarzt ausschließlich der TSHb kontrolliert.
Nach 4 Wochen (März): TSHb <0,01
Im April: TSHb 0,33.
Im Juni: TSHb 1,93
Hier meinte der Hausarzt, dass voraussichtlich bei weiterem Anstieg Jodtabletten zugeführt werden müssen. (Der Referenzbereich geht aber bis 4,2). Meinen Mann hat diese Nachricht gar nicht begeistert. Er hat so gehofft, keine Dauermedikation zu bekommen.
Was ich nicht verstanden habe, ist, warum der Arzt nur TSHb testet. Das ist doch das Hormon, welches die SD anregt. Ich dachte, bei einem autonomen Geschehen produziert diese von alleine das relevante T3 und T4. Wenn davon genug im Körper zirkuliert, wird doch über die Rückkoppelung kein bzw. wenig TSH freigesetzt? (So habe ich mir den geringen TSH-Wert von <0,01 vor dem Eingriff erklärt). Angenommen, sein Körper setzt nun T3/T4 Mengen im Normalmaß frei, müsste doch zwangsläufig TSH in den Referenzbereich rutschen?
Ich habe danach meinen Mann gebeten, beim Arzt außer TSHb auch FT3 und FT4 kontrollieren zu lassen.
Im August: TSHb1,09 (leicht zurück gegangen)
FT3 2,8 (2,57-4,43)
FT4 1,2 (0,93-1,7)
Die Besprechung nach diesem Blutbild erfolgte telefonisch. Der Arzt meinte, das sähe gut aus. Die Tabletten sollte mein Mann weiter nehmen (?) Doc war wohl etwas verwirrt. Meine Mann nimmt ja noch keine.
Nun steht der nächste Termin an zur Blutabnahme. Wieder TSHb.
Ich hätte gerne gewusst, warum FT3 und FT4 nicht weiter wichtig sind oder warum eine Medikamentenindikation auf TSHb als Grundlage genügt?
Könnte mir da bitte jemand auf die Sprünge helfen? (Der Arzt ist nett aber ich möchte ihn nicht fragen. Habe Sorge, dass er das Nachfragen persönlich nimmt. Bin ja auch nicht Patient).
grundsätzlich reicht der TSH-Wert zur Beurteilung der hormonellen Funktionslage der Schilddrüse aus. Ich sage das ausdrücklich, auch wenn hier und anderswo immer wieder (meist von Laien) behauptet wird, das sei falsch.
Aber wie immer im Leben bestätigen Ausnahmen die Regel, und darum ist es manchmal doch sinnvoll, auch die SD-Hormone selbst zu bestimmen. Dies würde ich insbesondere dann machen, wenn der TSH auffällig ist, wenn bestimme Beschwerden auftreten, wenn Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung besteht usw....
Der TSH hat den Vorteil, dass er sehr sensibel auf Veränderungen im Hormonhaushalt reagiert, man kann mit diesem Wert oft schon viel früher erkennen, ob eine hormonelle Fehlfunktion besteht, als mit den SD-Hormonen selbst.
In Ihrem konkreten Fall reicht daher der TSH aus, ich würde aber gelegentlich zur Kontrolle die anderen Werte mitbestimmen, dies muss aber nicht bei jeder Blutabnahme sein.
Ihr Mann hatte eine funktionelle Autonomie, also ein Zentrum in der Schilddrüse, welches unkontrolliert Hormone produzierte. Dadurch sinkt der TSH-Wert gegen Null. Nun wurde eine Radiojod-Therapie gemacht, wodurch sozusagen eine innere Bestrahlung der Schilddrüse erfolgte. Ziel: Zerstörung des Zentrums, Nebenwirkung: Zerstörung auch anderer SD-Zellen. Daher kann es nach einer solchen Therapie auch zu einer Unterfunktion kommen.
In diesem Fall würde ich aber nicht mit Jod, sondern mit Schilddrüsenhormonen behandeln (wenn erforderlich), denn hier liegt dann ja kein Jodmangel vor, sondern ein "Zuwenig" an noch funktionierendem Schilddrüsengewebe. Da hätte Jod keinen Einfluss darauf.
Jod wäre nur dann sinnvoll, wenn gleichzeitig auch ein Jodmangel bestünde. Dies wäre möglich, geht jedoch aus Ihren Ausführungen nicht hervor. Da der TSH im August aber gesunken ist, wird wohl zunächst keine Therapie erforderlich sein. _________________ Alles Gute
Ralf Tillenburg
Arzt für Allgemeinmedizin
www.praxis-tillenburg.de
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